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Samstag, 05. Januar 2019, 13:30 MEZ


Orkan
Stauniederschläge

Deutschland

21.12.-24.12.2018


Orkantief STINA über Deutschland
am 21. Dezember 2018
Quelle: Sat24


Der kalendarische Winteranfang startet in Deutschland zum Teil sehr stürmisch. Am Freitag 21.12. zog im Laufe des Tages ein Tiefdruckgebiet über Deutschlands hinweg und brachte stürmische, im Süden und auf exponierten Lagen auch orkanartige Böen. Tief STINA II entwickelte sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vorderseitig eines Troges zu einem Orkantief. Die stärkste Böe wurde mit Abstand auf dem Brocken mit 155 km/h gemessen, 137 km/h auf dem Feldberg. Außerdem advehierte STINA sehr milde und sehr feuchte Luft. Teilweise stiegen die Temperaturen auf über 14°C.
Direkt nach STINA erreichte das Tief TETE Deutschland. TETE war ein vergleichsweise schwaches Tiefdruckgebiet, hatte es aber in Bezug auf ihre Niederschläge in sich. Diese waren bei beiden Tiefdruckgebieten problematisch, da durch den Weststau im Schwarzwald und durch den Nordstau an den Alpen vom 21.12. bis zum 24.12. erhebliche Niederschlagsmengen ausfielen.


Orkantief STINA

Am 21.12. pünktlich zum kalendarischen Winteranfang fegte Orkantief STINA über Deutschland hinweg und brachte im Flachland stürmische Böen, auf exponierten Lagen auch orkanartige Böen. STINA wurde am 19.12. zum ersten Mal als Randtief an der Kaltfront eines über dem Nordosten Kanadas/ Neufundlands liegenden Tiefdruckgebiets registriert. Sie ist nur in den Bodendruckkarten und in der relativen Topographie erkennbar. Sie bewegte sich im Verlauf des 20.12. rasch nahezu horizontal nach Osten und wurde am 21.12. zu einem abgeschlossenen Tiefdruckgebiet. STINAs Zentrum erreicht in der Nacht zum 21.12. Irland und Großbritannien und wanderte noch am selben Tag über die Nordsee, sowie Schleswig-Holstein und die Ostsee. STINAs Zentrum erreichten ein Luftdruckminimum von 993 hPa. In der Nacht zum 22.12. verließ sie Deutschland über Polen schon wieder und der Kerndruck begann langsam zu steigen, da STINA nun vorderseitig des Troges lag.

Der Wind frischte schon in der Nacht vom 21.12. deutlich auf und erreichte als erstes den Westen und Südwesten Deutschlands. In den frühen Morgenstunden wurden schon stürmische Böen im Flachland registriert, auf exponierten Lagen schon die ersten Sturmböen, wie z.B. auf dem Feldberg (Schwarzwald, BW) mit 101 km/h (Quelle: Meteociel.fr). Hier wurde bis zum frühen Mittag auch die erste Orkanböe mit 137 km/h verzeichnet. Die Windgeschwindigkeit nahm bis zum Abend hin nochmals deutlich zu und erreichte auch im Flachland zum Teil Sturmstärke, in höheren Lagen Orkanstärke (Brocken 155 km/h). Das Windmaximum erstreckte sich als schmaler Streifen über Baden-Württemberg und zog nach Osten über Bayern hinweg. Dieses fand seinen Ursprung im starken Luftdruckgradienten. Deshalb blieb es in Deutschland auch am 22.12. in den oben genannten Gebieten noch teils stürmisch. Am Feldberg wurde erneut eine Orkanböe von 133 km/h registriert, auf dem Brocken 126 km/h und auf der Zugspitze wurden 122 km/h erreicht.
Aber nicht nur auf exponierten Lagen musste in diesen Tagen mit starken Böen gerechnet werden. STINA brachte auch Niederschläge mit sich, die sich unter anderem durch Schauer und Gewitter zeigten. Auch in Schauer und Gewitternähe musste mit Sturm und Orkanböen gerechnet werden, da die Niederschläge die Höhenwinde bis an den Boden transportieren können.

