Wetterlage und Entwicklung
Der Oktober 2006 zeichnete sich in ganz Deutschland durch ungewöhnliche
Wärme aus. Dabei standen weniger die
absoluten Tageshöchstwerte im Vordergrund, sondern vielmehr die
Beständigkeit, mit der bundesweit Temperaturen von
nahe +20°C und teilweise darüber erreicht wurden. So verwundert es nicht,
dass der Monat im Schnitt über 3 Kelvin
zu warm gegenüber dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 ausfiel.
Karlsruhe erlebte seit 1879 den zweitwärmsten Oktober (13.8°C), nur 2001
fiel der Oktober mit einer Mitteltemperatur von 14.3°C noch ein paar Zehntelgrad wärmer aus.
Häufige Südwestlagen, begünstigt durch sich immer wieder regenerierende
Langwellentröge über dem nördlichen
Atlantik, führten überwiegend milde und zeitweise subtropische Luftmassen
gen Nordosten. Lediglich um die
Monatsmitte etablierte sich vorübergehend ein kräftiges Hoch mit Kern über
Dänemark, an dessen Südflanke aus Osten
bodennah kältere Luft nach Deutschland strömte. Nebel und Hochnebel ließen
in dieser Zeit an manchen Orten das
Thermometer nicht über +10 Grad hinaus kommen.
Vom 17. an schwächte sich das Hoch allmählich ab und zog sich nach Osten
zurück. Über dem Atlantik bildete sich
erneut ein langwelliger Trog aus, der in seiner West-Ost-Ausrichtung von
Neufundland bis Westeuropa reichte.
Am Boden korrespondierte dazu ein Tiefdrucksystem bei den Britischen Inseln und westlich
davon. Für große Teile Europas resultierte daraus bis zum 23. sowohl
am Boden als auch in höheren
Schichten der Troposphäre eine ausgeprägte Südwestströmung, die
bis weit nach Russland reichte.
Am frühen Morgen des 24. formierte sich aus dem Tiefdrucksystem eine
Tiefdruckrinne mit Zentren über dem
mittleren Atlantik, dem Ärmelkanal und der nördlichen Ostsee. Das Tief über
dem Ärmelkanal verlagerte sich dabei
rasch nordostwärts und befand sich am 25. etwa an gleicher Stelle über der Ostsee
wie sein Vorgänger. Im Vorfeld der über
Deutschland hinwegziehenden Kaltfront entstand in feucht-warmer
Subtropikluft ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet,
an der Kaltfront selbst entwickelten sich sogar einzelne Gewitter.
Hinter der Kaltfront stieß am 25. nur kurzzeitig kühlere Atlantikluft bis zu
den Alpen vor. Auf der Vorderseite des
westlichsten der drei Tiefzentren drehte die Strömung bereits im Laufe des
25. wieder auf Südwest bis Süd zurück,
sodass sich einmal mehr warme Luft subtropischen Ursprungs auf den Weg nach
Nordosten machen konnte.
Im weiteren Verlauf schnürte sich der atlantische
Langwellentrog in seinem
Südteil ab, der Nordteil zog samt Bodentief beschleunigt nach Nordosten. Mit
der sich verstärkenden südwestlichen
Strömung wurde am 26. noch wärmere Luft herantransportiert, dank Föhnunterstützung
konnten im 850 hPa-Niveau über dem Süden
Deutschlands mehr als +20°C analysiert werden.
Mit Hilfe der Sonneneinstrahlung, vor allem aber aufgrund des in Böen
mäßigen bis frischen - in Norddeutschland auch
stürmischen - Windes wurde die Luft gut durchmischt, und die Wärme konnte sich
fast überall bis zum Boden durchsetzen.
In den großen Flusstälern, beispielsweise an Rhein und Donau, verhinderten
jedoch niedrige morgendliche
Ausgangstemperaturen von teilweise nur +3°C (z.B. Neuburg/Donau) sowie
gebietsweise zäher Nebel Spitzenwerte am
Nachmittag. Zudem war der Wind meist zu schwach, um die über Nacht
entstandene Inversion komplett aufzulösen.
