Ende September bildete sich sehr weit südlich auf dem Nordatlantik Hurrikan "Matthew". Der
Wirbelsturm brachte in der Folge Zerstörung auf den südlichen Inseln der kleinen Antillen
und zog über dem Karibischen Meer zwischen Südamerika und der Karibik nach Westen. Dabei
intensivierte sich der Hurrikan am 30.09. sehr rasch von einem Kategorie 1 Sturm zu einem
Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5. Die Lage bei 13,3 °N machte "Matthew" zum südlichsten
Hurrikan der Kategorie 5 der jemals auf dem Nordatlantik beobachtet wurde. Die südliche Zugbahn
führte zu kräftigen Regenfällen in Kolumbien und Venezuela. In der Folge verlagerte sich der Sturm
nach Norden in Richtung der Großen Antillen und machte am 04.10. als Kategorie 4 Hurrikan Landfall
im Südwesten von Haiti. Am Abend erreichte er auch den Osten von Kuba. Auf den Karibikinseln kam
es zu großen Zerstörungen infolge von Starkregen und Windböen bis 230 km/h.
Durch den Landfall in Kuba schwächte sich "Matthew"
reibungsbedingt kurzzeitig ab, um sich anschließend beim
Weg über die Bahamas wieder zu einem Kategorie 4 Hurrikan zu verstärken. Die nordwestliche
Zugbahn führte "Matthew" am 07.10. entlang der Ostküste von Florida. Dabei kam es
ebenfalls zu Orkanböen, heftigen Regenfällen und einer Sturmflut, die Überschwemmungen
in küstennähe zur Folge hatte. Am 08.10. machte "Matthew" Landfall im US-Amerikanischen
Bundesstaat South Carolina und bewegte sich in der Folge wieder nach Nordosten auf den
Atlantik. Entlang der Küsten von Geogia, South und North Carolina, sowie im Süden
von Virgina kam es zu größeren Schäden hauptsächlich durch Überschwemmungen. In North Carolina
verzeichneten mehrere Flüsse neue Rekordpegelstände. In den USA kamen 19 Menschen
durch den Wirbelsturm ums Leben, in Haiti waren es mindestens 1000. Die Schadensummen belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 5 - 7 Milliarden US Dollar.
Entstehung und Entwicklung zum Kategorie 5 Hurrikan
Mehr als 80 % der Major Hurrikans auf dem Atlantik entstehen aus einer tropischen Welle, die in westlicher Richtung
vom afrikanischen Kontinent auf den Atlantik wandert. Auch Hurrikan "Matthew" entstand aus einer östlichen Welle (African
Easterly Wave), die am 22.09. die afrikanische Westküste erreichte. In den Folgetagen verlagerte sich das Gebiet mit
hochreichender Konvektion weiter nach Westen. Dabei nahm das System eine relativ weit im Süden (zwischen 5° - 10 °N) liegende
Zugbahn ein. Zwischen dem 22.09. und dem 25.09. war zunächst keine Intensivierung des konvektiven Systems erkennbar. Bessere
Organisation der Gewitterzellen und Zunahme der Windgeschwindigkeit an den folgenden Tagen resultierte schließlich in der
Einstufung des konvektiven Systems als tropischer Sturm "Matthew" am 28.09. mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 93 km/h und
einem Bodendruck von 1008 hPa. Der Sturm hatte mittlerweile eine nordwestliche Zugrichtung eingenommen und überquerte am 28.09.
die kleinen Antillen. Die weiterhin ungewöhnlich südliche Zugbahn führte "Matthew" über die Inseln St. Lucia, St. Vincent und Grenada.
Dabei kam es zu kräftigen Regenfällen und Sturmböen, die in Überschwemmungen, Erdutschen und umgestürzten Bäumen resultierten.
