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Sonntag, 24. Mai 2009, 16:30 MESZ


Gewitter

Mitteleuropa
21./22.05.2009


Satellitenbild: 21.05.2009, 16:45 UTC, Meteosat VIS
Quelle: EUMETSAT

Christi Himmelfahrt setzte in Mitteleuropa die Reihe von teilweise heftigen Gewittern im Mai 2009 fort. Starkregen, Hagel und Sturmböen richteten verbreitet Schäden an; nahe Schwerin beschädigte ein Tornado mehrere Häuser schwer.


Wetterlage und Entwicklung

Nur rund eine Woche nach der ersten ausgeprägten Gewitterlage des Jahres (siehe Artikel) traten in Mitteleuropa erneut teilweise unwetterartige Gewitter auf. Auf der Vorderseite eines Höhentrogsystems über dem Ostatlantik - bestehend aus einem über die Britischen Inseln südwestwärts gerichteten Langwellentrog und einem davon abgeschnürten Höhentief mit Zentrum bei den Azoren - wurde mit einer in der mittleren und oberen Troposphäre lebhaften Südwestströmung am 20. und 21. sehr warme Luft subtropischen Ursprungs aus niederen Breiten über das westliche Mittelmeer und Südfrankreich nach Nordosten geführt. Über der Mitte Frankreichs entstand am Abend des 20. ein flaches Hitzetief ("Erich"), das bis zum Morgen des 22. über Benelux und Norddeutschland nach Nordpolen und zur Ostsee zog. Parallel dazu schwenkte ein aus dem ostatlantischen Höhentrog auslaufender, markanter Kurzwellentrog über die Nordsee und Norddeutschland nordostwärts.

Bodendruckanalysen vom 21. bis 23.05.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: FU Berlin / DWD
21.05.2009, 00 UTC 22.05.2009, 00 UTC 23.05.2009, 00 UTC
850-hPa-Geopotential und -Temperatur vom 21. bis 23.05.2009, jeweils 00 UTC
Quelle: Wetterzentrale
21.05.2009, 00 UTC 22.05.2009, 00 UTC 23.05.2009, 00 UTC

Die ersten kräftigen Gewitter entwickelten sich bereits am Abend des 20. über dem nördlichen Rheinland-Pfalz und der Mitte Deutschlands; sie verlagerten sich in der Nacht über Sachsen und das südliche Brandenburg nach Polen. In Leipzig und Lindenberg fielen jeweils 8 mm Regen innerhalb einer Stunde.
Bereits am frühen Morgen des 21. tauchten im Südwesten Deutschlands von Frankreich her neue Gewitter auf, die mit einer kurzwelligen Trogstruktur in der mittleren Troposphäre in Verbindung standen. In Freudenstadt gab es dabei stürmische Böen. Auch im Bereich der Luftmassengrenze, welche die subtropische Warmluft im Süden von kühlerer Luft im Norden trennte, entstanden von Ostwestfalen bis nach Thüringen schon am Vormittag wieder Gewitter (z. B. Kassel 13 mm innerhalb einer Stunde).
Die kräftigsten Entwicklungen kamen jedoch erst am Nachmittag ab etwa 14:00 Uhr in Gang. Von Frankreich her breiteten sich dann erneut Gewitter nach Baden-Württemberg und später nach Bayern aus; mit Annäherung des Kurzwellentroges formierte sich in Norddeutschland eine ausgewachsene Gewitterlinie und auch dazwischen bildeten sich von West nach Ost verbreitet Gewitter. Vereinzelt, wie zum Beispiel in Pelzerhaken (Ostholstein) und Barth (Nordvorpommern), summierten sich binnen einer Stunde mit 20 mm bzw. 15 mm nennenswerte Niederschlagsmengen; in Freudenstadt-Langenwald an der Station einer privaten Wetterfirma sogar 28 mm. Sonst standen bei den rasch ostwärts ziehenden Zellen eher Windböen und Hagel mit Korngrößen bis 4 cm im Durchmesser im Vordergrund. Freudenstadt meldete um 16 MESZ eine 86-km/h-Böe, Rostock-Warnemünde um 20 MESZ mit 108 km/h sogar orkanartigen Sturm. Zur gleichen Zeit verzeichnete München/Flgh. eine schwere Sturmböe (97 km/h). Gegen 18:45 MESZ verwüstete ein Tornado der Stärke F2/T4, der sich am Südrand der Gewitterlinie über Norddeutschland entwickelte, Teile der Gemeinden Plate und Ruthenbeck, wenige Kilometer südöstlich von Schwerin. Mehr als 60 Häuser wurden beschädigt, der Schaden wird auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Am späten Abend wanderten die meisten Gewitter gen Osten ab.
In der Nacht zum 22. gewitterte es hauptsächlich im Süden Baden-Württembergs, zum Morgen verstärkt auch wieder in der Mitte und im Osten Deutschlands. An der Kaltfront von Tief "Erich" lief eine Welle ostwärts ab, sodass diese im Tagesverlauf nur langsam nach Südosten vorankam. An der Front selbst sowie in der Warmluft südöstlich davon gab es vor allem in Bayern am Nachmittag nochmals Schauer und Gewitter, die alles in allem jedoch nicht mehr so kräftig wie am Vortag ausfielen. Dasselbe galt für einzelne Gewitter in der einfließenden Höhenkaltluft im Nordwesten Deutschlands. Abgesehen von dem Tornado bei Schwerin sorgten vor allem Hagel und Sturmböen für Schäden. In Nordpommern wurden Bäume umgeworfen und Straßen überflutet. In der Ortenau stürzten ebenfalls Bäume um, einige Straßen waren wegen Überflutungen, einer dicken Hagelschicht oder Schlamm unpassierbar. Durch Blitzeinschläge brannten in Schleswig-Holstein zwei Reetdachhäuser, es entstanden jeweils Schäden von 250.000 und 300.000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Kräftige Schauer und Gewitter wurden auch aus anderen Ländern Mitteleuropas gemeldet. Am Flughafen in Basel (Schweiz) fielen vom 21., 18 UTC bis zum 22., 06 UTC 35 mm Niederschlag, in Graz (Steiermark, Österreich) am 22. zwischen 06 UTC und 18 UTC 31 mm. Hammerodde auf Bornholm (Dänemark) verbuchte bis zum Morgen des 22. innerhalb von zwölf Stunden 25 mm, Mikołajki im Nordosten Polens im selben Zeitraum 27 mm. Zudem traten örtlich schwere Sturm- und orkanartige Böen auf (z. B. Ostrava (Tschechien) 108 km/h, Linz/Flgh. (Oberösterreich) 90 km/h).



