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Donnerstag, 17. Mai 2007, 15:45 MESZ


Gewitter, Dauerregen

Mitteleuropa
13.-14.05.2007


Satellitenbild: 14.05.2007, 12:20 UTC, NOAA-18 VIS
Quelle: B. J. Burton


Wetterlage und Entwicklung

Etwa eine Woche lang hatte eine ausgeprägte Westlage das Wettergeschehen in weiten Teilen Mitteleuropas mit gebietsweise anhaltendem Regen und stürmischen Winden dominiert (s. Artikel), als sich die großräumige Wetterlage umstellte. Von Nordwesten lief ein kurzwelliger Höhentrog in den ausgedehnten Langwellentrog hinein, der in seinem Grundmuster am 11.05.2007 noch vom westlichen Atlantik bis nach Russland reichte. Die weit nach Süden vorstoßende Kaltluft führte zu einer raschen Amplifizierung dieses Troges, der fortan für das Wetter in West- und Mitteleuropa entscheidend wurde.
Auf seiner Vorderseite entstand am 12. über dem mittleren Atlantik Tief "Günter", das sich unter günstigen Entwicklungsvoraussetzungen bis zum 13. unter Intensivierung nach Großbritannien verlagerte. Die Warmfront von "Günter" wanderte am 13. von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg und lenkte kurzzeitig eine Luftmasse subtropischen Ursprungs bis zur Ostsee und im weiteren Verlauf bis zum Baltikum und nach Westrussland. Die Passage war mit leichten Regenfällen verbunden, danach lockerte die Wolkendecke auf. Im Süden und Westen war dies am Nachmittag der Fall, sodass dort die Sonne die Luft am Boden verbreitet bis auf +30 °C erwärmen konnte (z.B. Freiburg/Flugplatz, Roth). Noch am Abend des gleichen Tages näherte sich von Westen jedoch die zugehörige Kaltfront und drängte die warme Luft wieder nach Osten ab, nur im äußersten Osten und Südosten blieben Reste davon erhalten. Nachdem zuvor an ihr im Bereich von Schauern und Gewittern Böen bis 100 km/h in Chateaudun und am Flughafen Paris Charles de Gaulle (Frankreich) aufgetreten waren, erreichte sie gegen 19 Uhr MESZ die Gebiete am Niederrhein mit Regenfällen und örtlich weiteren, kräftigen Gewittern. Es liegen Berichte über mehrere mögliche Tornados aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen vor, die aber vorerst nicht verifiziert werden konnten. Richtung Süden hing die Kaltfront weit nach Westen zurück. In deren Vorfeld bildeten sich aber auch über Baden-Württemberg einzelne, nach Nordosten ziehende Gewitter aus. In der Nacht zum 14. ließ die Gewitteraktivität an der Front vor allem im Süden nach.
Am 14. liefen im Zuge eines um den Haupttrog herum schwenkenden Kurzwellentroges und sich daraus ergebender positiver, mit der Höhe zunehmender Vorticity-Advektion zwei kleine Wellenstörungen an der Kaltfront nach Nordosten ab. Diese bezogen die Richtung Osten noch nahe warme und feuchte Luft in ihre Zirkulation mit ein und lösten auf der warmen Seite der Luftmassengrenze erneut zum Teil kräftige Gewitter, auf der kalten Seite in einem breiten Streifen von Baden über Hessen und die Mitte Deutschlands hinweg bis zur Ostsee hingegen anhaltende skalige Regenfälle aus. Die größten 24-stündigen Regensummen bis zum 15., 06 UTC verzeichneten dabei Stationen im und rund um den Schwarzwald (z.B. Freudenstadt 31 mm). Sonst betrugen die Mengen häufig zwischen 10 und 20 mm. Den meisten Niederschlag bekam an diesem Tag allerdings das im Osten Sachsens gelegene Görlitz ab - dort lieferten Gewitterschauer insgesamt 53 mm. Über mehr als 2 cm großen Hagel berichteten Augenzeugen aus dem bayerischen Ergoldsbach. Von dort, ebenso wie aus zwei sächsischen Orten, wurden zum Teil noch unbestätigte Tornadosichtungen gemeldet.
Einen interessanten Aspekt boten auch die Temperaturverteilungen am Nachmittag: Während es im Südosten Bayerns und in Teilen Sachsens vor der Front mit bis zu +27 °C sommerlich warm wurde (z.B. Mühldorf am Inn), konnten im Südwesten im Dauerregen häufig nur Werte zwischen +10 und +15 °C gemessen werden. Am späten Abend fiel auf dem Feldberg im Schwarzwald (1493 m) sogar Schneeregen.
In der Nacht zum 15. zog die Luftmassengrenze endgültig Richtung Osten ab. Hinter ihr gelangte kühlere Meeresluft nach ganz Deutschland und beendete die potentielle Unwetterlage auch im Osten und Südosten.

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 12. bis 15.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
12.05.2007, 00 UTC 13.05.2007, 00 UTC 14.05.2007, 00 UTC 15.05.2007, 00 UTC
850 hPa-Geopotential und -Temperatur vom 12. bis 15.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
12.05.2007, 00 UTC 13.05.2007, 00 UTC 14.05.2007, 00 UTC 15.05.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Spitzenböen vom 14.05.2007 sowie die größten gemessenen 24-stündigen Regensummen im Zeitraum vom 14.05.2007, 06 UTC bis 15.05.2007, 06 UTC in Deutschland (Quelle: DWD, WetterOnline):

Ort Böe, 14.05.
Görlitz
Lichtenhain/Mittelndorf
Dresden/Klotzsche
Chemnitz
Gera/Leumnitz
Gelbelsee
Cottbus
München/Flgh.
Harburg
Neuburg/Donau
97 km/h
94 km/h
90 km/h
90 km/h
86 km/h
83 km/h
79 km/h
79 km/h
79 km/h
76 km/h

Ort 14./15.
Görlitz
Freudenstadt
Wasserkuppe
Feldberg/Schw.
Neuhütten/Spessart
Neuhaus am Rennw.
Karlsruhe
Zinnwald-Georg.
Sinsheim
Vielbrunn/Odenw.
53 mm
31 mm
25 mm
25 mm
24 mm
24 mm
23 mm
23 mm
22 mm
22 mm


Niederschlag

Radarbilder vom 13. und 14.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
13.05.2007, 18 UTC 13.05.2007, 21 UTC 14.05.2007, 00 UTC 14.05.2007, 03 UTC
Radaranimation vom 14.05.2007, 09 UTC bis 15.05.2007, 00 UTC
in 1h-Schritten / Größe: ca. 830 KB

Quelle: DWD / wetter.com


Satellitenbilder

13.05., 12:00 UTC, MSG2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
13.05., 18:00 UTC, MSG2 VIS/IR RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
14.05., 00:00 UTC, MSG2 WV
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
14.05., 06:00 UTC, MSG2 VIS/IR RGB
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
14.05., 12:00 UTC, MSG2 VIS
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
14.05., 18:00 UTC, MSG2 IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.
15.05., 00:00 UTC, MSG2 IR
Quelle: Dundee Sat. Rec. St.



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