Donnerstag, 09. Februar 2017, 13:30 MEZ
Sturm / Dauerregen Spanien, Frankreich, Portugal 03.-05.02.2017 Satellitenbild Orkan "Leiv" am 04.02. 03 UTC Quelle: Woksat, |
|
Anfang Februar 2017 sorgten gleich drei Tiefs für Orkanböen an den Küsten von Frankreich und Spanien. "Kurt", "Leiv" und "Marcel" trafen binnen drei Tagen auf den Nordwesten Spaniens, sowie die Westküste und die Mitte Frankreichs. Verbunden mit "Leiv" konnte in Bordeaux eine Orkanböe von 120 km/h gemessen werden, Margignane (nordwestlich von Marseille) maß während Orkantief "Marcel" eine Böe von 126 km/h. Durch Orkan "Leiv" kam es zu den größten Schäden während der Sturmserie. In den Departements Gironde, Charente, Charente Maritime und Landes gab es hauptsächlich Schäden durch umgestürzte Bäume. Häuser, Autos und Teile der Infrastruktur wurden beschädigt, es kam zu Behinderungen im Schienenverkehr. Berichte über schwer verletzte Personen gab es keine. Während "Leiv" waren in Frankreich bis zu 350 000 Menschen zwischenzeitlich ohne Strom. Kräftiger Dauerregen trat während der drei Tage im Nordwesten Spaniens und im Norden Portugals auf. Beariz, in der Region Galizien, verzeichnete 279,8 mm Regen innerhalb von nur 3 Tagen. Zu größeren Überschwemmungen kam es aufgrund der trockenen Vorwitterung nicht.
Wetterlage und Entwicklung Ein kräftiger Kaltluftvorstoß über dem Osten der USA (0 °C - Isotherme bis in den Norden Floridas) führte am 30.01. zu der Entstehung eines Bodentiefs vor der Küste Neuenglands. Der zu dem Bodentief gehörende Kurzwellentrog kam über dem Atlantik im Bereich des Jetstreams (bis 180 kn bzw. 333 km/h in 300 hPa) schnell nach Osten voran. Kräftige Divergenz im Ausströmbereich des Jetstreams und später hauptsächlich Hebung durch die Advektion positiver Vorticity an der Vorderseite des in der Amplitude zunehmenden Kurzwellentrogs führten zu einem Druckfall im Zentrum des Bodentiefs auf unter 960 hPa am 02.02. um 00 UTC. Das Tief, welches mittlerweile den Namen "Jürgen" bekommen hatte, drehte aufgrund des über Mittel- und Osteuropa liegenden Hochdruckgebiets nach Norden ab und zog westlich von Irland vorbei in Richtung Island. In den folgenden Tagen nahm "Jürgen" die Rolle des steuernden Zentraltiefs ein. An der Südflanke von "Jürgen " reichte die starke Westströmung vom Atlantik mittlerweile bis nach Portugal, Spanien und in den Westen Frankreichs. Über dem Nordosten der USA hatte sich indessen eine kräftige Frontalzone ausgebildet. Die Temperaturen reichten in 850 hPa von +10 °C im Bundesstaat South Carolina bis zu -15 °C an der kanadischen Grenze. Genau wie "Jürgen" entstand Tief "Kurt" (das erste von drei Orkantiefs) am 01.02. vor der Küste von Neuengland aus einer Wellenstörung. Diese wanderte innerhalb von nur 48 Stunden über den Atlantik bis vor die Küste von Nordspanien. Dabei intensiverte sich "Kurt" in den ersten 36 Stunden nur recht wenig, der Bodendruck lag bei ca. 1005 hPa. Am 02.02. 18 UTC gerlangte "Kurt" dann in den Ausströmbereich des Jetstreams. In der Folge sank der Bodendruck innerhalb von 18 Stunden von ca. 1000 hPa auf unter 985 hPa. Während der Intensivierung verlagerte sich das Tief vom östlichen Atlantik zur Biskaya. Anschließend zog "Kurt" über dem Ärmelkanal nach Großbritannien und schwächte sich dabei relativ schnell ab. Lediglich 18 Stunden nachdem "Kurt" knapp nördlich des spanischen Festlands nach Osten zog, erreichte mit Tief "Leiv" das zweite Orkantief binnen eines Tages die Region im Norden von Spanien. "Leiv" war ebenfalls aus einer Wellenstörung entstanden, die vom amerikanischen Kontinent über den Atlantik nach Europa zog. Anders als die beiden Vorgänger bildete sich das Bodentief etwas weiter nördlich im Bereich der kanadischen Provinz Nova Scotia. "Leiv" zog binnen 42 Stunden von Nova Scotia bis vor die Küste Spaniens. Dabei lag der Bodendruck beim Erreichen der spanischen Küste am 03.02. 