Donnerstag, 10. November 2016, 12:15 MEZ
Starkregen Italien, Balkan, Griechenland 05. - 09.11.2016 Blitzkarte Europa 06.11. - 09.11. Quelle: Lightningmaps |
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Anfang November kam es im zentralen und östlichen Mittelmeerraum zu kräftigen konvektiv verstärkten Niederschlägen. Dies führte vor allem in Italien, Slowenien und Albanien zu Schäden durch Überschwemmungen. In Kredarica fielen 145 mm in 24 Stunden. Neben den Starkregenereignisse kam es in Verbindung mit Gewittern zu Schäden durch Hagel und Sturmböen. Nördlich der italienischen Hauptstadt Rom starben bei einem starken Tornado 2 Menschen. In Athen konnte Hagel bis 2,5 cm Durchmesser boebachtet werden. Entwicklung der Wetterlage Mit Tief "Gisi" drehte am 02.11. die Strömung über Mitteleuropa auf Nordwest, sodass ein erster Schwung erwärmter Polarluft vor allem nach Südosteuropa vorankam. Zur gleichen Zeit lag über Grönland sehr kalte Luft (-25 °C in 850 hPa) verbunden mit einem kräftigen Hochdruckgebiet (1050 hPa Kerndruck). Vor der Küste entstand am 02.11. das Tiefdruckgebiet "Husch", welches sich anschließend in der nordwestlichen Höhenströmung von Island zu den Britischen Inseln verlagerte. Zwischen dem Hoch über den Azoren und Tief "Husch" stellte sich eine nördliche Strömung ein. Kaltluftadvektion sorgte für eine Amplifizierung des Höhentrogs am 04.11. Während kalte Luftmassen in den westlichen Mittelmeerraum vorstoßen konnten, wurde an der Vorderseite des Höhentrogs feuchtwarme Luft aus Nordafrika nach Norden advehiert. Am 05.11. reichte der Trog bis in den Süden von Spanien und Portugal, das Bodentief "Husch" verlagerte sich zunächst nur recht langsam weiter nach Süden und lag an diesem Tag zwischen den Britischen Inseln und Dänemark. Vorderseitige Hebung, ausgelöst durch mit der Höhe zunehmender positiver Vorticityadvektion, ließ im zentralen Mittelmeerraum eine Tiefdruckrinne mit Namen "Ilka" entstehen. Diese reichte vom Nordosten Spaniens über Norditalien bis nach Österreich. Am 06.11. kam die Kaltfront von Tief "Husch" weiter nach Südosten voran, die Hebungsgebiete verlagerten sich allmählich in Richtung Balkan. Im Übergangsbereich zwischen den beiden Luftmassen bildeten sich zum Teil kräftige Gewitter. Einzelne Superzellen konnten sich u.a. aufgrund von kräftiger vertikaler Windscherung bilden (55 kn Mittelwind in 500 hPa). Am 07.11. verlagerte sich Tief "Ilka" weiter nach Nordosten und lag über der Ukraine und Russland. Die Amplitude des Höhentrogs über dem westlichen Mittelmeerraum vergrößerte sich weiter und reichte bis nach Marokko und Algerien. Die Lage des Trogs favorisierte die Entstehung von weiteren Bodentiefs über dem Süden Italiens und dem südlichen Balkan zwischen dem 07.11. und 09.11. Zahlreiche Kurzwellentröge zogen in diesem Zeitraum über diese Region. Dabei wurde die feuchtwarme Luft über dem Mittelmeer nach Nordosten transportiert. Konvektiv verstärkte Niederschläge waren in der südlichen Balkanregion die Folge. Am 08.11. kam der Höhentrog langsam weiter in den zentralen Mittelmeerraum voran, die kalte Luftmasse (mittlerweile auf 0 - 5 °C erwärmt) hinter der Kaltfront erreichte am 09.11. Griechenland. Vor dem Durchgang der Kaltfront lagen die Temperaturen im Süden Griechlands bei 15 °C in 850 hPa.
Starkregen in Italien und dem nördlichen Balkan Kräftige Gewitter bildeten sich am 06.11. über Teilen von Italien. Auf Sardinien kam es in Verbindung mit den Gewittern zu Windböen und Starkregen. Durch die Böen stürzten Strommasten und Bäume um und blockierten einige Straßen. Starkregen resultierte in lokalen Überschwemmungen in Miniera dell'Argentiera und Algerho. Dabei wurden Felder und einige Häuser überschwemmt. In Ossi auf Sardinien fielen 80 mm innerhalb von 2 Stunden (Quelle: La Nuova Sardegna). Neben Sardinien war vor allem die Region um die italienische Hauptstadt Rom betroffen. In Rom selber kam es durch Sturmböen zu einigen umgestürzten Bäumen, die Straßen blockierten. Nördlich der Millionenstadt bildete sich am 06.11. ein starker Tornado, der vor allem in Ladispoli und Cesano Schäden an Häusern und Autos anrichtete. Durch den Tornado kamen 2 Menschen ums Leben, weitere wurden verletzt. Weiter im Nordosten regnete es an jenen Tagen über dem nördliche Balkan kräftig. In Kredarica (Slowenien) kamen in 24 Stunden bis zum Abend des 06.11. 145 mm zusammen.
Überschwemmungen in Albanien, Hagel in Athen (Griechenland) In Albanien kam es zu den meisten Schäden infolge der Starkregenereignisse. In Gjirokaster kamen am 07.11. 88 mm Niederschlag in 12 Stunden zusammen. Neben Gjirokaster waren unter anderem auch die Städte Kuc und Durres Torovice von den Überschwemmungen betroffen. In Klos kam eine Person in den Wassermassen ums Leben. Hagel bis 2,5 cm richtete am 09.11. Schäden in der griechischen Hauptstadt Athen an. Die Region ist nicht gerade als Hagelgebiet bekannt. Daher ist das Ereignis als ungewöhnlich einzustufen. Mit der Lage des Jetstreams und der damit verbundenen kräftige vertikalen Windscherung (70 kn in 500 hPa) in der sehr feuchtwarmen Luftmasse (15 °C in 850 hPa) waren die Voraussetzungen für die Hagelentstehung erfüllt. Vorderseitig des Troges löste kräftige positive Vorticityadevktion die Gewitter über Griechenland aus.
Text: JW 10. November 2016 |