Obwohl der Wind auffrischte stiegen die Temperaturen deutlich an. STINA bescherte Deutschland nämlich nicht nur Sturm und Orkan, sondern auch frühlingshafte Quecksilbersprünge. Das Thermometer kletterte zum Winteranfang an manchen Orten über die 12°C, wie z.B. in Köln mit 14,7°C, oder in Noervenich 14,3°C und Düsseldorf 13,8°C (NRW), sowie in 13,3°C Mühlacker (BW) (Quelle Temperaturen: Meteociel.fr). Nur im Jahr 2013 war es am 21.12. z.B. in Stegen mit 17.1°C noch wärmer oder in Bretten mit 16,8°C (BW). Auch am 22.12. blieb es mit Temperaturen im Süden und Südwesten mit um die 12°C sehr mild, im Norden und Nordosten mit um die 8°C ebenfalls mild.
Die Luftmassen, welche durch den durch STINA ausgelösten Südwestwind advehiert wurden waren aber nicht nur sehr mild, sondern auch sehr feucht. Dieser Südwestwind transportierte die feuchte und warme Luft aus der Mittelmeerregion bis nach Deutschland. Dadurch kamen Niederschläge zustande, die sich entweder als Schauer oder Gewitter äußerten, oder als Stauniederschläge vor allem an den Mittelgebirgen und den Alpen. Vor allem im Schwarzwald kamen am 21.12. hohe Niederschlagssummen von knapp 54 mm zusammen. Auch im Harz regnete es mit 49,4 mm ergiebig (Quelle Niederschlagssummen: Meteociel.fr). Dadurch stiegen die Pegelstände der Flüsse endlich wieder merklich an. Diese feuchtwarme Luft machte sich vor allem an der ausgeprägten Warmfrontbewölkung sichtbar. Die Kaltfront von STINA erstreckte sich nahezu waagrecht nach Westen über Frankreich und ist ebenfalls schön anhand der Modellkarten oder der Satellitenbilder zu erkennen.

Bodendruck Europa und Mitteleuropa, 500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, 850 hPa pseudopot. Temperatur, Spitzenböen,Temperaturadvektion, Temperatur | Quellen: Wetter3, FU-Berlin/DWD


Satellitenbilder | Quellen: Wokingham, Sat24


Ausgewählte Spitzenböen (Datenquelle: Meteociel) und Temperaturen am 21.12.2018 (Datenquelle: Ogimet):

Ort Höhe Bundesland Spitzenböen STINA
Zugspitze
Brocken
Werningrode/Stierke
Werningrode
Feldberg
Weinbiet
Kahler Asten
Brix/Rhoen
2962 m
1134 m
609 m
234 m
1486 m
553 m
839 m
745 m
BY
SA
NW
NW
BW
RP
NW
HE
158 km/h
148 km/h
148 km/h
140 km/h
137 km/h
112 km/h
101 km/h
94 km/h
Ort Höhe Bundesland Temperatur 21.12.
Koeln/Bonn
Andernach
Bonn-Roleber
Geilenkirchen
Noervenich
Geisenheim
Duesseldorf
Werl
Koblenz
Muelacker
92 m
60 m
160 m
95 m
110 m
90 m
38 m
90 m
73 m
240 m
NW
RP
NW
NW
NW
HE
NW
NW
RP
BW
14,7 °C
14,6 °C
14,4 °C
14,3 °C
14,3 °C
13,9 °C
13,8 °C
13,7 °C
13,6 °C
13,3 °C



Ausgewählte Niederschlagsmengen vom 21.12. bis zum 22.12.2018 (Datenquelle: Ogimet):