18 UTC bei unter 995 hPa. "Leiv" war damit geringfügig schwächer als "Kurt" zum gleichen Zeitpunkt der Entwicklung. Mittlerweile reichte das Starkwindband in der Höhe bis in die Mitte Frankreichs. Folglich zog "Leiv" anders als der sein Vorgänger "Kurt" weiter nach Osten und war durch das blockierenden Hoch über Mitteleuropa nicht zu einem Drift nach Norden gezwungen. Eine rasche Verstärkung wurde im Zentrum des Orkantiefs bei der Zugbahn über die Biskaya beobachtet. Bevor das Tief die Westküste Frankreichs in der Nähe der Stadt Nantes erreichte, lag der Bodendruck unter 988 hPa. Innerhalb von 12 Stunden zog "Leiv" von der Biskaya nach Belgien und schwächte sich dabei rasch ab. Am 04.02. 12 UTC bildete sich über dem östlichen Atlantik mit Tief "Marcel" das dritte Orkantief, das innerhalb von 3 Tagen die Küsten Frankreichs und Spaniens traf. Verbunden mit der schnell ziehenden Welle kamen rückseitig polare Luftmassen weit nach Süden voran. Die daraus resultierende Vergrößerung der Amplitude des Höhentroges ließ diesen über Spanien bis in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum vorstoßen. Hebungsvorgänge trogvorderseitig sorgten am 05.02. dafür, dass über dem Mittelmeer ein zweites Zentrum von "Marcel" entstehen konnte. Der Höhentrog stieß anschließend bis in den Norden Afrikas vor und reichte mit seiner Amplitude bis in die Mitte Tunesiens. Eine Druckdifferenz von 30 hPa war am Abend des 05.02. zwischen Tief "Marcel" über dem Norden Italiens und einem Hoch über der Mitte Spaniens zu finden.
Orkan "Kurt" am 3. Feburuar Bei seiner Zugbahn von der Biskaya zum Ärmelkanal sorgte Orkantief "Kurt" am 3. Februar für Orkanböen im Nordwesten und Norden Spaniens, sowie an der gesamten Westküste Frankreichs. Eine Spitzenböe von 185 km/h konnte in Fisterra (südwestlich von A Coruna) im Nordwesten Spaniens gemessen werden. Ouessant im Nordwesten Frankreichs registrierte mit 135 km/h die stärkste Böe des Landes. Auch entfernt der Küsten gab es noch orkanartige Böen in Frankreich. Blois bei Orleans maß eine Spitzenböe von 104 km/h. Durch den Orkan gab es kleiner Schäden entlang der Küsten.
Orkan "Leiv" am 4. Februar In der Nacht zum 4. Februar traf Orkantief "Leiv" auf den Südwesten Frankreichs. Davor konnten bereits im Norden Spaniens in exponierten Lagen Orkanböen gemessen werden. In Frankreich wurden die stärksten Windböen in den Departements Gironde (mit der Hauptstadt Bordeaux), Charente, Charente Maritime und Landes gemessen. Am Cap Ferret, süwestlich von Bordeaux, wurde eine Spitzenböe von 148 km/h aufgezeichnet. Bordeaux kam auf eine Orkanböe von 120 km/h, Cognac (zwischen Bordeaux und La Rochelle) auf 128 km/h und Biscarosse, an der Atlantikküste, verzeichnete eine Spitzenböe von 131 km/h. In den gennanten Departements gab es Schäden durch den starken Wind an Häusern, Autos (hauptsächlich durch umgestürzte Bäume und herabfallende Dachziegel) und der Infrastruktur. Berichte von Verletzten Personen gab es keine. Durch den Sturm kam es zu kleineren Behinderungen im Schienenverkehr. Bis zu 350 000 Menschen waren zwischenzeitlich ohne Strom (Quelle: La Chaîne Météo). Auch abseits der Küsten konnten örtlich noch Orkanböen gemessen werden. So kam Clermont-Ferrand (in der Mitte Frankreichs) auf eine Böe von 126 km/h.
Orkan "Marcel" am 5. Februar Mit Tief "Marcel" traf am 5. Februar das dritte Orkantief binnen drei Tage auf die Küste Frankreichs. Erneut gab es Orkanböen an den Küsten (Cap Ferrat: 141 km/h) und verbreitet Sturmböen und schwere Sturmböen in Küstennähe (zum Beispiel Bordeaux: 102 km/h). In der Nacht zum 6. Februar lag das Windfeld über dem Südosten Frankreichs und der Osthälfte Spaniens. Am Cap Bear wurde mit 161 km/h die stärkste Windböe während "Marcel" gemessen. Marignane, nordwestlich von Marseille, verzeichnete eine Orkanböe von 126 km/h.
Dauerregen im Nordwesten Spaniens und Norden Portugals
Text: JW 09. Februar 2017 |