Der kalendarische Winteranfang startet in Deutschland zum Teil sehr stürmisch. Am Freitag 21.12. zog im Laufe des Tages ein Tiefdruckgebiet über Deutschlands hinweg
und brachte stürmische, im Süden und auf exponierten Lagen auch orkanartige Böen. Tief STINA II entwickelte sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vorderseitig
eines Troges zu einem Orkantief. Die stärkste Böe wurde mit Abstand auf dem Brocken mit 155 km/h gemessen, 137 km/h auf dem Feldberg. Außerdem advehierte STINA sehr
milde und sehr feuchte Luft. Teilweise stiegen die Temperaturen auf über 14°C.
Direkt nach STINA erreichte das Tief TETE Deutschland. TETE war ein vergleichsweise schwaches Tiefdruckgebiet, hatte es aber in Bezug auf ihre Niederschläge in sich.
Diese waren bei beiden Tiefdruckgebieten problematisch, da durch den Weststau im Schwarzwald und durch den Nordstau an den Alpen vom 21.12. bis zum 24.12. erhebliche
Niederschlagsmengen ausfielen.
Orkantief STINA
Am 21.12. pünktlich zum kalendarischen Winteranfang fegte Orkantief STINA über Deutschland hinweg und brachte im Flachland stürmische Böen, auf exponierten Lagen
auch orkanartige Böen. STINA wurde am 19.12. zum ersten Mal als Randtief an der Kaltfront eines über dem Nordosten Kanadas/ Neufundlands liegenden Tiefdruckgebiets
registriert. Sie ist nur in den Bodendruckkarten und in der relativen Topographie erkennbar. Sie bewegte sich im Verlauf des 20.12. rasch nahezu horizontal nach Osten
und wurde am 21.12. zu einem abgeschlossenen Tiefdruckgebiet. STINAs Zentrum erreicht in der Nacht zum 21.12. Irland und Großbritannien und wanderte noch am selben
Tag über die Nordsee, sowie Schleswig-Holstein und die Ostsee. STINAs Zentrum erreichten ein Luftdruckminimum von 993 hPa. In der Nacht zum 22.12. verließ sie
Deutschland über Polen schon wieder und der Kerndruck begann langsam zu steigen, da STINA nun vorderseitig des Troges lag.
Der Wind frischte schon in der Nacht vom 21.12. deutlich auf und erreichte als erstes den Westen und Südwesten Deutschlands. In den frühen Morgenstunden wurden schon
stürmische Böen im Flachland registriert, auf exponierten Lagen schon die ersten Sturmböen, wie z.B. auf dem Feldberg (Schwarzwald, BW) mit 101 km/h
(Quelle: Meteociel.fr). Hier wurde bis zum frühen Mittag auch die erste Orkanböe mit 137 km/h verzeichnet. Die Windgeschwindigkeit nahm bis zum Abend hin nochmals
deutlich zu und erreichte auch im Flachland zum Teil Sturmstärke, in höheren Lagen Orkanstärke (Brocken 155 km/h). Das Windmaximum erstreckte sich als schmaler
Streifen über Baden-Württemberg und zog nach Osten über Bayern hinweg. Dieses fand seinen Ursprung im starken Luftdruckgradienten. Deshalb blieb es in Deutschland
auch am 22.12. in den oben genannten Gebieten noch teils stürmisch. Am Feldberg wurde erneut eine Orkanböe von 133 km/h registriert, auf dem Brocken 126 km/h und auf
der Zugspitze wurden 122 km/h erreicht.
Aber nicht nur auf exponierten Lagen musste in diesen Tagen mit starken Böen gerechnet werden. STINA brachte auch Niederschläge mit sich, die sich unter anderem
durch Schauer und Gewitter zeigten. Auch in Schauer und Gewitternähe musste mit Sturm und Orkanböen gerechnet werden, da die Niederschläge die Höhenwinde bis an den
Boden transportieren können.
