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Freitag, 11. November 2016, 22:00 MEZ



Schneefall, Kälte

Norwegen, Schweden
04.-10.11.2016


Satellitenbild, 08.11.2016
Quelle: NASA Worldview

Anfang November 2016 gingen kräftige Schneefälle über dem Süden Norwegens und Schwedens nieder. In Vegårshei, 150 km südwestlich der norwegischen Hauptstadt Oslo, kam bis zu 100 cm Neuschnee vom Himmel (Quelle: Newsinenglish.no). Im Zuge eines Lake Effect-Ereignisses am 9.  und 10.  November verzeichneten einige schwedische Orte und Städte wie die Hauptstadt Stockholm Rekordschneehöhen für einen Novembermonat.


Wetterlage und Entwicklung

Rückwärtstrajektorien Stockholm,
Zielzeitpunkt 05.11.2016, 00 UTC.
Quelle: wetter3.de
Östlich eines Höhenrückens über Westeuropa, der sich Anfang November immer weiter westlich auf dem Atlantik regenerierte, strömte im Zuge mehrerer Trogvorstöße kalte Polarluft nach Süden. Am 1. November strömte diese auf der Rückseite des Tiefs "Gisi II", welches sich von Norwegen nach Russland verlagerte, nach Skandinavien ein. Vom 2. auf den 3. November gelangte dann auch die über dem europäischen Teil Russlands lagernde Frostluft nach Nordskandinavien (unter -10 °C in 850 hPa). Vom 3. auf den 4. November griff das neue Tief "Husch" in das europäische Wettergeschehen ein. Seine Entwicklungsgeschichte lässt sich bis zum 1. November zurückverfolgen, als es im Lee des grönländischen Eisschilds entstand, kurz nachdem ein weiteres Tief vom nordamerikanischen Kontinent dort sein Ende fand. Um den 4. November nahm die Amplitude der Wellen in der Höhenströmung deutlich zu. Der atlantische Höhenrücken dehnte sich bis nach Grönland aus, der sich östlich anschließende Kurzwellentrog bei den Britischen Inseln dehnte sich bis zum folgenden Abend schon bis nach Spanien aus. Das korrespondierende Bodentief "Husch" verlangsamte seine Verlagerungsgeschwindigkeit und kam in dieser Zeit mit seinem Zentrum von Schottland nach Dänemark voran. Im Zusammenspiel mit Hoch "Siegfried", welches sich am östlichen Ende der Hochdruckbrücke über den Atlantik über Nordskandinavien einnistete, entstand eine quasistationäre Luftmassengrenze (zunächst als Warmfront, später Okklusion) über dem Süden Skandinaviens. Diese trennte eisige Frostluft (-10 bis unter -15 °C in 850 hPa) von milderer Atlantikluft. Großräumige Hebungsprozesse durch positive Vorticityadvektion trogvorderseitig sowie diabatische Wärmeübergänge ließen heftige Schneefälle auf der kalten Seite der Luftmassengrenze entstehen. Der Luftdruckgradient zu Tief "Husch" verschärfte sich vom 5. auf den 6. November auf 30 hPa zwischen Dänemark und Mittelschweden (rund 1200 km), woraus Sturmböen und Schneeverwehungen resultierten.

500 hPa-Geopot. und SLP, 850 hPa-pseudopot. Temp. und SLP, 300 hPa-Vorticityadvektion, Bodendruck und Fronten | Quelle: Wetter3, DWD
04.11.2016, 00 UTC 05.11.2016, 00 UTC 06.11.2016, 00 UTC 09.11.2016, 00 UTC 10.11.2016, 00 UTC

Die Kombination aus außergewöhnlich hohem Luftdruck vom Nordatlantik über Grönland bis in die Arktis und der Tiefdrucktätigkeit südlich davon legte den Grundstein für diese Wetterlage. Feuchtwarme Luft machte sich aus dem Mittelmeerraum auf den Weg Richtung Ostsee, die über dem Süden Schwedens und Norwegens auf die polare Kaltluft traf. Dabei ergaben sich in Südnorwegen Schneefallraten von 10 cm innerhalb von 3 Stunden. An einigen Stationen türmte sich der Neuschnee bis zum 6. November auf mehr als einen halben Meter. Schwere Sturmböen bis zu 100 km/h in höheren Lagen lösten meterhohe Schneeverwehungen aus. Die gefühlten Temperaturen sanken in den zweistelligen Minusbereich. In den besonders betroffenen Provinzen und Regionen Telemark, Vestfold, Agder und Froland kam es zu Stromausfällen und häufig Stillstand auf den Straßen. Fahrzeuge kamen ins Schleudern oder blieben stecken, die Schneepflüge kamen kaum vorwärts.