Ort Höhe Bundesland Niederschlagsmengen
Feldberg
Freudenstadt
Brocken
Neuhaus am Rennweg
Bad Lippspringe
Lingen
Luedenscheid
Kahler Asten
Fichtelberg
1277 m
732 m
550 m
1141 m
830 m
140 m
21 m
423 m
843 m
1215 m
BW
BW
SA
SA
TH
NW
NI
NW
NW
SA
55,1 mm
53,7 mm
49,4 mm
40,0 mm
28,0 mm
25,3 mm
23,1 mm
22,7 mm
22,5 mm
21,2 mm




Orkantief TETE

Kaum hatte sich Tief STINA verzogen, kündigte sich schon ein neues Tiefdruckgebiet an. TETE brachte nicht nur erneut Sturmböen nach Deutschland, sondern ebenfalls milde und feuchte Luft.
In der Nacht am 23.12. wurde TETE zum ersten Mal verzeichnet. Sie befand sich westlich von Irland auf dem Atlantik und war ein Randtief eines weiter westlich gelegenen Tiefdruckgebiets. Ihr Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt 1010 hPa und stieg auf ihrem Weg nach Osten an. In den frühen Morgenstunden erreichte sie mit 1014 hPa Irland und Grobritannien, zog aber rasch in Richtung Südosten weiter. Ihr Zentrum wanderte über die Nordsee und Mitte Deutschlands nach Tschechien, wobei ihr Kerndruck sich wieder auf 1010 hPa vertiefte. Ab diesem Zeitpunkt war TETE ein abgeschlossenes Tiefdruckgebiete und intensivierte sich ab dem 24.12. weiter. Sie erreichte Österreich und Slowenien mit einem Kerndruck von 1004 hPa. Der Luftdruckgradient nahm durch die Intensivierung vor allem im Süden und Südosten Deutschlands zu. Auf dem Feldberg (Schwarzwald, BW) wurden Böen bis 101 km/h gemessen, auf der Zugspitze 97 km/h (Quelle:Meteociel.fr). In Österreich hingegen wurden mit 155 km/h am Feuerkogel Orkanböen registriert (Quelle:Meteociel.fr). Durch den anfänglichen Südwestwind ergab sich ein inverser Tagesgang der Temperatur. Diese stieg bis zum Abend des 23.12. auf für diese Jahreszeit sehr milde Temperaturen um die 12°C (14,2°C Neuostheim, Quelle: Meteociel.fr). Diese machten sich vor allem im Südwesten und Westen Deutschlands bemerkbar. Am 24.12. hingegen sanken die Temperaturen im Tagesverlauf zunächst auf 5-8°C ab, bis zum frühen Abend wurden bereits Temperaturen unter der Nullgradmarke verzeichnet (-1,6°C Arkona/Ostsee, Quelle: Meteociel.fr). Grund hierfür war der Wind, der auf Nord bzw. Nordost drehte.

