Mitte Oktober erreichte der Ex-Hurrikan "Ophelia" Irland und Großbritannien und brachte mit Windböen bis 155 km/h
vor allem Schäden an Gebäudedächern und umgestürzte Bäume mit sich. In Irland kamen 3 Menschen ums Leben, mehrere hundertausend
Gebäude waren nach dem Orkan ohne Strom.
Zuvor hatte sich Hurrikan "Ophelia" über dem Atlantik ungewöhnlich weit im Nordosten
zu einem "Major Hurrikan" der dritten Kategorie mit Windgeschwindigkeiten von 100 kn (185 km/h) intensiviert. Bevor der Sturm
auf Irland traf, sorgten kältere Meeresoberflächentemperaturen und rückseitig eingeflossene kalte Meeresluft für die
außertropische Umwandlung am 15.10. "Ophelia" stellte einen neuen Rekord auf für den östlichsten "Major Hurrikan" der jemals
auf dem Atlantik beobachtet wurde.
Entstehung und Entwicklung
Ein Höhentrog über dem Osten des nordamerikanischen Kontinents sorgte am 01.10. vor der Küste der USA für
die Entstehung eines Tiefdruckgebiet. Das Tief verlagerte sich in der Folge in der Westwindzone über den Atlantik nach Osten,
der zugehörige Höhentrog stieß weit nach Süden bis in die Subtropen vor. Während das Tiefdruckgebiet weiter nach Nordosten zog und
über Island
ab dem 06.10. die Rolle des steuernden Zentraltiefs einnahm, schnürte sich am
südlichen Teil des Höhentrogs ein Höhentief ab. Am Boden entwickelte sich am 07.10. ein Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von
unter 1015 hPa. Anschließend verlagerte sich das System erst weiter nach Südwesten und verweilte am 08.10. fast stationär ca. 1400 km
südwestlich der Azoren. Dabei entwickelte sich allmählich ein warmer Kern, die Temperaturen in 850 hPa erreichten an jenem
Tag bereits Werte von über 15 °C. Trotz den für die Entsthung tropischer Wirbelstürme eigentlich zu kalten
Meeresoberflächentemperaturen von 25 - 26 °C, zeigte sich die Zirkluation des Systems am Folgetag besser ausgebildet.
Das Tief wurde am 09.10. zunächst als tropische Depression eingestuft und um 12 UTC dann als tropischer Sturm. Der fünfzehnte tropische
Sturm der Saison auf dem Atlantik erhielt den Namen "Ophelia" und wies Windgeschwindigkeiten von ca. 40 kn (74 km/h) auf.
"Ophelia" bildete sich in einem Gebiet mit Abweichungen der Meeresoberflächentemperatur von 1-2 K im
Vergleich zum langjährigen Mittel. Da sich tropische Wirbelstürme normalerweise
erst ab Temperaturen von 26,5 °C bilden und die Temperaturen bei "Ophelia" knapp unterhalb dieser Schwelle lagen, wäre "Ophelia"
wahrscheinlich ohne die Anomalien in der SST ("Sea Surface Temperature") nicht entstanden. Günstig für die Entwicklung
des Sturms zeigten sich auch kältere Luftmassen in der Höhe, wodurch die potentielle Instabilität im Bereich des Sturms erhöht
wurde.
Am 10.10. änderte der Sturm seine Zugbahn und zog langsam nach Südosten. Dabei intensivierte sich "Ophelia" leicht, die mittleren Winde
erreichten 50 kn (93 km/h) und der Bodendruck fiel auf 1001 hPa. Die Zirkulation verstärkte sich am nächsten Tag weiter, sodass sich am
Abend des 11.10. ein Auge ausbilden konnte. Aufgrund von Mittelwinden von ca. 65 kn (120 km/h) wurde "Ophelia" ab dem 11.10. um 18 UTC
als Hurrikan der ersten Kategorie eingestuft. Die Wingeschwindigkeiten legten auch am Folgetag bis auf 85 kn (157 km/h) zu, der Bodendruck
im Zentrum fiel auf 973 hPa. Hurrikan "Ophelia" war somit ein Hurrikan der zweiten Kategorie. Ein Höhentrog stieß ab dem 12.10. über dem Nordatlantik
von Grönland weit nach Süden vor. In der Höhe änderte sich dadurch die Strömung im Bereich des Hurrikans auf südwestliche Richtungen.
