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Mittwoch, 20. Juni 2007, 22:00 MESZ


Heftige Gewitter

Deutschland
09.-15.06.2007


Satellitenbild: 10.06.2007, 15:21 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Ein feuchtwarmer und von Gewittern geprägter Witterungsabschnitt stellte sich in der Woche vom 09. bis zum 15.06.2007 in Deutschland ein. Nicht selten kam es aufgrund hoher Niederschlagsmengen binnen kurzer Zeit zu örtlichen Überschwemmungen, auch Hagel wurde beobachtet.

Zwischen einem Hochdruckgebiet mit Zentrum über dem Nordmeer und tiefem Luftdruck über Südeuropa gelangte mit einer östlichen bis südöstlichen Strömung am 9. warme und feuchte Luft nach Mitteleuropa. Innerhalb eines Rückens, der sich im 500 hPa-Niveau etwa von Nordafrika über den westlichen Mittelmeerraum bis nach Skandinavien aufwölbte, konnten über Nordfrankreich und Nordschottland zwei kleine Höhentiefs identifiziert werden. Ersteres verlagerte sich bis zum Abend des 10. über die Benelux-Staaten nach Westdeutschland. Auf der Vorderseite bildete sich am 9. über der Mitte des Landes ein flaches Bodentief aus. Aus der gesamten Konfiguration resultierten zusätzlich zur thermischen Auslösung dynamische Hebungsantriebe für die Entwicklung hochreichender Konvektion. Im gesamten Bundesgebiet mit Ausnahme des äußersten Nordens entstanden zahlreiche Schauer und Gewitter, die in der Westhälfte nahe des Höhentiefs zeit- und gebietsweise auch linienhaft organisiert waren. Die höchste Regensumme aus den vorliegenden Daten verzeichnete dabei Leutkirch-Herlazhofen im Westallgäu mit 38 mm im 24-stündigen Zeitraum bis zum 10., 06 UTC. Bei Osnabrück wurden Hagelkörner bis 4 cm Durchmesser beobachtet, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Straßen und zahlreiche Keller überflutet. Ein Blitzschlag verletzte auf einem Campingplatz in der Nähe des Nürburgrings (Eifel) 13 Menschen. Besonders betroffen waren auch Idar-Oberstein, wo an der Station des Deutschen Wetterdienstes vom 09., 06 UTC bis 10., 06 UTC 35 mm Regen fielen, und der Landkreis Esslingen. Im Aichtal war eine Straße nach einem Hangrutsch blockiert. Beeinträchtigungen gab es auch im Zug- und Flugverkehr. Auf dem Stuttgarter Flughafen musste der Flugbetrieb kurzzeitig unterbrochen werden.
Am 10. konzentrierte sich die Schauer- und Gewitteraktivität auf die Mitte und den Süden Deutschlands. In den Norden floss am Rande der nordeuropäischen Antizyklone etwas kühlere und stabiler geschichtete Luft ein. Bedingt durch die geringen Luftdruckgegensätze und der daher rührenden langsamen Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen kamen örtlich wiederum hohe Niederschlagsmengen zustande. Zum Beispiel gingen in Bad Marienberg und in Kalkar vom 10., 06 UTC bis 11., 06 UTC jeweils 40 mm nieder. Zu beachten ist dabei allerdings, dass sich diese Mengen meist innerhalb einer Stunde summierten. Mancherorts kam es wieder zu Hagelschlag. Erneut überfluteten örtlich ernorme Wassermassen Straßen und Keller. Im Westerwald verlor ein Mann beim Versuch, den Kamin seines Hauses abzudichten, den Halt und stürzte in die Tiefe. Dabei zog er sich tödliche Verletzungen zu. In Koblenz stand ein Supermarkt unter Wasser, bei Bad Kreuznach lösten die Regenfälle Schlamm- und Gerölllawinen aus.
Das Höhentief wanderte am 11. langsam über die südliche Mitte Deutschlands hinweg ostwärts. In dessen Umgebung entwickelten sich im Tagesverlauf einmal mehr Schauer und Gewitter, nur die Gebiete östlich der Weser blieben davon weitestgehend verschont. Die gemessenen Regenmengen wiesen ähnliche Größenordnungen wie an den Tagen zuvor auf (z.B. Weißenburg vom 11., 06 UTC bis 12., 06 UTC 42 mm).
