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Dienstag, 6. März 2012, 21:30 MEZ


Ungewöhnliche Wärme

West-, Mitteleuropa
29.02.-03.03.2012


Satellitenbild: 01.03.2012, 12:54 UTC, NOAA-19 VIS
Quelle: B. J. Burton

Nur etwas mehr als zwei Wochen nach einer der ausgeprägtesten Kältewellen der vergangenen Jahrzehnte (siehe Artikel) machte sich Ende Februar / Anfang März 2012 ungewöhnlich milde Luft über Mitteleuropa breit. Im Schweizer Tessin wurde die Sommermarke nur knapp verfehlt, am Hochrhein zum ersten Mal im jungen Frühjahr ein Höchstwert über +20 °C gemessen.


Wetterlage und Entwicklung

Als ein Monat der temperaturtechnischen Gegensätze präsentierte sich der Februar 2012 in Mitteleuropa. Rekordtiefsttemperaturen in den ersten beiden Wochen standen einem äußerst milden Finale mit ersten frühlingshaften Tagen gegenüber. Am Ende fiel der Monat in Deutschland mit einer negativen Abweichung von 3,0 K im Flächenmittel gegenüber dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 zwar deutlich zu kalt aus, die zwischenzeitlich sogar zweistellige negative Abweichung wurde zum Monatsende hin aber schließlich noch größtenteils abgebaut.

Der Grundstein für die erste frühlingshafte Witterungsperiode im Jahre 2012 wurde am 26.02. gelegt, als an der Südflanke eines ausgeprägten Tiefdruckkomplexes im Bereich Island/Grönland ein massiver Vorstoß subtropischer Warmluft auf den Nordatlantik in Gang kam. Mit der kräftigen Strömung wurde diese innerhalb von zwei Tagen zu den Britischen Inseln geführt und hatte demnach kaum Zeit sich über dem etwa +10 bis +15 °C kalten Wasser nachhaltig zu erwärmen. Der massiven Warmluftadvektion entsprechend wölbte sich über Westeuropa ein mächtiger Hochdruckrücken auf, aus dem zum 28.02. ein eigenständiges Höhenhoch hervorging. Es verlagerte sich im weiteren Verlauf langsam über Frankreich und die Westalpen südostwärts und wurde Anfang März zum südlichen Bestandteil eines von Nordafrika über das westliche Mittelmeer und Mitteleuropa bis nach Grönland reichenden Konstrukts hohen Geopotentials. Dabei hatte sich innerhalb der weit im Norden verlaufenden Frontalzone über dem Nordmeer ein neuer, ebenso mächtiger Rücken als nördlicher Teil aufgesteilt.

Bodendruckanalysen vom 29.02. bis 03.03.2012 | Quelle: FU Berlin / DWD
29.02.2012, 00 UTC 01.03.2012, 00 UTC 02.03.2012, 00 UTC 03.03.2012, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 29.02. bis 03.03.2012 | Quelle: Wetterzentrale
29.02.2012, 00 UTC 01.03.2012, 00 UTC 02.03.2012, 00 UTC 03.03.2012, 00 UTC

Im Bodendruckfeld etablierte sich nahezu positionsgetreu unter der Höhenantizyklone das Hoch "Eitel". An dessen Nord- und Nordostflanke drangen am 28.02. noch atlantische Tiefausläufer nach Deutschland vor, welche die sehr milde, zugleich aber auch recht feuchte Luft nach Mitteleuropa lenkten. Unter großräumigem Absinken konnte sich die ursprünglich karibische Luftmasse in den darauffolgenden Tagen weiter erwärmen, am Mittag des 01.03. wurden über dem Südwesten Deutschlands in 850 hPa (ca. 1.500 Meter Höhe) Temperaturen von +12 °C analysiert.

Rückwärtstrajektorien für den Zielzeitpunkt 01.03.2012, 6 UTC. Das Herkunftsgebiet der Warmluftmasse lag in der Karibik.
Quelle: wetter3.de
Zielort: Karlsruhe Zielort: Jungfraujoch (Schweiz)

Einen ersten Vorgeschmack auf die milde Witterungsphase bekam am 25.02. bereits die Südschweiz, wo an der Station Locarno-Monti im Tessin mit +23,3 °C die an diesem Tag höchste Temperatur in ganz Europa verzeichnet werden konnte. Gleichzeitig bedeutete dieser Wert einen neuen Stationsrekord für Februar in der Messreihe seit 1935. Mit ursächlich war ausgeprägter Nordföhn, der in den Tälern der Alpensüdseite in der dort lagernden Warmluft für einen zusätzlichen Temperaturanstieg verantwortlich zeichnete. Der Rekord in Locarno-Monti jedoch hatte nur vier Tage Bestand, dann wurde - erneut unter Föhneinfluss - dort sogar ein Maximum von +24,5 °C gemessen und damit ein Sommertag nach offizieller Definition nur um 0,5 K verfehlt. Auf den selben Wert kam an diesem 29.02. das unweit von Locarno gelegene Acquarossa-Comprovasco.