Dennoch konnten auch in diesen Gebieten Höchsttemperaturen von über +20 Grad
verzeichnet werden (z.B. Karlsruhe
+22,8 Grad). Die höchsten Temperaturen von vielfach über +25 Grad allerdings
traten an etwas höher gelegenen
Stationen (z.B. Freiburg, Freudenstadt, Mühlacker, Niederstetten), im
Einflussbereich des Föhns nahe der Alpen (z.B.
Oberstdorf, Landsberg, Hohenpeißenberg) sowie in Ostdeutschland (z.B. Aue,
Chemnitz, Holzdorf) auf. Bundesweiter
Spitzenreiter an diesem Tag war Emmendingen nördlich von Freiburg mit +28,6°C.
Für viele Orte bedeuteten die hohen Temperaturwerte vom 26.10.2006 neue
Rekorde für die letzte Oktoberdekade. Dabei
wurden die bisherigen Rekorde zum Teil um mehr als 1 Kelvin (zB Hohenpeißenberg) überboten.
Auch im benachbarten Ausland stiegen die Quecksilbersäulen stellenweise
deutlich über die +25°C-Marke. Im
Nordosten Frankreichs registrierten Dijon, Luxeuil und Colmar
sommerliche Temperaturen; Vaduz in
Liechtenstein kam, ebenfalls durch Föhn unterstützt, gar auf +28,8 Grad.
Die Kaltfront des Tiefs schwenkte am 27. von Nordwesten her nach Deutschland
und verdrängte die subtropische Luft
nach Südosten. Trotzdem erreichten die Temperaturen noch bis zum 31. in
erster Linie am Oberrhein fast +20°C und
damit für die Jahreszeit weiterhin zu hohe Werte.
Bodendruckanalysen vom 25. bis zum 28.10.2006 und 500 hPa-Geopotential
vom 25. bis zum 28.10.2006,
jeweils 00 UTC:
Quelle: FU Berlin / DWD / Wetterzentrale
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25.10.2006, 00 UTC |
26.10.2006, 00 UTC |
27.10.2006, 00 UTC |
28.10.2006, 00 UTC |
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25.10.2006, 00 UTC |
26.10.2006, 00 UTC |
27.10.2006, 00 UTC |
28.10.2006, 00 UTC |
Tageshöchsttemperaturen
Nachstehend eine Auswahl gemessener Tageshöchsttemperaturen am 26.10.2006
an Stationen, bei denen das Thermometer 25.0°C oder mehr erreichte
(Sommertage):
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Ort |
Tmax |
Emmendingen, BW
Müllheim, BW Elzach, BW Buchenbach, BW Notzingen, BW
Rottweil, BW Freiburg, BW Garmisch, BY Landsberg, BY
Metzingen, BW Schwäbisch Gmünd, BW Bad Kohlgrub, BY
Messstetten, BW Attenkam, BY Olbersleben, TH Öhringen, BW
Hohenpeißenberg, BY Wiedenbach, BY Ohlsbach, BW Renningen, BW Chemnitz, SA
Niederstetten, BW Mühlacker, BW |
28.6°C
28.3°C 26.9°C 26.1°C 26.0°C 25.8°C 25.7°C
25.7°C 25.7°C 25.7°C 25.7°C 25.6°C 25.5°C
25.3°C 25.3°C 25.3°C 25.2°C 25.2°C 25.1°C
25.1°C 25.0°C 25.0°C 25.0°C |
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26., 13:05 UTC, N18 VIS
Quelle: B. J. Burton |
27.10.06, 1:18 UTC, N18 IR
Quelle: B. J. Burton |
27.10.06, NOAA VIS
Quelle: H. Schaksmeier |
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27.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
26.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
25.10.06, NOAA VIS
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern |
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