Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.

Freitag, 09. März 2018, 20:30 MEZ



Ungewöhnliche Kälte/ Schneefall
Mittel- und Westeuropa

25.02.-02.03.2018


Vereisung am Bodenseeufer
Quelle: Severe Weather Europe

Kurz vor Beginn des meteorologischen Frühlingsanfangs am 1. März hat sich der Winter Ende Februar für einige Tage in Mittel - und Westeuropa eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit über 50 Rekorden der Tiefsttemperatur in der letzten Februardekade und einigen Rekorden in der ersten Märzdekade zeigte sich das Wetter im Vergleich zum langjährigen Mittel, bezogen auf den Referenzzeitraum von 1961-1990, zu kalt. In Deutschland, besonders aber auch in Irland und England sorgten erhebliche Neuschneemengen für Störungen auf der Straße und im Bahnverkehr. Mindestens 10 Menschen starben aufgrund der eisigen Kälte.


Wetterlage und Entwicklung

Damit die eisige Polarluft nach Mittel- und Westeuropa gelangen kann muss eine bestimmte Druckkonstellation vorliegen. Ein umfangreiches Hochdruckgebiet namens "Hartmut" etablierte sich zwischen Grönland und Nordosten Europas und gab vom 24. Februar bis Anfang März das Strömungsmuster für ganz Europa vor. Diese blockierte Wetterlage wird auch "Blocking" genannt, da Tiefdruckgebiete über dem Atlantik blockiert werden und nicht weiter Richtung Mitteleuropa hervordringen können. Das Hochdruckgebiet "Hartmut" bildete sich recht schnell aus. Bei einem Kerndruck von über 1050 hPa sorgte das Hoch für eine starke Nord-/nordöstliche Strömung, sodass kalte Polarluft ungehindert nach Mittel- und Westeuropa einfließen konnte. Der Kerndruck blieb auch über einige Tage bestehen, sodass das Hoch stationär weiter über Skandinavien lag und sich nicht abschwächte. Außerdem blockierte "Hartmut" auch den Weg feuchterer und in der Regel auch mildere maritime Luftmassen auf den europäischen Kontinent. In Italien dagegen sorgten Tiefdruckgebiete, die aufgrund der blockierten Wetterlage weit in Richtung Süden ausweichen mussten, im Bereich des Mittelmeerraumes für unbeständiges Wetter.

Erst als sich ein kräftiges Azorentief Anfang März von Westen und Südwesten auf die iberische Halbinsel übergreift, setzte sich zunehmend mildere Luft durch. Viele Wetterfronten rannten dann gegen die Kaltluft an und verdrängten diese immer weiter in den Nordosten. Zuerst machte sich die warme Luft in den Höhenlagen bemerkbar, mit etwas Wind wurde dann später auch die schwere Kaltluft in Bodennähe durchmischt und es stellte sich eine gut durchmischte Wetterlage ein.

500 hPa Geopotential und Bodendruck, Bodendruckkarte | Quelle: Wetter 3
25.02.2017, 12 UTC 26.02.2017, 12 UTC 27.02.2017, 12 UTC 28.02.2017, 12 UTC 01.03.2017, 12 UTC 02.03.2017, 12 UTC

Temperatur

Temperatur und Niederschlag
Februar Rheinstetten

© Klimadiagramme
Durch die einfließende Polarluft wurde es von Nordosten immer kälter. Durch die anfangs sehr trockene Polarluft war es sonnig, jedoch auch tagsüber sehr kalt. In der letzten Februardekade und auch in der ersten Märzdekade wurden Tiefsttemperaturrekorde aufgestellt. So war es in der letzten Februardekade auf der Zugspitze (2964 m) in der 118-jährigen Zeitreihe noch nie so kalt wie am 26.02.2018 mit -30,5°C. Aber auch sonst wurden zahlreiche neue Rekorde aufgestellt (siehe Tabelle unten). Eine Liste mit neuen Dekadenrekorden, die täglich aktualisiert wird, finden Sie ab sofort unter: Dekadenrekorde. An manchen Orten gab es erst Ende Februar die ersten Frosttage (Höchsttemperatur unter 0°C).
Nachts fiel die Temperatur fast überall auf unter -5°C, nur an den Küsten blieb es etwas wärmer, jedoch wurden auch dort negative Temperaturen gemessen. Über Schnee und bei klarem Himmel über Nacht sind die Temperaturen vor allem in Tälern auf unter -20°C abgesunken. In der nebenstehenden Abbildung ist die Temperatur -und Niederschlagsverteilung für Rheinstetten (bei Karlsruhe/BW) dargestellt. Auffällig ist dabei der Kälteeinbruch in der letzten Februardekade. Dies ist für Februar in diesem Ausmaß für Mitteleuropa eher ungewöhnlich.
Aber auch in England und Irland gab es teilweise strenger Frost. In Nordengland fielen die Temperatur in den Nächten in den zweistelligen Minusbereich. Im restlichen Mittel-und Westeuropa machte sich die Kaltluft auch bemerkbar und auch in anderen Ländern gab es Frosttage.