Am 12. wurde das Höhentief in eine über Mitteleuropa hinweg verlaufende, schwach westliche Strömung eingegliedert. An diesem Tag war hauptsächlich die Osthälfte der Bundesrepublik von Gewitterschauern betroffen. Entsprechend findet man die höchsten Niederschlagsmesswerte in diesen Regionen, z.B. mit 38 mm innerhalb von 24 Stunden bis zum 13., 06 UTC in Weiden (Oberpfalz). Dennoch hatten auch andere Gegenden mit den Auswirkungen heftiger Gewitter zu kämpfen: In Viernheim (Rhein-Neckar-Kreis) liefen Keller und Wohnungen mit Wasser voll, auf einigen Straßen schwammen geparkte Autos davon. Der Sachschaden betrug mehrere Millionen Euro.
Der Einfluss eines Zwischenhochs und etwas kühlere Luft im Westen Deutschlands sorgten am 13. dafür, dass sich Schauer und Gewitter auf den äußersten Süden und Norden Deutschlands beschränkten. Im Süden entstanden diese in der immer noch feuchten und warmen Luftmasse mit dem Tagesgang, im Norden war die Nähe zu der über Südskandinavien verlaufenden Frontalzone die Ursache. Vom 13., 06 UTC bis 14., 06 UTC fielen auf dem Wendelstein 32 mm und in Emden 8 mm.
Vorderseitig eines hochreichenden Tiefdruckgebietes mit Schwerpunkt südwestlich der Britischen Inseln strömte am 14. und 15. von Südwesten her wieder verstärkt feuchte Warmluft aus südlichen Breiten insbesondere in den Süden und Osten Deutschlands. In dieser formierten sich am 14. ab dem späten Vormittag größere Gewittercluster, die weite Teile des Bundesgebietes überquerten. Aufgrund der höheren Zuggeschwindigkeit rückten nun mehr die mit den Gewittern verbundenen Windböen in den Mittelpunkt der Betrachtung, wenngleich sich hier und da weiterhin große Regenmengen ergaben (z.B. Lingen 30 mm innerhalb von 30 Minuten). In Mannheim konnten Böen bis 90 km/h, am Düsseldorfer Flughafen 78 km/h registriert werden.
Im Vorfeld der nach Osten schwenkenden Kaltfront des Tiefs bildeten sich am 15. in erster Linie in den neuen Bundesländern punktuell kräftige Schauer und Gewitter. Eine gesicherte Tornadomeldung liegt aus Tarmstedt in Niedersachsen vor, die Sichtungen in vier weiteren Orten in Bayern, Sachsen und Brandenburg sind noch unbestätigt. Aus einer bodennahen Konvergenzzone ging über Nordbayern am Nachmittag ein Teiltief hervor, das bis zum 16. über Ostdeutschland zur Ostsee zog. Unter Einbeziehung der feuchtwarmen Luft breiteten sich am Nachmittag und Abend des 15. sowie in der Nacht zum 16. länger anhaltende und schauerartig verstärkte Regenfälle von der Schweiz her über Süddeutschland und im weiteren Verlauf nach Norden und Nordosten aus. Auf der Rückseite dieses Randtiefs drang die Kaltfront am 15. über Baden-Württemberg und Bayern beschleunigt nach Osten vor. Damit verbunden waren auch im Flachland örtlich Sturm- und schwere Sturmböen, z.B. in Ansbach/Katterbach (96 km/h) und in Ingolstadt (76 km/h). Bis zum 16., 06 UTC brachten Schauer, Gewitter und vorrangig der ergiebige Dauerregen in der Osthälfte Deutschlands flächendeckend 24-stündige Niederschlagsmengen über 50 mm (z.B. Boizenburg 79 mm).

Auch in anderen Ländern Europas kam es in dieser Woche teilweise zu intensiven Niederschlagsereignissen. Nahe des Tiefkerns und im Bereich des sich dort nur langsam bewegenden Frontensystems regnete es in der Mitte und im Süden Großbritanniens vom 14. bis zum 16. lang anhaltend und ergiebig. In der Region nördlich von Leeds fielen dabei bis 123 mm innerhalb von 72 Stunden (Bingley).

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 09. bis 16.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
09.06.2007, 00 UTC 10.06.2007, 00 UTC 11.06.2007, 00 UTC 12.06.2007, 00 UTC
13.06.2007, 00 UTC 14.06.2007, 00 UTC 15.06.2007, 00 UTC 16.06.2007, 00 UTC
500 hPa-Geopotential und Bodendruck vom 09. bis 16.06.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
09.06.2007, 00 UTC 10.06.2007, 00 UTC 11.06.2007, 00 UTC 12.06.2007, 00 UTC
13.06.2007, 00 UTC 14.06.2007, 00 UTC 15.06.2007, 00 UTC 16.06.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die jeweils von 06 UTC bis 06 UTC gemessenen höchsten Niederschlagsmengen der vorliegenden Stationen in Deutschland vom 09. bis 16.06.2007 (Quellen: DWD, WetterOnline):

Ort 09./10.
Leutkirch-Herlazhofen
Idar-Oberstein
Osnabrück
Kahler Asten
Lahr
Emden
Stuttgart/Echterdingen
Hohenpeißenberg
Braunlage
Deuselbach
38 mm
35 mm
34 mm
32 mm
24 mm
21 mm
21 mm
21 mm
20 mm
19 mm
Ort 10./11.
Bad Marienberg
Kalkar
Roth
Mühlacker
Feldberg/Schwarzwald
Göttingen
Aachen
Wahlen-Kirtorf
Hahn
Warburg
40 mm
40 mm
37 mm
28 mm
24 mm
17 mm
16 mm
15 mm
14 mm
12 mm
Ort 11./12.
Weißenburg
Freudenstadt
Augsburg/Mühlhausen
Kümmersbruck
Oberstdorf
Landsberg
Stuttgart/Echterdingen
Wendelstein
Berus
Lechfeld
42 mm
38 mm
32 mm
30 mm
29 mm
28 mm
27 mm
25 mm
20 mm
20 mm
Ort 12./13.
Weiden
Berlin-Schönefeld/Flgh.
Schleiz
Gera/Leumnitz
Harburg
Kempten/Durach
Großer Arber
Frankfurt/Flgh.
Neuburg/Donau
Augsburg/Mühlhausen
38 mm
34 mm
27 mm
26 mm
21 mm
21 mm
20 mm
19 mm
16 mm
15 mm
Ort 13./14.
Wendelstein
Kempten/Durach
Zugspitze
Garmisch-Partenkirchen
Michelstadt-Vielbrunn
Quickborn
Hohenpeißenberg
Emden
Oberstdorf
Berus
32 mm
26 mm
22 mm
22 mm
9 mm
9 mm
8 mm
8 mm
8 mm
7 mm
Ort 14./15.
Lingen
Braunlage
Münster/Osnabrück Flgh.
Diepholz
Angermünde
Bamberg
Stuttgart/Echterdingen
Feldberg/Schwarzwald
Hof/Flgh.
Stuttgart/Schnarrenberg
31 mm
31 mm
29 mm
28 mm
25 mm
23 mm
20 mm
20 mm
20 mm
19 mm
Ort 15./16.
Boizenburg
Genthin
Berlin-Dahlem
Gardelegen
Berlin-Mitte
Carlsfeld
Magdeburg/Flugplatz
Baruth
Fichtelberg
Berlin-Tegel
79 mm
57 mm
55 mm
53 mm
53 mm
52 mm
52 mm
51 mm
50 mm
49 mm


Niederschlag

Radaranimationen vom 09. bis 16.06.2007
Quellen: DWD / wetter.com
09.06., 09 UTC bis 09.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 460 KB
10.06., 12 UTC bis 10.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 320 KB
11.06., 12 UTC bis 11.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 340 KB
12.06., 09 UTC bis 12.06., 21 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 460 KB
13.06., 12 UTC bis 13.06., 16 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 130 KB
14.06., 12 UTC bis 14.06., 23 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 560 KB
15.06., 06 UTC bis 16.06., 09 UTC
in 1h-Schritten / Größe ca. 1370 KB


Satellitenbilder

09.06., 12:49 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
10.06., 12:42 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
11.06., 10:18 UTC, NOAA-17 VIS
Quelle: B. J. Burton
12.06., 12:22 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
13.06., 15:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton
14.06., 12:01 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
15.06., 11:51 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton
16.06., 09:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton



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