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Mittwoch, 21. September 2016, 10:00 MESZ


Dauerregen
Mitteleuropa

16. - 18.09.2016




3d Niederschlag bis 19.09., 06 UTC
Quelle: DWD

Mitte September sorgte eine Dauerregenlage in der Osthälfte Deutschlands für lokale Überschwemmungen an kleinen Bächen und Flüssen. Vor allem im Südosten Bayerns und in Sachsen fielen gebietsweise über 100 mm Regen binnen 3 Tagen. Der Dauerregen beendete in diesen Regionen eine sehr trockene und warme Wetterperiode, die von Ende August bis Mitte September andauerte.


Große Regenmengen und Orkanböen in Westeuropa durch Tief "Stephanie"

Satellitenbild Europa
15.09.2016, 14 UTC
© Sat24
Ungewöhnlich warme Temperaturen resultierten in den ersten beiden Wochen des Septembers 2016 in zahlreichen neuen Dekadenrekorden in Deutschland. Mit der Aufwölbung eines kräftigen Höhenrückens über Zentraleuropa bis in den Norden Skandinaviens lag eine 15 °C - 20 °C (in 850 hPa) warme Luftmasse über weiten Teilen von West- und Mitteleuropa. Über dem Atlantik reichte korrespondierend zu der nördlichen Ausdehnung des Rückens ein Langwellentrog am 13.09. bis in den Süden Portugals. Divergenz in der Höhe und positive Vorticityadvektion an der Vorderseite des Troges ließen am Boden Tief "Stephanie" an der Westküste Frankreichs entstehen. Im Bereich des Bodentiefs kam es an diesem Tag zu kräftigen Gewittern, die verbreitet mit Sturm- bzw. Orkanböen (bis zu 133 km/h) einhergingen. Mit dem Vorstoß kühlerer Luftmassen (ca. 4 - 5 °C in 850 hPa) in den Norden Spaniens führte der Höhentrog am Folgetag einen Abtropfprozess durch, sodass sich im Bereich der französischen und spanischen Atlantikküste ein Höhentief etablierte. Das zugehörige Bodentief mit Namen "Stephanie" befand sich an der Nordseite des Höhentiefs und bewegte sich in seiner Zugbahn nach Südwesten in Richtung Atlantik. Die Gebiete mit stärkster mit der Höhe zunehmender positiver Vorticityadevktion befanden sich am Nachmittag und Abend des 14.09. über dem Südosten Frankreichs. In der Region Provence-Alpes-Cote-d´Azur kam es in der noch feuchtwarmen Luft zu kräftigen konvektiven Regenfälle. Es fielen beispielsweise in Caussols in der Nähe von Nizza 176 mm Regen in ca. 12 Stunden. Eine besondere Entwicklung konnte am 15.09. beobachtet werden. Vor der Küste Frankreichs konnte sich Tief "Stephanie" zu einem subtropischen Tiefdruckgebiet umwandeln und zeigte dabei charakteristische symmetrische Strukturen mit einem wolkenfreien Zentrum. Das Satellitenbild zeigt die kreisförmige Wolkenstruktur, welche das Zentrum von "Stephanie" umgibt und an das Auge von tropischen Wirbelstürmen erinnert. Das wolkenfreie Zentrum konnte am Nachmittag des 15.09. über mehrere Stunden beobachtet werden, ehe sich das Tief langsam nach Südosten in Richtung spanisches Festland verlagerte. Orkanböen von 134 km/h in Machichaco und orkanartige Böen von 107 km/h in Castro Urdiales konnten in Verbindung mit der Entwicklung zu einem subtropischen Tief an der spanischen Atlantikküste gemessen werden.



