Sonntag, 13. November 2016, 13:10 MEZ Erster Schnee Mitteleuropa 06.-11.11.2016 Webcam Winterberg (740 m) am 13.11.2016 Quelle: Feratel |
|
In der ersten Novemberdekade stellte sich in Mitteleuropa der erste winterlich anmutende Witterungsabschnitt ein. Rückseitig des Tiefdruckkomplexes "Husch" gelangte Mittel und Westeuropa zunehmend in den Einflussbereich polarer Kaltluft, die sich zuvor bereits über Nordeuropa breit gemacht hatte. Besonders im Norden Deutschlands fiel dabei bis in tiefe Lagen Schnee. Südlich und östlich von Hamburg fiel mit fast 20 cm mancherorts so viel Schnee wie seit Aufzeichnungsbeginn noch nie in einem November zuvor.
Wetterlage und Entwicklung bis 06.11.2016 Im Bereich eines sich immer wieder regenerierenden Höhenrückens über Nordeuropa gelangte im Oktober sehr milde Luft in den arktischen Raum. Auf der Norwegischen Bäreninsel war es in den letzten 30 Tagen bis 10. November beispielsweise 5 K zu warm. Klirrende Kälte hatte sich dagegen im Oktober bereits über dem Norden des asiatischen Kontinents angesammelt. An der Station Choibalsan im Nordosten der Mongolei waren die letzten 30 Tage um mehr als 4 K zu kalt. Ende Oktober baute sich der Höhenrücken über Nordeuropa zunehmend ab und in den ersten Novembertagen regenerierte sich immer wieder ein neuer Höhenrücken über Westeuropa und dem Nordatlantik. Außergewöhnlich hoher Luftdruck erstreckte sich Anfang November vom Nordatlantik bis in die Arktis und an dessen Ostflanke setzte sich die Kaltluft über Asien langsam westwärts in Richtung Nordeuropa in Bewegung. Am 4. November hatte die Kaltluft rückseitig von Tief "Gisi" mit Temperaturen von unter -10 °C im 850 hPa-Niveau große Teile Skandinaviens erfasst.
Von 3.- auf 4. November verlagerte sich Tief "Husch" vorderseitig eines nach Süden ausgreifenden Höhentroges von Island zur Nordsee. An seiner Westflanke setzte sich die kalte Luft aus Skandinavien über Westeuropa südwärts in Richtung westliches Mittelmeer in Bewegung. Über den Alpen wurde sie jedoch durch eine neue Tiefdruckentwicklung über Italien vorderseitig der Trogachse bis zum 6. November zunächst zurückgehalten. Vorderseitig des Italientiefs "Ilka" entwickelten sich in feuchtwarmer Luft über der Mitte Italiens und dem Balkan zum Teil heftige Gewitter, über dem Alpenraum setzten dagegen länger anhaltende Niederschläge ein. Im Einflussbereich von Tief "Husch" über Dänemark gingen entlang einer quasi stationären Luftmassengrenze über dem Süden Skandinaviens derweil heftige Schneefälle nieder.
Erste Schneefälle bis in die Alpentäler am 06.11.2016 Am 6. November erfasste kältere Luft mit Temperaturen etwa um -3 °C im 850 hPa-Niveau von Nordwesten langsam den Alpenraum und im Laufe des Tages gingen die Niederschläge zunehmend bis in die Täler in Schnee über. In den Bergen kamen dabei örtlich über 25 cm Neuschnee zusammen und auch im Alpenvorland bildete sich ab etwa 500 Meter einer dünne Schneedecke aus. Haag im Keis Mühldorf (530 m) meldete am 07. November 2 cm Neuschnee.
Heftige Schneefälle am 08.11. in Teilen Norddeutschlands Am 7. November verlagerte sich ein Ableger von Tief "Husch", das im Süden Skandinaviens die heftigen Schneefälle mit sich, mit seinem Zentrum von der Nordsee Richtung Belgien und dann am 8. November wieder Nordostwärts zur Ostsee. Nordwestlich des Tiefzentrums erreichte die Kaltluft aus Skandinavien den Nordwesten Deutschlands. Im 850 hPa-Niveau kam die -10 °C- Isotherme in Schleswig-Holstein an. Positive Vorticityadvektion und damit einhergehende Hebungsantriebe sorgten am 7.- und 8. November in der Mitte und im Norden immer wieder für Niederschläge, die im Norden bis in tiefe Lagen in Schnee übergingen. Bis zum 9. November kam besonders in einem Streifen vom nordöstlichen Nordrhein-Westfahlen bis ins westliche Mecklenburg-Vorpommern einiges an Neuschnee zusammen. Südöstlich von Hamburg summierte sich die Schneedecke am 9. November örtlich auf fast 20 cm. Solch große Schneemengen sind für diese Region Anfang November außergewöhnlich. In Boizenburg wurden die gefallenen 17 cm seit 1951 in einem November nur einmal überboten, nämlch am 22.11.1965 mit 18 cm. In Bleckede-Walmsburg, wo mit 19 cm der meiste Schnee zusammenkam, wurden seit 1941 in einem Novembermonat zuvor maximal 10 cm gemessen. In der Nacht zum 10. November klarte der Himmel in diesen Gebieten bis nach Schleswig-Holstein auf. Über dem frisch gefallenen Schnee kühlte sich die Luft stark ab. An einzelnen Stationen wie etwa in Boizenburg mit -8,8 °C wurden neue Dekadenrekorde der Tiefsttemperatur für Anfang November aufgestellt.
Tief "Julia" brachte weiteren Schnee in den Mittelgebirgen und Alpen Mit einem neuen Höhentrog, der den Höhenrücken über dem östlichen Nordatlantik abschnitt, verlagerte sich der Tiefdruckkomplex "Julia" bis zum 9. November von Island über die Britischen Inseln nach Mitteleuropa. An seiner Südflanke floss vor allem im Süden Deutschlands wieder etwas mildere Luft vom Atlantik ein. Im Norden blieb die Kaltluft mit einer östlichen Bodenströmung nördlich des Tiefzentrums erhalten. Niederschläge, die im Laufe des 9. November von Westen auf Deutschland übergriffen gingen am 10. November im Süden und Südwesten, beispielsweise im Schwarzwald bis auf eine Höhe von 1000 Metern vorübergehend in Regen über. Weiter nördlich fiel teilweise weiterhin bis in tiefe Lagen Schnee. Deutlichen Neuschneezuwachs verzeichneten bis 11. November vor allem die Mittelgebirge, sodass einzelne Skigebiete, wie etwa am Feldberg im Schwarzwald oder in Winterberg im Sauerland die ersten Lifte in Betrieb nehmen konnten. Auch in den Alpen fiel in einigen regionen weiterer Neuschnee. Auf Deutschlands höchstem Berg der Zugspitze (2964 m) lagen am 12. November 90 cm, in Schröcken (1243 m) 67 cm Schnee.
Text: MB 13. November 2016 |