Ende April 2017 kamen bei heftigen Gewittern und den durch Starkregen verursachten Überschwemmungen im Süden und Mittleren Westen der USA
mindestens 20 Menschen ums Leben. Von den Regenfällen waren vor allem die Bundesstaaten Oklahoma, Missouri, Arkansas, Illinois und Indiana
betroffen. Dabei fielen in etwas mehr als 48 Stunde teilweise zwischen 250 mm und 300 mm Niederschlag.
In Missouri stellten zahlreiche Flüsse neue Rekordpegelstände auf. Die alten Rekorde hatten zuvor teilweise mehr als 100 Jahre bestand.
Neben den Starkregenfällen und den daraus resultierenden Überschwemmungen verursachten heftige Gewitter ebenfalls Schäden im Süden und
mittleren Westen. Im Bundesstaat Texas kam es am 29. April in Verbindung mit Superzellen zu mehreren langlebigen Tornados, von denen
einer als EF4 Tornado klassifiziert wurde.
Wetterlage und Entwicklung
Eine kräftige West- bis Nordwestströmung in der Höhe lag zum Ende des April 2017 über dem Westen und der Mitte der USA vor. Darin
eingebettet zogen Kurzwellentröge vom Pazifik bis in den Osten des Landes. Am 26. April befand sich einer dieser Tröge östlich der Rocky Mountains.
Im Mittleren Westen kam es an der Vorderseite des Troges zu kräftigen Regenfällen. Die Böden waren in den Bundesstaaten in der Mitte der USA
aufgrund des Regens im gesamten Monat April sehr gesättigt. Am 27. April reichte der eben angesprochene Trog bis nach Mississippi und Louisiana. Weiter
stromauf stellte sich eine stramme Höhenströmung ein, die vom Pazifik über den Norden Kaliforniens bis nach Texas reichte. Ein Kurzwellentrog wanderte bis
zum 28. April über die Rocky Mountains in Richtung der Südstaaten. Gleichzeitig wölbte sich über dem Pazifik ein Höhenrücken auf, sodass östlich
des Rückens entlang der amerikanischen Westküste kalte Luftmassen aus Kanada nach Süden transportiert wurden. Der Langwellentrog über den USA vergrößerte dadurch
seine Amplitude und reichte am Abend des 28.04. bis nach New Mexiko, Arizona und in den Norden von Mexiko. Der Trog blieb in der Folge über dem Südwesten
der USA liegen, eine Luftmassengrenze reichte von hier über den Mittleren Westen bis zu den Großen Seen. Hebungsantriebe an der Vorderseite des Trogs
resultierten in der Bildung eines Bodentiefs über dem Westen von Texas am 29. April. Eine südliche Strömung in Bodennähe stellte sich zwischen dem
Tief und einem Hoch über dem Atlantik im Osten ein. Sehr feuchte und warme Luftmassen flossen vom Golf von Mexiko bis weit nach Norden in die Bundesstaaten
Illinois, Indiana und Kentucky. Die Luft war extrem labil geschichtet (verbreitet CAPE Werte von über 3000 J/kg). Der Trog kam am 29.04. nur langsam nach
Osten voran, am Boden reichte eine Tiefdruckrinne von Texas über Oklahoma bis nach Missouri. Entlang der Luftmassengrenze lagen die Temperaturunterschiede
an jenem Tag bei ca. 15 K auf wenigen hundert Kilometern. Am 30.04. zog das Höhentief weiter nach Nordosten. Damit verbunden lag das Bodentief über
den Bundesstaaten Kansas und Missouri und dessen Kaltfront reichte im Süden bis nach Texas.
500 hPa Geopotential und Bodendruck,
850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck, 850 hPa Geopotential und Temperatur, CAPE und Lifted Index Nordamerika | Quelle: Wetter3 |
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28.04.2017, 12 UTC |
29.04.2017, 00 UTC |
29.04.2017, 12 UTC |
30.04.2017, 00 UTC |
30.04.2017, 12 UTC |
01.05.2017, 00 UTC |
Überschwemmungen nach Starkregen in Missouri, Arkansas, Illinois und Oklahoma
Entlang der fast stationären Kaltfront bildeten sich am Nachmittag des 28. April fast gleichzeitig Gewitter aus. Die Gewitterlinie
reichte von Oklahoma über Missouri bis nach Indiana und Ohio. Dabei verlagerten sich die konvektiven Zellen nur relativ langsam
nach Südosten, sodass in manchen Gebieten sehr große Regenmengen binnen kurzer Zeit zusammen kamen. Auch in der Nacht zum 29. April
(Ortszeit) regnete es weiter kräftig, die Gewitterzellen schlossen sich teilweise zu Mesoskaligen Konvektiven Systemen (MCS)
zusammen. Vor allem im Osten von Oklahoma, sowie in Missouri und Arkansas hielten die konvektiven Starkregenfälle auch während des 30. April an.
