Freitag, 10. März 2017, 15:00 MEZ
Föhnsturm, Wärme (Tief "Xaver") Alpenraum/Mitteleuropa 03.-04.03.2017 Satellitenbild Tief "Xaver" am 04.03., 12 UTC Quelle: Sat24, |
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Anfang März 2017 kam es zu einer ausgeprägten Föhnwetterlage am Alpennordrand. Die stärksten Orkanböen erreichten auf den schweizerischen Alpengipfeln lokal mehr als 180 km/h. In Altenrhein (CH) brach der Föhn in Orkanstärke auch bis ins Tal durch. Die Temperaturen stiegen am 4. März im zentralen Alpenraum bis auf 20,8 °C in Feldkirch (AT), noch wärmer war es in Wien (Mariabrunn) mit 22,2 °C.
Wetterlage und Entwicklung Anfang März 2017 entstand als Fortsetzung der seit der letzten Februardekade anhaltenden Sturmtiefserie Tief "Xaver" vor der westeuropäischen Küste und zog am 4. März seine Kreise über Irland. Im Zusammenspiel mit Hoch "Hertha" über Südosteuropa kam eine lebhafte südwestliche Strömung in Gang, die sich durch die Bildung eines Teiltiefs am langgestreckten Frontensystem von "Xaver" noch verstärkte. Dieses zog von Nordostspanien bis in den Norden Deutschlands und der Luftdruckgradient von den Nord- zu den Südalpen erhöhte sich auf knapp 15 hPa. Während der Bodenwind auf West drehte, wehte der Höhenwind aus Süden. An den Folgetagen zog "Xaver" über Schottland nach Island weiter und die neuen Tiefs "Yannik" und "Zeus" erreichten Westeuropa.
Föhntheorie Föhn ist ein Strömungsphänomen, welches aus Leewellen resultiert. Bei möglichst senkrechter Anströmung des beteiligten Gebirges und dem Vorhandensein zweier unterschiedlicher Luftmassen beidseitig des Gebirges kommt es zu Föhn. Bei der aktuellen Lage mit südlicher Strömung wird die Luftströmung an den Südalpen abgebremst oder aufgehalten. Die Luftmasse über Norditalien nimmt einen größeren Raum ein (Dicke der Luftsäule), dort bildet sich ein Luvkeil. Nach der langsameren Gebirgsüberströmung werden die Luftmassen beschleunigt, die Dicke der Luftsäule nimmt ab, nördlich des Alpenhauptkamms bildet sich ein Leetrog. Die entstandenen mesoskaligen Luftdruckunterschiede werden durch Wind ausgeglichen, beim Absinken der Luftmassen kommt es zur adiabatischen Erwärmung. Nach der modernen Föhntheorie ist hauptsächlich ein Absinken der Luftmassen aus größerer Höhe (oberhalb der Kammlagen) ins Tal für den Ausgleich der Luftdruckunterschiede verantwortlich (Quelle: Wetteran). Die hohen Windgeschwindigkeiten kommen hauptsächlich durch den Venturi- und Bernoulli-Effekt zustande, die bei Verengung und Verbreiterung des durchströmten Terrains (z.B. enges Tal, Gebirgsrand) die Strömung beschleunigen bzw. potentielle Energie in kinetische Energie umwandeln. Nahe des Gebirgsrands ist durch turbulente Durchmischung ein Vertikaltransport von Horizontalimpuls und ein Durchgreifen der Föhnluft bis ins Tal möglich.
Text: FB 9. März 2017 |