Freitag, 28. September 2018, 22:30 MEZ
Orkan Fabienne Mitteleuropa 23.09.-24.09.2018 Gewitterlinie über Deutschland am 23. September 2018 Quelle: Sat24 |
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Wetterlage und Entwicklung Pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang verabschieden sich die warmen Sommertemperaturen und die ersten Sturmtiefs des Jahres zogen über Deutschland. Sturmtief "Fabienne" sorgte am Sonntag den 23.09.2018 für stürmische und orkanartige Böen. Erst am Freitag den 21.09.2018 sorgte Sturmtief "Elena" an den Küsten Deutschlands für Sturmböen. Am Samstag befand sich Deutschland noch unter dem Einfluss eines Hochdruckgebiets. Auch an diesem Tag blieb es bei labil geschichteter Luft mit 10-20kt (ca. 18-36 km/h) windig. "Fabienne" bildete sich schon am Samstagmorgen als Temperaturwelle an der stark ausgeprägten Frontalzone auf dem Atlantik. Die Temperaturwelle bewegte sich Richtung Osten über den Ärmelkanal nach Frankreich und den Beneluxstaaten, intensivierte sich bis zum Sonntagmorgen jedoch kaum. Erst als der Kern des Sturmtiefs die Mitte Deutschlands erreichte, begann der Druck schneller zu fallen. Grund hierfür war die günstige Lage im jetstream im Bereich psoitiver Divergenz und Vorticityadvektion. Am Sonntagmittag zog der Kern mit einem Druck von 1008 hPa dann die Mitte Deutschlands. Auch die Verlagerungsgeschwindigkeit nahm zu und so bewegte sich "Fabiennen" binnen 6 Stunden über Deutschland nach Osteuropa. Der Kerndruck fiel währendessen weiter und erreichte am Montagden 24.09.2018 ein Druckminimum von etwa 995 hPa. Obwohl der Kerndruck über Deutschland noch nicht besonders tief war, wurden Sturm- und Orkanböen gemessen. Vom Sturmfeld betroffen ware vor allem der Süden und Südwesten Deutschlands. Die stärksten Winde traten südwestlich des Kerns auf, sowie an "Fabiennes" bemerkenswerter Kaltfront. Die Kaltfront "Fabiennes" intensivierte sich im Laufe des Sonntags zu einer Gewitterlinie (Squall Line). Diese führte zahlreiche schauerartige und vor allem gewittrige Niederschläge mit sich. Diese bewegte sich mit ca. 90-100km/h rasch von Nordwesten nach Südosten über Deutchland hinweg. Einige Zellen wiesen Rotation auf, was die Tornadogefahr erhöhte. Es gab einige Tornadoverdachtsfall, die jedoch noch untersucht werden. Durch die Schauer und Gewitter wurden die starken Höhenwinde in 850 hPa bzw 500 hPa durch vertikalen Impulstransport bis an den Boden transportiert. Durch den starken Wind abseits der Gewitter wurde an den Gebirgen sogenannte Leewellen ausgelöst die im Satelitenbild z.B. am Alpenrand aber auch am Elsas gut zu erkennen sind.
Schäden und Beeinträchtigung Die stärksten Windböen traten im Bereich der Kaltfront bzw. Gewitterlinie in Deutschland auf. Da sich diese relativ schnell von Nordwest nach Ost bze. Südost verlagerte, traten die Spitzenböen meist nur für eine kurze Zeit auf. An exponierten Lagen wie dem Weinbiet oder dem Feldberg wurden Böen weit über Orkanstärke verzeichnet. Im Flachland wurden lokal ebenfalls stürmische und Orkanartige Böen verzeichnet. In den nördlichen Teilen Deutschlands und an den Küsen waren die Windgeschwindigkeiten deutlich geringer als in den ürbigen Teilen des Landes. Auch in den Nachbarländern Deutschlands wurden stürmische Böen meist zwischen 90-108 km/h registriert (Quelle: DWD). Schäden traten in Deutschland hauptsächlich durch umgestürzte Bäume auf. Dadurch kam es zu Behinderungen im Schienen- und Straßenverkehr. Auch beim Flugverkehr musste mit Verspätungen gerechnet werden. Ein Mensch starb aufgrund eines herbastürzenden Baumes. Durch die Sturm- und Orkanböen kam es zu Schäden an Gebäuden, Stromleitungen und parkenden Autos. Die Gefahr von umstürzenden Bäumen war bei "Fabienne" deshalb erhöht, da die Bäume zu dieser Jahreszeit noch voll belaubt sind und dem Wind dadurch eine größere Angriffsfläche bieten. |
Ausgewählte Spitzenböen in Deutschland am 23.09.2018 Datenquelle: DWD |
Einordnung Bei Sturmtief "Fabienne" handelt es sich um ein ungewöhnliches Ereignis, sowohl hinsichtlich des frühen Datums (23.09.2018), als auch hinsichtlich der Lage des Sturmfeldes und dessen Intensität. Die Monate August und September sind häufig durch ausgeprägte Hochdrucklagen gekennzeichnet, also eher schwach windigen Wetter. Ein Sturmtief wie "Fabienne" ist vor allem im Binnenland (Süddeutschland) eher die Ausnahmen. Im Norden Deutschlands und an den Küstengebieten kann es auch im September schon zu Sturmereignissen kommen, wie z.B. Sturmtief "Elena" am Freitag den 21.09.2018. Bei "Fabienne" wurden nicht nur Orkanböen auf exponierten Lagen gemessen sondern auch im Flachland. Einige Stationen verzeichneten neue Rekorde für den Monat September in Bezug auf die Spitzenwindgeschwindigkeit. Text: MG 28. September 2018 |