In St. Lucia fielen an der Wetterstation Hewanorra International Airport 335 mm binnen 13 Stunden. Durch die Überschwemmungen
und Erdrutsche waren viele Straßen unpassierbar, die Stromversorgung auf den Inseln fiel für den Großteil
der Bevölkerung für längere Zeit aus.
Auf seinem Weg nach Westen im Karibischen Meer zwischen der Karibik und Südamerika legte "Matthew" am 29.09. weiter an Stärke zu
und wurde am Ende des Tages als Hurrikan der Kategorie 1 eingestuft mit mittleren Winden von 120 km/h. Aufgrund eines ausgeprägten
Höhenrückens über dem Atlantik und östlichen Winden an der Südseite verlagerte sich Hurrikan "Matthew" auch an den Folgetagen weiter nach
Westen bei gerade einmal 13 °N. Bei Meeresoberflächentemperaturen von 29 - 30 °C (ca. 0,5 - 1 °C zu warm), einem großen Wärmegehalt in den
oberen Ozeanschichten und einem großen Feuchtegehalt in der Troposphäre konnte sich der Hurrikan am 30.09. explosionsartig binnen 27
Stunden von einem
Sturm der Kategorie 1 mit Windgeschwindigkeiten von 70 kn (130 km/h) auf einen Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit mittleren Winden
von 140 kn (259 km/h) verstärken. Damit stellte "Matthew" einen neuen Rekord auf für den südlichsten Wirbelsturm der Kategorie 5
auf dem Nordatlantik (13,3 °N) (davor: Hurrikan Ivan - 2004: Quellen: Weather Unisys,
Philip Klotzbach (Twitter)).
Der südliche Teil von "Matthew" streifte am 30.09. und 01.10. den Norden von Kolumbien und Venezuela.
Dabei kam es örtlich zu Sturzfluten aufgrund von Starkregen. Cartagena in Kolumbien verzeichnete 222 mm in 24 Stunden (Quelle:
El Colombiano), zahlreiche
Flüsse traten entlang der Küste über die Ufer und zerstörten einige Häuser.
Satellitenbilder und Meeresoberflächentemperaturen (SST) | Quellen: CIMSS,
NASA Worldview, Tropicaltidbits, GOES NASA, RAMMB |
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27.09.2016 |
28.09.2016 |
29.09.2016 |
30.09.2016, 19:45 UTC |
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01.10.2016, 11:45 UTC |
01.10.2016, 20:15 UTC |
SST Atlantik |
SST Anomalien Atlantik |
Änderung der Zugrichtung von West auf Nord
Bereits weinige Stunden nach Erreichen der Wirbelsturmkategorie 5 schwächte sich "Matthew" leicht ab
und wurde fortan als Hurrikan der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Skala eingestuft. Trotz der sehr hohen Windgeschwindigkeiten
von 240 km/h war der minimale Bodendruck im Vergleich zu anderen tropischen Wirbelstürmen derselben Intensität mit ca. 945 hPa
relativ hoch. In der Folge wurde "Matthew" bis zum Landfall in Haiti in der zweithöchsten Kategorie 4 eingestuft.
Bei leicht wechselnder Intensiät schwankte der minimalen Bodendruck zwischen 934 hPa - 947 hPa, die mittleren Winden lagen bei 212 km/h - 240 km/h.
Hurrikan "Matthew" kennzeichneten bei seinem Weg nach Westen in der Karibik ein relativ kleinräumiges Gebiet mit den größten Windgeschwindigkeiten, sowie
ein Gebiet mit hochreichender Konvektion an dessen Ostseite. Das Satellitenbild vom 03.10. zeigt zwei größere mesoskalige konvektive Systeme im Osten
und Nordosten von "Matthew". In der Regel werden solche Systeme nicht im Zusammenhang mit tropischen Wirbelstürmen beobachtet und könnten
aus der südlichen Zugbahn des Wirbelsturms resultieren. Bodennahes Zusammenströmen der Südwestwinde an der Ostseite von Matthew und den Nordostpassaten
könnten als Auslöser für diese mesoskaligen konvektiven Systeme fungiert haben. Die Regengebiete sorgten vor allem in der Dominikanische Republik
bereits am 03.10. für kräftige Regenfälle. Hurrikan "Matthew" veränderte am 02.10. seine Zugbahn von West auf Nord und steuerte
auf die großen Antillen zu. Ein sehr hoher Wärmegehalt im Ozean südlich von Haiti und Jamaika führte dabei dazu, dass sich der Sturm
kurz vor dem Landfall nochmals leicht verstärken konnte und den bis dato niedrigsten Bodendruck von 934 hPa erreichte.
