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Freitag, 20. April 2018, 19:15 MESZ



Schneefall, heftige Gewitter
Wintersturm "Xanto"

USA

13.-15.04.2018


Satellitenbild, 13.04.2018, 21:30 UTC
Quelle: NOAA

Mitte April brachte der Wintersturm "Xanto" teilweise neue Rekordneuschneemengen für den Monat April im Bundesstaat Wisconsin. Hier und in Michigan, Minnesota und South Dakota wurden örtlich 50 - 80 cm Neuschnee gemessen. Gleichzeitig kam es vor allem in Michigan, New York und in der kanadischen Provinz Ontario zu gefährlichem Eisregen, wodurch es in Kombination mit dem starken Wind an der Nordflanke des Tiefs zu zahlreichen Stromausfällen kam. Mehrere hundertausend Menschen waren teilweise ohne Strom. In den Südstaaten der USA führten heftige Gewitter mit Tornados und Starkwindböen zu Schäden durch umgestürzte Bäume und an Gebäuden. Es wurden mehrere Tornados der Stärke EF2 verzeichnet, in Virginia und North Carolina gab es Hagel bis zu einem Korndurchmesser von 7 cm. Im Süden von Mississippi fielen während der Gewitter örtlich über 300 mm an Niederschlag.


Wetterlage und Entwicklung

Ein kräftiger Langwellentrog zog am 11.04. bis vor die amerikanische Westküste. In 500 hPa wurden über dem Süden von Kalifornien Windgeschwindigkeiten von 65 kn (120 km/h) erreicht, in 300 hPa wehte der Wind gar mit 80 kn (148 km/h). Entlang der Küste floss rückseitig des Trogs kalte Luft (0 °C in 850 hPa) über den Pazifik weit nach Süden. Am 12.04. konnte östlich der Rocky Mountains an der Vorderseite des Höhentrogs kräftiger Druckfall beobachtet werden. So fiel der Druck im Westen des Bundesstaates Kansas binnen 24 Stunden um ca. 15 hPa auf unter 990 hPa. Von Texas bis nach Kansas lagen an jenem Tag sehr warme Luftmassen (bis 25 °C in 850 hPa). Der Höhentrog kam am 13.04. weiter nach Südosten voran und im Laufe des Tages schnürte sich der südliche Teil zu einem eigenständigen Höhentief ab. Während das Zentrum des Höhentiefs am Ende jenen Tages über Nebraska lag wurden die stärksten Winde in der Höhe südlich davon in New Mexiko, Texas und dem Norden Mexikos gemessen. Über Kansas hatte sich ein Bodentief etabliert, östlich davon wurden feuchtwarme und instabil geschichtete Luftmassen vom Osten von Texas über Oklahoma bis nach Iowa advehiert. In Texas wurden CAPE Werte von über 3000 J/kg gemessen, in Louisiana, Arkansas und dem Osten Oklahomas waren es ca. 2000 J/kg. Rückseitig des Bodentiefs, welches mittlerweile den Namen "Xanto" erhalten hatte, floss über den Dakotas kontinentale Kaltluft nach Süden. So lag die Temperatur in 850 hPa in South Dakota am 13.04. örtlich bei -10 °C. Hebung durch Warmluftadvektion stellte sich zu jendem Zeitpunkt über dem Norden der USA von den Dakotas bis zu den großen Seen ein. In der instabil geschichteten Luft über den Südstaaten war dagegen an der Vorderseite des Höhentrogs Hebung durch mit der Höhe zunehmender positiver Vorticityadvektion vorherrschend. Bildeten sich Quellwolken, sorgten diabatische Wärmeübergänge bei pseudopotentiellen Temperaturen (basierend auf 850 hPa) von über 60 °C für einen zusätzlichen Hebungseffekt.
Am 14.04. kam das Höhentief weiter nach Osten bis in den Bundesstaat Missouri voran. Gleichzeitig vergrößerte sich die südliche Ausdehnung des Höhentrogs, sodass der hebungsfördernde Ausströmbereich des Jetstreams zum großen Teil über dem Golf von Mexiko lag. Der Bodendruck im Zentrum von Tief "Xanto" nahm leicht auf Werte um 1005 hPa zu. Die markante Kaltfront des Tiefs reichte an jenem Abend von Illinois bis nach Mississippi, die Warmfront befand sich weiterhin über dem Norden des Landes. Dabei wurden hier horizontale Temperaturunterschiede von ca. 25 K auf gerade einmal 500 km gemessen. Am 15.04. verblieb das Höhentief fast ortsfest über der Mitte der USA, der südliche Teil des Trogs stieß bis nach Florida vor. Die feuchtwarme Luftmasse reichte über den Staaten entlang der Ostküste bis weit nach Norden. Rückseitig des Tiefs wurde kalte Luft (-10 °C in 850 hPa) bis nach Missouri geführt. In der Folge zog Tief "Xanto" weiter nach Nordosten in Richtung Kanada.

