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Donnerstag, 18. Juni 2009, 18:00 MESZ


Gewitter, Starkregen

Mitteleuropa
14.-16.06.2009


Satellitenbild: 15.06.2009, 18:00 UTC, MSG-2 VIS/IR
Quelle: B. J. Burton

Entlang einer Luftmassengrenze kam es Mitte Juni 2009 in Mitteleuropa zu starken Regenfällen. Die 24-stündigen Niederschlagsmengen beliefen sich vor allem in einem Streifen von Ostfrankreich über die Mitte Deutschlands verbreitet auf 20 bis örtlich knapp 50 mm. Größere Schäden richteten heftige Gewitter im Süden Österreichs an.


Wetterlage und Entwicklung

Der Frühsommer 2009 zeichnete sich in Mitteleuropa durch rasch wechselnde Witterungsphasen aus. Sonnige und sommerlich warme Abschnitte waren nur von kurzer Dauer, immer wieder setzte sich von Westen und Nordwesten kühle Meeresluft oder sogar kalte Luft polaren Ursprungs durch. Die Wetterwechsel gingen, wie häufig im Sommer, nicht selten mit kräftigen Schauern und Gewittern bzw. starken Regenfällen einher (siehe zum Beispiel hier, hier und hier).
Auch Mitte Juni bescherte Hoch "Anja" zusammen mit einem Hochdruckrücken in der mittleren und oberen Troposphäre Mitteleuropa nur etwas mehr als einen Tag lang sonniges und trockenes Wetter. Zum 14. bereits konnte die Hauptachse des breit angelegten Rückens über Osteuropa ausgemacht werden; an seiner Nordwest- und Nordflanke etablierte sich über West- und Mitteleuropa zunehmend eine südwestliche bis westliche Strömung. Darin eingebettet zog im Tagesverlauf ein kleines, namenloses Tief über die Mitte Deutschlands hinweg. Großräumige Hebungsantriebe resultierten in erster Linie aus einem ostwärts schwenkenden, kurzwelligen Höhentrog sowie Warmluftadvektion. Schon am Vormittag setzte im Nordwesten Deutschlands zum Teil schauerartig verstärkter Regen ein, im Nordseeumfeld gab es im Bereich des Höhentroges am Nachmittag einzelne Gewitter. In den Süden strömte feuchtwarme Luft, die vorlaufende Warmfront des Tiefs machte sich mit zunehmend dichteren hohen und mittelhohen Wolkenfeldern bemerkbar. Am Spätnachmittag und Abend fiel vom Schwarzwald bis zum Bayerischen Wald Regen, auf der Südseite des Regengebietes waren auch einzelne Gewitter eingelagert. Im Umfeld des Tiefkerns zogen am Abend von Belgien und Luxemburg her Gewitter kräftigerer Natur über Rheinland-Pfalz und Südhessen hinweg Richtung Nordbayern und Südthüringen. Am Flughafen Frankfurt/Main fielen dabei binnen einer Stunde 15 mm, zudem wurde mit 76 km/h eine Sturmböe registriert. Allein in Wiesbaden musste die Feuerwehr zu 61 Einsätzen ausrücken.

Bodendruckanalysen vom 14. bis 16.06.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
14.06.2009, 00 UTC 15.06.2009, 00 UTC 16.06.2009, 00 UTC
500-hPa-Geopotential und Bodendruck vom 14. bis 16.06.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
14.06.2009, 00 UTC 15.06.2009, 00 UTC 16.06.2009, 00 UTC

Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung in der Nacht verlagerte sich am 15. ein weiteres Tief auf ähnlicher Bahn wie sein Vorgänger ostwärts. "Odin" reaktivierte nicht nur die quer über Deutschland verlaufende Luftmassengrenze, die kühlere Meeresluft im Norden von der schwülwarmen Luft im Süden trennte; die thermischen Gegensätze verschärften sich sogar noch. Weitere kurzwellige Höhentröge lieferten zudem Antriebe für großräumige Hebung - kräftige und zum Teil länger andauernde Niederschläge waren die Folge. In Verbindung mit einem solchen Kurzwellentrog breitete sich ein erstes Regengebiet mit eingelagerten Gewittern am Vormittag von Luxemburg her auf Rheinland-Pfalz aus, dabei wurden stündliche Regenmengen bis 19 mm am Flughafen Hahn im Hunsrück beobachtet. Am Nachmittag entwickelten sich in Thüringen und in Sachsen Gewitter, während der Regen bis in die Norddeutsche Tiefebene vorankam. In Baden-Württemberg und Bayern blieb es im breiten Warmsektor des noch jungen und sich intensivierenden Tiefs längere Zeit trocken und die Wolken lockerten auf. Erst mit der von Nordwest nach Südost ziehenden Kaltfront setzte zum Abend erneut verbreitet Regen ein. Im Vorfeld entstanden - wiederum im Zusammenhang mit einem kurzwelligen Höhentrog - in Südbayern Gewitter. Besonders eindrucksvoll erschien an diesem Tag vielerorts die äußerst tiefe Wolkenuntergrenze, bedingt durch die sehr feuchte Luft und damit verhältnismäßig hohen Taupunkten nahe +20 °C im Süden Deutschlands. In der Nacht zum 16. wurde die feuchtwarme Luft dann über die Alpen südostwärts abgedrängt und die Regenfälle hörten allmählich auf.
Die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis zum 16., 8 Uhr MESZ waren beachtlich und summierten sich vor allem in dem bereits genannten Streifen von Rheinland-Pfalz über Südhessen bis nach Nordbayern und Südthüringen verbreitet auf 20 bis 40 mm. In Schleiz, einer kleinen Stadt im Südosten von Thüringen, wurden in diesem Zeitraum gar 49 mm registriert. Im unweit davon entfernten Neuhaus am Rennweg fielen zwölfstündig 37 mm. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag im Süden Bayerns, wo - wie in dem Streifen über der Mitte - konvektive Prozesse zu einer zeit- und gebietsweisen Verstärkung der Regenfälle beitrugen. Kempten beispielsweise verzeichnete 27 mm innerhalb von zwölf Stunden bis zum 16., 8 Uhr MESZ.

Hohe Regensummen wurden auch aus dem Osten Frankreichs und den Alpen gemeldet. In Épinal (Lothringen) fielen im Zeitraum vom 15., 8 Uhr MESZ bis zum 16., 8 Uhr MESZ 32 mm. Wädenswil im Schweizer Kanton Zürich kam mit Gewitter auf 46 mm in zwölf Stunden bis zum selben Termin; Bregenz in Vorarlberg, ebenfalls mit Gewitter, sogar auf 57 mm.

Anders als zuvor in Frankreich und Deutschland entwickelten sich im Süden Österreichs am 16. im Bereich der Kaltfront unwetterartige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Besonders betroffen waren Kärnten und die Steiermark. Augenzeugen berichteten über bis zu 6 cm große Hagelkörner im Bezirk Leibnitz im Südosten der Steiermark. Die Österreichische Hagelversicherung bezifferte die Schäden in den Bezirken Leibnitz und Radkersburg auf mehr als sechs Millionen Euro, in Kärnten auf 2,5 Millionen Euro. Dort wurden vor allem in den Bezirken Wolfsberg und St. Veit zahlreiche Keller überflutet und Dächer beschädigt.



Wetterwerte

Nachstehend die höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen in Deutschland bis zum 16.06., 06 UTC (soweit vorliegend); Quellen: DWD, WetterOnline

Ort Nds.
Schleiz (TH)
Neuhaus a. R. (TH)
Berus (SL)
Trier (RP)
Tholey (SL)
Bad Kissingen (BY)
Gera (TH)
Oberstdorf (BY)
Hahn (RP)
Wasserkuppe (HE)
Rheinstetten (BW)
49 mm
44 mm
42 mm
41 mm
39 mm
36 mm
36 mm
35 mm
35 mm
34 mm
19 mm


Niederschlag

Radaranimation vom 15.06., 06:00 MESZ bis 16.06., 06:00 MESZ
in 15-min-Schritten / Größe ca. 9 MB
| Quelle der Bilder: DWD


Satellitenbilder

14.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
15.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk
16.06., 12:00 UTC, Meteosat-8 VIS/IR
Quelle: F. Valk


Text: CE


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