Entwicklung der Wetterlage

Die südliche Ausdehnung eines Höhentrogs, der von Island zu den Britischen Inseln reichte, führte am 16.09. zunächst zur Wiedereingliederung des Höhentiefs über dem westlichen Mittelmeerraum. Dadurch gelangte wiederum kalte Luft (4 °C in 850 hPa) über dem Westen Frankreichs nach Süden. Das Zentrum von Tief "Stephanie" über dem Norden Spaniens füllte sich langsam auf, ein zweites befand sich an diesem Tag über der Nordsee. Mit der Eingliederung des Höhentiefs in die großräumige Dynamik verlagerte sich der südliche Teil über dem Mittelmeer allmählich in den zentralen Mittelmeerraum und reichte dabei mit mehreren kurzwelligen Trogachsen bis nach Nordafrika. Am Boden bildete sich vorderseitig des Trogs über Italien am Tief "Theresia", welches in der Folge auch für die kräftigen Regenfälle in Mitteleuropa sorgen sollte. In der Nacht zum 17.09. führte der südliche Teil des Höhentrogs erneut einen Abtropfprozess durch, sodass ein Höhentief mit zwei Rotationszentren (über Norditalien und Frankreich) entstehen konnte. Tief "Theresia" verlagerte sich am 17.09. in einer Vb-ähnlichen Zugbahn über den östlichen Teil der Alpen nach Tschechien und den Osten Deutschlands. In den Süden von Deutschland konnte zunächst kühlere Luft aus Westen einfließen, was die Hitzeperiode der vergangenen Woche beendete. Kräftige Vorticityadvektion an der Vorderseite der zahlreichen Kurzwellentröge innerhalb des Höhentiefs sorgte für kräftige Regenfälle. Die warmen Luftmassen wurden zunächst in den Osten von Europa abgedrängt. Mit der Verlagerung des Bodentiefs "Theresia" nach Tschechien strömten die feuchtwarmen Luftmassen in der Folge an der Nordseite nach Südwesten und verstärkten die Hebung durch Aufgleitprozesse an den von Westen eingeströmten kühleren Luft nochmals (Warmluftadvektion). Mit der allmählichen Verlagerung des Höhentiefs nach Südosten schwächten sich auch die Hebungsantriebe am 18.09. ab. Positive Vorticityadvektion war vor allem im Süden Deutschlands nochmals vorherschend, sodass es hier zu weiteren Regenfällen kam.

500 hPa-Geopot. und SLP, Bodendruck und Fronten, 850 hPa-pseudopot. Temp. und SLP, 300 hPa-Vorticityadvektion | Quelle: Wetter3
16.09.2016, 00 UTC 17.09.2016, 00 UTC 18.09.2016, 00 UTC 19.09.2016, 00 UTC

Dauerregen über Mitteleuropa vom 16.09. bis zum 18.09.

Über dem Süden Deutschlands setzte am Nachmittag des 16.09. von Süden her Regen ein, der zunächst auch immer wieder konvektiv verstärkt wurde. Dabei kam es zu der Bildung einiger Einzelzellengewitter in Baden-Württemberg, Bayern und im Nachbarland Tschechien. Kräftige Gewitter entstanden an jenem Tag allerdings vor allem im zentralen Mittelmeerraum. Auf Sardinien kam es zu einigen Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen. In der Nacht zum 17.09. regnete es in Mitteleuropa vor allem in der Osthälfte Deutschlands (insbesondere in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) und in Österreich länger anhaltend. Am 17.09. verlagerten sich die Regengebiet im Osten Deutschlands langsam nach Westen, während sich im Osten Bayerns den ganzen Tag über Dauerregen einstellte. Hier fielen beispielsweise in Neukirchen bei Heiligen Blut 71 mm innerhalb von 12 Stunden bis 18 UTC. Die Niederschlagsgebiete kamen in der Folge weiter in den Südwesten Deutschlands voran. Die feuchtwarme Luft wurde dabei von Osten her um das mittlerweile über der Osthälfte Deutschlands liegende Bodentief hermugeführt und über der kälteren Luft im Südwesten zum Aufsteigen gebracht. Bis zum Morgen des 18.09. nahm die Intensität der Regenfälle allmählich ab. Die größten Regenmengen konnten am 18.09. in der Nähe von Ingolstadt in Bayern aufgezeichnet werden. Mit dem Abziehen der Regengebiete nach Süden konnten sich hier einzelne Gewitter bilden, die in Ingolstadt 91,7 mm Regen innerhalb von lediglich 6 Stunden mit sich brachten. Abseits der Gebiete mit konvektiv verstärktem Niederschlag, blieben die Regenmengen am 18.09. unterhalb denen der Vortage. Insgesamt kam es in der Summe in den drei Tagen örtlich zu Regenmengen von über 100 mm. Ebnit in Voralberg (Österreich) kam auf 100,3 mm Regen bis 10 UTC am 18.09. Mehrere Orte im Südosten Bayerns sowie in Sachsen erreichten ebenfalls Werte von über 100 mm binnen 72 Stunden.

