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Mittwoch, 9. November 2011, 22:30 MEZ


Rekordwärme

Mitteleuropa
04.-06.11.2011


Satellitenbild: 04.11.2011, 11:50 UTC, NOAA-19 VIS
Quelle: B. J. Burton

Eine außergewöhnlich lang andauernde milde Witterungsphase stellte sich Ende Oktober / Anfang November 2011 in Mitteleuropa ein. Teilweise durch markanten Föhn bedingte Höchsttemperaturen von über +20 °C an einigen Orten bedeuteten Rekordwerte für den vorletzten Monat des Jahres.


Wetterlage und Entwicklung

Beinahe unverändert stellte sich über den gesamten Zeitraum die großräumige Druckkonstellation dar. Zwischen Tiefdruckgebieten über dem mittleren und östlichen Nordatlantik und Hochs über Osteuropa kam eine ausgeprägte Südströmung in Gang, mit der anhaltend milde, zur Mitte der ersten Novemberdekade gar subtropische Luft nach Mitteleuropa advehiert wurde.

Bodendruckanalysen vom 04. bis 07.11.2011 | Quelle: FU Berlin / DWD
04.11.2011, 00 UTC 05.11.2011, 00 UTC 06.11.2011, 00 UTC 07.11.2011, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 04. bis 07.11.2011 | Quelle: Wetterzentrale
04.11.2011, 00 UTC 05.11.2011, 00 UTC 06.11.2011, 00 UTC 07.11.2011, 00 UTC

Anfang November zeichneten Tief "Quinn" und Hoch "Viola" für den Luftmassentransport verantwortlich. Nur kurzzeitig sickerte zum 2. hinter der Kaltfront von Tief "Peter" über dem Nordmeer etwas kühlere Luft in den Westen und Norden Deutschlands ein, die mit Rückdrehen der Strömung auf Südwest jedoch kaum 24 Stunden später wieder durch milde Luft ersetzt wurde. In dieser Zeit entwickelte sich "Quinn" zum einem lang gestreckten Tiefdrucksystem, das am 3. und 4. quasi den gesamten östlichen Nordatlantik überdeckte. Ihm überlagert war ein mächtiger Höhentrog, der sich in seinem Südteil Richtung Iberische Halbinsel und westliches Mittelmeer ausdehnte. Der Cut-Off erfolgte am Abend des 5. / in der Nacht zum 6. und vollzog sich im Bereich der nordspanischen Biskayaküste.

850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 04. bis 07.11.2011 | Quelle: wetter3.de
04.11.2011, 00 UTC 05.11.2011, 00 UTC 06.11.2011, 00 UTC 07.11.2011, 00 UTC

Rückwärtstrajektorien für München,
Zielzeitpunkt 05.11.2011, 12 UTC.
Quelle: wetter3.de
Großräumige Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des südlichen Trogteils respektive des späteren Höhentiefs ließen aus dem südlichen Part der länglichen Tiefdruckzone ein separates Bodentief ("Rolf") entstehen. Es brachte den nördlichen Mittelmeeranrainern heftige Regenfälle (siehe Artikel). Noch weiter südlich bildete sich über der Mitte Algeriens ein weiteres Teiltief aus, an der Ostflanke des gesamten Systems etablierte sich eine kräftige Südströmung. So waren beispielsweise die Luftpartikel, die am Mittag des 5. in der Höhe über München ankamen, eine Woche zuvor über den Kanaren und dem Norden Mauretaniens gestartet (s. Grafik). Die starken Niederschläge auf der Alpensüdseite bedingten ein markantes Föhnereignis, sodass die Luft nördlich des Alpenhauptkamms beim Abstieg auf für Anfang November bemerkenswert hohe Temperaturen erwärmt wurde. Am 5. lagen diese in 850 hPa, etwa 1.500 Meter Höhe entsprechend, über fast ganz Deutschland bei mehr als +15 °C; über Baden-Württemberg und Bayern konnte gar eine +16-°C-Blase analysiert werden. Solche Temperaturen treten in dieser Höhe zu dieser Jahreszeit ausschließlich in subtropischen Luftmassen und in hiesigen Breiten normalerweise nur in den Sommermonaten auf. Mit allmählicher Ostverlagerung von Tief "Rolf" und einer Drehung der Strömung auf Südost bis Ost schwächte sich die Warmluftadvektion über Mitteleuropa zum 7. allmählich ab. Dennoch blieb es auch darüber hinaus - außerhalb von Nebel und Hochnebel - mild bis sehr mild.

