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Samstag, 18. November 2006, 21:00 MEZ


Rekordwärme Mitteleuropa


15./16.11.2006


Satellitenbild: 16.11.2006, 9:51 UTC, NOAA17 VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Wetterlage und Entwicklung
Nur drei Wochen, nachdem an zahlreichen Stationen in Deutschland neue Wärmerekorde für die letzte Oktoberdekade aufgestellt wurden (siehe Artikel), sorgte Mitte November erneut ungewöhnliche Wärme für Schlagzeilen. Dabei fielen einmal mehr Rekorde, in diesem Fall für die zweite Novemberdekade.
Am 13.11. zog ein langwelliger Höhentrog über Mitteleuropanach Osten ab, diesem folgte von den Britischen Inseln her ein vorübergehend flacher werdender Rücken nach. Ein hochreichendes Tiefdrucksystem hatte sich zudem nach Island verlagert und änderte seine Position im weiteren Verlauf nur wenig. Auf dessen Rückseite machte sich arktische Kaltluft auf den Weg nach Süden. Dieser Kaltluftvorstoß bewirkte vom 14. an die rasche Ausweitung eines von Westen her in diesen Bereich wandernden Höhentroges. Er reichte in seiner maximalen Ausdehnung am 16. und 17. bis zu den Kanaren. An seiner Ostflanke kam sowohl am Boden als auch in der Höhe eine ausgeprägte Südwestströmung in Gang, mit der ab dem 15. Warmluft subtropischen Ursprungs bis zu den baltischen Staaten verfrachtet wurde. Die Warmfront einer Wellenstörung, die sich am Abend des 13. südwestlich der Britischen Inseln am Südrand des o.e. Tiefdrucksystems formierte und sich etwa 24 Stunden später über der südlichen Nordsee wieder auflöste, leitete diesen Warmlufttransport ein. Ein sich etwa an gleicher Stelle am 14. entwickelndes Randtief, das ebenfalls binnen 24 Stunden über Großbritannien nach Nordosten gesteuert wurde, sorgte über weiten Teilen West- und Mitteleuropas für eine Gradientverschärfung der Südwestströmung und schaffte somit die Voraussetzungen, dass am 15. über nahezu ganz Deutschland im 850 hPa-Niveau +10 °C und mehr analysiert werden konnten. Unter den Absinkvorgängen des sich im Zuge des Warmluftvorstoßes regenerierenden Höhenrückens lockerten am 16. die Wolken in Deutschland schließlich von Süd nach Nord auf, nachdem am 15. im Norden und Westen in der Nähe zur Warmfront gebietsweise noch leichter Regen fiel.
In der gut durchmischten Luft und mit etwas Sonnenunterstützung setzte sich die Wärme vor allem am 15. in den südlichen Landesteilen bis zum Boden durch. Verbreitet wurden Temperaturen von über +15 °C gemessen, entlang des Oberrheins sowie im Kraichgau stiegen die Werte bis in die Nähe der +20-Grad-Marke, örtlich sogar darüber. Die höchsten Temperaturen traten in Baden-Württemberg auf, Spitzenreiter an diesem Tag war Karlsruhe mit einer Höchsttemperatur von +20,8 °C, der bisherige Rekord für die zweite Novemberdekade an dieser Station damit um mehr als 1 K überboten. Ebenfalls einen Dekadenrekord konnte an diesem Tag München/Flughafen verzeichnen, hier kletterte das Quecksilber auf +16,8 °C - allerdings bei einer vergleichsweise kurzen Messreihe (seit 1992).
Einen Tag später, am 16., gingen die Temperaturen in den Niederungen Süddeutschlands aufgrund der negativen Strahlungsbilanz und der daraus resultierenden Stabilisierung der Schichtung trotz weiterer Warmluftzufuhr eher leicht zurück. Beispielsweise erreichten die Werte in Karlsruhe noch +20 °C, am Baden-Airport sowie in Stuttgart/Echterdingen jeweils +17 °C (15.: +19 °C bzw. +18 °C). In den etwas höheren Lagen dagegen, wo es in der Nacht nicht so stark abkühlte, sowie generell im Norden des Landes wurde es im Vergleich zum Vortag wärmer. Die bundesweit höchste Temperatur von +21,6 °C meldete dabei Niederstetten in Baden-Württemberg. Aber auch sonst konnten etliche Stationen in Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen Werte bis +20 °C verzeichnen. Neue Dekadenrekorde gab es an diesem Tag vor allem im Norden und in der Mitte. Auch auf den Bergen wurde es für Mitte November außergewöhnlich warm (z.B. Wasserkuppe (925 m) +14 °C (neuer Dekadenrekord), Fichtelberg (1215 m) +13 °C (neuer Dekadenrekord), Kahler Asten (841 m) +12 °C, Feldberg/Schw. (1493 m) +11 °C, Brocken (1142 m) und Wendelstein (1835 m) je +10 °C). Ebenso beachtlich waren die mit Föhnunterstützung gemessenen Höchstwerte nahe der Alpen (z.B. Landsberg +21 °C, München Stadt +20 °C, Hohenpeißenberg (986 m) (neuer Dekadenrekord), Oberstdorf und Lechfeld je +19 °C). In einzelnen Gebieten entlang der Donau, am Main und am Bodensee jedoch hielt sich auch ganztägig Nebel und die Temperaturen verblieben im einstelligen Bereich (z.B. Neuburg/Donau +7 °C, Ingolstadt und Konstanz je +8 °C, Bad Kissingen +9 °C).
Am 17. kam die zu dem mittlerweile zwischen Island und Skandinavien angelangten Tiefdruckgebiet gehörende Kaltfront allmählich über Deutschland südostwärts in Bewegung. Dabei fiel vor allem in der Westhälfte verbreitet etwas Regen, nur ganz im Osten und Südosten blieb es trocken. Somit wurden auch nur dort, hauptsächlich in Sachsen und in Brandenburg, sowie vereinzelt in der Südhälfte nochmals Temperaturen von über +15 °C erreicht, sonst gingen sie meist auf Werte zwischen +10 °C und +15 °C zurück.

