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Mittwoch, 12. Dezember 2012, 14:15 MEZ


Gefrierender Regen, Schneefall

Mitteleuropa

09.12./10.12.2012


VIS-Satellitenbild Mitteleuropa
09.12.2012, 13:24 UTC

Quelle: Geogr. Institut Universität Bern


Inmitten winterlicher Witterung sorgte Tief "Marie" zum 2. Adventssonntag im Dezember 2012 für eine vorübergehende Milderung. Im Übergangsbereich zwischen vorgelagerter Kaltluft und herangeführter milderer Nordseeluft kam es zu gefrierendem Regen und zu kräftigen Schneefällen. Vor allem auf den Straßen ereigneten sich Hunderte Unfälle, auch der Bahn- und Luftverkehr war betroffen.



Wetterlage, Entwicklung und Auswirkungen

Damit gefrierender Regen in Mitteleuropa auftreten kann, bedarf es einer sich häufig ähnelnden Großwetterlage. Grundlage hierfür ist ein Kaltluftkörper über dem europäischen Kontinent, der sich durch vorangegangene Kaltluftadvektion und anschließender starker Ausstrahlung, bestenfalls über ausgedehnten Schneeflächen entwickeln konnte. Dies war zum 08. und 09.12. der Fall, als auf der Rückseite eines Langwellentroges und korrespondierendem Bodentief subpolare Kaltluft in Mitteleuropa einfloss, welche bei anschließendem Zwischenhocheinfluss in windschwachen, wolkenarmen Nächten und über Schnee weiter auskühlen konnte. Am Morgen des 09.12., dem zweiten Adventssonntag, trat über Süddeutschland und in Schleswig-Holstein vielerorts strenger Frost unter -10 °C auf, auch im übrigen Land war es frostig kalt. Im Laufe des Sonntages machte sich von Nordwesten her zunehmend das Tief "Marie" bemerkbar. Auf der Südseite des Systems wehte mit starkem Wind mildere Atlantikluft heran, ein für das Auftreten von gefrierendem Regen günstiger meteorologischer Prozess. Bodennah hält sich lange die schwere Kaltluft, dagegen kommt in höheren Luftschichten, wie beispielsweise im 850-hPa-Niveau (etwa 1.500 Meter entsprechend), die mildere Luft schneller voran. Verbleiben die Temperaturen in der gesamten Luftsäule, die ein Niederschlagspartikel durchquert, im frostigen Bereich, so fällt der Niederschlag bis zum Erdboden als Schnee. Steigen die Temperaturen aber weiter auf Werte um oder sogar über 0 °C, so schmelzen die Niederschlagspartikel in den höheren Luftschichten zu Regen, der bis zur Erdoberfläche weiter als Niederschlag in flüssiger Form fällt und dort auf dem noch gefrorenen Boden gefriert. Dies geschah auch am 09.12. im Zuge von "Maries" Warmfront, die bereits in der Nacht die deutsche Nordseeküste erreichte und im Tagesverlauf weiter nach Südosten zog, bis das Frontensystem am Abend in bereits okkludiertem Zustand die Nordalpen erreichte.

500-hPa-Geopotential, 850-hPa-Temperatur, Bodendruckanalyse, MSG VIS-Satellitenbilder
Quellen: wetterzentrale.de, Geogr. Institut Universität Bern, DWD / FU Berlin
Geo: 09.12., 00 UTC Geo: 10.12., 00 UTC Temp: 09.12., 00 UTC Temp: 10.12., 00 UTC
Analyse: 09.12., 00 UTC Analyse: 10.12., 00 UTC Sat: 09.12., 12 UTC Sat: 10.12., 12 UTC

Im Vorfeld der Warmfront gab es nahezu deutschlandweit kräftige Schneefälle, mancherorts auch im Flachland in wenigen Stunden 5 bis 10 Zentimeter Neuschnee, gepaart mit böig auffrischendem West- bis Südwestwind. Mit einsetzender Milderung gingen die Niederschläge in der West- und Nordwesthälfte in Regen mit Glatteisbildung über. Später stiegen dort die Temperaturen in den deutlichen Plusbereich, in Ostfriesland und im Emsland auf bis zu +7 °C. Weiter landeinwärts gelang es der Warmluft immer weniger, sich bis in die Niederungen durchzusetzen. Zum Reifestadium von Tiefdruckgebiet "Marie" schloss sich zudem der Warmsektor und die Frontensysteme okkludierten. Damit blieben Süd- und Ostdeutschland der milderen Luft außen vor, so dass hier die Niederschläge durchgehend als Schnee fielen. Vom Schwarzwald bis ins östliche Alpenvorland kam die Okklusion mit ergiebigen Schneefällen zum erliegen, da die frontsenkrechte Windkomponente abnahm und der Alpenbogen frontogenetisch wirkte. Besonders im Nordschwarzwald und im Allgäu kamen mit nordwestlicher Anströmung und Luveffekt Neuschneesummen zwischen 30 und 60 Zentimetern zusammen. Mit Abzug von "Marie" zapfte der Tiefdruckwirbel zum 10.12. und 11.12. wieder polare Kaltluft an und die Strömung drehte zurück auf Nord. Die kräftigsten Schneefälle beschränkten sich dann auf die Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen sowie auf das Erzgebirge.

Niederschlagsradarbilder | Quelle: DWD
09.12.2012, 00 UTC 09.12.2012, 06 UTC 09.12.2012, 12 UTC 09.12.2012, 18 UTC

"Maries" Warmluftintermezzo sorgte aufgrund von Schnee- und Eisglätte für starke Behinderungen auf Deutschlands Autobahnen, Straßen und Schienen. Auch die Nordschweiz rund um Basel und Teile von Benelux waren betroffen. Bei zahlreichen Verkehrsunfällen gab es hohe Blechschäden und vereinzelt auch Tote. Vorübergehend wurde der Frankfurter Flughafen aufgrund kräftigen Schneefalls gesperrt. Im Bahnverkehr mussten Reisende Verspätungen und Zugausfälle hinnehmen, die Berliner S-Bahn hatte mit technischen Problemen und Weichenstörungen zu kämpfen. Durch den kräftigen Wind gab es in den Hochlagen der Mittelgebirge starke Schneeverwehungen, die zu Beeinträchtigungen auf etlichen Gebirgsstraßen führten.

2-m-Temperatur zu ausgewählten Terminen und Niederschlagssummen | Quelle: DWD Ninjo
09.12.2012, 00 UTC 09.12.2012, 12 UTC 10.12.2012, 00 UTC 24-h-RR bis 10.12., 06 UTC


Text: DK
12. Dezember 2012


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