Mitte September wurde Taiwan von einem tropischen Wirbelsturm namens "Meranti" heimgesucht, der zeitweilig als Supertaifun der
höchsten Kategorie 5 über dem Westpazifik seine Kreise zog und mit seinem Wirbelzentrum nur knapp südlich an Taiwan vorbeizog.
In abgeschwächter Form ging "Meranti" in Ostchina mit Kategorie 2 an Land. Der Taifun war mit 1-min-Mittelwinden von maximal
165 kt (306 km/h) der bis dato stärkste tropische Wirbelsturm des Jahres 2016. Sintflutartige Regenfälle, Überflutungen,
Erdrutsche und heftige Windböen verursachten schwere Schäden. Mindestens 15 Menschen kamen in Taiwan und China ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung
Am 8. September wurde westlich von Guam eine tropische Störung, die rasch organisierte Regenbänder bildete und
vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) zu einer tropischen Depression erklärt wurde und die Bezeichnung "16W"
erhielt. Auf einer westnordwestlichen Zugbahn intensivierte sich das System im Bereich schwacher vertikaler
Windscherung und hohen Wassertemperaturen um 30 °C. Am 10. September stufte die Japan Meteorological
Agency (JMA) das Tief zu einem Tropensturm herauf und vergab ihm den Namen "Meranti". Am Folgetag erreichten
die mittleren Windgeschwindigkeiten Taifunstärke. Am 12. September erhielt der tropische Wirbelsturm den
Status eines Supertaifuns. Um 12 UTC desselben Tages klassifizierte das JTWC "Meranti" in die höchste
Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala - als vierter im Jahr 2016 dieser Kategorie weltweit.
Zuvor waren im Februar "Winston" im Südwestpazifik, im Mai "Fantala" im Südwestindik und zuletzt im Juli Super-Taifun "Nepartak"
aktiv. Letzterer suchte ebenfalls Taiwan heim. Durchschnittlich treten weltweit pro Jahr vier bis fünf tropische Wirbelstürme
der höchsten Kategorie auf.
Satellitenbilder und Radarbilder | Quellen: Digital Typhoon, CWB |
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10.09.2016, 00 UTC |
11.09.2016, 00 UTC |
12.09.2016, 00 UTC |
13.09.2016, 00 UTC |
14.09.2016, 00 UTC |
15.09.2016, 00 UTC |
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13.09.2016, 17 UTC |
13.09.2016, 23 UTC |
14.09.2016, 05 UTC |
14.09.2016, 11 UTC |
14.09.2016, 17 UTC |
14.09.2016, 23 UTC |
Auf dem Satellitenbild war ein eindrucksvoller Wolkenwirbel rund 700 Kilometer östlich der philippinischen Hauptinsel Luzon
zu sehen. Konzentrisch angeordnete Wolken- und konvektive Niederschlagsbänder traten deutlich hervor. Der Durchmesser des
Gesamtsystems betrug zirka 1000 Kilometer. Am 13. September erreichte der Taifun seinen Höhepunkt. Um 18 UTC
wurden vom JTWC mittlere Windgeschwindigkeiten (1-min-Mittel) von 165 kt (306 km/h) analysiert.
Der japanische Wetterdienst JMA bezifferte die mittleren Winde im 10-minütigen Mittel auf 120 kt (222 km/h) bei
einem minimalen Kerndruck von 890 hPa. Das Auge des Taifuns mit den höchsten Windgeschwindigkeiten in der sogenannten
Augenwand zog dabei nur knapp südlich an Taiwan vorbei.
Nach JTWC-Windanalysen ist "Meranti" der bis dato stärkste tropische Wirbelsturm
des Jahres 2016. Mit einer Verlagerungsgeschwindigkeit von rund 20 km/h steuerte der Wirbelsturm auf die
ostchinesische Küste zu. In Xiamen (chinesische Provinz Fujian) ging der Taifun mit Windgeschwindigkeiten von 93 kt (173 km/h)
nach Angaben des chinesischen Wetterdienstes am 14. September um 19:05 UTC an Land. Bedingt durch kühlere
Meeresoberflächentemperaturen und aufgrund der Interaktion mit den Landmassen schwächte sich der Wirbelsturm rasch ab.
Kerndruckverlauf, Zugbahn und Meeresoberflächentemperatur (14.09., 22:33 UTC) | Quellen: Digital Typhoon, CIMSS |
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Windfelder | Quelle: NOAA SSD |
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13.09.2016, 12 UTC |
14.09.2016, 06 UTC |
14.09.2016, 18 UTC |
Auswirkungen
"Meranti" hinterließ in Taiwan und Ostchina zum Teil schwere Schäden. Sintflutartige Regenfälle und heftige Windböen verursachten
Überflutungen, hohen Wellengang und Erdrutsche.
In Pingtung ganz im Süden Taiwans fielen binnen 16 Stunden (bis 08:10 UTC am 13.09.) eine 714,0 mm Regen.
Innerhalb von 25 Stunden (bis 17:00 UTC am 14.09.) registrierte Xidawushan 808,0 mm Niederschlag.
Unzählige Straßen wurden überflutet und Bäume stürzten um.
Auch in China fielen gebietsweise fast 300 mm Regen innerhalb von 24 Stunden. Zeitweise waren über 3,2 Mio. Chinesen
ohne Strom. In Xiamen City
beispielsweise kam es zu massiven Stromausfällen, schweren Behinderungen im Zugverkehr und einer zeitweiligen Unterbrechung
der Wasserversorgung. Über 400.000 Menschen mussten in Ostchina ihre Häuser verlassen.
Ein reißender Fluss zerstörte in Xinhua eine 871 Jahre alte Brücke. Die Behörden in Fujian
gehen von Schäden im Bereich von rund 250 Mio. USD aus (Quelle: www.news.com.au).
In den ostchinesischen Provinzen Fujian und Zhejiang kamen mindestens 15 Menschen ums Leben. Zahlreiche Menschen
werden vermisst. Zuvor wurden in Taiwan infolge des Taifuns dutzende Menschen verletzt.
Niederschlagskarten | Quellen: CWB, TRMM |
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24-h-RR bis 14.09.2016, 16 UTC |
24-h-RR bis 14.09.2016, 16 UTC |
24-h-RR bis 15.09.2016, 16 UTC |
72-h-RR bis 15.09.2016, 12 UTC |
25-h-Niederschlagssummen bis 14.09., 17 UTC in Taiwan (l.) und 24-h-Niederschlagsmengen bis 15.09., 18 UTC in China (r.)
Datenquellen: CWB, weather.com.cn |
Ort |
Menge |
Xidawushan
Shiwen
Dahanshan
Jinjhenshan
Tianxiang
Lili
Xinwu-3
Nan'e
Kenlei
Jiutaiwu
Chunri
Wuling
Funan
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808,0 mm
661,0 mm
638,0 mm
602,0 mm
600,0 mm
575,5 mm
574,0 mm
554,0 mm
543,5 mm
532,5 mm
528,5 mm
522,0 mm
521,0 mm
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Ort |
Menge |
Zherong
Fenghua
Ninghai
Quanzhou
Wencheng
Yuyao
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280,1 mm
268,4 mm
259,8 mm
247,8 mm
245,9 mm
224,7 mm
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Radarbildanimation 13.-15.09.2016 (Lokalzeit = UTC+8) | Quelle: CWB |
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Text: SB 17. September 2016
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