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Samstag, 30. April 2011, 20:15 MESZ


Gewitter, Tornados, Starkregen

USA
24.-28.04.2011


Foto: Storm Reports (Tornado-, Orkanböen-,
und Großhagelmeldungen)
am 17.04.2011.
Quelle: SPC

Eine verheerende Serie von Tornados richtete Ende April 2011 im Süden der USA immense Schäden an und kostete mehr als 350 Menschen das Leben. Allein in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama starben infolge eines Tornados mindestens 46 Menschen. Vorläufigen Daten zufolge wurden innerhalb von vier Tagen 426 Tornados beobachtet, so viele wie noch nie bei einem Tornado-Ausbruch im April.


Wetterlage und Entwicklung

Ende April 2011 lag der Südosten der USA auf der Vorderseite eines breiten, sich nur langsam ostwärts verlagernden Höhentroges in einer kräftigen Südwestströmung, mit der warme und feuchte Luft vom Golf von Mexiko nordostwärts geführt wurde. Den Übergang zu kälterer Luft markierte eine lang gestreckte Luftmassengrenze, die am 25. über New Mexico, Texas, Oklahoma, Missouri und Illinois in den Nordosten der USA verlief. Im Bereich dieser Luftmassengrenze entwickelten sich mehrere Tiefdruckgebiete; ein besonders kräftiges entstand zum 26. über Oklahoma und zog innerhalb von 24 Stunden auf nördlicher Bahn in Richtung der Großen Seen. Auf seiner Vorderseite verstärkte sich der Zustrom feuchtwarmer Luft aus südlichen Richtungen. Der als Kaltfront des Tiefs in Erscheinung tretende südwestliche Teil der Luftmassengrenze wurde an der Verlagerung nach Osten durch weitere Tiefentwicklungen über Texas zunächst gehindert und als Warmfront wieder etwas nach Nordwesten rückläufig. Erst auf der Rückseite eines weiteren kräftigen Tiefs, das sich im Laufe des 27. ebenfalls über dem Nordosten von Texas formierte und danach rasch nordostwärts wanderte sowie mit der gleichzeitig erfolgenden Passage des Höhentroges setzte sich die Kaltfront beschleunigt in Richtung Ostküste in Bewegung.

Bodendruckanalysen vom 25. bis 28.04.2011 | Quelle: NOAA/HPC
25.04.2011, 00 UTC 26.04.2011, 00 UTC 27.04.2011, 00 UTC 28.04.2011, 00 UTC
Potentielle Äquivalenttemperatur in 850 hPa und Bodendruck vom 25. bis 28.04.2011 | Quelle: WeatherOnline
25.04.2011, 00 UTC 26.04.2011, 00 UTC 27.04.2011, 00 UTC 28.04.2011, 00 UTC

Im unmittelbaren Umfeld der Luftmassengrenze kam es bereits am 24. und 25. in einem breiten Streifen vom Osten Oklahomas über den Norden von Arkansas und den Süden Missouris bis nach Illinois und Indiana zu starken Regenfällen mit Mengen um und zum Teil deutlich über 100 mm innerhalb von 24 Stunden (z. B. Muskogee Davis Field / OK 169 mm). Am 26. waren vor allem Arkansas und die östlich angrenzenden Bundesstaaten von teilweise gewittrigen Starkregenfällen betroffen. Innerhalb von 48 Stunden bis zum 27., 12 UTC summierten sich beispielsweise in Senatobia (Missouri) 204 mm.