"Ophelia" zog daher am 13.10. weiter nach Nordosten. Die Verlagerungsgeschwindigkeit an der Südseite des Troges nahm am 14.10.
nochmals weiter zu, sodass Hurrikan "Ophelia" in östlicher Richtung, südlich der Azoren vorbei, in Richtung Europa voran kam.
Günstige Umgebungsbedingungen mit zunächst noch relativ geringer vertikaler Windscherung von 10 - 15 kn sorgten für eine Intensiverung
zu einem Hurrikan der dritten Kategorie ("Major Hurrikan") mit Mittelwinden von 100 kn (185 km/h) und einem Bodendruck von 960 hPa.
"Ophelia" befand sich zu jenem Zeitpunkt bei 26,6 °W und 34,8 °N und war damit der öslichste Major Hurrikan in der Geschichte seit Beginn der
Aufzeichnungen. Die nördliche Lage bei 34,8 °N bei der Entwicklung zum "Major Hurrikan" ist ebenfalls sehr beachtlich und stellt
ein Alleinstellungsmerkmal von "Ophelia" dar (siehe Graphik).
Satellitenbilder Hurrikan "Ophelia" | Quelle: NASA Worldview |
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09.10.2017 |
10.10.2017 |
11.10.2017 |
12.10.2017 |
13.10.2017 |
14.10.2017 |
Extratropical Transition (Außertropische Umwandlung)
Nachdem Hurrikan "Ophelia" am 14.10. die dritte Kategorie auf der Saffir-Simpson Skala erreicht hatte, vollzog der Wirbelsturm
in den folgenden 24 Stunden eine außertropische Umwandlung ("Extratropical Transition"). Der Höhentrog über dem Atlantik kam
am 15.10. weiter nach Südosten voran. Dadurch wurden kühle (< 5 °C in 850 hPa) und trockene Luftmassen in die Zirkluation
des Hurrikans mit einbezogen. Gleichzeitig brachte die Verlagerung nach Nordosten "Ophelia" in Gebiete
mit immer kälter werdenden Meeresoberflächentemperaturen (kleiner als 21 °C). Die Kombination führte am 15.10. zu einer
Auflösung des Auges des Hurrikans und einer zunehmenden Asymmetrie in der Anordnung der Schauer und Gewitter
um das Zentrum. Der warme Kern des Tiefdruckgebiets blieb auch in der Folge noch weiter bestehen, südlich
davon bildete sich eine Kaltfront aus.
500 hPa Geopotential und Bodendruck, 850 hPa Pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck,
300 hPa Vorticityadvektion und Isentrope Potentielle Vorticity während der ET | Quelle: Wetter3 |
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14.10., 18 UTC |
15.10., 00 UTC |
15.10., 06 UTC |
15.10., 12 UTC |
15.10., 18 UTC |
Wasserdampfbilder während der ET von "Ophelia" | Quelle: WOKSAT |
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14.10., 18 UTC |
15.10., 00 UTC |
15.10., 06 UTC |
15.10., 12 UTC |
15.10., 18 UTC |
Schäden durch Orkanböen in Irland und Großbritannien
Am 16.10. war die außertropische Umwandlung von "Ophelia" abgeschlossen. Die Warmfront verlief weit im Norden, im großen
Warmbereich an der Ostseite wurden über Westeuropa warme Luftmassen (> 15 °C in 850 hPa) nach Norden transportiert. Die kalte und trockene Luft
vom Nordatlantik floss mittlerweile rückseitig bis in das Zentrum des Tiefs ein. Vorderseitig des kräftigen Höhentrogs gelegen
befand sich der Sturm in einem Bereich mit kräftiger Hebung und Höhendivergenz, sodass der Druck am Boden nach der
ET zunächst wieder auf unter 970 hPa sank. Das Windfeld von "Ex-Ophelia" erfasste am Vormittag des 16.10. zunächst den Süden von
Irland. Am Nachmittag und Abend waren dann vor allem Wales und höhere Lagen von Schottland und Nordengland vom Orkan betroffen.