Niederschlag- und Satellitenbilder | Quellen: CIMSS,
Meteo Haiti, GOES NASA,
TRMM |
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02.10.2016 09:36 UTC |
02.10.2016 19:45 UTC |
03.10.2016 08:45 UTC |
03.10.2016 09:15 UTC |
Landfall in Haiti und Kuba am 04.10.
Am 04.10. um 11 UTC machte Hurrikan "Matthew" Landfall im Südwesten von Haiti als Kategorie 4 Sturm mit mittleren Winden von 232 km/h.
Das meteorologische Messnetz auf Haiti ist sehr klein, gerade aus dem westlichen Teil gibt es nur wenig Informationen zu beobachteten
Niederschlägen und Windgeschwindigkeiten.
Der Wirbelsturm brachte große Zerstörung auf der aufgrund der großen Armut sehr verwundbaren Karibikinsel. Viele Häuser und Plantagen wurden
zersört, Flüsse überschwemmten viele Regionen, Erdrutsche führten zu Zerstörungen. An der Küste gab es eine Sturmflut, viele Fischer
ignorierten im Vorfeld die Warnungen vor dem Wirbelsturm. Viele Menschen mussten in Notunterkünften
versorgt werden, weil ihre Häuser zerstört wurden. Fehlendes Trinkwasser und
schlechte Ausstattung erschweren den Helfern die Arbeit in den Notunterkünften. In Petit Goave wurde eine Brücke zerstört, welche die
einzige Verbindung zwischen dem Südwesten des Landes und der Hauptstadt Port-au-Prince darstellt.
Viele Gebiete sind dadurch nur sehr schwer erreichbar. Humanitäre Hilfe aus dem
Ausland wurde nach dem Durchzug des Sturms von den Behörden angefordert. Über 350 000 Menschen benötigen nach dem Sturm Hilfe, mehr
als 28 000 Häuser sind nach ersten Schätzungen beschädigt oder komplett zerstört. Essen und Trinkwasser sind in den
betroffenen Gebieten knapp, durch das stehende Wasser steigt die Gefahr einer Epidemie (Quelle: Wunderground).
Insgesamt kamen durch den Wirbelsturm auf Haiti bisher
mindestens 1000 Menschen ums Leben (Stand: 10.10.) (Quelle: Huffington Post)
In der Dominikanischen Republik fielen vor allem durch die Mesoskaligen Konvektiven Systeme (MCS) im Osten des Hurrikans große Regenmengen. Örtlich kamen am 03.10. über 200 mm in 24 Stunden zusammen (Quelle:
Onamet)
.
Auch nach der Interaktion
mit dem Südwesten von Haiti änderte sich an der Intensität von "Matthew" nur wenig. Geringere vertikale Ausdehnung der Wolkentürme und ein höherer
Bodendruck von 950 hPa waren aber nach dem Landfall zu beobachten. Die mittleren Winde lagen weiterhin bei 232 km/h. Am Abend des 04.10.
erreichte der Hurrikan den Osten von Kuba. Dabei kam es ebenfalls zu heftigen Regenfällen und extremen Windböen. Vor allem in den küstennahen Städten
und Dörfern sorgte der Wirbelsturm für große Schäden. Häuser wurden beschädigt und zum Teil durch den starken Wind
und Überschwemmungen komplett zerstört. Aus Baracoa und Maisi an der Ostküste von Kuba kamen die meisten Meldungen über zerstörte Häuser. Der
Rest der Insel kam relativ glimpflich davon, es gab keine Meldungen von größeren Schäden aus den anderen Regionen des Landes.