500 hPa Geopotential und Bodendruck, 850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck, 850 hPa Geopotential und Temperatur, 500 hPa Geopotential und Vertikalbewegung | Quelle: Wetter3
13.04.2017, 12 UTC 14.04.2017, 00 UTC 14.04.2017, 12 UTC 15.04.2017, 00 UTC 15.04.2017, 12 UTC 16.04.2017, 00 UTC

Rekordschneefälle für April in Teilen von Wisconsin

Am 13.04. schneite es vor allem kräftig in South Dakota und Nebraska. Hier kamen gebietsweise zwischen 30 und 50 mm in 24 Stunden zusammen. Mit dem stürmisch auffrischenden Wind an der Nordflanke von "Xanto" wurden hier oftmals Blizzard Verhältnisse beobachtet. Auch weiter östlich schneite es bereits vom südlichen Minnesota bis nach Wisconsin und ins nördliche Michigan. Über South Dakota und Nebraska kamen die Schneefallgebiete in der Folge weiter nach Südosten voran. Dagegen änderte sich die Lage der Niederschläge von Minnesota bis Michigan nur unwesentlich, sodass am 14.04. verbreitet 15 bis 35 cm Neuschnee dazukamen. Am 15.04. verlagerten sich die Schneefälle allmählich weiter nach Osten. Im Übergangsbereich der Luftmassen wurde vor allem in Michigan zumeist Schneeregen beobachtet. Hier und im Bundesstaat New York kam es gebietsweise zu gefrierendem Regen, wobei sich teilweise eine Glatteisschicht bis zu 2 cm Dicke ausbildete.

Satelliten- und Radarbilder während Wintersturm "Xanto" | Quellen: SPC NOAA, NOAA
13.04., 18 UTC 14.04., 06 UTC 14.04., 18 UTC 15.04., 06 UTC 15.04., 18 UTC 16.04., 06 UTC

In Wisconsin summierten sich die Neuschneemengen während Wintersturm Xanto teilweise auf 70 bis 80 cm. In Minnesota und Michigan waren es örtlich 50 bis 60 cm und in South Dakota kamen einzelne Stationen auf 51 cm Neuschneezuwachs. Die Schneehöhen und die teilweise beobachteten gefallenen Tagesneuschneemengen stellten an einigen Orten neue Rekorde für den Monat April auf. So wurden in Green Bay in Wisconsin und in Sioux Falls in South Dakota am 14.04. die größten Neuschneemengen binnen eines Tages im April gemessen. In Wasau (Wisconsin) bedeuteten die während "Xanto" gefallenen 53 cm Neuschnee einen neuen Rekord für den Monat April und gleichzeitig die zweitgrößte Menge an Schnee während eines Wintersturms seit Aufzeichnungsbeginn (Rekord: 56 cm am 5./6. März 1959). Auch in Minneapolis-St.Paul brachen die 38 cm während "Xanto" den bisherigen Rekord für den Monat April.
Durch den Wintersturm kamen mindestens 3 Menschen ums Leben, im Bundesstaat Michigan waren am 16.04. knapp 300 000 Gebäude ohne Strom. Hier und im kanadischen Bundesstaat Ontario sorgte der gefrierende Regen in Kombination mit dem starken Wind für zahlreiche umstürzende Bäume und beschädigte Stromleitungen. 200 Menschen mussten entlang des Lake Erie aufgrund von hohem Wellengang gerettet werden. In Minnesota kam es zu 400 Verkehrsunfällen, am Flughafen von Minneapolis mussten insgesamt über 750 Flüge gestrichen werden.

