Kräftige Regenfälle zu Beginn des Monats Mai 2017 führten zu Überschwemmungen in den kanadischen Provinzen
Quebec und Ontario. Betroffen waren unter anderem die beiden Großstädte Montreal und Ottawa. An einigen Messstationen
im Südwesten von Montreal wurden neue Rekordpegelstände verzeichnet. In den beiden Provinzen waren über 1900 Menschen
in 126 Gemeinden von dem Hochwasser betroffen.
Wetterlage und Entwicklung
In einer kräftigen westlichen Höhenströmung zogen zur Monatsmitte des Aprils 2017 mehrere Kurzwellentröge über die Provinzen
Quebec und Ontario im Südosten von Kanada. Während sich zwischen dem 22. April und dem 24. April Hochdruckeinfluss einstellte,
kam ab dem 25. April in Verbindung mit einem Höhentief neuer Regen aus dem Südosten in die Region voran. An jenem Tag stellte
sich über dem Westen des nordamerikanischen Kontinents die Wetterlage um. Ein Höhentrog verlagerte sich östlich der Rocky Mountains
weit nach Süden und ließ an der Vorderseite ein Bodentief über dem Mittleren Westen der USA entstehen.
In der Folge verlagerte sich das Bodentief nach Nordosten in Richtung kanadischer Grenze. Verbunden mit der Kaltfront des Tiefs kam
es am 27. und 28. April auch im Südosten von Kanada zu Regenfällen.
Das Zirkulationsmuster mit einem weit nach Süden ausgedehnten Langwellentrog
blieb auch an den letzten Tagen des Aprils 2017 über den USA bestehen. Ein vom Pazifik nach Südosten ziehender Kurzwellentrog generierte
am 28. April ein neues Tief über dem mittleren Westen. Extrem feuchte Luftmassen wurden am 29. April in den Süden und die Mitte der USA
advehiert. Es stellte sich eine Luftmassengrenze ein, die von Texas bis zu den Großen Seen reichte. Entlang dieser Luftmassengrenze entwickelten
sich teilweise heftige Gewitter, die sich nur langsam nach Südosten verlagerten. In mehreren
Bundesstaaten (z.B. Oklahoma, Missouri und
Arkansas) gab es kräftige Regenfälle, die zu großflächigen Überschwemmungen führten (siehe
Analyse zu den Regenfällen und Gewittern).
Ähnlich wie das vorherige Tief zog auch dieses weiter in den Norden der USA und in Richtung Kanada. Die Warmfront des Tiefs lag am
30. April über Ontario und Quebec, aus Süden wurden sehr warme und feuchte Luftmassen in die Region advehiert (850 hPa Temperatur: 15 °C).
Die Regenfälle hielten am 1. Mai entlang der Warmfront an. Die Region lag im Bereich kräftiger Warmluftadvektion und vorderseitig des Höhentrogs auch
in einem Gebiet, in das mit der Höhe zunehmende psoitive Vorticity advehiert wurde. Beide Hebunsgantriebe zusammen resultierten in kräftigen
Regenfällen. Am Abend des 1. Mai überquerte die Kaltfront des Tiefs Quebec und Ontario. Dabei bildeten sich teilweise kräftige Gewitter aus.
Rückseitig der Kaltfront entwickelten sich am 2. Mai noch einzelne Schauer, am 3. Mai blieb es dank eines Zwischenhochs trocken.
500 hPa Geopotential und Bodendruck,
850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck, 500 hPa Vertikalbewegung Nordamerika | Quelle: Wetter3 |
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30.04.2017, 12 UTC |
01.05.2017, 00 UTC |
01.05.2017, 12 UTC |
02.05.2017, 00 UTC |
Der Vorstoß eines weiteren Höhentrogs über dem mittleren Westen der USA nach Süden, ließ am 4. Mai ein Tief über den Bundesstaaten
Kentucky und Tennessee entstehen. Erneut wurden feuchtwarme Luftmassen bis nach Quebec und Ontario transportiert, an der Warmfront
des Tiefs kam es am 4. Mai zu Regenfällen. Am Folgetag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet weiter nach Nordosten. Dabei wurde die feuchtwarme
Luft von Südosten um den Tiefkern herumgeführt. Das Aufgleiten der warmen Luft über bodennah kälteren Luftmassen führte am 5. Mai zu weiteren
Regenfällen im Südosten Kanadas. Rückseitig des Tiefs floss am 7. Mai wieder kühlere Luft aus Nordosten ein. Dabei bildeten
sich einzelne Schauer, die allerdings keine größeren Regenmengen mehr brachten.