Radar-, und Satellitenbilder | Quellen: SSD NOAA,
RAMMB, GOES NASA,
Meteorologia Cuba,
CIMSS |
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04.10.2016 06:00 UTC |
04.10.2016 08:07 UTC |
04.10.2016 15:15 UTC |
04.10.2016 17:45 UTC |
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04.10.2016 18:40 UTC |
05.10.2016 04:45 UTC |
05.10.2016 05:30 UTC |
05.10.2016 04:50 UTC |
Reorganisation über den Bahamas
Nach dem Landfall in Kuba am Abend des 04.10. schwächte sich Hurrikan "Matthew" aufgrund von Reibungseffekten und fehlendem
Nachschub an latenter Wärme am Morgen des 05.10. leicht ab. Die mittleren Windgeschwindigkeiten erreichten
um 09 UTC am 05.10. 110 kn (204 km/h), was den Hurrikan zu einem Wirbelsturm der Kategorie 3 machte. Das Satellitenbild
zeigt die auseinanderbrechende Augenwand und die insgesamt geringere horizontale Ausdehnung von "Matthew". Während des restlichen
Tages änderte sich an der Intensität des Hurrikans nur wenig. Dieser befand sich fortan auf einer nordwestlichen Zugbahn
bei einem Bodendruck von ca. 963 hPa und mittleren Winden von 194 km/h. Über dem 29 - 30 °C wamren Atlantik konnte sich
der Wirbelsturm bei günstigen Umgebungsbedingungen (geringe vertikale Windscherung: 5 - 15 Knoten, hohe relative Feuchte
in der mittleren Troposphäre: 70 - 75 %) wieder besser organisieren. Bei seinem Weg westlich an der Bahamasinsel Long Island vorbei in
Richtung New Providence mit der Hauptstadt der Bahamas Nassau legte "Matthew" am Morgen des 06.10. auch wieder an Intensität zu und erreichte wieder
mittlere Winde von 204 km/h und einen Bodendruck von 944 hPa. Dabei nahm der Kerndruck innerhalb von lediglich
9 Stunden um 18 hPa ab.
Eine private Wetterstation in Staniel Cay auf einer der zahlreichen kleinen Inseln der Bahamas maß am 06.10. um 6 UTC eine
Windböe von 163 km/h. Die Station lag an der kräftigen Ostseite des Hurrikans. Darüber hinaus fiel in dem sieben stündigen Zeitraum
von 6 UTC - 13 UTC eine Niederschlagsmenge von 329 mm (Quelle: Wunderground).
Am Nachmittag des 06.10. (UTC Zeit) zog der Sturm über die Bahamasinsel New Providence und richtete in der
Hauptstadt Nassau verbreitet Schäden durch Überschwemmungen sowie umgestürzte Bäume und Strommasten an. Viele Menschen mussten
ihre Häuser verlassen, einige aus den Fluten gerettet werden. Die kräftigen Windböen richteten zudem vor allem durch abgedeckte
Dächer Schäden an Häusern und anderen Gebäuden an. In Nassau wurden Böen bis zu 137 km/h aufgezeichnet. Hurrikan "Matthew"
konnte sich am Nachmittag und Abend nochmals intensivieren und erreichte wieder mittlere Windgeschwindigkeiten von 120 kn (222 km/h)
bei einem Bodendruck von unter 940 hPa. Damit wurde der Wirbelsturm bei seinem Weg in Richtung der US-amerikanischen Ostküste
wieder in die zweithöchste Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Skala eingestuft.
