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Samstag, 23. Juni 2007, 18:30 MESZ


Heftige Gewitter, Starkregen

Deutschland
20./21.06.2007


Satellitenbild: 21.06.2007, 12:29 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung

Hin und wieder kann man beobachten, dass sich Wetterlagen in ihrer groben Struktur innerhalb von kurzer Zeit wiederholen - so auch in diesem Fall. Weniger als eine Woche nach der Schwergewitterlage vom 15./16.06.2007 (siehe Artikel) hatte sich am 18. südwestlich der Britischen Inseln einmal mehr ein hochreichendes Tiefdruckgebiet ("Steve") etabliert, und wieder formierte sich im Vorfeld ein kleines, wetterintensives Randtief, das ergiebige Regenfälle im Gepäck hatte.

Auf der Vorderseite von "Steve" wurde am 19. und 20. Warmluft subtropischen Ursprungs nach Deutschland geführt. Dieser Warmlufttransport erreichte am 20. seinen Höhepunkt - im 850 hPa-Niveau konnte über Südwestdeutschland im Lee der Alpen eine Blase mit über +20 °C analysiert werden. Die Kaltfront des Tiefs griff am Vormittag allerdings schon auf die westlichen Landesteile über, sodass sich die Warmluft nicht vollständig bis zum Boden durchsetzen konnte. Die höchsten Temperaturen wurden vor der Front in der Osthälfte gemessen (z.B. Erding +32 °C).
Kaltluftadvektion aus Südwesten sorgte bis zum Nachmittag dafür, dass sich Schauer und Gewitter nur über der Mitte und dem Norden Deutschlands im Bereich einer bodennahen Konvergenzzone entwickelten. Erst am Abend bildeten sich mehrere Gewitterzellen auch über Baden-Württemberg, die bald zu einem größeren Cluster zusammenwuchsen. In der Nacht zum 21. bewegte sich dieser über das mittlere und nördliche Bayern hinweg nach Norden, während von Frankreich und der Schweiz her in Verbindung mit einem kurzwelligen Höhentrog ein weiteres, mit Gewittern durchsetztes Niederschlagsgebiet im Südwesten ankam und später ebenfalls nach Norden zog.
Vorderseitig des nächsten, scharf ausgeprägten Höhentroges, der sich vor allem im 300 hPa-Niveau gut abbildete, entstand an der immer noch quer über Deutschland verlaufenden Kaltfront von "Steve" bereits am 20. über Südfrankreich eine Wellenstörung, die unter Intensivierung zu einem Randtief ("Thies") bis zum 22. zur Ostsee gesteuert wurde. Im Zuge dessen begann es von Südwesten her am Morgen des 21. erneut schauerartig verstärkt zu regnen. Besonders am östlichen Rand des Niederschlagsgebietes waren auch kräftige Gewitter eingelagert, die sich über das südöstliche Baden-Württemberg und Bayern hinweg nach Nordosten verlagerten. Auf der Rückseite des Randtiefs kam die Kaltfront beschleunigt nach Osten voran und verdrängte die feuchtwarme Luftmasse.
Die Gewitter am Abend des 20. über der Mitte und dem Norden Deutschlands brachten dort Niederschlagsmengen bis 15 mm (z.B. Magdeburg/Flugplatz). Im Zeitraum vom 20., 18 UTC bis zum 21., 06 UTC fielen im Südwesten und in der Mitte verbreitet über 10 mm Regen, die Spitzenwerte reichten bis 48 mm in Konstanz und in Messstetten. Tagsüber verschob sich der Niederschlagsschwerpunkt Richtung Norden, im 12-stündigen Zeitraum bis 18 UTC konnten beispielsweise in Bad Hersfeld 45 mm gemessen werden. Die 24-stündigen Mengen bis zum selben Zeitpunkt betrugen bis 67 mm in Konstanz und am Flughafen Frankfurt/Main sowie 60 mm in Feldberg (Mecklenburg-Vorpommern). Ein weiteres Thema war der Wind. Am Flughafen in Friedrichshafen am Bodensee wurden am späten Abend des 20. ebenso Sturmböen verzeichnet wie in der darauffolgenden Nacht in Harburg. Mit Passage der Kaltfront traten im Süden Deutschlands weitere Sturm-, an manchen Orten sogar schwere Sturmböen auf (z.B. Laupheim 91 km/h).