Neuschneemengen während Wintersturm "Xanto" 12.-16.04.2018
Datenquelle: WPC NOAA
Ort Bundesstaat Neuschnee
Amherst
Middle Village
Tigerton
Shiocton
Sobieski
Iola
Scandinavia
Stevens Point
Weston
Bozeman
Krakow
Negaunee
Hennapin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Wiconsin
Montana
Wisconsin
Michigan
Minnesota
84 cm
80 cm
78 cm
74 cm
74 cm
72 cm
71 cm
71 cm
69 cm
64 cm
62 cm
62 cm
56 cm
Ort Bundesstaat Neuschnee
Lena
Suamico
Appleton
Green Bay
Friedley
Minneapolis
Okreek
Winner
Plover
Lac du Flambeau
Milan
Huron
Ishpeming
Wisconsin
Wisconsin
Wisconsin
Wisconsin
Minnesota
Minnesota
South Dakota
South Dakota
Wisconsin
Wisconsin
Minnesota
South Dakota
Michigan
56 cm
56 cm
54 cm
52 cm
51 cm
51 cm
51 cm
51 cm
50 cm
50 cm
48 cm
48 cm
47 cm

Dicke der Glatteisschicht (links) und Menge an Schneeregen während Wintersturm "Xanto" (rechts)
Datenquelle: WPC NOAA
Ort Bundesstaat Dicke
Lowville
Midland
Edgemont
Hopkins
Croghan
Albion
Elma
Pocono Mountains Arp
Akron
Cheshire
Eaton Rapids
Holland
Irving
New York
Michigan
Michigan
Michigan
New York
Michigan
New York
Pennsylvania
New York
New York
Michigan
Michigan
Michigan
2,54 cm
1,60 cm
1,14 cm
1,02 cm
1,02 cm
0,84 cm
0,78 cm
0,74 cm
0,64 cm
0,64 cm
0,64 cm
0,64 cm
0,64 cm
Ort Bundesstaat Menge
Auburn
Cass City
Kinde
Saginaw
Rosebush
Bad Axe
East Jordan
Freesoil
McBride
Vassar
Hartford
Peru
Indian River
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Michigan
Wisconsin
Massachusetts
Michigan
101,6 mm
76,2 mm
76,2 mm
76,2 mm
63,5 mm
53,3 mm
53,3 mm
50,8 mm
50,8 mm
50,8 mm
38,1 mm
38,1 mm
35,6 mm

24-h Neuschneemengen während Wintersturm "Xanto" | Quelle: NOHRSC
bis 14.04., 06 UTC bis 15.04., 06 UTC bis 16.04., 06 UTC

Mehrere EF2 Tornados in den Südstaaten

Um die Mittagszeit des 13.04. bildeten sich im Osten von Oklahoma und Texas erste Gewitter, die in der Folge weiter nach Nordosten zogen. Im Laufe des Nachmittags entstand vorgelagert über dem Westen von Arkansas eine neue Zelle. Um kurz nach 21 UTC wurde in Verbindung mit dieser Zelle am Boden in Montainburg ein EF2 Tornado beobachtet. Dabei gab es in der Stadt größere Schäden, mindestens 160 Häuser wurden durch den Tornado beschädigt. Knapp drei Stunden später konnte im Wright County in Missouri ebenfalls ein EF2 Tornado und mehrere EF1 Tornados beobachtet werden. Insgesamt gab es am 13.04. alleine in Arkansas 11 Tornadomeldungen, die meisten Schäden entstanden an jenem Tag jedoch aufgrund von geradlinigen Starkwindböen in Zusammenhang mit den Gewittern. Diese erreichten gebietsweise Orkanstärke und führten zu umstürzenden Bäumen und Schäden an Gebäuden. Der Radiosondenaufstieg aus Little Rock in Arkansas während der Tornadoereignisse zeigt die günstigen Umgebungsbedingungen für die Ausbildung von Superzellen. Durchgängig feuchtwarme Luftmassen in der unteren Troposphäre, eine instabile Schichtung (CAPE > 1000 J/kg) und eine kräftige Windscherung (Betrag und Richtung) waren zu jenem Zeitpunkt vorhanden. Der Wind kam am Boden mit 10 kn aus Südost und wehte bereits in 1 km Höhe mit 50 kn aus südwestlichen Richtungen. Die Windscherung zwischen Boden und 6 km Höhe lag bei 40 kn (ca. 20 m/s). Am Abend und in der Nacht schlossen sich die Gewitter über Arkansas und Texas zu einer Gewitterlinie zusammen.