Radar- und Satellitenbilder | Quellen: CIMSS,
Meteorologia Cuba, GOES NASA,
SSD NOAA, SPC NOAA
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05.10.2016 11:25 UTC |
05.10.2016 11:40 UTC |
05.10.2016 19:15 UTC |
05.10.2016 19:45 UTC |
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06.10.2016 08:37 UTC |
06.10.2016 12:45 UTC |
06.10.2016 17:45 UTC |
06.10.2016 19:45 UTC |
Zugbahn entlang der Küste von Florida (USA) am 07.10.
Nachdem Hurrikan "Matthew" bei seinem Weg über die Bahamas wieder an Stärke zunehmen konnte,
nahm er in der Folge als Kategorie 4 Sturm Kurs auf den Südosten der USA. Noch am Vortag war
ein Landfall im Südosten von Florida von einigen Modellen vorhergesagt worden. "Matthew" verlagerte
sich allerdings am 07.10. entlang der Küste von Florida nach Nordwesten, wobei das
Auge und die Augenwand
des Sturms den ganzen Tag über dem Ozean blieben. Dadurch blieb Florida von den stärksten Windböen
von "Matthew" verschont. Der Wirbelsturm hatte sich zu Beginn des 07.10. wieder leicht abgeschwächt.
Grund für die Abnahme der maximalen Windgeschwindigkeiten in der Augenwand war wahrscheinlich
eine Ersetzung der inneren Augenwand durch eine zweite, sich weiter außen befindente Augewand. Dieser Prozess kann bei
allen Major Hurrikans vorkommen und führt in der Regel zu einer Verringerung der maximalen Windgeschwindigkeiten.
Am Morgen des 07.10. wurde "Matthew" als Kategorie 3 Hurrikan eingestuft und erreichte mittlere
Windgeschwindigkeiten von 194 km/h. Im Laufe des Tages änderte sich an der Intensität des Hurrikans nur wenig.
Auch wenn die Augenwand das Festland von Florida zunächst nicht erreichte, kam es zu kräftigen Windböen an der
Küste.
Cape Caneveral maß eine Böe von 172 km/h (Quelle: Wunderground).
Entwurzelte Bäume und umgestürzte Strommasten führten dazu, dass bis zum nächsten Tag über 800 000
Menschen ohne Strom waren.
Dazu kam es zu kräftigem Regen und einer Sturmflut, ausgelöst durch die Ostwinde an der Nordseite von "Matthew". In
der Region um die Stadt Orlando in Florida fielen bis 12 UTC am 07.10. zwischen 150 und 200 mm innerhalb von 24 Stunden.
Zahlreiche Flüsse an der Küste Floridas erreichten bereits am Abend die höchste oder zweithöchste Hochwassermeldestufe.
Der Dunns Creek in Satsuma verzeichnete gar einen neuen Pegelrekord. Vor allem die Region um die Stadt Jacksonville im Nordosten
Floridas war durch die Sturmflut betroffen. An der Mündung
des St. Johns Rivers in Mayport östlich von Jacksonville lag der
Pegel bei 1,60 m über der normalen Meereshöhe. In Fernandina Beach nördlich von Jacksonville wurde an der Atlantikküste sogar eine Meereshöhe von 2,50 m über
der durchschnittlichen Ozeanhöhe aufgezeichnet. Durch die Wassermassen kam es zu Schäden an den Stränden
und in den küstennahen Städten nördlich von Orlando. Der südliche Teil des Bundesstaates blieb größtenteils von dem Wirbelsturm verschont,
es wurden nur kleinere Schäden beobachtet.
Über 1 Millionen Menschen waren während des Sturms in Florida zeitweise ohne
elektischen Strom, mindestens 5 Menschen kamen hier durch "Matthew" ums Leben.
Am Abend des 07.10. erreichte die Sturmflut auch die Küste des Bundesstaates Georgia.