Nach dem Ende der kräftigsten Schneefälle in Südskandinavien sanken die Temperaturen bei der windschwachen Wetterlage unter klarem Himmel enorm ab. Die Station in Folldal-Fredheim registrierte am 8. November eine rekordverdächtige Tiefsttemperatur von -33,5 °C für die erste Novemberdekade, an diesem Tag auch die kälteste Temperatur Europas. Der absolute Novemberrekord datiert vom 28.11.1904 in Karasjok/Finnmark nördlich des Polarkreises mit -41,8 °C (Quelle: Yr.no). Tagsüber kamen die Temperaturen nicht über -20,4 °C hinaus, was eine Tagesmitteltemperatur von -28,7 °C ergab. Dies lag mehr als 20 Kelvin unter dem langjährigen Tagesmittelwert von -5,4 °C. Die erste Novemberdekade verlief in Folldal mit -14,1 °C 9,5 K kälter als der Durchschnittswert von -4,6 °C.

Tiefsttemperaturen Norwegen, 08.11.2016
Datenquelle: Ogimet
Station Temperatur
Folldal-Fredheim
Filefjell
Tynset
Roros
Geilo
Dagali
Grotli
Drevsjo
Kautokeino
Hovden-Lundane
-33,5 °C
-30,0 °C
-28,6 °C
-28,1 °C
-27,7 °C
-27,4 °C
-26,2 °C
-25,3 °C
-24,2 °C
-23,5 °C

Ab dem 7. November verlagerte sich Tief "Husch" unter Abschwächung etwas weiter nach Süden. Frühwinterlich kalte Luft (-5 bis -10 °C in 850 hPa) kam am 7. November im Norden Deutschlands an und erreichte bis zum 9. November vorübergehend auch den Alpenrand. In Norddeutschland kam es ebenfalls zu einem heftigen Wintereinbruch am 8. November. An der Kaltfront von "Husch" entstand zuvor am 6. November Mittelmeertief "Ilka" und verursachte einige markante Wettererscheinungen mit Starkregen und Hagel am östlichen Mittelmeer. Am Südrand des Hochs "Siegfried" stellte sich im Gegenzug zu den zahlreichen über Mittel- und Osteuropa hinwegziehenden Tiefdruckgebiete erneut eine kräftige östliche Strömung ein. Dieses Mal löste die in tieferen Luftschichten vom Baltikum Richtung Südskandinavien wehende Frostluft über das vergleichsweise warme Wasser der Ostsee heftige Schneeschauer in der Region Stockholm aus (vgl. "Lake Effect" in den USA).

850-hPa-Geopotential und -Temperatur von 04.-10.11.2016 | Quelle: wetter3.de
04.11.2016, 00 UTC 05.11.2016, 00 UTC 06.11.2016, 00 UTC 09.11.2016, 00 UTC 10.11.2016, 00 UTC

Satellitenbilder | Quelle: Sat24
04.11.2016, 12 UTC 05.11.2016, 12 UTC 06.11.2016, 12 UTC 09.11.2016, 12 UTC 10.11.2016, 12 UTC

Die Station Stockholm registrierte mit einer Schneedecke von 39 cm Mächtigkeit am Morgen des 10. November die mit Abstand höchste Schneedecke in einem November seit mindestens 1905 (zuvor 29 cm Ende November 1985 und 2004, Quelle: SMHI). Erst zum vierten Mal waren es in einem November 18 cm Neuschnee oder mehr innerhalb eines Tages. In Höglekardalen (Messung seit 1962) übertraf die Schneehöhe mit 88 cm den alten Rekord von 66 cm am 2. November 2006. Visby/Gotland stellte mit 31 cm einen neuen Novemberrekord auf (zuvor 23 cm am 19. November 2004, seit 1905). In Härnösand lag mit 42 cm die zweithöchste Novemberschneedecke seit 1910 (60 cm am 5. November, seit 1905), genauso in Varnersborg mit 38 cm - höchster Novemberwert seit 26.11.2010 (55 cm, seit 1907).

Schneehöhen Norwegen, 09.11.2016
Datenquelle: Yr.no
Station Schneehöhe
Sande (437 m)
Skien (475 m)
Drangedal (464 m)
Gjerstad (240 m)
Geilo (841 m)
Tunhovd (870 m)
Espedalen (752 m)
Linnes (564 m)
Kongsberg (170 m)
Amotsdal (567 m)
Begnadalen (172 m)
Nelaug (142 m)
Ramnes (30 m)
64 cm (06.11.)
60 cm
55 cm
52 cm
52 cm (06.11.)
38 cm
38 cm
38 cm
47 cm (06.11.)
35 cm
33 cm
32 cm (06.11.)
32 cm


Text: FB
10. November 2016


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