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Mittwoch, 29. September 2010, 21:15 MESZ


Starkregen/Hochwasser

Östliches Mitteleuropa, Ostdeutschland
25.-28.09.2010


Satellitenbild: 26.09.2010, 11:38 UTC, NOAA-19 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Über einen Zeitraum von etwa drei Tagen andauernde Regenfälle zogen Ende September 2010 in Teilen des östlichen Mitteleuropas und in Ostdeutschland einmal mehr Überschwemmungen nach sich. Großflächige Niederschlagsmengen von zum Teil über 100 mm führten an Neiße, Spree und deren Nebenflüssen zu Hochwasser.


Wetterlage und Entwicklung

Für die betroffenen Regionen war es nach der Schneeschmelze im Frühjahr, den Überschwemmungen im Mai (siehe Artikel) und der Flutkatastrophe im August (siehe Artikel) bereits das vierte Hochwasserereignis im Jahr 2010. Anders als im August jedoch, als kräftiger, aber regional begrenzt auftretender Gewitterregen vor allem im Gebirge in großen Abflussmengen und einem schnellen Anstieg der Pegel mündete, fiel der Regen in diesem Fall über ein großräumiges Gebiet und über eine Zeitspanne von drei Tagen verteilt.

Den vorangegangenen Ereignissen gemein war die großräumige Wettersituation mit einem auf einer als "Vb" klassifizierten Bahn nordostwärts ziehenden Tiefdruckgebiet, "Lya". "Lya" entstand am 24. September auf der Vorderseite eines schmalen, vom Eismeer über Skandinavien und Mitteleuropa bis zum westlichen Mittelmeer reichenden Höhentroges aus einer Zone tiefen Luftdrucks heraus über Norditalien. Eine große Rolle bei der Entwicklung spielten die Alpen, einen nicht unerheblichen Beitrag leistete aber auch ein vom westlichen Mittelmeer über den Süden Italiens zur Adria ziehendes Tief, das später in "Lya" aufging. "Lya" selbst bildete sich an der Kaltfront von Tief "Kathrein" aus, die Deutschland zuvor mit in Anbetracht der fortgeschrittenen Jahreszeit teilweise kräftigen Gewittern ostwärts überquert hatte. Am 25. war der Höhentrog zwei Cut-Off-Prozessen unterworfen; die resultierenden Höhentiefs lagen zunächst über Benelux und dem Norden Italiens und spiegelten in etwa die Position der Tiefdruckgebiete am Boden wider.

Bodendruckanalysen vom 25. bis 28.09.2010 | Quelle: FU Berlin / DWD
25.09.2010, 00 UTC 26.09.2010, 00 UTC 27.09.2010, 00 UTC 28.09.2010, 00 UTC

Bis zum 27. bewegte sich "Lya" über das südöstliche und östliche Mitteleuropa nach Norden und konnte mit ihrem Zentrum am Abend über dem Norden Polens analysiert werden. "Kathrein" wanderte südwärts und löste sich bis zum 28. über der Mitte Frankreichs auf; das Höhentief verlagerte sich ebenfalls unter Abschwächung zu den Alpen und wurde später in einen neuen, von Nordosten vorstoßenden Höhentrog integriert. Für die anhaltenden Regenfälle zeichneten zum einen dynamische Hebungsvorgänge auf der Vorderseite des östlichen Höhentiefs, zum anderen und vorrangig jedoch andauernde Warmluftadvektion an dessen Westflanke verantwortlich. Diese stützte die Wetteraktivität im Bereich der Kaltfront, die in ihrem Nordteil als Warmfront nach Westen rückläufig und als Okklusion um den Kern von "Kathrein" gewunden wurde. Erst mit steigendem Luftdruck über Westeuropa kam die Luftmassengrenze zum 28. nach Süddeutschland voran, im Zuge nachlassender Warmluftadvektion schwächten sich die Niederschläge dann deutlich ab.

500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 25.-28.09.2010 | Quelle: Wetterzentrale
25.09.2010, 00 UTC 26.09.2010, 00 UTC 27.09.2010, 00 UTC 28.09.2010, 00 UTC

