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Mittwoch, 19. Dezember 2012, 15:15 MEZ


Glatteis, Hochwasser

Mitteleuropa

13.12.-17.12.2012



Eispanzer auf der Autofrontscheibe
Karlsruhe/BW, 13.12.2012
© Adrian Leyser


Mit einer grundlegenden Umstellung der Großwetterlage kam Mitte Dezember 2012 milde und feuchte Atlantikluft nach Mitteleuropa, die bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge Tauwetter brachte. Kräftige Niederschläge und Schneeschmelze führten zu Hochwasser an kleineren Flüssen. Im Zuge des Luftmassenwechsels gab es vielerorts gefrierenden Regen und Glatteis mit etlichen Unfällen, mindestens sechs Menschen kamen ums Leben.



Wetterlage über Mitteleuropa

Von einzelnen Unterbrechungen abgesehen gestaltete sich in Mitteleuropa die erste Dezemberhälfte 2012 häufig winterlich mit frostigen Temperaturen und mit wiederholten Schneefällen vor allem im Bergland. Bereits während des 2. Adventswochenendes setzte sich vorübergehend mildere Luft mit gefährlichem Glatteisregen auf dem europäischen Kontinent durch (siehe auch Artikel). Danach brachte die auf Nord zurückdrehende Strömung mit erneut frostigen Temperaturen wieder den Winter zurück.

Eine nachhaltige Umstellung der Großwetterlage vollzog sich aber ab dem 13.12., als ein kräftiges Tiefdruckgebiet namens "Nicki" südlich von Grönland einen Kaltluftvorstoß initiierte und sich über dem Atlantik eine langgestreckte und nahezu glatte sowie zonal orientierte Frontalzone etablierte. Inmitten zweier Langwellentröge erreichte zum Nachmittag des 13.12. ein Kurzwellentrog mit milder Luft in höheren Luftschichten die französische Küste. Bis zum Abend arbeitete sich im 850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter) die 0-°C-Isotherme bis nach Südwestdeutschland vor. Vorderseitig des Höhentroges stellte Warmluftadvektion und das Heranführen positiver Vorticity Hebungsantrieb bereit, der im Umfeld einer schwachen Warmfront ein Niederschlagsgebiet hervorbrachte und verstärkte. Von Nordostfrankreich bis in den Südwesten Deutschlands schneite es nur anfangs leicht. Mit dem Eintreffen der milderen Luft in der Höhe gingen die Niederschläge rasch in Regen über, der auf dem noch gefrorenen Boden verbreitet zu Glatteis führte, vor allem im Bundesland Baden-Württemberg.

Höhenwetterkarte, Bodendruckanalyse und MSG-Satellitenbilder (IR) vom 13.12. bis 16.12.
Quellen: wetter3.de, DWD / FU Berlin, B.J. Burton
13.12.2012, 00 UTC 14.12.2012, 00 UTC 15.12.2012, 00 UTC 16.12.2012, 00 UTC

Zum 14.12. wuchs "Nicki" zu einem hiesigen tripoligen Tiefdruckgebiet heran, dessen östlichster Kern am Abend über Großbritannien ausgemacht werden konnte. Mit auflebender Westströmung erreichten "Nickis" Frontensysteme im Laufe des 14. den deutschen Raum. In der Westhälfte der Republik sowie in Benelux gab es in der bereits eingetroffenen Atlantikluft von Beginn an Regen. Weiter nach Osten hin schob sich über Ost- und Südostdeutschland sowie über Tschechien die Warmluft über die bodennahe, frostige Kaltluft, welche unter dem Hoch "Schorsch" zur Ruhe gekommen war. Die Folge war nach Schneefall erneut verbreiteter Glatteisregen, besonders in Sachsen, Thüringen, Bayern und im gesamten Tschechien. In den darauffolgenden Tagen hielt bis zum 17.12. die eingeschlagene Westwetterlage an. Dazu brachte die feuchtmilde Atlantikluft besonders in den Mittelgebirgen ergiebige Niederschläge, die unterhalb 1.300 bis 1.600 Meter als Regen fielen. Verbunden mit dem Tauwetter und der Schneeschmelze schwellten einige Flüsse im süddeutschen Raum stark an, örtlich gab es 10-jähriges Hochwasser.