Satelliten- und Radarbilder während Tornadoereignissen am 13.04., Radiosondenaufstieg in direkter Umgebung in Arkansas, 24-h Blitzkarte, Regenmengen und Sturmmeldungen | Quellen: SPC NOAA, Lightningmaps, Water Weather, UWYO
13.04., 21 UTC 13.04., 21 UTC 14.04., 00 UTC 13.04., 23:30 UTC
Little Rock (AS), 14.04., 00 UTC bis 14.04., 12 UTC bis 14.04., 12 UTC bis 14.04., 12 UTC

Radiosondenaufstieg
Jackson (MS), 14.04., 12 UTC
© UWYO
In der Nacht zum 14.04. reichte die Gewitterlinie von Illinois über Missouri und Arkansas bis nach Texas. Bis zum Morgen kam der südliche Teil über Louisiana weiter nach Osten voran und erreichte am Vormittag den Bundesstaat Mississippi. Von hier gingen am 14.04. die meisten Sturmmeldungen ein. Die meisten Schäden entstanden erneut durch geradlinige Starkwindböen. Gegen 16 UTC wurde in Meridian im südlichen Teil von Mississippi ein Tornado der Stärke EF2 beobachtet. Anders als am Vortag trat der Tornado eingebettet in die nach Osten ziehende Gewitterlinie auf. In Meridian verursachte der Tornado große Schäden: mehrere Bäume stürzten auf Häuser, ein Schulgebäude in der Stadt wurde beschädigt. Der Radiosondenauftstieg aus Jackson (Mississippi) zeigt sehr ähnliche Umgebungsbedingungen wie am Tag zuvor in Arkasas. Verbunden mit den Gewittern fielen an jenem Tag im Süden von Mississippi und weiter östlich in Alabama gebietsweise über 150 mm. In der Summe kamen binnen 48 Stunden örtlich über 300 mm zusammen.

Radarbild während Tornadoereignis am 14.04., 24-h Blitzkarte, Regenmengen und Sturmmeldungen | Quellen: SPC NOAA, Lightningmaps, Water Weather
14.04., 16 UTC bis 15.04., 12 UTC bis 15.04., 12 UTC bis 15.04., 12 UTC

Radiosondenaufstieg Greens-
boro (NC), 16.04., 00 UTC
© UWYO
Am 15.04. kam es zu den heftigsten Gewittern in den Bundesstaaten North Carolina und Virginia. Gegen 19 UTC gab es in Hillsville (Virginia) und in Belmont (North Carolina) großen Hagel mit Korndurchmesser von 6-7 cm. Zwei Stunden später zog ein EF2 Tornado über die Stadt Greensboro (NC). Dabei beschädigte der Tornaodo mehrere Häuser, Bäume und Strommasten knickten um oder wurden entwurzelt. Ein Baum stürzte auf ein Auto, wodurch eine Person starb und mehrere verletzt wurden. In Reidville, einige Kilometer nördlich von Greensboro, wurden 7 Menschen durch den Tornado verletzt. Die höchsten Windgeschwindigkeiten während des Tornadoereignisses wurden auf 217 km/h geschätzt, der Tornado hatte eine Ausdehnung von ca. 280 m. Weiter nördlich richtete ein EF2 Tornado nahe der Stadt Lynchberg ähnliche Schäden an wie der Tornado in Greensboro. Hier wurden mindestens 7 Menschen verletzt. Insgesamt waren in North und South Carolina während der Gewitter ca. 70 000 Gebäude ohne Strom. Am Morgen des 16.04. führten konvektiv verstärkte Regenfälle weiter im Nordosten in New York zu überschwemmten Straßen und Wasser in der New Yorker Metro. Binnen kurzer Zeit waren hier ca. 80 mm an Niederschlag gefallen. Die beiden großen Flughäfen der Stadt hatten mit Behinderungen im Flugbetrieb zu kämpfen, mehr als 500 Flüge mussten gestrichen werden. In der Stadt mussten einige Menschen aus ihren Autos gerettet werden, nachdem die Straßen überschwemmt wurden.

Radarbilder während Tornado- und Hagelereignissen am 15.04., 24-h Blitzkarte, Regenmengen und Sturmmeldungen | Quellen: SPC NOAA, Lightningmaps, Water Weather
15.04., 19 UTC 15.04., 21 UTC 15.04., 23 UTC
bis 16.04., 12 UTC bis 16.04., 12 UTC bis 16.04., 12 UTC


Regenmengen während der Gewitter vom 13.-16.04.2018
Datenquelle: WPC NOAA
Ort Bundesstaat Regenmenge
Wortham
Biloxi
Bridge City
Thibodaux
Grove Hill
Metairie
Gulfport
Pearl River
Thomasville
Pine Hill
Pass Christian
Lucedale
Napoleonville
Mississippi
Mississippi
Louisiana
Louisiana
Alabama
Louisiana
Mississippi
Louisiana
Alabama
Alabama
Mississippi
Mississippi
Louisiana
324,9 mm
288,5 mm
258,8 mm
237,7 mm
237,2 mm
232,7 mm
232,4 mm
219,2 mm
210,6 mm
204,0 mm
186,9 mm
186,7 mm
183,9 mm

Text: JW
20. April 2018



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