Erst in der Nacht zum 1. Mai lies der Niederschlag in der Region nach dem Durchzug der Kaltfront des Tiefs allmählich nach.
Zwischen 150 mm und 200 mm an Niederschlag kamen am 28. April entlang der stationären Front im Süden von Indiana zusammen. In den
anderen Staaten fiel an diesem Tag verbreitet zwischen 70 mm und 150 mm Regen. Nochmal deutlich mehr Niederschlag hatte der Südosten
von Missouri und der Norden von Arkansas am Folgetag zu verkraften. Hier fielen teilweise über 200 mm in 24 Stunden. Während des Starkregenereignisses
kam es in etwas mehr als 48 Stunden in einem Streifen vom Osten Oklahomas über den Norden von Arkansas und den Süden Missouris bis in den Süden
von Illinois zu Regenmengen zwischen 250 mm und 300 mm.
Radarbilder USA vom 28.04. bis 30.04.2017 | Quelle: SPC NOAA |
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28.04., 21 UTC |
29.04., 00 UTC |
29.04., 03 UTC |
29.04., 06 UTC |
29.04., 09 UTC |
29.04., 12 UTC |
29.04., 15 UTC |
29.04., 18 UTC |
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29.04., 21 UTC |
30.04., 00 UTC |
30.04., 03 UTC |
30.04., 06 UTC |
30.04., 09 UTC |
30.04., 12 UTC |
30.04., 15 UTC |
30.04., 18 UTC |
24-h Niederschlag USA am vom 29.04. bis 01.05. und 7-d Niederschlag bis 01.05. | Quelle: Water Weather
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24-h RR bis 29.04., 12 UTC |
24-h RR bis 30.04., 17 UTC |
24-h RR bis 01.05., 12 UTC |
7-d RR bis 01.05., 12 UTC |
69-h-Niederschlagsmengen USA bis 01.05.2017 14 UTC
Datenquelle: WPC NOAA |
Ort |
Bundesstaat |
Regenmenge |
Houston
Motauk
Rogers
Granby
Yukon
Bunkie
Mountain Grove
Springdale
Raymondville
Bixby
Huntingburg
Mansfield
Tecumseh
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Missouri
Missouri
Arkansas
Missouri
Missouri
Louisiana
Missouri
Arkansas
Missouri
Missouri
Indiana
Missouri
Missouri
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283,2 mm
280,7 mm
267,8 mm
266,0 mm
263,7 mm
254,0 mm
246,6 mm
245,4 mm
239,5 mm
238,8 mm
234,4 mm
233,4 mm
233,2 mm
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Ort |
Bundesstaat |
Regenmenge |
Dora
Norwood
Schnellville
Savoy
Thalequah
Stendal
Celestine
Fort Branch
Owensville
Holland
Jasper
Siloam Springs
Georgetown
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Missouri
Missouri
Indiana
Arkansas
Oklahoma
Indiana
Indiana
Indiana
Indiana
Indiana
Indiana
Arkansas
Arkansas
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229,9 mm
224,3 mm
222,0 mm
215,9 mm
214,6 mm
211,3 mm
209,3 mm
205,7 mm
201,9 mm
201,4 mm
201,2 mm
199,9 mm
198,6 mm
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Aufgrund der erwähnten nassen Vorgeschichte nahmen die Pegelstände in Teilen von Oklahoma, Missouri, Arkansas, Illinois und Indiana rasch zu.