850 hPa pseudopot. Temperatur, 850 hPa Temperatur | Quelle: Wetter 3
25.02.2017, 12 UTC 26.02.2017, 12 UTC 27.02.2017, 12 UTC 28.02.2017, 12 UTC 01.03.2017, 12 UTC 02.03.2017, 12 UTC


Ausgewählte Dekadenrekorde für die Tiefsttemperatur: links 3. Februardekade, rechts 1. Märzdekade
Datenquelle: DWD
Ort/Höhe Datum Temperatur
Zugspitze (2964 m)
Feldberg/Schwarzwald (1490 m)
Eisenach (312 m)
Großer Arber (1436 m)
Meßstetten-Appental (900 m)
Ulm-Mähringen (593 m)
Wasserkuppe (921 m)
Brocken (1134 m)
Fichtelberg (1213 m)
Offenbach Wetterpark (119 m)
Reit im Winkl (685 m)
26.02.18
26.02.18
27.02.18
27.02.18
27.02.18
27.02.18
27.02.18
28.02.18
28.02.18
28.02.18
28.02.18
-30,5°C
-19,8°C
-13,7°C
-21,7°C
-17,5°C
-16,7°C
-18,0°C
-20,0°C
-21,3°C
-9,9°C
-22,1°C
Ort/Höhe Datum Temperatur
Ulm-Mähringen (593 m)
Meßstetten-Appental (900 m)
Waibstadt (237 m)
Offenbach Wetterpark (119 m)
Eisenach (312 m)
Berlin-Marzahn (60 m)
Berlin-Kaniswall (33 m)
Anklam (9 m)
Leuchtturm Alte Weser (32 m)
Barth (3 m)
Leuchtturm Kiel (31 m)
01.03.18
01.03.18
01.03.18
01.03.18
02.03.18
02.03.18
02.03.18
02.03.18
02.03.18
02.03.18
03.03.18
-12,5°C
-13,6°C
-8,4°C
-7,2°C
-12,5°C
-12,6°C
-14,1°C
-16,7°C
-8,1°C
-19,2°C
-6,2°C


Niederschlag

Niederschläge traten am Anfang in Mitteleuropa kaum auf, da trockene Polarluft in diesen Bereich gelangt ist. Nur an der Küste sorgte der sogenannte "Lake Effekt" für Niederschläge. Dieser Effekt tritt meist in den Wintermonaten im Bereich der Ostsee auf. Es wird eine nordöstliche Strömung benötigt, dabei weht ein kalter Wind über der verhältnismäßig warmen Ostsee. Die Luft wird dabei angefeuchtet und es bilden sich kräftige Schauer, die aufgrund den niedrigen Temperaturen als Schnee gefallen sind. Dabei sind die Niederschlagsgebiete eng begrenzt und oft linienförmig angegrenzt.

In England und vor allem in Irland sorgten ebenfalls starke Schneefälle für Behinderungen im Straßenverkehr und bei der Bahn. Aufgrund von Neuschneemengen von bis zu 50 cm innerhalb weniger Stunden wurden Schulen und Kindergräten geschlossen, da die Zufahrtwege unpassierbar waren.

Satellitenbilder, 24-Studen Niederschlagsmengen (DE und England/Irland) und Radarbilder | Quellen: Sat 24, Meteociel
25.02.2017, 12 UTC 26.02.2017, 12 UTC 27.02.2017, 12 UTC 28.02.2017, 12 UTC 01.03.2017, 12 UTC 02.03.2017, 12 UTC
25.02.2017 26.02.2017 27.02.2017 28.02.2017 01.03.2017 02.03.2017


>
Radarbilder | Quellen: Meteociel
02.03.2017, 00 UTC 02.03.2017, 06 UTC 02.03.2017, 12 UTC 02.03.2017, 18 UTC


Ausgewählte Schneebilder | Quelle: Severe Weather Europe, P. Schmitt


Ausgewählte 24 Stunden-Neuschneemengen
Datenquelle: Meteociel
Ort Schneehöhe
Bad Schwartau-Gross Parin
Sprenge
Kirchdorf/Poel
Greifswald
Karlshagen
Zemitz
Grevesmühlen
25 cm
21 cm
16 cm
15 cm
12 cm
12 cm
10 cm


Text: CL
09. März 2018



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu