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Dienstag, 25. März 2014, 23:00 MEZ


Ungewöhnliche Wärme

Deutschland, Mitteleuropa

20.03.-21.03.2014


850-hPa-Temperaturanomalie am 20.03.2014, 18 UTC
Quelle: Wettergefahren-Fruehwarnung.de

Bereits der Beginn des meteorologischen Frühlings zeigte sich zum Ende der ersten Märzdekade 2014 von seiner äußerst milden Seite. Auch der kalendarische Frühling begann am 20. März ungewöhnlich warm. Ein kräftiger Höhenrücken ließ aus Südwesten warme Luft einsickern und sorgte bei verbreitet sonnigem Wetter für hohe Temperaturen nahe der 25-°C-Marke. Besonders im Süden und Osten Deutschlands kletterten die Temperaturen auf die bis dato höchsten Werte des Jahres. An einigen Orten wurden neue Temperaturrekorde für die zweite Märzdekade aufgestellt.



Radiosondenaufstieg Stuttgart
20.03.2014, 12 UTC
© University of Wyoming
Wetterlage und Entwicklung

Nach dem viertmildesten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen begann auch der meteorologische Frühling ungewöhnlich warm. Von 09.03.-10.03. erreichten über 50 Wetterstationen neue Dekadenrekorde, in Lippstadt-Bökenförde (NW) stieg das Thermometer auf 23,7 °C. Das Hochdruckgebiet "Helmut", das zum Ende der ersten Märzdekade für die ungewöhnliche Wärme gesorgt hatte, schwächte sich in der Folge ab und machte zur Monatsmitte den Weg frei für Tiefausläufer, die insbesondere der Nordosthälfte Deutschlands wechselhaftes und sehr windiges Wetter mit Sturmböen bescherten. Im weiteren Verlauf nahm der Hochdruckeinfluss von Südwesten her erneut zu. Von 18.03. auf 19.03. unterbrach ein kurzwelliger Trog in weiten Teilen Deutschlands den sehr sonnigen und trockenen Witterungscharakter, bevor sich nachfolgend ein Höhenrücken von Frankreich weiter ostwärts verlagerte. Dieser vergrößerte am 20.03. seine Amplitude und erstreckte sich bis ins nördliche Skandinavien.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850 hPa Temperatur | Quelle: Wetter3.de
19.03.2014, 12 UTC 20.03.2014, 12 UTC 21.03.2014, 12 UTC

Satellitenbilder (MET10 RGB-Airmass) | Quelle: Eumetsat
20.03.2014, 07 UTC 21.03.2014, 07 UTC

Temperatur-Tagesmittel (o.),
Tagesabweichung (m.),
Maximum und Minimum (u.)
30 Tage bis 23.03.
© NOAA CPC/NCEP
Extrem warmer kalendarischer Frühlingsanfang

Hoch "Johannes", das sich von West- über Mittel- bis nach Südosteuropa erstreckte, setzte in Zusammenarbeit mit einem kräftigen Tief bei Island eine sehr milde südwestliche Strömung in Gang, die warme Meeresluft nach Mitteleuropa führte. Die ohnehin recht warmen, maritimen Luftmassen konnten durch ungestörte Einstrahlung der bereits relativ hoch stehenden Sonne kräftig erwärmt werden. Während am 19.03. über Deutschland auf 850 hPa (auf rund 1500 Metern) noch die 0 °C-Isotherme analysiert wurde, stiegen die Temperaturen zum kalendarischen Frühlingsanfang von Spanien bis Dänemark verbreitet auf 8 bis 10 °C an. Im Süden Deutschlands wurden sogar 12 °C erreicht. Den Höhepunkt der Wärmeanomalie bildete der Abend des 20.03., als sich über Deutschland verbreitet positive Abweichungen von 10-14 K vom langjährigen Mittel einstellten. So stiegen die Temperaturen am 20.03. fast deutschlandweit auf Werte über 20 °C, die höchste Temperatur maß die Station im baden-württembergischen Sachsenheim (Regierungsbezirk Stuttgart) mit 24,1 °C, die zugleich die Höchsttemperatur Zentraleuropas darstellte. In Vichy-Charmeil (FR)wurden sogar 24,8 °C gemessen. Ein Sommertag mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 25 °C wurde damit knapp verfehlt. Möglich wurden die extrem hohen Temperaturen durch die Kombination aus ungestörtem Sonnenschein, Trockenheit und den beschriebenen advehierten Warmluftmassen. Nach den trockenen Wintermonaten mit jeweils rund 20-40 % weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel für Deutschland, fiel auch bis zum 20.03. weit weniger als die Hälfte des bis zu diesem Datum üblichen Märzniederschlags. Umso mehr zeigte sich die Sonne: bereits am 20.03. überschritt die Sonnenscheindauer das langjährige Märzmittel.

Höchsttemperaturen Deutschland | Quelle: DWD JavaMap
20.03.2014 21.03.2014

Höchstwerte in Mitteleuropa am 20.03. (l.) und 21.03. (m.) sowie Dekadenrekorde (r.) | Quelle: DWD JavaMap
Ort Tmax
Sachsenheim (BW)
Bad Kreuznach (RP)
Geilenkirchen (NW)
Heinsberg-Schleiden (NW)
Ohlsbach (BW)
Emmendingen-Mund. (BW)
Worms (RP)
Bad Neuenahr-Ahrw. (RP)
Waghäusel-Kirrlach (BW)
Mühlacker (BW)
24,1 °C
23,7 °C
23,7 °C
23,3 °C
23,2 °C
23,2 °C
23,1 °C
23,0 °C
22,9 °C
22,8 °C
Ort Tmax
Dresden-Strehlen (SN)
Regensburg (BY)
Bad Muskau (SN)
Rheinfelden (BW)
Dresden-Hosterwitz (SN)
Cottbus (BB)
Rosenheim (BY)
Hoyerswerda (SN)
Lübben-Blumenfelde (BB)
Coschen (BB)
23,4 °C
23,2 °C
22,9 °C
22,8 °C
22,6 °C
22,6 °C
22,4 °C
22,4 °C
22,3 °C
22,3 °C
Ort Tmax alt Datum alt
Helgoland
Westermarkelsdf.
Seehausen
Gardelegen
Bocholt
Kempten
12,1 °C
17,2 °C
20,5 °C
21,1 °C
22,3 °C
21,5 °C
11,7 °C
17,0 °C
20,3 °C
20,6 °C
22,0 °C
21,4 °C
17.03.1990
17.03.1961
17.03.2004
17.03.1961
17.03.1961
17.03.2004

Dekadenrekorde und Einordnung

Am 20.03. betrug die positive Temperaturanomalie der Tageshöchsttemperaturen meist zwischen 8 und 12 K. Daraus resultierten auch einige Rekorde für die zweite Märzdekade, die vor allem aus den Jahren 1961, 1990 und 2004 stammten. In Zinnwald (SN) kam es am 21.03. sogar zu einem neuen Monatsrekord. Der alte Monatsrekord stammte vom 31.03.1998 und mit 17,4 °C um ganze 2,7 K überboten. Im tschechischen Doksany (CZ) wurden am 21.03. nochmals 23,8 °C gemessen. In der zweiten Märzdekade wurde es bereits im Jahre 1961 ungewöhnlich warm und es bestehen immer noch einige Dekadenrekorde. 1990 konnnte vor allem im Norden mit vielen Dekadenrekorden aufwarten, von denen einige bis heute bestehen. 2004 zeigte sich der März zum Ende der zweiten Märzdekade ebenfalls ungewöhnlich warm. Während der Norden damals weniger von der Wärme profitierte, erreichte Bendorf (RP) am 17.03.2004 mit 24,6 °C fast einen Sommertag. Der diesjährige März eifert den deutlich zu milden Wintermonaten nach, deren Temperaturmittel allesamt mindestens 2,5 K über dem langjährigen Mittel lagen. Der März 2014 wird in Deutschland mit über 3 K höheren Temperaturen als im Mittel damit der vierte deutlich zu milde und zu trockene Monat in Folge.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck | Quelle: Wetterzentrale
17.03.1961, 00 UTC 17.03.1990, 00 UTC 17.03.2004, 00 UTC

Kaltfront und Temperatursturz

Am 21.03. verdrängte eine von Nordwesten herannahende Kaltfront mit Wolken und Regen die Warmluft in die Südosthälfte der Republik. Über Südost-Bayern wurde noch eine 850-hPa-Temperatur von 10 °C analysiert, Richtung Nordsee dagegen nur noch -3 °C. Von Baden-Württemberg bis Brandenburg und südöstlich davon stiegen die Temperaturen am 21.03. nochmals über die 20 °C-Marke, im Nordwesten sanken die Temperaturen auf kaum noch zweistellige Werte. Am 22.03. brach schließlich die Föhnaktivität am Alpenrand zusammen und es vollzog sich ein regelrechter Temperatursturz. Das 719 Meter hoch gelegene Garmisch-Partenkirchen (BY) erreichte am 20.03. einen Höchstwert von 22,7 °C, am 22.03. noch 18,1 °C und fiel am 23.03. auf nur noch maximal 1,5 °C. Oberhalb von 500 bis 700 Metern fiel am Alpenrand durch Staueffekte einiges an Neuschnee. Die Zugspitze meldete bis 24.03., 06 UTC innerhalb von 24 Stunden eine Neuschneehöhe von 95 cm, binnen 72 Stunden fielen bis 25.03., 06 UTC sogar 145 cm Neuschnee.


Text: SB
25. März 2014


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