Auch hier kam es zu größeren Schäden durch Wind und Regen. Straßen mussten aufgrund von Hochwasser entlang der Küste
gesperrt werden, über 300 000 Menschen waren zwischenzeitlich ohne Strom. In Fort Pulaski ganz im Norden der Küste von Georgia
wurde ein Wasserstand von 3,83 m verzeichnet. Damit lag der Meeresspiegel über 2 m oberhalb des mittleren Wasserstands. Die
Wetterstation am Savannah Hunter Army Airfield registrierte 442 mm an Niederschlag binnen 48 Stunden (bis 08.10. 14 UTC).
Radar- und Satellitenbilder | Quellen: CIMSS,
GOES NASA,
Radar Weather, SPC NOAA
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07.10.2016 05:45 UTC |
07.10.2016 09:30 UTC |
07.10.2016 13:00 UTC |
07.10.2016 18:45 UTC |
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07.10.2016 07:00 UTC |
07.10.2016 09:50 UTC |
07.10.2016 13:19 UTC |
07.10.2016 18:45 UTC |
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Fernandina Beach |
St. Johns River in Mayport |
Dunns Creek in Satsuma |
Fort Pulaski |
Landfall in South Carolina (USA) am 08.10.
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Wasserdampfgehalt und Windshear am 08.10.
© CIMSS
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Vertikale Windscherung zwischen 30 kn und 50 kn und trockene Luft über dem amerikanischen Kontinent sorgten
dafür, dass sich Hurrikan "Matthew" bei seiner Zugbahn entlang der Küste von Georgia und South Carolina
am Morgen des 08.10. auf einen Kategorie 2 Sturm mit mittleren Winden von 90 kn (167 km/h) abschwächte.
Um 15 UTC machte der Wirbelsturm dann auch einen Landfall auf US-amerikanischem Boden. In der Nähe von Charleston
in South Carolina erreichte "Matthew" gerade noch mit Hurrikanstärke (120 km/h) das Festland. Entlang der Küste
von South Carolina kam es zu Schäden durch umgestürzte Bäume und Strommasten, sowie durch Überschwemmungen. In
Charleston waren über 100 Straßen überschwemmt, durch einen Tornado gab es Zerstörungen in Myrtle Beach. Zwischenzeitlich
waren über 800 000 Menschen ohne Strom, fast 7000 Menschen waren in ca. 70 Notunterkünften untergebracht. Beaufort Flughafen
verzeichnete eine Regenmenge von 367 mm, einige Flüsse im Nordosten des Bundesstaats erreichten die höchsten
Hochwassermarken.
Radar- und Satellitenbilder | Quellen: CIMSS,
GOES NASA,
Radar Weather, SPC NOAA,
Water Weather
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08.10.2016 05:30 UTC |
08.10.2016 14:45 UTC |
08.10.2016 16:07 UTC |
08.10.2016 20:07 UTC |
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08.10.2016 05:28 UTC |
08.10.2016 16:00 UTC |
08.10.2016 20:15 UTC |
24h RR bis 08.10. 12 UTC |
Zahlreiche neue Pegelkekorde in North Carolina
Kräftiger Regen fiel auch in North Carolina. In William O Huske Lock 3 südlich von Fayetteville im Südosten
von North Carolina kamen 398 mm Regen vom Himmel. Aufgrund der sehr nassen Witterung in den vergangenen
Wochen stiegen die Pegel im Bundesstaat rasch an und erreichten an einigen Orten neue Rekorde. Der Pegel des Lumber River
in Lumberton lag am 09.10. bei 7,41 m und damit über 1 m oberhalb der alten Rekordmarke. Der Lower Little
River in Manchester stieg binnen 12 Stunden um 6 m auf 9,56 m an und lag damit 70 Zentimeter über dem alten
Rekord. Weiter im Nordosten von North Carolina lag der Tar River am 09.10. bei 8,45 m (60 Zentimeter über dem alten Rekord).
Das rasche Ansteigen der Pegel und die damit verbreitet auftretenden Überschwemmungen führten dazu, dass über 800 Menschen
aus den Hochwassern gerettet werden mussten (Quelle: NC Governor's Office).