Satelliten- und Radarbilder | Quellen: DWD, Sat24
16.09., 20:00 UTC 17.09., 06:20 UTC 17.09., 13:20 UTC 17.09., 18:20 UTC 18.09., 00:50 UTC 18.09., 06:30 UTC 18.09., 14:20 UTC
16.09., 20:00 UTC 17.09., 06:30 UTC 17.09., 13:30 UTC 17.09., 18:00 UTC 18.09., 00:45 UTC 18.09., 06:30 UTC 18.09., 14:30 UTC

Niederschlagsmengen Deutschland | Quelle: DWD
1d Niederschlag, 17.09. 6 UTC 1d Niederschlag, 18.09. 6 UTC 1d Niederschlag, 19.09. 6 UTC 3d Niederschlag, 19.09. 6 UTC

24-stündige Neiderschlagsmengen in Mitteleuropa bis 17.09. (links) und 18.06. (rechts), 06 UTC
Datenquellen: DWD JavaMap
Station Land/Bundesland Regenmenge
Bibra, Bad-Altenroda
Salzburg/Flughafen
Samerberg-Gaisenkam
Salzburg-Freisaal
Artern
Braunsroda
Geretsried
Burg-Blumenthal
Hindelang-Unterjoch
Bad Feilnbach
Weingarten
Primda
Sachsen-Anhalt
Österreich
Bayern
Österreich
Thüringen
Sachsen-Anhalt
Bayern
Sachsen-Anhalt
Bayern
Bayern
Baden-Württemberg
Tschechien
112,3 mm
83,0 mm
65,3 mm
64,0 mm
59,9 mm
58,2 mm
56,4 mm
55,3 mm
50,5 mm
46,8 mm
46,8 mm
46,5 mm
Station Land/Bundesland Regenmenge
Schorndorf-Knöbling
Neukirchen bei Heiligen Blut
Wiesenfelden-Utzenzell
Zeilarn-Gumpersdorf
Simbach/Inn
Medenec
Metten
Pocking
Pfarrkirchen
Falkenberg
Prackenbach-Neuhäusl
Wurmannsquick-Egelsberg
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Tschechien
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
86,1 mm
83,9 mm
82,8 mm
80,5 mm
78,2 mm
77,9 mm
77,6 mm
77,1 mm
77,1 mm
76,8 mm
76,3 mm
76,0 mm

24-stündige Neiderschlagsmengen in Mitteleuropa bis 19.06., 06 UTC
Datenquellen: DWD JavaMap
Station Land/Bundesland Regenmengen
Ingolstadt
Radolfszell-Markelfingen
Dornbirn
Schrobenhausen
Säntis
Bregenz
Pöttmes-Schnellmannskreuth
Churanov
Buchloe
Andechs-Erling
Maisach-Galgen
Kronburg
Bayern
Baden-Württemberg
Österreich
Bayern
Schweiz
Österreich
Bayern
Tschechien
Bayern
Bayern
Bayern
Bayern
98,0 mm
97,0 mm
60,0 mm
56,2 mm
46,9 mm
42,0 mm
41,1 mm
40,9 mm
37,8 mm
37,1 mm
36,8 mm
36,5 mm

Auswirkungen der Niederschläge

30d Niederschlag bis 18.09.
© CPC NOAA
Auch wenn die Witterung der letzten August- und ersten beiden Septemberwochen in ganz Deutschland durch sehr trockenes und sonniges Wetter gekennzeichnet war sorgten die Regenfälle für Überschwemmungen an kleinen Bächen und Flüssen im Südosten Bayerns. In Hof (Bayern) fielen in den 30 Tagen vor dem Dauerregenereignis weniger als 10 mm Regen. Aufgrund der trockenen Vorgeschichhte waren die Pegelstände der Flüsse in Bayern auf einem relativ niedrigen Niveau. Die kräftigen Regenfälle sorgten für einen raschen Anstieg der Pegel um örtlich über 2 m innerhalb kürzester Zeit. So stieg die Chamb in Furth im Wald von 1 m auf über 3,30 m binnen 12 Stunden am 17.09. und erreichte kurzzeitig die Meldestufe 3. Auch an anderen Flüssen kam es zu ähnlichen Anstiegen zwischen 1,50 m und 2 m am 17.09. Die Überschwemmungen sorgten für Schäden in einigen Orten im Südosten Bayerns.

Pegelstände ausgewählter Flüsse in Bayern | Quelle: HND Bayern
Chamb in Regen Chamb in Furth i. Wald Weißer Regen in Kötzing Rott in Ruhstorf


Text: JW
21. September 2016


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