Die Gewitter und kräftigen Regenfälle richteten bundesweit Schäden an. Im Kreis Tuttlingen (Baden-Württemberg) kam ein Rettungssanitäter bei den Aufbauarbeiten zu einem Rock-Festival ums Leben, als eine infolge der kräftigen Windböen aufgewirbelte Metallstange sich in einen Rettungswagen bohrte. Nach Angaben des Innenministeriums musste die Feuerwehr in ganz Baden-Württemberg durch die starken Regenfälle zu mehr als 600 Einsätzen ausrücken. Am Flughafen in Frankfurt/Main gab es Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Über 150 Starts und Landungen mussten gestrichen werden, viele weitere Flüge hatten Verspätung. Nicht nur im rheinland-pfälzischen Worms wurden mehrere Straßen und Keller überflutet. Zudem lösten Blitzschläge zahlreiche Brände aus. Die Schäden gingen in die Millionen.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 19. bis 22.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
19.06.2007, 00 UTC 20.06.2007, 00 UTC 21.06.2007, 00 UTC 22.06.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 19. bis 22.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
19.06.2007, 00 UTC 20.06.2007, 00 UTC 21.06.2007, 00 UTC 22.06.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die höchsten Niederschlagsmengen an vorliegenden Stationen in Deutschland im Zeitraum vom 20.06.2007, 06 UTC bis 22.06.2007, 06 UTC (jeweils 6-stündige Summen bis zum Termin; Messstetten 12-stündig) sowie Stationen mit Sturmböen in Deutschland am 21.06. (Quellen: DWD, WetterOnline):

Ort 20.,
18 UTC
21.,
00 UTC
21.,
06 UTC
21.,
12 UTC
21.,
18 UTC
22.,
00 UTC
22.,
06 UTC
Summe
Feldberg/MVP
Frankfurt/Main Flgh.
Konstanz
Schmücke
Bad Hersfeld
Greifswald
Messstetten
Offenbach
Grünow
Freudenstadt
Putbus
Erfurt
Arkona
Gießen
-
-
-
2 mm
-
-
-
-
-
1 mm
-
11 mm
-
-
2 mm
-
48 mm
-
-
1 mm

-
2 mm
22 mm
-
-
-
-
-
46 mm
-
19 mm
17 mm
-
48 mm
14 mm
-
15 mm
-
17 mm
-
29 mm
-
13 mm
19 mm
1 mm
5 mm
-

20 mm
-
5 mm
-
13 mm
-
4 mm
58 mm
8 mm
-
16 mm
40 mm
18 mm
8 mm
22 mm
21 mm
6 mm
4 mm
2 mm
11 mm
12 mm
9 mm
-
-
25 mm
-
38 mm

-
26 mm
-
30 mm
3 mm
15 mm
-
-
-
-
-
-
4 mm
-
-
1 mm
-
12 mm
-
20 mm
-
69 mm
67 mm
67 mm
63 mm
62 mm
61 mm
56 mm
56 mm
50 mm
49 mm
46 mm
46 mm
46 mm
45 mm

Ort Böe, 21.06.
Zugspitze
Hohenpeißenberg
Wendelstein
Großer Arber
Friedrichshafen/Flgh.
Laupheim
Altenstadt
Feldberg/Schw.
Harburg
Konstanz
München-Flgh.
Straubing
130 km/h
108 km/h
104 km/h
94 km/h
93 km/h
91 km/h
87 km/h
86 km/h
76 km/h
76 km/h
76 km/h
76 km/h


Niederschlag

Radarbilder vom 20.06., 15 UTC bis 22.06., 00 UTC
Quellen: DWD / wetter.com
20.06.2007, 15 UTC 20.06.2007, 18 UTC 20.06.2007, 21 UTC 21.06.2007, 00 UTC
21.06.2007, 03 UTC 21.06.2007, 06 UTC 21.06.2007, 09 UTC 21.06.2007, 12 UTC
21.06.2007, 15 UTC 21.06.2007, 18 UTC 21.06.2007, 21 UTC 22.06.2007, 00 UTC


Satellitenbilder

20.06., 18:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
21.06., 00:00 UTC, MSG-2 IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
21.06., 06:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
21.06., 12:00 UTC, MSG-2 VIS/IR RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
21.06., 18:00 UTC, MSG-2 WV
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.



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