Verbreitet gefrierender Regen und Glatteis

Der Übergang von vorgelagerter Kaltluft zu sich voranarbeitender Warmluft ging in Mitteleuropa vielerorts mit gefrierendem Regen und Glatteis einher. Auf den Karten mit den Wettermeldungen weist jedes dieser roten Symbole auf gefrierenden Regen hin, am Abend des 13.12. mit Schwerpunkt über Südwestdeutschland, in der Nacht zum 15.12. mit Fokus auf Ost-, Südostdeutschland und auf Tschechien. Aufgrund von Glatteis gab es zahlreiche Unfälle mit Blechschäden und Straßensperrungen, mindestens sechs Menschen kamen dabei ums Leben.

Synop-Wettermeldungen Mitteleuropa 13.12.-15.12. | Quelle: DWD Ninjo
13.12.2012, 18 UTC 14.12.2012, 00 UTC 15.12.2012, 00 UTC 15.12.2012, 06 UTC



Ergiebige Niederschläge, Tauwetter und Schneeschmelze

Mit dem einhergehenden Tauwetter und mit Regen bis in die Gipfellagen der Mittelgebirge stiegen in Süddeutschland an den Bächen und an den Oberläufen kleinerer bis mittlerer Flüsse die Pegel stark an. Die größten Niederschlagsmengen verzeichneten die Westhänge der Mittelgebirge, wo im Luv die feuchte Luft zum Ausregnen gezwungen wurde. Der meiste Niederschlag kam im Südschwarzwald in Todtmoos zusammen, wo binnen 3 Tage 106 mm fielen. Aber auch im Harz, im Hunsrück, in der Eifel, im Thüringer Wald und im Frankenwald regnete es stark mit wiederholten Tagessummen teilweise über 20 mm. In den Mittelgebirgsräumen verursachte das starke Tauwetter zudem große Schmelzwassermengen. In den westdeutschen Mittelgebirge taute die Schneedecke nahezu vollständig weg. Im zentralen und östlichen Bergland war ein Schneeschwund von etwa 20 bis 40 cm, in manchen Regionen des Schwarzwaldes sogar von bis zu 60 cm zu beobachten.

24-h-Niederschlagsmengen südliches Mitteleuropa | Quelle: DWD Ninjo
Bis 15.12.2012, 06 UTC Bis 16.12.2012, 06 UTC Bis 17.12.2012, 06 UTC

Maximum 24-h-Niederschlag
14.12., 06 UTC bis 17.12., 06 UTC

Quelle: DWD
Ort Regen
Todtmoos/BW
Hasselfelde/ST
Baiersbronn-Mitteltal/BW
Lenzkirch-Ruhbühl/BW
Nohfelden-Gonnesweiler/SL
Freudenstadt/BW
Feldberg/Schwarzwald/BW
Weiskirchen/Saar/SL
39 mm
33 mm
33 mm
30 mm
30 mm
30 mm
30 mm
29 mm
Schneehöhen/Schneeschmelze 13./17.12.2012 | Quelle: DWD Ninjo
Schneehöhen 13.12.2012, 06 UTC Schneehöhen 17.12.2012, 06 UTC

Der große Wassereintrag brachte an den Flüssen Süddeutschlands Hochwasser, dies vor allem an Donau, Tauber, Neckar und am oberen Main. In Baden-Württemberg führte im Hotzenwald der Schwarzbach bei Riedern annähernd 10-jähriges Hochwasser (siehe auch Grafik). Neben hohen Wasserständen am Neckar mit Einschränkungen im Schiffsverkehr, schwellte auch der Oberlauf der Donau stark an und erreichte in Sigmaringen 2-jähriges Hochwasser. In Bayern wurde in Schenkenau an der Itz die zweithöchste Meldestufe überschritten, am 18.12. stieg der Pegel dort auf 454 cm. So viel Wasser führte die Itz das letzte Mal am 23.01.1995. Der Rekordpegel liegt aber nochmals rund 20 cm höher bei 475 cm und datiert am 03.01.2003.

Pegelverläufe in Süddeutschland | Quelle: HVZ BW, HND Bayern
Schwarzbach bei Riedern/BW Donau bei Sigmaringen/BW Itz bei Schenkenau/BY


Text: DK
19. Dezember 2012


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