Den Südosten von Missouri traf es dabei am Heftigsten. Zahlreiche Flüsse erreichten hier die höchste Hochwasserstufe, an mindestens neun
Pegeln konnten neue Allzeitrekorde verzeichnet werden. Die alten Rekorde hatten davor teilweise mehr als 100 Jahre bestand. Der Current River
in Doniphan beispielsweise stieg in 36 Stunden um ca. 8 m auf einen neuen Rekordpegelstand von etwas mehr als 10 Meter. Der Gasconade River bei
Jerome erreichte ebenfalls einen Pegelstand von über 10 Meter und mit 8,80 m stand der Meramec Rivers in der Nähe von
Steelville am 30. April 2017 so hoch wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn an dieser Stelle.
Durch die Wassermassen wurden zahlreiche Straßen überflutet, ganze Landstriche standen unter Wasser (siehe Bilder von den Überschwemmungen
des Gasconade Rivers). In Missouri, Arkansas und Illinois waren am 2. Mai ca. 300 Straßen wegen Überschwemmungen gesperrt, darunter auch die
großen Interstate Straßen 44 und 55. Allein in Missouri gab es über hundert Wasserrettungen, zahlreiche Menschen mussten aus den
Hochwasserregionen evakuiert werden. Entlang des Meramec Rivers im Süden von St. Louis schützten tausende Sandsäcke die Bewohner von Eureka vor den
Wassermassen. Der Gouverneur des Bundesstaates rief den Notstand für den südlichen Teil des Staates aus. Durch die Überschwemmungen kamen im
mittleren Westen mindestens
9 Menschen ums Leben.
Flüsse mit neuen Rekordpegelständen | Quelle: Water Weather
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Big Biney, Ft. Wood |
Current River, Doniphan |
Current River, Van Buren |
Gasconade River, Jerome |
Gasconade R, Hazelgreen |
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Illinois River, Watts |
Jacks Fork, Eminence |
Meramec River, Steelville |
North Fork White River |
St. Francis R, Patterson |
Heftige Gewitter mit Hagel und Tornados vom 28. bis 30. April
Im Warmsektor des Bodentiefs bildeten sich vom 28. April bis zum 30. April teilweise heftige Gewitter, die mit Hagel und Sturmböen, sowie
teilweise langlebigen und zerstörerischen Tornados einhergingen. Kleinerer Hagel trat am 28. April bei den Gewittern entlang der stationären
Front auf. Wesentlich mehr Meldungen von Hagel und Tornados gingen am 29. April bei den Behörden in den USA ein. Am Nachmittag (Ortszeit) des
angesprochenen Tages bildeten sich im Osten von Oklahoma und Texas teilweise kräftige Gewitter. Über Texas traten verbunden mit den Gewittern
Tornados auf, von denen einer in die zweithöchste Kategorie EF4 eingestuft wurde. Die insgesamt sieben in Texas beobachteten Tornados trafen die Städte
Eustace, Canton und Caney City. Die größten Schäden wurden aus Canton gemeldet. Die Windgeschwindigkeiten, die hier während des Tornados auftraten,
wurden hinterher auf über 200 km/h geschätzt. Der Tornado hatte ca. 80 Kilometer lang Bodenkontakt. Bäume wurden abgeknickt und entwurzelt, Häuser
teilweise zerstört und Autos durch die Gegend geschleudert.
In der Nacht zum 30.04. zogen die Gewitter weiter nach Osten, über Louisiana bildete sich eine Gewitterlinie aus. Am frühen Morgen des Folgetags
erreichte die Squall Line den Bundesstaat Mississippi. Im Zusammenhang mit der Squall Line kam es in Durant (Mississippi) am Morgen des 30.04.
zu einem Tornado, der ca. 100 Gebäude beschädigte.
Auch an anderen Orten kam es am 30.04. zu Schäden, hauptsächlich verursacht
durch geradlinige Starkwindböen. Als Folge der Stürme waren in Missiissippi am 2. Mai noch über 10 000 Gebäude ohne Strom.
Satellitenbilder und Meldungen von Hagel, Windböen und Tornados vom 28.-30. April | Quelle: SPC NOAA
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29.04. 21 UTC |
29.04. 22 UTC |
29.04. 23 UTC |
30.04. 00 UTC |
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30.04. 15 UTC |
Storm Reports 28.04. |
Storm Reports 29.04. |
Storm Reports 30.04. |
Bilder aus Canton (Texas) nach dem Tornado am 29.04. | Quelle: Myers Jackson
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Text: JW 05. Mai 2017
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