In dem Bundesstaat kamen bei den Überschwemmungen mindestens 7 Menschen ums Leben. Die meisten starben, als sie
mit ihren Autos in die Fluten geraten. Über 800 000 Menschen waren am 09.10. ohne Strom.
Pegelstände North Carolina | Quelle:
Water Weather
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Lumber River in Lumberton |
Lower Little River in Manchester |
Tar River in Rocky Mount |
Neuse River in Smithfield |
Außertropische Umwandlung am 09.10.
Nachdem Hurrikan "Matthew" in South Carolina am 08.10. das Festland erreichte, bewegte sich der Wirbelsturm
in der Folge wieder zurück auf den Atlantik. Dabei schwächte sich "Matthew" weiter ab und geriet anders als an den
Tagen zuvor noch erwartet in die Westwindzone der mittleren Breite. "Matthew" vollzog am 09.10. die Umwandlung zum
außertropischen Tiefdruckgbiet, was sich vor allem in einer asymmetrischen Struktur mit einem immer noch warmen Kern zeigte.
Die Regengebiete lagen an der Nordseite des Sturms, sodass in Virginia, Delaware und Maryland an diesem Tag heftiger
Regen niederging. Vor allem der Süden von Virginia war von den Regenfällen betroffen. Auch hier kam es zu Überschwemmungen
und Stromausfällen. Insgesamt starben durch den Wirbelsturm in den USA mindestens 19 Menschen
(Quelle: ABC News).
Radar- und Satellitenbilder 09.10. | Quellen: CIMSS,
GOES NASA,
SPC NOAA
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09.10.2016 05:45 UTC |
09.10.2016 06:15 UTC |
09.10.2016 13:30 UTC |
09.10.2016 13:30 UTC |
Ausgewählte Niederschlagsmengen (links) und Spitzenböen (rechts) während Hurrikan "Matthew" in den USA (06.-09.10.)
Datenquellen: WPC NOAA, Wunderground |
Ort |
Bundesstaat |
Menge |
Savannah (Hunter US Army Airfield)
Fayetteville
Beaufort
Reevesville
Chesapeake
Virginia Beach
Hilton Head Island
Charleston
Folly Field
Orlando
Jacksonville
Hampton Roads
N. Myrtle Beach
|
Georgia
North Carolina
South Carolina
South Carolina
Virginia
Virginia
South Carolina
South Carolina
South Carolina
Florida
Florida
Virginia
South Carolina
|
444,2 mm
376,4 mm
356,7 mm
327,7 mm
326,1 mm
308,9 mm
279,4 mm
266,2 mm
249,4 mm
228,3 mm
171,5 mm
169,4 mm
144,0 mm
|
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Ort |
Bundesstaat |
Böe |
Cape Canaveral
Tybee Island
Daytona Beach
Hilton Head Island
Jacksonville Area
South Ponte Vedra Beach
Beaufort
Fort Pulaski
Folly Beach
Myrtle Beach
Savannah
Melbourne
Charleston
|
Florida
Georgia
Florida
South Carolina
Florida
Florida
South Carolina
Georgia
South Carolina
South Carolina
Georgia
Florida
South Carolina
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172 km/h
154 km/h
146 km/h
142 km/h
140 km/h
135 km/h
134 km/h
127 km/h
122 km/h
119 km/h
114 km/h
113 km/h
111 km/h
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Vorbereitungen auf den Wirbelsturm in der Karibik und den USA
Aufgrund der ursprünglich weiter im Westen erwarteten Zugbahn von "Matthew" wurden
auf Jamaika am 03.10. über 900 Notunterkünfte eingerichtet, Schulen und Flughäfen
blieben geschlossen. Auf Haiti resultierte die weiter östlich verlaufende Zugrichtung
des Hurrikans in den Evakuierungen der im Süden vorgelagerten Inseln. Im Süden von Haiti
standen bis zum 02.10. nur ca. 576 Notunterkünfte für 90 000 Menschen zur Verfügung. Allein in den
zwei größten Städten im Süden leben ca. 80 000 Menschen (Quelle: Wikipedia).
