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Montag, 14. Mai 2007, 20:00 MESZ


Dauerregen, Sturm

Deutschland
08.-11.05.2007


Satellitenbild: 09.05.2007, 13:00 UTC, NOAA VIS
Quelle: DLR


Wetterlage und Entwicklung

Nachdem wochenlang nahezu ununterbrochen Hochdruckeinfluss das Wettergeschehen in Mitteleuropa dominierte, stellte sich die Wetterlage vom 05.05.2007 an grundlegend um. Zunächst verlagerte sich ein hochreichendes Tiefdrucksystem von der Iberischen Halbinsel über Südfrankreich und Oberitalien nach Osten und beendete mit ergiebigen Regenfällen vor allem südlich der Donau die seit Anfang April währende Trockenheit. Schließlich erfasste am Nachmittag des 6. ein Tiefausläufer Norddeutschland und leitete eine lebhafte und abwechslungsreiche Westwetterlage ein, an deren Beginn hohe Niederschlagssummen zum einen und schwerer Sturm am Ende zum anderen standen.

Am Abend des 6. und in der Nacht zum 7. erreichte die okkludierende Front des aus zwei Zentren bestehenden Tiefdrucksystems "Carsten" über dem Nordatlantik und vor Südwestnorwegen Norddeutschland mit Regen. In der Höhe war dieser Vorgang mit dem Übergreifen eines breiten Langwellentroges auf das nördliche und zentrale Europa verbunden. Die Frontalzone verlief von Neufundland über den mittleren Atlantik, Großbritannien und Norddeutschland hinweg nach Nordosten. Am Boden spiegelte sich diese in einer von der Okklusionsfront von "Carsten" ausgehenden Luftmassengrenze wider. Ihre Lage parallel zur Höhenströmung ließen sie zunächst kaum weiter nach Süden vorankommen. Eingelagerte Kurzwellentröge sorgten zudem für die Bildung kleiner und zumeist flacher Wellentiefs, die an ihr nach Osten abliefen.
Eine erste solche Welle zog am Vormittag des 7. unter Abschwächung über den Norden Deutschlands nach Osten. Ein weiteres, besser entwickeltes und an einen kurzwelligen Höhentrog gekoppeltes Wellentief ("Dietrich") folgte nur wenige Stunden später. In den Radarbildern sind beide Störungen als ausgeprägte Niederschlagsmaxima zu erkennen. Bis zum 8., 06 UTC fielen 24-stündig in einem breiten Streifen südlich der Spur des Tiefkerns von Nordrhein-Westfalen über die nördliche Mitte bis nach Brandenburg ergiebige Niederschlagsmengen von verbreitet mehr als 20 bis örtlich über 50 mm. Die höchsten Mengen verzeichneten dabei Braunlage und der benachbarte Brocken im Harz mit 73 bzw. 67 mm. Im nordrhein-westfälischen Ahaus an der Grenze zur Niederlande waren es 44 mm.
Die nächste Welle wählte am 8. eine südlicher verlaufende Zugbahn. Da der zugehörige kurzwellige Höhentrog sie aber bereits überlaufen hatte, war kein Entwicklungspotential vorhanden und die Welle querte als sehr flaches Gebilde ohne eigenständigen Tiefkern am Nachmittag das nördliche Baden-Württemberg und Bayern. Entsprechend verhalten fielen die Windböen aus, die nur in den Mittelgebirgen und Alpen Beaufort 10 und mehr erreichten. Immerhin kamen bis zum 9., 06 UTC 24-stündig vom Oberrhein bis zum Bayerischen Wald und südlich davon großflächig zweistellige Niederschlagssummen zusammen. Spitzenreiter war dabei der Feldberg im Schwarzwald mit 57 mm, gefolgt von Freudenstadt und Landsberg mit 49 bzw. 48 mm. Einige private Wetterstationen registrierten im Schwarzwald und im Süden Bayerns örtlich sogar über 100 mm Regen, z.B. in Baiersbronn-Ruhestein, am Mummelsee und in Marktschellenberg.
Die Luftmassengrenze bewegte sich am 9. als Warmfront vorderseitig des Tiefs "Ewald" bei den Britischen Inseln nur langsam wieder nach Norden. Dies bedeutete weiteren Regen, der sich nach wie vor auf die Gebiete südlich des Mains konzentrierte. Bis zum 10., 06 UTC gingen in Michelstadt-Vielbrunn im Odenwald 24-stündig 56 mm nieder. Doch auch in Bayern summierten sich die Niederschläge noch einmal auf bis zu 40 mm (Lechfeld und Landsberg). Da die Böden und Flüsse aufgrund der Trockenheit in den Wochen zuvor jedoch viel Wasser aufnehmen konnten, beschränkten sich Hochwasser auf örtliche Überflutungen an kleineren Bächen.
Am 11. stand das vorerst letzte Ereignis dieser meteorologisch interessanten Woche an. An der Kaltfront von Tief "Ewald" entstand über dem östlichen Atlantik ein Randtief, das den Namen "Ewald II" erhielt. Auf der entwicklungsgünstigen Vorderseite eines Kurzwellentroges in der Höhe gelegen, verlagerte sich "Ewald II" am 11. unter anfänglicher Intensivierung zum Ärmelkanal und von dort aus über Schleswig-Holstein hinweg zum Baltikum. Auf seiner Südseite wurden im 850 hPa-Niveau Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 50 kn analysiert. An zahlreichen Orten in der Mitte und im Süden des Landes traten Sturm- und schwere Sturm-, vereinzelt auch im Flachland orkanartige Böen auf (Berlin-Mitte 112 km/h). In Karlsruhe konnten am Vormittag 90 km/h gemessen werden. Stellenweise stürzten hauptsächlich in Nordhrein-Westfalen Bäume um und behinderten den Straßen- und Schienenverkehr. Einige Streckenabschnitte mussten vorübergehend gesperrt werden. In Norddeutschland nahe dem Zentrum des Tiefs spielten die Windböen nur eine untergeordnete Rolle. Dafür fielen dort im Zeitraum vom 11., 06 UTC bis 12., 06 UTC bis zu 23 mm Regen (Marnitz).

