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Mittwoch, 03. Februar 2010, 12:00 MEZ


Schneefälle, Sturm

Deutschland
27.-30.01.2010


Satellitenbild: 27.01.2010, 11:14 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR

Nachdem Tiefdruckgebiet "Daisy" Anfang Januar 2010 in weiten Teilen Deutschlands für starke Schneefälle gesorgt hatte (siehe Artikel), brachten Ende desselben Monats die Tiefdruckgebiet "Jennifer" und "Keziban" weitere Schneefälle. Vor allem im Straßenverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen.


Wetterlage und Entwicklung

Bereits am 26.01.2010 entwickelte sich über der Südspitze Grönlands vorderseitig eines Troges, der sich von Grönland bis zu den Azoren erstreckte Tief "Jennifer. In Deutschland wurde das Wetter an diesem Tag noch durch ein kräftiges Hochdruckgebiet mit dem Zentrum über Nordosteuropa bestimmt, an dessen Südseite kalte trockene Luft advehiert wurde. Besonders im Norden Deutschlands führte dieses zu neuen Rekord-Tiefsttemperaturen für die letzte Dekade des Januar. Auch in der Nacht zum 27.01. bestimmte der Einfluss des Hochdruckgebietes "Dirk" das Wetter in Mittel- und Osteuropa. In klaren Nächten sanken die Temperaturen im Deutschland auf unter -20°C. In Straubing wurde eine Tiefsttemperatur von -23,3°C registriert; ganz im Osten Deutschlands in Manschnow kühlte die Luft auf -22,8°C ab. Zu einem Wetterumschwung kam es am 27.01. durch Tief "Jennifer". Dieses hatte sich nach seiner Entstehung rasch südostwärts verlagert und stark vertieft. Innerhalb von nur 24 Stunden zog "Jennifer" über das europäische Nordmeer und Skandinavien hinweg und befand sich am 28.01., 00 UTC mit dem Zentrum über der Ostsee. Der Druck sank im Zentrum des Tiefs auf unter 985 hPa. Zum Vergleich: nur 24 Stunden vorher betrug der Bodenluftdruck am selben Ort 1035 hPa. Die Ausläfer des Tiefs erreichten in Form einer Warmfront am Vormittag des 27.01. den Norden Deutschlands und sorgten dort für erste Schneeälle, teilweise auch für gefrierenden Regen. An seiner Südflanke transportierte Tief "Jennifer mildere feuchte Luft heran, so dass die Nächte im Vergleich zu den Vortagen wesentlich milder blieben. Weiterhin frischte der Wind zunehmend auf und wehte vor allem in Norddeutschland teilweise stürmisch, so dass es örtlich zu Schneeverwehungen kam.

Bodendruckprognose vom 26. bis 29.01.2010, jeweils 12 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
26.01.2010, 12 UTC 27.01.2010, 12 UTC 28.01.2010, 12 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 26. bis 28.01.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
26.01.2010, 00 UTC 27.01.2010, 00 UTC 28.01.2010, 00 UTC

Während sich Tiefdruckgebiet "Jennifer" nicht mehr weiter verstärkte und sich vergleichsweise langsam ostwärts bewegte, entwickelte sich am 29.01. in einer kräftigen nördlichen Strömung über den britischen Inseln das Randtief "Keziban". Dieses verlagerte sich zunächst südwärts und befand sich mit seinem Zentrum am 29.01. über Nordfrankreich. In den folgenden 24 Stunden änderte es seine Zugbahn und überquerte nun in östlicher Zugrichtung die Beneluxländer, Deutschland und befand sich am 30.01. mit seinem Zentrum über der Ostsee. Der Kerndruck des Tiefs sank auf unter 980 hPa. Nach einer kurzen Wetterberuhigung sorgten die Ausläfer von "Keziban" ab den frühen Morgenstunden des 29.01. erneut für teilsweise kräftige Schneefälle. Im Flachland ging dieser in Regen oder Schneeregen über.

Bodendruckprognose vom 29. bis 31.01.2010, jeweils 12 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
29.01.2010, 12 UTC 30.01.2010, 12 UTC 31.01.2010, 12 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 29. bis 31.01.2010, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
29.01.2010, 00 UTC 30.01.2010, 00 UTC 31.01.2010, 00 UTC

Die kräftigen Schneefälle in Zusammenhang mit Tief "Jennifer" breiteten sich am Vormittag des 27.01. von Norden her über ganz Deutschland aus. Im Flachland ging der Schee teilweise in Regen über und sorgte auf dem gefrorenen Boden für Glatteis. In der Nacht zum 28.01. erreichte das Niederschlagsgebiet dann den Süden Deutschlands. Bis zu 15 cm Neuschnee fielen innerhalb von 24 Stunden. Dort wo der Schnee zunehmend in Regen überging, löste sich die Scheedecke allerdings schnell wieder auf. Vor allem in den Mittelgebirgen gab es starke Schneezuwächse. In Bad Marienberg im Westerwald gab es beispielsweise 12 cm Neuschnee, so dass dort am 28.01. 28 cm Schnee lagen. Die gleiche Neuschneemenge wurde im äußersten Südosten in Fürstenzell registriert. Besonders im Osten Deutschlands gab es selbst im Flachland große Neuschneemengen. In Potsdam fielen in einem Zeitraum von 24 Stunden 8 cm Neuschnee.