Tägliche interpolierte Niederschlagsmenge im Osten der USA vom 25. bis 28.04.2011 | Quelle: NOAA/AHPS
25.04.2011 26.04.2011 27.04.2011 28.04.2011

Die heftigen Regenfälle zum einen durchnässten die Böden und schufen durch das hohe Feuchtigkeitsdargebot günstige Voraussetzungen für die nachfolgenden Entwicklungen. Andererseits wurde auf der Vorderseite der abschließenden Tiefentwicklung extrem warme und feuchte Luft in die südöstlichen Bundesstaaten gelenkt, wie die Werte der äquivalentpotentiellen Temperatur in 850 hPa - ein Maß für die Temperatur und den Feuchtegehalt der Luftmasse - von teilweise bis zu 70 °C zeigen. In dieser potentiell hochgradig labil geschichteten Luftmasse setzten ab den frühen Abendstunden des 27. (UTC) an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Arkansas und Mississippi die so folgenschweren konvektiven Entwicklungen ein. Vorlaufend der Kaltfront des Tiefs breiteten sich die Gewitter im weiteren Verlauf und zur günstigen Tageszeit über große Teile Tennessees und Alabamas aus. Am Abend des 28. (UTC) erreichte das sich zwischenzeitlich neu formierende Gewitterband in nunmehr linienartiger Form die Ostküste und zog später auf den Nordatlantik hinaus.

Niederschlagsradarbilder aus Alabama und Umgebung vom 27. und 28.04.2011 | Quelle: NCAR
27.04.2011, 18 UTC 28.04.2011, 00 UTC 28.04.2011, 06 UTC 28.04.2011, 12 UTC

Innerhalb von vier Tagen vom 25. bis zum 28. wurden - Stand dieses Artikels - dem Storm Prediction Center des nationalen Wetterdienstes 426 Tornadosichtungen gemeldet, davon allein 259 am 27. Bestätigt wurden derweil mehr als 200 Meldungen, was den Tornado-Ausbruch zum größten bislang in einem April beobachteten in den USA machte. Mindestens ein Tornado erreichte die höchste Stufe fünf auf der erweiterten Fujita-Tornado-Skala. Bisher brachten überhaupt erst zwei Ausbrüche in den Jahren 2003 und 2004 mehr als 150 Tornados hervor.

Storm Reports (Tornado-, Orkanböen-, und Großhagelmeldungen) vom 25. bis 28.04.2011 | Quelle: NOAA/SPC
25.04.2011 26.04.2011 27.04.2011 28.04.2011

Durch die Unwetter kamen mehr als 350 Menschen ums Leben, die Schäden beliefen sich ersten Schätzungen zufolge auf 2 bis 5 Milliarden US-Dollar. Besonders schwer getroffen wurde die 90.000-Einwohner-Stadt Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama, als ein Tornado der vierten oder fünften Kategorie - eine endgültige Bewertung stand zunächst noch aus - über Teile der Stadt hinwegzog. Allein durch diesen Tornado kamen mindestens 46 Menschen ums Leben, mehrere hundert wurden verletzt. Ganze Wohngebiete wurden dem Erdboden gleichgemacht. In sieben Bundesstaaten galt der Notstand, mehrere Gouverneure riefen die Nationalgarde um Hilfe.

Bereits zuvor (siehe hier und hier) hatten Tornados im April 2011 in den USA zahlreiche Schäden angerichtet. Mit knapp 1.000 Tornadomeldungen bis zum 28.04. lag das Jahr 2011 hinsichtlich der Anzahl der Tornados bis zu diesem Termin deutlich über dem Mittel der Jahre 2005 bis 2010. In diesem Zeitraum traten im gesamten Jahr durchschnittlich etwa 1.500 Tornados auf, bis Ende April rund 500.

Tornado-Statistik
Quelle: NOAA/SPC

Unterdessen lösten die heftigen Regenfälle zusammen mit bereits zuvor in diesem Monat aufgetretenen Starkniederschlägen Hochwasser an den Flüssen Ohio und Mississippi aus. An deren Zusammenfluss nahe der Stadt Cairo in Illinois wurde ein hundertjähriges Hochwasser erwartet. In New Madrid (Missouri), etwa 65 Kilometer stromauf des Zusammenflusses, erreichte der Mississippi den zweithöchsten Stand seit Messbeginn.


Animation von GOES-E-Satellitenbildern im Abstand von 5 bis 15 Minuten vom 26. bis 28.04.2011.
Quelle: NOAA/NNVL



Text: CE



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