Text: CE

Bodendruckanalysen vom 05. bis 12.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
05.05.2007, 00 UTC 06.05.2007, 00 UTC 07.05.2007, 00 UTC 08.05.2007, 00 UTC
09.05.2007, 00 UTC 10.05.2007, 00 UTC 11.05.2007, 00 UTC 12.05.2007, 00 UTC
500 hPa-Geopotential, -Temperatur und Bodendruck vom 05. bis 12.05.2007, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
05.05.2007, 00 UTC 06.05.2007, 00 UTC 07.05.2007, 00 UTC 08.05.2007, 00 UTC
09.05.2007, 00 UTC 10.05.2007, 00 UTC 11.05.2007, 00 UTC 12.05.2007, 00 UTC


Wetterwerte

Nachstehend die jeweils 10 größten gemessenen 24-stündigen Regensummen in Deutschland vom 08., 09. und 10.05.2007 (jeweils 06 bis 06 UTC) sowie die 10 höchsten gemessenen Spitzenböen vom 11.05.2007 (Quelle: DWD, WetterOnline):

Ort 07./08.
Braunlage
Brocken
Ahaus
Lügde-Paenbruch
Kahler Asten
Münster/Osnabr. Flgh.
Schmücke
Lüdenscheid
Osnabrück
Göttingen
73 mm
67 mm
44 mm
43 mm
43 mm
41 mm
39 mm
36 mm
33 mm
32 mm
Ort 08./09.
Feldberg/Schw.
Freudenstadt
Landsberg
Stötten
Lechfeld
Chieming
Mühldorf
München/Stadt
Wasserkuppe
Altenstadt
57 mm
49 mm
48 mm
43 mm
41 mm
40 mm
37 mm
36 mm
36 mm
34 mm
Ort 09./10.
Vielbrunn/Odenwald
Lechfeld
Landsberg
Fürstenzell
Großer Arber
Chieming
München/Stadt
Neuhütten/Spessart
Straubing
Freudenstadt
56 mm
40 mm
40 mm
39 mm
37 mm
37 mm
29 mm
28 mm
26 mm
25 mm

Ort Böe, 11.05.
Fichtelberg
Brocken
Weinbiet/Pf. Wald
Großer Arber
Feldberg/Schw.
Berlin-Mitte
Lichtenhain/Mittelndorf
Wasserkuppe
Schmücke
Chemnitz
140 km/h
140 km/h
126 km/h
119 km/h
115 km/h
112 km/h
112 km/h
108 km/h
108 km/h
104 km/h


Niederschlag

Radarbilder vom 07. und 08.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
07.05.2007, 03 UTC 07.05.2007, 06 UTC 07.05.2007, 09 UTC 07.05.2007, 12 UTC
07.05.2007, 15 UTC 07.05.2007, 17 UTC 07.05.2007, 21 UTC 08.05.2007, 00 UTC
Radarbilder vom 08. und 09.05.2007
Quelle: DWD / wetter.com
08.05.2007, 12 UTC 08.05.2007, 15 UTC 08.05.2007, 18 UTC 08.05.2007, 21 UTC
09.05.2007, 00 UTC 09.05.2007, 03 UTC 09.05.2007, 06 UTC 09.05.2007, 09 UTC
09.05.2007, 12 UTC 09.05.2007, 15 UTC 09.05.2007, 18 UTC 09.05.2007, 21 UTC


Satellitenbilder

05.05., 21:00 UTC, MSG-1 IR
Quelle: B. J. Burton
06.05., 12:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton
07.05., 11:52 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
08.05., 13:16 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
09.05., 15:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton
10.05., 12:00 UTC, MSG-1 VIS
Quelle: B. J. Burton
11.05., 12:49 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
12.05., 12:40 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton



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