Obwohl der Wind auffrischte stiegen die Temperaturen deutlich an. STINA bescherte Deutschland nämlich nicht nur Sturm und Orkan, sondern auch frühlingshafte
Quecksilbersprünge. Das Thermometer kletterte zum Winteranfang an manchen Orten über die 12°C, wie z.B. in Köln mit 14,7°C, oder in Noervenich 14,3°C und
Düsseldorf 13,8°C (NRW), sowie in 13,3°C Mühlacker (BW) (Quelle Temperaturen: Meteociel.fr). Nur im Jahr 2013 war es am 21.12. z.B. in Stegen mit 17.1°C noch
wärmer oder in Bretten mit 16,8°C (BW). Auch am 22.12. blieb es mit Temperaturen im Süden und Südwesten mit um die 12°C sehr mild, im Norden und Nordosten mit um
die 8°C ebenfalls mild.
Die Luftmassen, welche durch den durch STINA ausgelösten Südwestwind advehiert wurden waren aber nicht nur sehr mild, sondern auch sehr feucht. Dieser
Südwestwind transportierte die feuchte und warme Luft aus der Mittelmeerregion bis nach Deutschland. Dadurch kamen Niederschläge zustande, die sich entweder als
Schauer oder Gewitter äußerten, oder als Stauniederschläge vor allem an den Mittelgebirgen und den Alpen. Vor allem im Schwarzwald kamen am 21.12.
hohe Niederschlagssummen von knapp 54 mm zusammen. Auch im Harz regnete es mit 49,4 mm ergiebig (Quelle Niederschlagssummen: Meteociel.fr). Dadurch stiegen die
Pegelstände der Flüsse endlich wieder merklich an. Diese feuchtwarme Luft machte sich vor allem an der ausgeprägten Warmfrontbewölkung sichtbar.
Die Kaltfront von STINA erstreckte sich nahezu waagrecht nach Westen über Frankreich und ist ebenfalls schön anhand der Modellkarten oder der Satellitenbilder zu
erkennen.
Bodendruck Europa und Mitteleuropa, 500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, 850 hPa pseudopot. Temperatur, Spitzenböen,Temperaturadvektion, Temperatur |
Quellen: Wetter3,
FU-Berlin/DWD |
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Ausgewählte Spitzenböen (Datenquelle: Meteociel)
und Temperaturen am 21.12.2018
(Datenquelle: Ogimet):
Ort |
Höhe |
Bundesland |
Spitzenböen STINA |
Zugspitze
Brocken
Werningrode/Stierke
Werningrode
Feldberg
Weinbiet
Kahler Asten
Brix/Rhoen
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2962 m
1134 m
609 m
234 m
1486 m
553 m
839 m
745 m
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BY
SA
NW
NW
BW
RP
NW
HE
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158 km/h
148 km/h
148 km/h
140 km/h
137 km/h
112 km/h
101 km/h
94 km/h
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Ort |
Höhe |
Bundesland |
Temperatur 21.12. |
Koeln/Bonn
Andernach
Bonn-Roleber
Geilenkirchen
Noervenich
Geisenheim
Duesseldorf
Werl
Koblenz
Muelacker
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92 m
60 m
160 m
95 m
110 m
90 m
38 m
90 m
73 m
240 m
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NW
RP
NW
NW
NW
HE
NW
NW
RP
BW
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14,7 °C
14,6 °C
14,4 °C
14,3 °C
14,3 °C
13,9 °C
13,8 °C
13,7 °C
13,6 °C
13,3 °C
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Ausgewählte Niederschlagsmengen vom 21.12. bis zum 22.12.2018
(Datenquelle: Ogimet):
Ort |
Höhe |
Bundesland |
Niederschlagsmengen |
Feldberg
Freudenstadt
Brocken
Neuhaus am Rennweg
Bad Lippspringe
Lingen
Luedenscheid
Kahler Asten
Fichtelberg
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1277 m
732 m
550 m
1141 m
830 m
140 m
21 m
423 m
843 m
1215 m
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BW
BW
SA
SA
TH
NW
NI
NW
NW
SA
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55,1 mm
53,7 mm
49,4 mm
40,0 mm
28,0 mm
25,3 mm
23,1 mm
22,7 mm
22,5 mm
21,2 mm
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Orkantief TETE
Kaum hatte sich Tief STINA verzogen, kündigte sich schon ein neues Tiefdruckgebiet an. TETE brachte nicht nur erneut Sturmböen nach Deutschland, sondern ebenfalls
milde und feuchte Luft.
