Anfang März 2017 traf mit Zyklon "Enawo" der stärkste tropische Wirbelsturm auf den Nordosten von Madagaskar seit Gafilo
aus dem Jahre 2004. Als Zyklon der Kategorie 4 machte "Enawo" am Morgen des 7. März zwischen Sambava und Antalaha Landfall und traf die Region mit extremen Orkanböen
und heftigem Niederschlag. In Sambava fielen binnen 48 Stunden 319 mm Regen. Der Wirbelsturm zerstörte viele Häuser und ließ fast 10 000 Menschen obdachlos
zurück. Mindestens 5 Menschen kamen bei dem Sturm ums Leben. Nach dem Landfall schwächte sich "Enawo" reibunsbedingt recht schnell ab und zog anschließend in Richtung
des südlichen Teils von Madagaskar. Dabei kam es zu weiteren kräftigen Regenfällen, die gebietsweise Überschwemmungen und Erdrutsche hervorriefen.
Wetterlage und Entwicklung
Zyklon "Enawo" entstand Anfang März aus einem Gebiet hochreichender Konvektion im südlichen indischen Ozean.
Am 03. März wurde das System als tropischer Sturm eingestuft und erreichte mittlere Windgeschwindigkeiten von
45 kn (83 km/h). In der Folge zog "Enawo" an der Nordflanke eines Hochdruckgebiets in einer südwestlichen Richtung
auf die Insel Madagaskar zu. Günstige Umgebungsbedingungen für die Intensivierung (Meeresoberflächentemperaturen von
ca. 30 °C, geringe vertikale Windscherung von ca. 15 kn) sorgten dafür, dass der Wirbelsturm sich am 4. März zunächst zu einem
Zyklon der ersten Kategorie verstärkte. Am Folgetag führte die Augenwand des Sturms einen sogenannten "Eyewall-Replacement-Cycle"
durch. Dabei wird die innere Augenwand, in der die größten Windgeschwindigkeiten herrschen, von einer äußeren Augenwand ersetzt.
Der Vorgang geht normalerweise mit einer kurzer Abschwächung des Sturms und anschließender, nach dem Ersetzten
der Augenwand, erneuter Intensivierung einher. So erlangte "Enawo" nach dem "Eyewall-Replacement-Cycle" am 6. März, wenige hundert Kilometer
von der Nordostküste Madagaskars entfernt, die zweithöchste Wirbelsturmkategorie 4 mit mittleren Winden von 125 kn (232 km/h). Im Zentrum
konnte sich zu diesem Zeitpunkt ein wolkenfreies Auge ausbilden, der Bodendruck erreichte ca. 925 hPa. Als Kategorie 4 Zyklon traf "Enawo"
am 7. März auf den Nordosten Madagaskars. Zwischen Antalaha und Sambava machte der Wirbelsturm
an diesem Tag um ca. 9.30 UTC Landfall und war damit der stärksten Sturm in Madagaskar seit dem Zyklon Gafilo aus dem Jahre 2004.
Satellitenbilder Zyklon "Enawo" | Quelle: NASA Worldview |
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03.03.2017 |
04.03.2017 |
05.03.2017 |
06.03.2017 |
07.03.2017 |
08.03.2017 |
Auswirkungen
Extreme Orkanböen und kräftige Regenfälle gingen mit dem Landfall des Zyklons im Nordosten von Madagaskar einher. Die Regengebiete des Wirbelsturms
hatten in Sambava bereits am 6. März für heftige Niederschläge gesorgt (104 mm in 24 Stunden). Binnen 48 Stunden fielen hier bis zum 8. März (06 UTC)
319 mm Regen. Es kam durch die Windböen und Niederschläge zu großen Zerstörungen in Madagaskar. Viele Häuser
wurden zerstört und ließen fast 10 000 Menschen obdachlos zurück. Mindestens fünf Menschen kamen durch den Wirbelsturm
ums Leben. Nach dem Landfall schwächte sich "Enawo" reibunsbedingt zwar recht schnell ab, brachte aber
in der Folge bei seiner südlichen Zugbahn über die Insel auch noch heftige Regenfälle in der Mitte
und im Süden mit sich. Der heftige Niederschlag sorgte für Überschwemmungen und Erdrutsche. In der Hauptstadt Antananarivo, knapp tausend
Kilometer von dem Ort des Landfalls entfernt, beispielsweise fielen während "Enawo" 156 mm Regen.
Sturmdaten, Radarbilder und Gesamtniederschlag | Quellen: Weather Unisys
, TRMM |
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Daten zu "Enawo" |
Radarbild 06.03. 03 UTC |
Radarbild 07.03. 07.30 UTC |
Niederschlag 03.-08.03. |
24-h-Niederschlagssummen vom 07. bis 09.03. (links) und 72-h-Niederschlagsmengen 07. bis 09.03. (rechts) in Madagaskar
Datenquelle: OGIMET |
Ort |
RR24 |
bis Datum |
Mananjary
Sambava
Flanarantsoa
Saint-Marie Aerodrome
Sambava
Atsohihy
Antananarivo
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237 mm
215 mm
137 mm
128 mm
104 mm
104 mm
100 mm
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09.03., 06 UTC
08.03., 06 UTC
09.03., 06 UTC
08.03., 06 UTC
07.03., 06 UTC
09.03., 06 UTC
09.03., 06 UTC
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Ort |
RR72 |
Sambava
Mananjary
Tamatave
Atsohihy
Saint-Marie Aerodrome
Antananarivo
Flanarantsoa
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332 mm
295 mm
211 mm
208 mm
174 mm
156 mm
141 mm
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Text: JW 10. März 2017
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