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4. September 2005, 01:20 MESZ

Hurrikan 12L
"Katrina", 23.-31.8.2005
Florida, Louisiana, Mississippi


Satellitenbild: 29.8.05, 16:30 UTC, NOAA 17 IR/VIS
Quelle: CIMSS, Madison

Tropischer Wirbelsturm 12L, "Katrina"
Einer der heftigsten Wirbelstürme, die je auf dem nordatlantischen Ozean bzw. im Golf von Mexiko tobten, richtete schwerste Verwüstungen an der US-amerikanischen Golfküste an. Das erste Mal in Erscheinung trat "Katrina" am 23.8.2005 bei den Bahamas, zog dann unter Verstärkung zunächst in nordwestliche, dann in westliche Richtung auf die Küste Südfloridas zu; als Hurrikan der Kategorie 1 erfolgte der Übertritt auf das Festland bei Broward (Miami Dade County) unweit von Miami in der Nacht vom 25. auf den 26.8.2005. Das Auge hatte einen Durchmesser von rund 40 Kilometern. Noch gab sich "Katrina" relativ moderat, die größten Windgeschwindigkeiten und Regenmengen traten auf der Süd- und Ostseite des Zentrums auf; Miami registrierte eine Windbö von 72 kt (133 km/h) und eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 99 mm. Den tiefsten Druck in Südflorida maß der National Weather Service mit 983.1 hPa in Sweetwater. Während "Katrina" Florida südwestwärts überquerte, verlor sie an Kraft und den Hurrikanstatus.

Zugbahn "Katrina"
Quelle: CIMSS
Zugbahn "Katrina"
Quelle: NHC
Radaranimation (GIF-Film, 2.3 MB)
Quelle: Wunderground

Mit Erreichen des Golfs von Mexiko jedoch fand "Katrina" offenbar exzellente Entwicklungsbedingungen vor, sie übertraf alle Modellprognosen und überschritt am 28.8.2005 die Schwelle zur höchsten Kategorie 5 - zu diesem Zeitpunkt fegten Mittelwinde von 150 kt (278 km/h) und Böen bis 185 kt (343 km/h) über den Golf von Mexiko. Mit einem Druck im Zentrum von 902 hPa zählt "Katrina" zu den stärksten jemals aufgetretenen Hurrikanen. Mehr und mehr zeichnete sich ab, dass der Landfall in der Nähe der Mississippimündung erfogen und sowohl Ölplattformen als auch die Metropole New Orleans massiv bedrohen würde. So kam es dann auch, der Hurrikan schwächte sich vor Erreichen der Küste zwar etwas ab, ging aber immer noch mit Kategorie 4 an Land. Das Auge überquerte am 29.8.2005 gegen 11 UTC die Küstenlinie bei Grand Isle, rund 90 Kilometer südlich von New Orleans, und zog dann ganz knapp östlich an New Orleans vorbei landeinwärts. Sturm in Hurrikanstärke (Mittelwinde > 117 km/h) trat noch bis 200 Kilometer von der Küste entfernt auf. In den Folgetagen führte der weitere Weg "Katrinas" unter rascher Abschwächung über Land nord- bis nordostwärts bis hinauf nach Neufundland und Labrador, wo sich der Sturm schließlich am 31.8.2005 auflöste.

Radarbilder des Hurrikans "Katrina" beim Landgang und der Überquerung von Florida am 25./26.8.2005 sowie beim endgültigen Landgang in Louisiana am 29.8.2005.
Quelle: UCAR
25.8.2005, 23:57 UTC 26.8.2005, 01:59 UTC 26.8.2005, 04:00 UTC 26.8.2005, 05:55 UTC
29.8.2005, 11:00 UTC 29.8.2005, 11:59 UTC 29.8.2005, 12:57 UTC 29.8.2005, 13:56 UTC

Niederschlag
Tropische Wirbelstürme führen immer extrem feuchte Luftmassen mit sich. Die Niederschlagsmengen können gewaltig sein und besonders in gebirgigem Terrain (zB Taiwan, Japan, Reunion) mehr als 1000 mm binnen eines Tages erreichen. Selbst in flachen Gegenden fallen mühelos mehrere Hundert mm.
Für die zu erwartenden Niederschlagsmengen in Florida orientierte man sich an den Regenfällen, die der Hurrikan "Irene" 1999 mit sich brachte. So kam man für Südflorida zu einer Schätzung von 6-12 inch (152 bis 305 mm) und erwartete lokal 15-20 inch (381 bis 508 mm). Und tatsächlich betrug die höchste gemessene Regenmenge "Katrinas" 16.33 inch (415 mm) in Perrine im South Miami County, in der Homestead Air Reserve Base fielen 14.04 inch (357 mm) und in der Nähe von Florida City 12.25 inch (311 mm).
Ähnliche Mengen von 250 bis 300 mm kamen ein paar Tage später auch im südlichen Louisiana, im südlichen Mississippi und im südwestlichen Alabama zusammen. Die Niederschlagssummenkarte für die USA und die Woche vom 27.8. bis zum 2.9. zeigt eindrucksvoll die Zugbahn des tropischen Wirbelsturms über den nordamerikanischen Kontinent hinweg nordostwärts; bis nach Maine brachte "Katrina" vierlerorts mehr als 100 mm Niederschlag. Tupelo (Mississippi) registrierte 114 mm, Akron (Ohio) 100 mm, Cincinnati (Ohio) 82 mm, Montreal (Kanada) 65 mm.