In der Nacht am 23.12. wurde TETE zum ersten Mal verzeichnet. Sie befand sich westlich von Irland auf dem Atlantik und war ein Randtief
eines weiter westlich gelegenen Tiefdruckgebiets. Ihr Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt 1010 hPa und stieg auf ihrem Weg nach Osten an. In den frühen Morgenstunden
erreichte sie mit 1014 hPa Irland und Grobritannien, zog aber rasch in Richtung Südosten weiter. Ihr Zentrum wanderte über die Nordsee und Mitte Deutschlands nach
Tschechien, wobei ihr Kerndruck sich wieder auf 1010 hPa vertiefte. Ab diesem Zeitpunkt war TETE ein abgeschlossenes Tiefdruckgebiete und intensivierte sich ab
dem 24.12. weiter. Sie erreichte Österreich und Slowenien mit einem Kerndruck von 1004 hPa. Der Luftdruckgradient nahm durch die Intensivierung vor allem im Süden
und Südosten Deutschlands zu. Auf dem Feldberg (Schwarzwald, BW) wurden Böen bis 101 km/h gemessen, auf der Zugspitze 97 km/h (Quelle:Meteociel.fr). In Österreich
hingegen wurden mit 155 km/h am Feuerkogel Orkanböen registriert (Quelle:Meteociel.fr). Durch den anfänglichen Südwestwind ergab sich ein inverser Tagesgang der
Temperatur. Diese stieg bis zum Abend des 23.12. auf für diese Jahreszeit sehr milde Temperaturen um die 12°C (14,2°C Neuostheim, Quelle: Meteociel.fr).
Diese machten sich vor allem im Südwesten und Westen Deutschlands bemerkbar. Am 24.12. hingegen sanken die Temperaturen im Tagesverlauf zunächst auf 5-8°C ab, bis
zum frühen Abend wurden bereits Temperaturen unter der Nullgradmarke verzeichnet (-1,6°C Arkona/Ostsee, Quelle: Meteociel.fr). Grund hierfür war der Wind, der auf
Nord bzw. Nordost drehte.
Als TETE Deutschland erreichte herrschte Südwestwind. Im Laufe des 23.12. drehte dieser wie oben bereits erwähnt jedoch auf West und am 24.12. mit Erreichen
Osteuropas dann schließlich auf Nord/ Nordost. Dadurch entstanden Stauniederschläge an den Mittelgebirgen wie der Schwarzwald und an den Alpen. TETE war zwar „nur“
ein relativ kleines und schwaches Randtief bezogen auf den Wind, hatte es aber was die Niederschläge angeht in sich. Diese fielen hauptsächlich stratiform und als
Regen, in höheren Gebieten auch als Schnee aus.
TETEs Warmfront hatte den Westen Deutschlands am Mittag des 23.12. erreicht und damit auch die Niederschläge, die im Schwarzwald unwetterartig ausfielen.