Wetterwerte

Nachstehend die höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen vom 21.05., 06 UTC bis 22.05., 06 UTC (soweit vorliegend) sowie die höchsten gemessenen Böen (ohne Berggipfel) vom 21.05. in Deutschland.
Quelle: WetterOnline


Ort Nds.
Weihenstephan (BY)
Freudenstadt (BW)
Augsburg (BY)
Pelzerhaken (SH)
Hohenpeißenberg (BY)
26 mm
23 mm
21 mm
20 mm
19 mm
Ort Böe
Rostock (MV)
München/Flgh. (BY)
Weihenstephan (BY)
Mühldorf am Inn (BY)
Freudenstadt (BW)
108 km/h
97 km/h
86 km/h
86 km/h
86 km/h


Niederschlag / Gewitter

Radarbilder vom 21.05.2009 | Quelle: DWD
21.05.2009, 11 Uhr MESZ 21.05.2009, 14 Uhr MESZ 21.05.2009, 17 Uhr MESZ
Blitzkarten vom 21.05.2009 | Quelle: BLIDS
21.05.2009, 09 bis 11 Uhr MESZ 21.05.2009, 12 bis 14 Uhr MESZ 21.05.2009, 15 bis 17 Uhr MESZ

Radarbilder vom 22.05.2009 | Quelle: DWD
22.05.2009, 11 Uhr MESZ 22.05.2009, 14 Uhr MESZ 22.05.2009, 17 Uhr MESZ
Blitzkarten vom 22.05.2009 | Quelle: BLIDS
22.05.2009, 09 bis 11 Uhr MESZ 22.05.2009, 12 bis 14 Uhr MESZ 22.05.2009, 15 bis 17 Uhr MESZ


Satellitenbilder

Satbildanimation vom 21.05.2009, 14:00 MESZ bis 21:00 MESZ
in 30-min-Schritten / Größe ca. 3 MB
| Bildquelle: EUMETSAT

21.05., 09:38 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
21.05., 15:51 UTC, NOAA-15 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern
22.05., 09:15 UTC, NOAA-17 VIS/IR
Quelle: Geog. Inst., Uni Bern


Text: CE


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