500 hPa Geopotential und Bodendruck, 850 hPa Pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck,
300 hPa Vorticityadvektion und Isentrope Potentielle Vorticity am 16.10. | Quelle: Wetter3 |
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16.10., 00 UTC |
16.10., 06 UTC |
16.10., 12 UTC |
16.10., 18 UTC |
Wasserdampfbilder am 16.10. | Quelle: WOKSAT |
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16.10., 00 UTC |
16.10., 06 UTC |
16.10., 12 UTC |
16.10., 18 UTC |
Visible Satellitenbilder am 16.10. | Quelle: WOKSAT |
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16.10., 09 UTC |
16.10., 12 UTC |
16.10., 15 UTC |
Radarbilder am 16.10. | Quelle: MET IE |
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10:00 UTC |
10:30 UTC |
11:00 UTC |
11:30 UTC |
12:00 UTC |
12:30 UTC |
12:30 UTC |
Roches Point, im Süden von Irland, verzeichnete am Vormittag des 16.10. eine Spitzenböe von 155 km/h.
Auch am Cork Airport und am Shannon Airport konnten Orkanböen von über 119 km/h gemessen werden.
Drei Menschen kamen durch den Orkan in Irland ums Leben, mindestens 300 000
Gebäude waren nach dem Sturm ohne Strom. Rund 20 000 Haushalte mussten an den Tagen dannach ohne
fließendes Wasser auskommen. In Cork sorgten Böen bis 126 km/h für Schäden an einem
Fusbballstadion und für die Absage eines Spiels.
Im Laufe des Nachmittags erfasste das Windfeld auch Nordirland, Wales, den Norden Englands und
Schottland. Die stärksten Böen im Flachland konnten im Westen von Wales gemessen werden.
Capel Curig und Aberdaron maßen Böen von 144 km/h, Valey kam auf 130 km/h. Auch Dundrennan
im Süden von Schottland trafen Orkanböen von bis zu 122 km/h.
In Wales sorgte "Ex-Ophelia" für zahlreiche Straßen- und Schienensperrungen.
In Nordirland mussten einige Flug- und Fährverbindungen abesagt werden.
Schottland traf der Orkan am Abend und in der Nacht zum 17.10.
Auch hier gab es hauptsächlich Schäden an Dächern von Gebäuden und Behinderungen
durch umgestürzte Bäume.
In Cumbria, im Nordwesten Englands, mussten
zahlreiche Straßen aufgrund von umgestürzten Bäumen gesperrt werden. Das Fußballstadion
des Burrow AFC's trug Schäden am Dach davon (Quelle: BBC).
Spitzenböen während Ex-Hurrikan "Ophelia" in Irland und Grobritannien (unterhalb von 700 m)
Datenquelle: DWD Java Map |
Ort |
Land |
Böe |
Zeit |
Roches Point (40 m)
Aberdaron (95 m)
Capel Curig (216 m)
Valley (11 m)
Mumbles Head (43 m)
Cork_Airport (153 m)
Mona (62 m)
Shannon Aiport (14 m)
Dundrennan (113 m)
Pembrey Sands (3 m)
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Irland
Wales
Wales
Wales
Wales
Irland
Wales
Irland
Schottland
Wales
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155 km/h
144 km/h
144 km/h
130 km/h
128 km/h
126 km/h
124 km/h
122 km/h
122 km/h
120 km/h
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11 UTC
15 UTC
16 UTC
15 UTC
15 UTC
11 UTC
17 UTC
12 UTC
18 UTC
14 UTC
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Ort |
Land |
Böe |
Zeit |
Milford Haven (44 m)
St. Bee's Head (124 m)
Sherkin Island (21 m)
Aberporth (133 m)
Scilly St. Mary's (36 m)
West Freugh (11 m)
Johnstown Castle (62 m)
Drumalbin (245 m)
Casement (97 m)
Lake Vyrnwy (360 m)
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Wales
England
Irland
Wales
England
Schottland
Irland
Schottland
Irland
Wales
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120 km/h
120 km/h
119 km/h
118 km/h
117 km/h
117 km/h
115 km/h
115 km/h
115 km/h
113 km/h
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14 UTC
18 UTC
09 UTC
15 UTC
13 UTC
16 UTC
13 UTC
19 UTC
15 UTC
16 UTC
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Text: JW 18. Oktober 2017
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