Über 55 000 Menschen waren zu diesem Zeitpunkt in Unterkünften
mit unzureichendem Schutz vor der Wucht des Hurrikans. Vor dem Landfall konnte die Anzahl der Notunterkünfte
auf Haiti noch aufgestockt werden. Allerdings weigerten sich viele Einwohner ihre Häuser zu verlassen oder
erhielten die Nachricht vom Eintreffen des Sturms erst sehr spät. In der Dominikanischen Republik
wurden über 5000 Menschen vor dem Wirbelsturm in Sicherheit gebracht. Dieser hatte vor allem
am 03.10. für kräftigen Regen in dem Karibikstaat gesorgt. Auf Kuba liefen Evakuierungen für weite Teile im Osten
der Insel. In der Provinz Santiago de Cuba im Südosten und in Las Tunas weiter nordwestlich wurden knapp 500 000 Menschen
in Notunterkünfte gebracht.
In den USA wurde im Vorfeld in Florida, North Carolina sowie in Teilen von Georgia der Notstand ausgerufen.
In Florida forderte der Gouverneur am 06.10. über 1,5 Millionen Menschen auf ihre Häuser zu verlassen. In Georgia
waren es über 500 000.
Einordnung
Hurrikan "Matthew" war zwar einer der gefährlichsten und ungewöhnlichsten Stürme der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Gerade Haiti, wo die meisten Todesopfer zu beklagen waren sorgten tropische Wirbelsturme aber auch in der Vergangenheit
schon für sehr hohe Opferzahlen. Mehr als 3000 Tote gab es auf Haiti beispielsweise nach Hurrikan Jeanne 2004, für mehr
als 1000 Tote sorgte 1994 auch Hurrikan Gordon. 1963 kamen auf Haiti durch Hurrikan Flora um 5000 Menschen ums Leben.
Der tödlichste Sturm in den USA war bislang ein Hurrikan im Jahr 1900 mit rund 8000 Toten (Quellen: Wikipedia, NHC).
Die drei bislang schadenträchtigsten Stürme in der USA waren Hurrikan Andrew 1992 mit einem Schaden von rund
45,6 Milliarden US-Dollar, Hurrikan Sandy 2012 (rund 75 Milliarden US-Dollar) und Hurrikan Katrina 2005
(105,8 Milliarden US-Dollar). Nach ersten Schätzungen reicht Matthew mit 5-7 Milliarden US-Dollar damit
nicht an die teuersten Stürme in der US-Geschichte heran. Wikipedia, NHC).
Matthew machte in South Carolina als Wirbelsturm der Kategorie 1 Landfall, was zunächst kein außergewöhnliches
Ereignis darstellt. Die Wiederkehrperiode von Hurrikans in diesem Gebiet liegt bei 8 Jahren. Außergewöhnlich war
jedoch die Größe des Gebietes (von Florida über Georgia und die Carolinas bis nach Virginia), die er durch seine
küstenparallele Zugbahn beeinflusste. Die Mehrzahl der Stürme (40 %), die die USA erreichen, treffen auf Florida,
häufiger auf die Süd- und Westküste. Um diese Jahreszeit ziehen diese meist von der Westkaribik oder dem östlichen
Golf von Mexiko über Florida nach Nordosten (abgelenkt von südostwärts vorstoßenden Kaltfronten der mittleren Breiten).
Typische Zugbahnen im Oktober und Wiederkehrperioden von Wirbelstürmen | Quelle: NHC,
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Satellitenbildanimation02.-10.10.2016 #124; Quelle: GOES Project |
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Text: JW, MB, FB 05. Oktober 2016
zuletzt aktualisiert am: 10. Oktober 2016
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