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Dienstag, 26. März 2013, 17:00 MEZ


Starkschneefälle

Großbritannien
Osteuropa

18.03. - 24.03.2013


Schnee in Leeds
England/Yorkshire and the Humber
© Christian Weder


Nicht nur in Mitteleuropa drehte der Spätwinter im März 2013 noch einmal kräftig auf. Auch andernorts in Europa schneite es in der zweiten Märzhälfte gebietsweise rekordverdächtig viel. Besonders in Großbritannien und in Teilen Osteuropas gingen kräftige Schneefälle nieder. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sprach man von einem Jahrhundertereignis. An nur einem Tag gab es dort 30 cm Neuschnee.



Wetterlage und Entwicklung

Zwei kräftige Tiefdruckgebiete zeichneten sich verantwortlich für die ergiebigen Schneefälle in West- und Osteuropa in der zweiten Märzhälfte 2013. Eingebettet in die planetarische Frontalzone befanden sich über europäischem Gebiet zum 21.03. zwei markante Höhentröge, einer über dem nahen Ostatlantik und einer über dem zentralen Mittelmeerraum. Beide Tröge schufen auf ihrer Vorderseite günstige Bedingungen für die Entwicklung umfangreicher Tiefdruckgebiete.

In Westeuropa erreichten die Frontensysteme von Tief "Christian" zum 22.03. die Britischen Inseln. Auf der Vorderseite advehierte "Christian" feuchtmilde Meeresluft nordwärts, die über Großbritannien auf die in Nordeuropa seit Wochen lagernde und sehr kalte Polarluft traf. Im Bereich großer Temperaturgegensätze bildete sich eine Luftmassengrenze aus, entlang derer die Front reintensiviert und die Niederschlagstätigkeit verstärkt wurde. Bis zum 24.03. gingen auf der kalten Seite der Luftmassengrenze über Großbritannien gebietsweise ergiebige Schneefälle nieder. Dazu wehender kräftiger Ost- bis Südostwind sorgte für Schneeverwehungen und komplettierte dort die hochwinterlich anmutenden Wetterverhältnisse in der dritten Märzdekade.

500-hPa-Geopotential/Bodendruck und 850-hPa-Temperatur vom 21.03. bis 24.03.2013 | Quelle: Wetterzentrale
21.03.2013, 00 UTC 22.03.2013, 00 UTC 23.03.2013, 00 UTC 24.03.2013, 00 UTC

Gleichzeitig intensivierte sich auf dem Balkan und über Osteuropa ein weiteres und namensloses Tiefdruckgebiet, dessen Ausgangspunkt ursprünglich am 18.03. im Seegebiet bei den Azoren war. Vorderseitig des recht scharfen Höhentroges über dem zentralen Mittelmeerraum und über Südosteuropa bezog das Tief vor allem viel Krümmungsvorticity, die weiteren Druckfall erzeugte und die Genese des Tiefs maßgeblich förderte. Auf der Ostseite gelangte feuchtwarme Mittelmeerluft in höheren Luftschichten bis nach Westrussland. Auf der Nordwestseite zapfte das Tief kontinentale Kaltluftmassen an. Im Übergangsbereich kam es in Teilen Rumäniens, vor allem aber in der Ukraine, im Süden Weißrusslands und in Westrussland zu ergiebigen Schneefällen. Auch hier sorgten stürmische Windböen für Schneeverwehungen und für tiefwinterliche Verhältnisse.

Zwischen den beiden großräumigen Tiefdruckgebieten verweilte besonders das nördliche Mitteleuropa unter Zwischenhocheinfluss, der vorderseitig eines Höhenrückens für klare, windschwache und außerordentlich kalte Nächte verantwortlich war. Über noch liegendem Schnee wurden in der für Ende März sehr kalten sowie trockenen und kontinentalen Subpolarluft bevorzugt im Osten und in der Mitte Deutschlands zahlreiche neue Dekadenrekorde der Tiefsttemperatur aufgestellt.

MSG-Satellitenbilder sichtbarer Kanal (VIS) vom 21.03. bis 24.03.2013 | Quelle: F. Valk / Eumetsat
21.03.2013, 12 UTC 22.03.2013, 12 UTC 23.03.2013, 12 UTC 24.03.2013, 12 UTC



Ergiebige Schneefälle in Großbritannien und in der Ukraine

Die Luftmassengrenze über Großbritannien brachte vielen Gebieten Mittelenglands zwischen 10 und knapp 30 cm Neuschnee. Die größte Schneehöhe verbuchte der Ort Bingley in der Grafschaft West Yorkshire. Dort lagen am 24.03. für Ende März außergewöhnliche 28 cm. Weiter im Süden registrierte Wittering in der Grafschaft Cambridgeshire 24 cm Schnee. Dazu kam verbreitet starker Wind, der teilweise meterhohe Schneeverwehungen verursachte. Schwere Sturmböen bis 98 km/h fegten über Shap (Cumbria) hinweg. Sturmböen gab es beispielsweise auch in Machrihanish (Argyll), wo eine Spitzenböe von 77 km/h aufgezeichnet wurde. Die spätwinterliche Witterung sorgte auf der Straße, auf der Schiene und in der Luft für massive Verkehrsbehinderungen. Die Flughäfen Leeds-Bradford im Norden Englands und der Humberside Airport im Nordosten wurden komplett geschlossen. Am East-Midlands-Flughafen nahe Nottingham mussten zahlreiche Flüge annuliert werden. Auch der Flughafen in Manchester hatte mit Verspätungen zu kämpfen. Zahlreiche Haushalte waren ohne Elektrizität, davon betroffen waren besonders etwa 200.000 Menschen in Nordirlands Hauptstadt Belfast. Vielerorts blieben die Schulen geschlossen.

Auch in der Ukraine hat es in diesem Winter einmal mehr kräftig geschneit. Die Hauptstadt Kiew beobachtete allein vom 22. auf den 23.03. einen Neuschneezuwachs von 30 cm. Am Morgen des 24.03. lagen dort 56 cm. Die Schneefälle waren im Umkreis von Kiew die kräftigsten seit langer Zeit. Die Behörden vor Ort sprachen sogar von einem Jahrhundertereignis. Über drei Millionen Einwohner in der Agglomeration waren von den extremen Neuschneemengen betroffen. Stürmische Windböen verursachten meterhohe Schneeverwehungen. Über eine Woche galt der Ausnahmezustand mit teilweise chaotischen Verhältnissen. Auch weiter nördlich in Weißrussland und in Westrussland schneite es erneut kräftig, nachdem dort etwa eine Woche zuvor Tief "Xaver" bereits ergiebige Schneefälle brachte (siehe Artikel).

WETTERWERTE:
Links: Gesamtschneehöhe Großbritannien am 24.03.2013
Rechts: Gesamtschneehöhe Osteuropa (Ukraine, Weißrussland) am 24.03.2013, 06 UTC

Datenquelle: DWD, Met Office
GB 24.03. Schnee
Bingley (West Yorkshire)
Wittering (Cambridgeshire)
Wattisham (Suffolk)
Nottingham (Nottinghamshire)
Shawburry (Shropshire)
Andrewsfield (Essex)
28 cm
24 cm
20 cm
19 cm
14 cm
12 cm
Osteuropa 24.03. Schnee
Kiew (UA)
Shepetivka (UA)
Vinnytsia (UA)
Chernihiv (UA)
Bragin (BY)
Ivano (UA)
56 cm
48 cm
38 cm
37 cm
35 cm
33 cm

Leeds in England/Yorkshire and the Humber im März 2013 | © Christian Weder


Text: DK
26. März 2013


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