Am 29.01. gab es in der Mitte und im Süden Deutschlands bedingt durch Schneeschauer weiteren Schnee, bevor sich ab den frühen Morgenstunden im Westen die Ausläfer des Tiefs "Keziban" bemerkbar machten. Diese sorgten erneut für kräftige Schnee-, bzw. im Flachland Schneeregenfälle. Das Niederschlagsgebiet breitete sich im Laufe des Tages von Westen her über ganz Deutschland aus, erreichte gegen Mittag die Elbe und gegen Abend die Ostsee. An seiner Südflanke transportierte "Keziban" mildere feuchte Luft heran, so dass vor allem im Westen und Südwesten die Niederschläge meist als Regen fielen. In den Mittelgebirgen und in Ostdeutschland gab es jedoch nochmals große Schneezuwächse. Im bereits erwähnten Bad Marienberg fielen bis zum 30.01., 19:00 Uhr MEZ nochmals 23 cm Neuschnee. Im weiter nördlich gelegenen Lüdenscheid im Sauerland stieg die Schneehöhe vom 29.01. bis zum 30.01. von 19 cm auf 35 cm. In Freudenstadt im Schwarzwald fielen innerhalb von 24 Stunden 20 cm Neuschnee. Besonders hohe Neuschneemengen wurden im Nordosten registriert, da Tief "Keziban" stationär über der Ostsee blieb. In Greifswald fielen vom 29.01. auf den 30.01. 25 cm Neuschnee. Verbunden mit starken Winden kam es im gesamten Nordosten zu erheblichen Behinderungen durch Schneeverwehungen. Im Nordosten fiel auf zahlreichen Bahnstrecken der Zugverkehr aus oder es kam zu erheblichen Verspätungen. Die Fernzüge nach Stralsund endeten bereits in Hamburg oder Schwerin. Auch auf den Straßen gab es starke Behinderungen, da esfür die Räumdienste zeitweise kein Durchkommen mehr gab. In Mecklenburg-Vorpommern war die Autobahn 20 teilweise für mehrere Stunden komplett gesperrt und in Rostock wurde der öffentliche Nahverkehr komplett eingestellt. In Nordrhein-Westfalen ereigneten sich innerhalb von nur 24 Stunden mehr als 2000 witterungsbedingte Verkehrsunfälle mit einem Sachschaden von mehr als 4,7 Millionen Euro bei denen bis zu 100 Menschen verletzt wurden. Auf Grund der hohen Schneelasten auf Dächern blieben im sauerländischen Winterberg mehere öffentliche Einrichtungen geschlossen.


Wetterwerte

Nachstehend eine Auswahl gemessener Schneehöhen in Deutschland vom 27. bis 31.01.2010., 07:00 Uhr MEZ
Quelle: wetteronline.de


Ort 27. 28. 29. 30. 31.
Kap Arkona (MV)
Greifswald (MV)
Potsdam (BB)
Lüdenscheid (NRW)
Bad Marienberg (RP)
Freudenstadt (BW)
Neuhaus (TH)
10 cm
18 cm
18 cm
6 cm
16 cm
13 cm
46 cm
12 cm
25 cm
27 cm
11 cm
24 cm
16 cm
52 cm
9 cm
25 cm
31 cm
19 cm
29 cm
24 cm
60 cm
29 cm
38 cm
37 cm
35 cm
44 cm
53 cm
75 cm
30 cm
49 cm
35 cm
42 cm
50 cm
60 cm
79 cm

Niederschlag

Nachfolgend Niederschlagsradarbilder vom 27. und 28.01.2010 sowie vom 29.01.2010. Quelle: DWD

27.01.2010, 17 Uhr MEZ 27.01.2010, 20 Uhr MEZ 27.01.2010, 23 Uhr MEZ 28.01.2010, 02 Uhr MEZ
29.01.2010, 07 Uhr MEZ 29.01.2010, 10 Uhr MEZ 29.01.2010, 13 Uhr MEZ 29.01.2010, 16 Uhr MEZ


Satellitenbilder

27.01., 08:39 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR
27.01., 12:14 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR
27.01., 12:53 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR
29.01., 09:34 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR
29.01., 11:52 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR
29.01., 12:33 UTC, NOAA IR/VIS
Quelle: DLR


Text: JQ



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