Dienstag, 29. November 2016, 20:00 MEZ Starkregen, Schneefall Frankreich, Italien, Schweiz 21.-25.11.2016 Reißender Fluss Tanaro in Garessio, 24.11.2016 Quelle: YouReporter |
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Ende November 2016 kam es zu extremen Starkregenfällen im westlichen Mittelmeerraum. Dabei prasselten in Norditalien lokal mehr als 700 mm Regen in fünf Tagen vom Himmel. Vor allem in den Regionen Piemont und Ligurien stellte sich ein extremes Hochwasser ein. In den Hochlagen oberhalb 2000 m fielen ein bis zwei Meter Neuschnee.
Wetterlage und Entwicklung
Warme Luft aus Nordafrika, die sich insbesondere über dem noch 16 bis 20 °C warmen westlichen Mittelmeer beständig mit weiterer Feuchtigkeit anreichern konnte und tagelang gegen die südlichen Ausläufer der Alpen geführt wurde (z.B. frz. Seealpen, Ligurien, Piemont, Tessin), war in Kombination mit den dynamischen und thermodynamischen Prozessen hauptverantwortlich für die extremen Regensummen in diesen Regionen. Die intensiven Hebungsantriebe sowie die orographische verstärkende Wirkung des rasch ansteigenden Geländes von Meereshöhe zum Gebirge in Ligurien und im Luv des westlichen Alpenbogens im Piemont generierten zum Teil über Stunden Regenraten von 20-40 mm/h. In Fiorino, 20 km Luftlinie von Genua entfernt, stürzten in den Frühstunden des 22. November fast 300 mm Regen in vier Stunden auf den Ort herab. In rund fünf Tagen erhöhte sich der verzeichnete Novemberniederschlag von rund 50 auf 750 mm. Die Folge waren zum Teil schwere Überschwemmungen. Beispielsweise in Garessio (Piemont) wurde der Fluss Tanaro zu einem reißenden Strom. Streckenabschnitte der Bahn und Autobahn Mailand-Turin wurden unterspült oder überflutet. Der geschätzte Schaden beläuft sich auf etwa eine Milliarde Euro (Quelle: ansa.it).
In den Hochlagen wurden die Regenmengen als Schnee gebunden. In Sestriere (2020 m) fiel ein Meter Neuschnee von 24.11. 03 UTC bis 25.11. 06 UTC. In Rifugio Gastaldi (2659 m) erhöhte sich die Schneedecke von 40 cm am 22.11. auf enorme 270 cm am 25.11. (Quelle: ARPA Piemont). Gleichzeitig zum Beginn der Unwetterlage stellte sich auf der Alpennordseite eine Föhnlage ein und auf den Alpengipfeln weht der Wind zum Teil in Orkanstärke. Die höchsten Windspitzen erreichten am 21. und 22.11. das Jungfraujoch (163 km/h), die Zugspitze (161 km/h) und der Patscherkofel (158 km/h). Der Föhndurchbruch in Orkanstärke erreichte auch die Täler, z.B. Altdorf (CH) mit 124 km/h. Alpennordseitig wurden durch die mitgeführte Warmluft neue Dekadenrekorde aufgestellt (Kempten 18,8 °C, Garmisch-Partenkirchen 19,1 °C, Holzkirchen 20,3 °C, Kiefersfelden-Gach 20,7 °C, Rosenheim 21,9 °C). Auch auf der Iberischen Halbinsel war "Queenie" aktiv. Im Übergangsbereich zu kühlerer Luft (um 0 °C in 850 hPa) kam es zu starken Regenfällen mit Summen von 100 bis knapp 200 mm in Zentral und Südspanien (z.B. in den Provinzen Madrid, Cádiz, Cáceres, Málaga).
Text: FB 28. November 2016 |