Höchsttemperaturen in Mitteleuropa; dargestellt ist eine Auswahl an Stationen mit Höchsttemperaturen größer oder gleich +15 °C.
Nicht eingetragen sind die Messwerte aus Großbritannien.
| Quelle: DWD JavaMAP
29.02.2012 01.03.2012 02.03.2012 03.03.2012

Unterdessen wurden auch in Deutschland erstmals verbreitet Temperaturen nahe +15 °C erreicht; die höchsten Werte meldeten zwei badische Stationen, Rheinfelden und Elzach-Fisnacht kamen auf +17,3 °C und +16,4 °C. Am 01.03. profitierten vor allem die höheren Lagen von der milden Luft, beispielsweise meldete das 801 Meter hoch gelegene Freudenstadt einen Höchstwert von +15,1 °C. Auf dem Kleinen Feldberg im Taunus (802 m, +13,5 °C) und auf dem Feldberg im Schwarzwald (1.493 m, +13,0 °C) wurden neue Rekorde für die erste Märzdekade aufgestellt. Bundesweite Spitzenreiter waren an diesem Tag Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg und das am bayerischen Alpenrand gelegene Mittenwald-Buckelwiesen mit jeweils +18,1 °C. Kühler, zum Teil sogar mit nur einstelligen Höchstwerten, blieb es in den Niederungen Baden-Württembergs und Nordbayerns unter einer dichten Hochnebeldecke. Lahr zum Beispiel schaffte lediglich +8,5 °C. Am 02.03. lag der komplette Norden Baden-Württembergs und Bayerns unter dichtem Hochnebel, in Michelstadt-Vielbrunn im Odenwald wurden nur +6,0 °C gemessen. Dagegen stiegen die Temperaturen im Süden des Landes verbreitet in die Nähe der +20-°C-Marke, in Rheinfelden am Hochrhein sogar etwas darüber (+20,3 °C). Neue Rekorde konnten jedoch nicht mehr verzeichnet werden. Mit einer aufkommenden leichten Südwestströmung lösten sich anfängliche Nebel- und Hochnebelfelder am 03.03. besser auf als in den Vortagen, vor allem am Oberrhein bekam man die Sonne an diesem Tag deutlich länger zu Gesicht. Entsprechend wurden dann auch gleich recht hohe Temperaturen gemessen, das in den Tagen zuvor vergleichsweise kühle Freiburg meldete ein Maximum von +17,0 °C.

Temperaturverläufe vom 28.02. bis 07.03.2012 in Rheinstetten bei Karlsruhe und auf der Hornisgrinde (1.164 m) im
Nordschwarzwald. Die Station des IMK in Rheinstetten befindet sich ca. 600 m östlich der DWD-Station.
| Quelle: IMK, KIT
Station Rheinstetten (Segelflugplatz) Station Hornisgrinde (1.164 m)

Neben Deutschland und der Schweiz konnten auch in anderen Gegenden Europas neue Rekordtemperaturen für Ende Februar notiert werden. In Dellach im Drautal war der am 29.02. registrierte Höchstwert von +22,6 °C gleichbedeutend mit der höchsten jemals in Kärnten an einem Februartag gemessenen Temperatur. Einen neuen Stationsrekord meldete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zudem für Spittal/Drau mit +20,8 °C. Einen flächendeckend solch milden Februartag hatte es im Süden Österreichs zuletzt am 13.02.1998 gegeben. Im Süden Norwegens verbuchten am 28.02. 65 Stationen neue Rekordwerte für den Monat Februar; in Landvik am Skagerrak stieg die Temperatur auf +16,9 °C und damit mehr als 2 K über den bisherigen Rekordwert vom Februar 1998. Höchstwerte über +15 °C konnten zudem unter anderem in Kongsberg, Tveitsund und Kjevik verbucht werden. In Schottland verfehlte am 28.02. Dyce, eine Vorstadt von Aberdeen, mit einem Maximum von +17,2 °C den 115 Jahre alten Landesrekord für den Monat Februar nur um wenige Zehntel Kelvin: Am 22. Februar 1897 wurden eben in Aberdeen +17,9 °C gemessen.

Satellitenbilder (NOAA VIS) | Quelle: DLR
29.02.2012, 12:52 UTC 01.03.2012, 12:41 UTC 02.03.2012, 12:32 UTC 03.03.2012, 12:22 UTC

Ein gänzliches Kontrastprogramm zur ungewöhnlichen Wärme in den westlichen Teilen des Kontinentes bot der Nahe Osten, wo ein Vorstoß polarer Kaltluft für verbreitete Schneefälle sorgte. Erstmals seit 2008 fiel auch in Jerusalem wieder Schnee und löste massive Behinderungen im öffentlichen Verkehrswesen aus. Der Busverkehr wurde komplett eingestellt. Schnee fiel auch in im Norden Israels sowie in Ramallah und Bethlehem im Westjordanland.



Nachstehend die jeweils fünf höchsten gemessenen Temperaturen in Deutschland an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Zeitraum vom 29.02. bis 03.03.2012. Quelle: DWD

Ort 29.02.
Rheinfelden (BW, 287 m)
Elzach-Fisnacht (BW, 440 m)
Wutöschingen-Ofteringen (BW, 398 m)
Ohlsbach (BW, 176 m)
Konstanz (BW, 444 m)
17,3 °C
16,4 °C
16,2 °C
16,1 °C
16,0 °C
Ort 01.03.
Mittenwald-Buckelwiesen (BY, 981 m)
Villingen-Schwenningen (BW, 720 m)
Geisingen (BW, 672 m)
Perl-Nennig (SL, 152 m)
Bernkastel-Kues (RP, 120 m)
18,1 °C
18,1 °C
18,0 °C
17,9 °C
17,8 °C
Ort 02.03.
Rheinfelden (BW, 287 m)
Wutöschingen-Ofteringen (BW, 398 m)
Kempten (BY, 705 m)
Reit im Winkl (BY, 685 m)
Rottweil (BW, 588 m)
20,3 °C
18,9 °C
17,9 °C
17,9 °C
17,8 °C
Ort 03.03.
Rheinfelden (BW, 287 m)
Wutöschingen-Ofteringen (BW, 398 m)
Emmendingen-Mundingen (BW, 201 m)
Freiburg (BW, 238 m)
Müllheim (BW, 273 m)
18,2 °C
17,3 °C
17,0 °C
17,0 °C
16,9 °C


Text: CE



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