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Dienstag, 23. September 2008, 19:45 MESZ


Rekordkälte

Deutschland
17.-22.09.2008


Foto: 15.09.2008, 12:17 MESZ, nahe Bergstation
Gondelbahn Großer Arber/Bay. Wald

Rund eine Woche vor seinem kalendarischen Beginn machte sich 2008 der Herbst in Mitteleuropa auf eindrucksvolle Art und Weise breit. Kaltluft polaren Ursprungs und klare Nächte ließen zwischen dem 17. und 22. September insgesamt 18 ein- bzw. neu aufgestellte Dekadenrekorde der Tiefsttemperatur zustande kommen; selbst tagsüber wurde in manchen Regionen Deutschlands die +10-Grad-Marke nur noch mit Mühe oder gar nicht mehr erreicht.


Wetterlage und Entwicklung

Nachdem in der 37. Kalenderwoche die Mitte und der Süden Deutschlands nochmals in den Genuss sommerlicher Höchsttemperaturen zwischen +25 und +30 °C kamen, markierte das Wochenende am 13. und 14. September den Übergang zu deutlich kühlerem und herbstlichem Wetter. Dabei etablierte sich über Skandinavien das Hochdruckgebiet "Dieter", an dessen Südflanke aus Nordosten kalte Festlandsluft nach Mitteleuropa einströmte. Mit dazu bei trug durch Verschärfung der Luftdruckgegensätze ein hochreichender Tiefdruckkomplex ("Olivia"), der sich am 15. und 16. von Norditalien nach Südosteuropa verlagerte. Drittes Gebilde im Bunde war ein kleiner Kaltlufttropfen, der aus einem osteuropäischen Trogsystem herauslief und am 14. von der Ostsee über Deutschland hinweg zu den Westalpen wanderte. Auf seiner Rückseite setzten in der Südosthälfte Deutschlands leichte Niederschläge ein, die am Alpenrand oberhalb etwa 1500 Metern Höhe sowie auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald als Schnee fielen. Dieser meldete am Morgen des 15. mit 2 cm die erste außeralpine Schneedecke in Deutschland des bevorstehenden Winterhalbjahres. Im Dauerregen erreichten die Temperaturen in Bayern keine +10 °C mehr, beispielsweise wurde in Regensburg eine Höchsttemperatur von nur +9,5 °C verzeichnet. Drei Tage zuvor konnten dort noch sommerliche +25,2 °C gemessen werden.
Nachdem "Olivia" am 17. zum Schwarzen Meer weitergezogen war und sich in Deutschland sowohl am Boden als auch in der Höhe zunehmend Hochdruckeinfluss behaupten konnte, offenbarte sich in den teilweise sternenklaren Nächten erst der wahre Charakter der Luftmasse. Nicht selten gab es leichten Luft- und verbreitet Bodenfrost. Zwischen dem 17. und 22. wurden, besonders in der Mitte und im Süden Deutschlands, insgesamt 18 Dekadenrekorde der Tiefsttemperatur für die zweite bzw. letzte Septemberdekade ein- und neu aufgestellt. Die Differenz zu den alten Rekorden war dabei zum Teil erheblich; zum Beispiel unterbot Neuhaus am Rennweg den bisherigen Rekord aus dem Jahre 1996 gleich um 2,3 K. In Plauen und Straubing konnten in der zweiten Septemberdekade seit 1951 noch nie so niedrige Temperaturen registriert werden, die ehemaligen Rekorde von 1959 lagen um 0,6 bzw. 0,4 K höher. Gleich drei Rekorde vermeldete Freiburg, allerdings gilt es hier die Standortverlegung der Station im Herbst 2006 zu bedenken.
Auch eingangs der letzten Monatsdekade bestimmte recht kalte Luft das Wetter in Mitteleuropa. Zwar hatte sich "Dieter" in der Zwischenzeit ostwärts nach Russland verschoben; ein Keil des Hochs reichte aber weit nach Westen zurück, wo sich über der Nordsee und dem östlichen Nordatlantik die Hochdruckgebiete "Erich" und "Fody" ausbildeten. Das sich regenerierende osteuropäische Höhentiefsystem führte jedoch insgesamt zu wieder wolkigerem und etwas unbeständigerem Wetter, sodass neue Rekorde - mit Ausnahme Freiburgs - vorerst nicht mehr auftraten.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 17. bis 22.09.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
17.09.2008, 00 UTC 18.09.2008, 00 UTC 19.09.2008, 00 UTC
20.09.2008, 00 UTC 21.09.2008, 00 UTC 22.09.2008, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 17. bis 22.09.2008, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
17.09.2008, 00 UTC 18.09.2008, 00 UTC 19.09.2008, 00 UTC
20.09.2008, 00 UTC 21.09.2008, 00 UTC 22.09.2008, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Tiefsttemperaturen (jeweils 12-stg. bis zum angegebenen Termin, 06 UTC) an Stationen in Mittel- und Süddeutschland vom 17. bis 22.09. Der kälteste Wert an einer Station ist blau dargestellt. Quelle: DWD.

Ort 17. 18. 19. 20. 21. 22.
Erfurt
Hof
Karlsruhe
Straubing
Lahr
München/Flgh.
Kempten
1,9 °C
3,0 °C
4,2 °C
5,9 °C
2,7 °C
5,1 °C
-0,2 °C
0,4 °C
-0,9 °C
5,5 °C
-0,5 °C
3,9 °C
1,0 °C
1,5 °C
0,0 °C
-0,5 °C
6,4 °C
-0,1 °C
6,9 °C
2,5 °C
7,6 °C
8,4 °C
6,6 °C
4,2 °C
8,0 °C
4,4 °C
4,7 °C
3,1 °C
5,6 °C
6,3 °C
8,0 °C
7,6 °C
2,3 °C
6,0 °C
3,5 °C
8,3 °C
7,0 °C
7,1 °C
8,1 °C
2,2 °C
6,7 °C
0,9 °C

Die Seite Dekadenrekorde September gibt Auskunft darüber, an welchen Stationen in der zweiten und letzten Septemberdekade Rekorde ein- bzw. neu aufgestellt wurden.


Fotos

Erster Schnee des bevorstehenden Winters auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald am 15.09.2008.
Am Morgen meldete die Station des Deutschen Wetterdienstes 2 cm. Die Aufnahmen entstanden um die Mittagszeit
an der Bergstation der Gondelbahn knapp unterhalb des Gipfels auf ca. 1400 Metern Höhe. Fotos: Christian Ehmann


Satellitenbilder

17.09., 02:28 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
18.09., 02:18 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
19.09., 02:08 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
20.09., 01:57 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
21.09., 01:47 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR
22.09., 01:36 UTC, NOAA IR
Quelle: DLR



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