Als TETE Deutschland erreichte herrschte Südwestwind. Im Laufe des 23.12. drehte dieser wie oben bereits erwähnt jedoch auf West und am 24.12. mit Erreichen Osteuropas dann schließlich auf Nord/ Nordost. Dadurch entstanden Stauniederschläge an den Mittelgebirgen wie der Schwarzwald und an den Alpen. TETE war zwar „nur“ ein relativ kleines und schwaches Randtief bezogen auf den Wind, hatte es aber was die Niederschläge angeht in sich. Diese fielen hauptsächlich stratiform und als Regen, in höheren Gebieten auch als Schnee aus. TETEs Warmfront hatte den Westen Deutschlands am Mittag des 23.12. erreicht und damit auch die Niederschläge, die im Schwarzwald unwetterartig ausfielen. Dieser wurde aus westlicher Richtung angeströmt, was zu einem Stau der Luftmassen führte (Weststau), welche sich dann abregneten. Auch an Weihnachten musste im Schwarzwald weiterhin mit Stauniederschlägen gerechnet werden. Der Wind drehte im weiteren Verlauf und nach Abziehen von TETE auf Nordosten bzw. Nord, sodass sich die Luftmassen schließlich an den Alpen stauten (Nordstau). Vor allem im Südosten Bayerns musste ebenfalls mit kräftigen und unwetterartigen Niederschlägen gerechnet werden. Innerhalb von 24 Stunden kamen in den erwähnten Gebieten Niederschlagsmengen von über 70 mm zusammen, im Alpenraum kamen ebenfalls über 50 mm (Quelle: ogimet.com)zusammen.
TETEs Kaltfront war am 24.12. schön auf den Satellitenbildern zu erkennen. Sie zog nach Süden Richtung Balkanregion und bildete Schauer und Gewitter aus, die an den wellenartigen Wolken zu erkennen sind. Neben den enormen Regenmengen musste am ersten Weihnachtsfeiertag auf exponierten Lagen erneut mit Sturmböen gerechnet werden, vereinzelt auch mit Orkanböen. Am 2. Weihnachtsfeiertag fielen dann nur noch vereinzelt schwache Niederschläge und das Wetter beruhigte sich durch Hoch Hugo allmählich.

Im Jahr 2018 fielen in ganz Deutschland deutlich zu wenig Niederschläge. Die Flüsse erreichten neue Minimalrekorde. Durch die ergiebigen Niederschläge von Tief STINA und TETE stiegen jedoch die Flusspegel wieder deutlich an. Hatte der Rhein bei Worms am 20.12. noch einen Pegelstand bei 101 cm, stand er am 23.12. bei 235 cm und die Tendenz blieb steigend. Ähnlich sah es für den Rhein und den Neckar bei Mannheim aus. Vor STINA lagen die Pegelstände des Rheins bei 192 cm und 23.12. bei 342 cm, die des Neckars bei 187 cm und bei 348 cm. Ein deutlicher Anstieg der Pegel wurde vom 22. auf den 23.12. verzeichnet (siehe Tabelle unten, folgt bald), (Quelle Pegelstände: Hochwasserzentrale.de). An einigen Flüssen bestand sogar die Gefahr von Hochwasser, was sich an einigen kleinen Nebenflüssen bestätigte.

Bodendruck Europa und Mitteleuropa, 500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, 850 hPa pseudopot. Temperatur, Temperaturadvektion | Quellen: Wetter3, FU-Berlin/DWD


Satellitenbilder | Quellen: Wokingham, Sat24


Ausgewählte Niederschlagsmengen (Datenquelle: Ogimet) und Temperaturen (Datenquelle:Ogimet) vom 23.12. bis zum 24.12.2018:

Ort Höhe Bundesland Niederschlagsmengen
Freudenstadt
Obersdorf
Feldberg
Garmisch
Kaiserbach-Cronhuette
Neunhuetten/Spessart
Zwiesel
Kempten
Stoetten
Brocken
732 m
293 m
1277 m
708 m
565 m
270 m
581 m
674 m
733 m
1141 m
BW
BY
BW
BY
BW
BY
BY
BY
BY
SA
86,4 mm
65,0 mm
64,4 mm
54,3 mm
45,0 mm
41,4 mm
41,0 mm
39,1 mm
36,6 mm
35,0 mm
Ort Höhe Bundesland Temperatur 24.12.
Lahr
Mannheim
Geisenheim
Frankfurt Main
Freiburg Breisgau
Rheinstetten
Muelacker
Stuttgart
Idar-Oberstein
Offenbach Wetterpark
170 m
97 m
90 m
112 m
278 m
116 m
240 m
247 m
272 m
98 m
BW
BW
HE
HE
BW
BW
BW
BW
RP
HE
14,4 °C
14,2 °C
13,9 °C
13,0 °C
13,0 °C
13,0 °C
12,5 °C
12,4 °C
12,1 °C
12,1 °C


Englische Version


Text: MG
05. Januar 2019


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