Niederschlag bei Durchzug des Hurrikans "Katrina" (von links): Niederschlag USA vom 27.8. bis zum 2.9.2005; Niederschlag in Südflorida vom 25.8.2005, 1:08 UTC, bis 26.8, 21:58 UTC; Niederschlag in Louisiana vom 27.8. bis zum 2.9.2005
Quelle: NOAA Regional Climate Center Quelle: NWS Quelle: National Weather Service (NWS)

Auswirkungen, Schäden
Bei einem tropischen Wirbelsturm, der mit sintflutartigen Regenfällen und Windböen über 250 km/h an Land geht und für Sturmfluten sorgt, sind zumindest im unmittelbaren Küstenbereich weitgehende Zerstörungen an Gebäuden und der Infrastruktur unausweichlich.
In Südflorida kamen mindestens 12 Menschen direkt oder indirekt durch den Wirbelsturm ums Leben. 100.000 Haushalte waren ohne Strom. An Gebäuden und der Infrastruktur entstand ein Schaden von rund 100 Mio. US$, die Schäden in der Landwirtschaft belaufen sich auf 423 Mio US$.

Ganz andere Dimensionen, die auch 6 Tage nach der Passage von "Katrina" noch immer nicht abgeschätzt werden können, nehmen die Schäden und die Zahl der Todesopfer an der US-amerikanischen Golfküste an. Trotz der Evakuierung Hunderttausender Einwohner kamen mehrere Hundert Menschen ums Leben, möglicherweise sogar mehrere Tausend. "Katrina" könnte damit seit dem Erdbeben von San Francisco 1906 die meisten Menschenleben bei einer Naturkatastrophe gefordert haben, damals kamen rund 6000 Menschen ums Leben. Im Golf von Mexiko rissen sich etliche Ölplattformen los, viele wurden beschädigt. Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden die Städte New Orleans in Louisiana, Biloxi und Gulfport im Bundesstaat Mississippi sowie Mobile in Alabama. Mindestens 350.000 Häuser bleiben zerstört und eine Million Einwohner obdachlos zurück. Als besonders problematisch erweist sich die spezifische Lage von New Orleans, bei der sich weite Teile der Stadt einige Meter unterhalb des Meeresspiegels befinden. Zwar schützen Dämme die Stadt, aber schon bei normalen Verhältnissen sind Pumpen ständig in Betrieb. Im Norden befindet sich der Lake Pontchartrain, dessen Pegel knapp über Normalnull liegt, im Süden trennen Dämme das Innere der Stadt vom Mississippi, dessen Wasserspiegel bei einem durchschnittlichen Hochwasser 3 Meter ü NN liegt. Einem gewaltigen Hurrikan wie "Katrina", der das Wasser des Mississippi die Mündung hinauf drückt, und der einige Hundert mm Niederschlag in kurzer Zeit bringt, halten aufgeweichte Dämme nicht stand. Ein Damm am Lake Pontchartrain brach und riesige Wassermassen strömten in die Stadt. Ein solches Leck lässt sich auch kaum schließen, das ausströmende Wasser sorgt durch rückschreitende Erosion eher noch für eine Verbreiterung der Bruchstelle. Zudem waren durch Stromausfall sämtliche Pumpen ausgefallen. In einigen Stadtteilen steht das Wasser noch immer meterhoch und man rechnet mit 3 Monaten, bis die Wassermassen wieder aus der Stadt heraus gepumpt sein werden.
Nicht zum ersten Mal suchte ein Hurrikan die Metropole im Süden Louisianas heim: "Betsy", ein Wirbelsturm der Kategorie 2, forderte 1965 mehr als 70 Todesopfer. Und letztes Jahr verfehlte "Ivan" die Stadt nur knapp und setzte weite Küstenlandstriche unter Wasser.
Die Schadenssumme könnte sich nach Schätzungen der auf Risikoanalysen spezialisierten US-Firma Risk Management Solutions (RMS) auf 100 Milliarden US$ (80 Milliarden EURO) belaufen. Die Summe errechnet sich aus den direkten Schäden durch den Hurrikan und der anschließenden Überschwemmung von New Orleans. Bevor die Dämme brachen, hatten die Schäden von "Katrina" 25 Milliarden US$ betragen. Mit "Katrina" verzeichnet die Versicherungswirtschaft vermutlich den teuersten Naturkatastrophenschaden ihrer Geschichte (versicherter Schaden 30 Milliarden EURO) und entsprechende Belastungen kommen auf die Rückversicherer wie Münchner Rück, Hannover Rück oder Swiss Re zu.
Hurrikane können das Schicksal einer Stadt besiegeln. 1900 zerstörte ein Wirbelsturm die prosperierende Stadt Galveston in Texas; nur wenige Jahre später suchte ein weiterer Hurrikan die wieder aufgebaute Stadt heim. Galveston konnte sich nie wieder richtig erholen, 70 Kilometer landeinwärts profitierte davon Houston; die Metropole erreichte schließlich ihre heutige Größe und Bedeutung.

Die 30 teuersten Hurrikane der USA

Satellitenbilder

28.8.05, 12:19 UTC, N15 IR/VIS
Quelle: CIMSS
28.8.05, 17:00 UTC, TERRA VIS
Quelle: NASA Earth Lab.
28.8.05, 15:45 UTC, G12 VIS
Quelle: NOAA / NESDIS
28.8.05, 20:11 UTC, N16 IR/VIS
Quelle: CIMSS
28.8.05, 23:32 UTC, N15 IR/VIS
Quelle: NOAA / OSEI
29.8.05, 11:48 UTC, N15 IR/VIS
Quelle: NOAA / OSEI




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