Höchsttemperaturen in Deutschland vom 04. bis 07.11.2011 | Quelle: IMK, KIT
04.11.2011 05.11.2011 06.11.2011 07.11.2011

Bereits im letzten Oktoberdrittel stiegen die Temperaturen in Deutschland verbreitet auf Höchstwerte zwischen +10 und +15 °C, mancherorts auch deutlich darüber. Für Rekorde reichte dies aber noch nicht, vor allem Ende Oktober 1989 war es zum Teil erheblich wärmer (z. B. Stuttgart/Flgh. +27,1 °C am 23.10.1989). Erst mit dem Monatswechsel und dem Beginn einer neuen Dekade traten an einigen Orten Spitzenwerte auf, die ob des frühen Termins im Monat sodann allesamt gleichzeitig auch Bestmarken für den gesamten November darstellten. Speziell am 4., einem Tag mit lebhaftem Wind und entsprechend wenig Nebel und Hochnebel, konnten diese hauptsächlich im Westen und Nordwesten der Bundesrepublik gesetzt werden. Auf Norderney, in Oldenburg und Lingen, am Flughafen Münster/Osnabrück sowie am Düsseldorfer Flughafen wurden die alten Rekorde aus dem Jahre 2005 zum Teil deutlich übertroffen (z. B. Münster/Osnabrück Flgh. +20,4 °C gegenüber +19,4 °C vom 03.11.2005). Die höchste Temperatur im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) verzeichnete an diesem Tag die südbayerische Station Bad Kohlgrub (Rosshof) mit +22,5 °C.

Satellitenbilder (Meteosat-9 VIS/IR) | Quelle: F. Valk
04.11.2011, 12:00 UTC 05.11.2011, 12:00 UTC 06.11.2011, 12:00 UTC 07.11.2011, 12:00 UTC

Fast genauso warm wurde es einen Tag später, am 5., auf dem 986 Meter hohen Hohenpeißenberg in den bayerischen Voralpen. Föhnunterstützt kletterte das Quecksilber dort auf einen Höchstwert von +22,3 °C - dies bedeutete einen neuen Novemberrekord in der seit 1879 bestehenden Messreihe. Der bisherige Rekord hatte bei +21,6 °C vom Vortag bzw. +21,5 °C vom 01.11.1968 gelegen. Am 5. wurde auch der deutschlandweite Spitzenwert dieser warmen Periode mit +22,9 °C in Reit im Winkl (Bayern) notiert.

Tiefsttemperaturen in den Alpen vom 04. bis 07.11.2011, jeweils 18 bis 6 UTC | Quelle: DWD JavaMAP
03./04.11.2011 04./05.11.2011 05./06.11.2011 06./07.11.2011

Auch außerhalb Deutschlands konnten beachtliche Temperaturen gemessen werden, allen voran föhnbedingt in der nördlichen Alpinregion. Von der Zentralschweiz über Tirol bis nach Salzburg wurden am 4., 5. und 6. Höchstwerte über +20 °C registriert. Glarus in der Schweiz brachte es am 5. mit +24,1 °C gar fast auf einen offiziellen Sommertag, ähnlich warm wurde es in Kufstein in Nordtirol mit +24,0 °C. Doch nicht nur die Höchst-, auch die Tiefstwerte lagen im Bereich des zu dieser Jahreszeit maximal Möglichen. Wiederum Glarus meldete am Morgen des 4. einen Tiefstwert von +19,7 °C (!) und verfehlte damit eine tropische Nacht (ab +20,0 °C) nur denkbar knapp. Auch in Vaduz in Liechtenstein (+18,8 °C) und in Altdorf im Schweizer Kanton Uri (+18,5 °C) verlief die Nacht außergewöhnlich mild. Nicht mehr ganz so extreme, aber noch immer sehr hohe Tiefstwerte wurden aufgrund der andauernden Föhnsituation auch noch in den Nächten zum 5. und 6. beobachtet.



Wetterwerte

Nachstehend eine Übersicht über die Anfang November 2011 neu aufgestellten Dekaden- und gleichzeitig Monatsrekorde der Höchsttemperatur an deutschen Stationen. Quelle: DWD

Ort Tmax Datum alt Datum alt
Neubrandenbg./Trollenhagen (MV)
Norderney (NDS)
Oldenburg (NDS)
Lingen (NDS)
Münster/Osnabrück Flgh. (NRW)
Düsseldorf/Flgh. (NRW)
Wasserkuppe (HE)
Neuhaus a. R. (TH)
Hohenpeißenberg (BY)
Schmücke (TH)
Hohenpeißenberg (BY)
Brocken (SA)
Neuhaus a. R. (TH)
16,1 °C
16,6 °C
19,5 °C
19,4 °C
20,4 °C
19,8 °C
17,2 °C
15,1 °C
21,6 °C
17,0 °C
22,3 °C
18,9 °C
16,0 °C
01.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
04.11.2011
05.11.2011
05.11.2011
06.11.2011
06.11.2011
14,9 °C
16,2 °C
18,6 °C
18,8 °C
19,4 °C
19,5 °C
17,1 °C
14,7 °C
21,5 °C
16,5 °C
21,6 °C
17,0 °C
15,1 °C
04.11.1996
03.11.2005
03.11.2005
03.11.2005
03.11.2005
03.11.2005
02.11.1984
05.11.1994
01.11.1968
08.11.1983
04.11.2011
02.11.1968
04.11.2011


Text: CE



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