500 hPa Geopotential und Bodendruck,
850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck, 500 hPa Vertikalbewegung Nordamerika | Quelle: Wetter3 |
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05.05.2017, 00 UTC |
05.05.2017, 12 UTC |
06.05.2017, 00 UTC |
06.05.2017, 12 UTC |
Heftige Regenfälle in Ontario und Quebec Anfang Mai 2017
Am 30. April kamen die Regenfälle mit der Warmfront von Süden über die Großen Seen nach Ontario und Quebec voran. Am Vormittag
des 1. Mai regnete es vor allem zwischen Ottawa, Montreal und Quebec City länger anhaltend. Am Nachmittag kamen verbunden mit
der Kaltfront des Tiefs aus Westen neue kräftige Regenfälle in die Region voran. Im Bereich der amerikanisch-kanadischen Grenze
bildete sich südlich von Ottawa und Montreal eine Gewitterlinie aus. Ottawa registrierte an jenem Tag 45,4 mm Niederschlag, in
Peterborough (Ontario) waren es 43,2 mm.
Am Nachmittag des 4. Mai regnete es leicht bis mäßig zwischen Ottawa und Montreal. Die Warmfront schob sich anschließend weiter nach Nordosten,
sodass die Regenfälle weiter bis nach Quebec City voran kamen. Von Südosten her wurden am 5. Mai feuchtwarme Luftmassen um
den Tiefdruckkern herumgeführt. Die Niederschläge nahmen im Tagesverlauf an jenem Tag in der gesamten Region nochmals an Intensität
zu.
In Montreal beispielsweise fielen am 1. und 5. Mai 58 mm Regen. Ottawa, die Hauptstadt von Kanada, kam auf 105,8 mm an drei Tagen
(1.5, 5.5. und 6.5).
Satellitenbilder Nordamerika Anfang Mai 2017 | Quelle: NASA Worldview
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30.04.2017 |
01.05.2017 |
04.05.2017 |
05.05.2017 |
Radarbilder Ontario und Quebec | Quelle: Environment Canada |
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30.04., 18 UTC |
01.05., 00 UTC |
01.05., 06 UTC |
01.05., 12 UTC |
01.05., 18 UTC |
02.05., 00 UTC |
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05.05., 00 UTC |
05.05., 06 UTC |
05.05., 12 UTC |
05.05., 18 UTC |
06.05., 00 UTC |
06.05., 06 UTC |
Überschwemmungen in Quebec und Ontario
Die Regenfälle seit Mitte April 2017 haben verbreitet für nasse Böden und hohe Pegelstände gesorgt. Als Folge der Niederschläge, die
Anfang Mai verbunden mit zwei Tiefdruckgebieten in Ontario und Quebec gefallen sind, sind mehrere Flüsse und Bäche in den beiden
Provinzen über die Ufer getreten. In den vergangenen 30 Tagen sind beispielsweise in Ottawa (Ontario) knapp 200 mm statt der in diesem Zeitraum
üblichen 75 mm gefallen. Auch in der Provinz Quebec verzeichneten die Messstationen überdurchschnittlich fiel Niederschlag. In Quebec City
kamen seit Anfang April 150 mm statt der üblichen 75 mm zusammen.
Die verbreitet auftretenden Regenfällen führten dazu, dass unter anderem auch größere Flüsse (z.B. der Ottawa River) und die Großen Seen
an der Grenze zu den USA große Mengen an Wasser führten. In Montreal fließen der St. Lawrence River (aus dem Lake Ontario)
und der Ottawa River zusammen. Im süwestlichen Teil der Stadt und flussaufwärts des Ottawa Rivers kam es zu Überschwemmungen. Vor allem
die Stadt Rigaud war stark von dem Hochwasser betroffen. Gleich vier Messstationen entlang des Ottawa Rivers und am Lac des Deux Montagnes
im südwestlichen Teil von Montreal vermeldeten neue Rekordpegelstände.
Die Überschwemmungen hatten in Quebec zur Folge, dass 1900 Menschen aus 126 Gemeinden gezwungen waren ihre Häuser zu verlassen. Im Stadtteil
Pierrefonds-Roxboro im Südwesten Montreals führten drei Deichbrüche dazu, dass der Notstand ausgerufen wurde. In Montreal alleine mussten über
200 Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden. In der kanadischen Hauptstadt Ottawa waren ca. 300 Gebäude von den Überschwemmungen betroffen.
30-d Niederschlag und Anomalien an ausgewählten Stationen in Ontario und Quebec | Quelle: Climate Prediction Center
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Ottawa (Ontario) |
Trenton (Ontario) |
Sherbrooke (Quebec) |
Bagotville (Quebec) |
Roberval (Quebec) |
Ausgewählte Pegelstände entlang des Ottawa Rivers (u.a. in Montreal) (grüne Kurve) und Vergleich mit bisherigen
Rekordpegelständen während des Jahres (gestrichelt) | Quelle: Environment Canada
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Hull |
La Marina de Sainte-Anne-de-Bellevue |
Sainte-Anne-de-Bellevue |
Terrasse Vaudreuil |
Text: JW 12. Mai 2017
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