Dieser wurde aus westlicher Richtung angeströmt, was zu einem Stau der Luftmassen führte (Weststau), welche sich dann abregneten. Auch an Weihnachten musste
im Schwarzwald weiterhin mit Stauniederschlägen gerechnet werden. Der Wind drehte im weiteren Verlauf und nach Abziehen von TETE auf Nordosten bzw. Nord, sodass
sich die Luftmassen schließlich an den Alpen stauten (Nordstau). Vor allem im Südosten Bayerns musste ebenfalls mit kräftigen und unwetterartigen Niederschlägen
gerechnet werden. Innerhalb von 24 Stunden kamen in den erwähnten Gebieten Niederschlagsmengen von über 70 mm zusammen, im Alpenraum kamen ebenfalls über 50 mm
(Quelle: ogimet.com)zusammen.
TETEs Kaltfront war am 24.12. schön auf den Satellitenbildern zu erkennen. Sie zog nach Süden Richtung Balkanregion und bildete Schauer und Gewitter aus, die an den
wellenartigen Wolken zu erkennen sind. Neben den enormen Regenmengen musste am ersten Weihnachtsfeiertag auf exponierten Lagen erneut mit Sturmböen gerechnet werden,
vereinzelt auch mit Orkanböen. Am 2. Weihnachtsfeiertag fielen dann nur noch vereinzelt schwache Niederschläge und das Wetter beruhigte sich durch Hoch Hugo allmählich.
Im Jahr 2018 fielen in ganz Deutschland deutlich zu wenig Niederschläge. Die Flüsse erreichten neue Minimalrekorde.
Durch die ergiebigen Niederschläge von Tief STINA und TETE stiegen jedoch die Flusspegel wieder deutlich an. Hatte der Rhein bei Worms am 20.12. noch einen
Pegelstand bei 101 cm, stand er am 23.12. bei 235 cm und die Tendenz blieb steigend. Ähnlich sah es für den Rhein und den Neckar bei Mannheim aus. Vor STINA lagen
die Pegelstände des Rheins bei 192 cm und 23.12. bei 342 cm, die des Neckars bei 187 cm und bei 348 cm. Ein deutlicher Anstieg der Pegel wurde vom 22. auf den
23.12. verzeichnet (siehe Tabelle unten, folgt bald), (Quelle Pegelstände: Hochwasserzentrale.de). An einigen Flüssen bestand sogar die Gefahr von Hochwasser, was sich
an einigen kleinen Nebenflüssen bestätigte.
Bodendruck Europa und Mitteleuropa, 500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, 850 hPa pseudopot. Temperatur, Temperaturadvektion |
Quellen: Wetter3,
FU-Berlin/DWD |
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Ausgewählte Niederschlagsmengen
(Datenquelle: Ogimet)
und Temperaturen (Datenquelle:Ogimet)
vom 23.12. bis zum 24.12.2018:
Ort |
Höhe |
Bundesland |
Niederschlagsmengen |
Freudenstadt
Obersdorf
Feldberg
Garmisch
Kaiserbach-Cronhuette
Neunhuetten/Spessart
Zwiesel
Kempten
Stoetten
Brocken
|
732 m
293 m
1277 m
708 m
565 m
270 m
581 m
674 m
733 m
1141 m
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BW
BY
BW
BY
BW
BY
BY
BY
BY
SA
|
86,4 mm
65,0 mm
64,4 mm
54,3 mm
45,0 mm
41,4 mm
41,0 mm
39,1 mm
36,6 mm
35,0 mm
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Ort |
Höhe |
Bundesland |
Temperatur 24.12. |
Lahr
Mannheim
Geisenheim
Frankfurt Main
Freiburg Breisgau
Rheinstetten
Muelacker
Stuttgart
Idar-Oberstein
Offenbach Wetterpark
|
170 m
97 m
90 m
112 m
278 m
116 m
240 m
247 m
272 m
98 m
|
BW
BW
HE
HE
BW
BW
BW
BW
RP
HE
|
14,4 °C
14,2 °C
13,9 °C
13,0 °C
13,0 °C
13,0 °C
12,5 °C
12,4 °C
12,1 °C
12,1 °C
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Englische Version
Text: MG 05. Januar 2019
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