Bodendruckanalysen vom 15. bis zum 17.11.2006 und 850 hPa-Geopotential und -Temperatur, jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
15.11.2006, 00 UTC 16.11.2006, 00 UTC 17.11.2006, 00 UTC
15.11.2006, 00 UTC 16.11.2006, 00 UTC 17.11.2006, 00 UTC

Tageshöchsttemperaturen
Nachstehend die jeweils 10 wärmsten Stationen am 15. und am 16.11.2006 in Deutschland:

Ort Tmax, 15.
Karlsruhe, BW
Emmendingen, BW
Metzingen, BW
Müllhein, BW
Freiburg, BW
Rheinau, BW
Baden-Baden, BW
Hechingen, BE
Notzingen, BW
Elzach, BW
20.8°C
20.1°C
19.5°C
19.4°C
19.3°C
19.2°C
19.1°C
19.0°C
19.0°C
18.8°C
Ort Tmax, 16.
Niederstetten, BW
Garsebach, Sachsen
Aue, Sachsen
Landsberg, BY
Nossen, Sachsen
Altgeringswalde, Sachsen
Obersulm, BW
Karlsruhe, BW
Heidelberg, BW
Dachwig, Thüringen
21.6°C
21.0°C
20.9°C
20.7°C
20.4°C
20.2°C
20.1°C
20.1°C
19.9°C
19.8°C

14.11.06, 13:01 UTC, NOAA18 VIS
Quelle: B. J. Burton
15.11.06, 13:11 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
16.11., 12:51 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton
14.11.06, 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton
15.11.06, 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton
16.11.06, 12:00 UTC, MSG-2 VIS
Quelle: B. J. Burton



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