Die Regenfälle breiteten sich am 25. von den Alpen her zunächst auf den Süden Deutschlands aus und griffen später auch auf die nördlichen Regionen der Osthälfte über. Innerhalb von 24 Stunden bis zum 26., 8 Uhr MESZ fielen in Sachsen und Brandenburg bereits verbreitet um 20 mm, vor allem im Erzgebirge auch schon deutlich mehr (z. B. Deutschneudorf-Brüderwiese 67 mm). Im Verlauf des 26. schob sich das Regenband etwas weiter nach Norden vor und schwächte sich vorübergehend ab, in der Nacht zum 27. begann es von Polen und Tschechien her allerdings erneut länger anhaltend und teilweise kräftig zu regnen. Im Erzgebirge wurden stündliche Regenmengen um 5, in der Spitze bis 10 mm gemessen. Binnen 24 Stunden bis zum 27., 8 Uhr MESZ kamen im Umfeld der Elbe an mehreren Orten Mengen bis nahe 50 mm zustande (z. B. Wiesenburg 52 mm). Im Verlauf des 27. verlagerte sich der nun zonal über Deutschland ausgerichtete Niederschlagsstreifen nach Süden. Erneut fielen verbreitet zwischen 20 und 40 mm innerhalb eines Tages, in Ostritz-Leuba nahe Görlitz wurden 59 mm gemessen.
Über alle drei Tage summiert konnten die größten Mengen im Umfeld des Erzgebirges registriert werden. Zinnwald-Georgenfeld übertraf mit 119 mm seinen Septembermittelwert der Jahre 1961 bis 1990 um 43 mm (156%). Mengen im dreistelligen Bereich hatten darüber hinaus auch einige Orte im Süden Brandenburgs zu bieten (siehe Tabelle). Bis nach Sachsen-Anhalt und ins östliche Niedersachsen wurden von den Messstationen verbreitet hohe zweistellige Summen zwischen 50 und 80 mm erfasst.

Niederschlagsradarbilder vom 25.-28.09.2010 | Quelle: DWD
25.09.2010, 00:15 MESZ 25.09.2010, 12:00 MESZ 26.09.2010, 00:00 MESZ 26.09.2010, 12:00 MESZ
27.09.2010, 00:15 MESZ 27.09.2010, 12:00 MESZ 28.09.2010, 00:15 MESZ 28.09.2010, 12:00 MESZ

Auch in Österreich und im östlichen Mitteleuropa kamen hohe Niederschlagssummen zusammen. Besonders im Osten Österreichs regnete es für Ende September außergewöhnlich viel. Mengen um 50 mm innerhalb von 24 Stunden wie im Raum Wien und im Raum Tulln (Niederösterreich) beobachtet treten nach Auskunft der Zentralanstalt für Geodynamik und Meteorologie dort zu dieser Jahreszeit gewöhnlich nur alle 25 (Wien) beziehungsweise 50 Jahre (Tulln) auf. Im tschechischen Liberec fielen innerhalb von drei Tagen bis zum Morgen des 28. 115 mm, im südpolnischen Breslau 73 mm.
Pegelverläufe vom 23. bis 30.09.2010 in Bad Liebenwerda und
Herzberg. Die farbigen Linien markieren die Alarmstufen.

Quelle: LUGV, Brandenburg
Die anhaltenden Regenfälle hatten das Ansteigen zahlreicher Flusspegel und großflächige Überschwemmungen zur Folge. An der Schwarzen Elster, einem Nebenfluss der Elbe, wurden Rekordpegelstände gemessen. Die Pegel mehrerer kleiner Flüsse erreichten die höchste Hochwassermeldestufe vier, örtlich brachen Dämme. In einzelnen Landkreisen in Sachsen wurde Katastrophenalarm ausgelöst, Teile der südbrandenburgischen Stadt Elsterwerda evakuiert. Davon waren rund 2.500 Menschen betroffen.



Wetterwerte

Nachstehend ausgewählte Niederschlagsmengen im Osten Deutschlands vom 25. bis zum 28.09.2010, jeweils 24-stündig bis 6 UTC. Quelle: DWD

Ort 25./26. 26./27. 27./28. Summe
Zinnwald (SN)
Dresden/Flgh. (SN)
Holzdorf/Flugplatz (BB)
Wiesenburg (BB)
Lichtenhain-Mittelndorf (SN)
Wittenberg (SA)
Doberlug-Kirchhain (BB)
Marienberg (SN)
Görlitz (SN)
Cottbus (BB)
54 mm
30 mm
26 mm
27 mm
31 mm
23 mm
24 mm
32 mm
13 mm
10 mm
26 mm
33 mm
45 mm
52 mm
33 mm
46 mm
39 mm
17 mm
33 mm
38 mm
39 mm
50 mm
42 mm
31 mm
43 mm
36 mm
41 mm
50 mm
51 mm
47 mm
119 mm
113 mm
113 mm
110 mm
107 mm
105 mm
104 mm
99 mm
97 mm
95 mm


Satellitenbilder

25.09., 12 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
26.09., 12 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
27.09., 12 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
28.09., 12 UTC, MS-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk


Text: CE



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