Mit Hurrikan "Hermine" traf Anfang September 2016 nach 11 Jahren wieder ein Hurrikan auf den
amerikanischen Bundesstaat Florida. Nach langsamer Entwicklung in der Karibik aufgrund von trockener
Luft in der Umgebung und mäßiger vertikaler Windscherung, intensivierte sich "Hermine" in den letzten
30 Stunden vor dem Landfall von einem tropischen Tief zu einem Hurrikan der Kategorie 1. Neben Orkanböen
brachte der Sturm auch kräftige Regenfälle zwischen 150 mm und 300 mm mit sich. Darüber hinaus
kam es an im Westen und Nordwesten von Florida zu einer Sturmflut. Mindestens 3 Menschen starben, zahlreiche
wurden verletzt. Überschwemmungen und umgestürzte Bäume verursachten die größten Schäden. Mehrere hundertausend
Menschen waren zwischenzeitlich ohne Strom.
Langsame Entwicklung in der Karibik
Tropische Wellen sind sehr häufig der Auslöser von Hurrikans über dem Atlantik. Sie propagieren meist von Afrika aus
westwärts über den Atlantik. Nicht immer bildet sich aus einer Welle ein Hurrikan, allerdings sind die Wellen oftmals
eine entscheidende Anfangsstörung, welche es dem konvektiven System erlaubt sich zu einem tropischen Wirbelsturm
zu organisieren. Hurrikan "Hermine" entstand aus einer tropischen Welle, die Mitte August über den Atlantik in Richtung
Karibik wanderte. Dabei verhinderte vor allem das Einfließen von trockener Luft im Bereich der Störung eine Intensivierung.
Zum Ende des August 2016 verlagerte sich die tropische Störung langsam über Puerto Rico und die Bahamas in Richtung
Kuba. Dort kam es vor allem im nördlichen Teil der Insel zu kräftigen Regenfällen mit Mengen von über 200 mm innerhalb von
zwei Tagen. Vor allem die Nähe zum sehr warmen Wasser des Golf von Mexiko erlaubte es der Störung sich allmählich
besser zu organisieren. Am 28.08. wurde das System offiziell als tropisches Tief eingestuft. Anders als es die für eine Intensivierung
des Tiefs sehr günstigen Meeresoberflächentemperaturen von 30 °C - 31 °C erwarten ließen, verstärkte sich das System
am 30.08. nicht wesentlich. Trockene Luft im Norden und Westen waren die Hauptursache für die langsame Verstärkung.
Die vertikale Windscherung war mit ca. 10 - 15 Knoten nicht direkt hinderlich dafür. Am Tag darauf konnte eine deutliche Zunahme
der Konvektion beobachtet werden. Auf dem Bild der zu erwartenden Regenmengen innerhalb des Sturms sind gut organisierte
Regenbänder an der Ostseite zu erkennen. Am Abend des 31.08. wurde das Tief dann als tropischer Sturm eingestuft und bekam
den Namen Hermine. Obwohl der Sturm noch mehrere hundert Kilometer von der Küste entfernt war, machte er sich an der Küste Floridas
bereits durch erste Sturmfluten bemerkbar. Kräftige Südwinde an der Ostseite des Sturms waren der Auslöser dafür.
Satellitenbilder, Windfeld, Umgebungsbedingungen, Regengebiete und Intensitätsvorhersage | Quellen: CIMSS,
Worldview NASA, TRMM NASA,
Tropicaltidbits, SSD NOAA
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29.08.2016 |
30.08.2016 |
31.08.2016 |
31.08.2016 21:45 UTC (WV) |
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Windfeld 31.08. 18 UTC |
Regenbänder 31.08. 06.46 UTC |
SST und Shear 31.08. 12 UTC |
Intensität Prognose 31.08. 18 UTC |
Intensivierung zum Hurrikan am 01.09.
Zum Zeitpunkt der Einstufung als tropischer Sturm am 31.08. um 18 UTC wies "Hermine" einen recht hohen Bodendruck
von 1004 hPa auf. Die meisten Modelle rechneten zu diesem Zeitpunkt zwar mit einer Intensivierung, hatten aber
die Verstärkung zu einem Hurrikan binnen 24 Stunden nicht erwartet. Die Unsicherheiten in der Vorhersage
der Intensität tropischer Wirbelstürme sind in der Regel wesentlich größer als die bei der Vorhersage der Zugbahn.
"Hermine" wurde am
01.09. um 18 UTC als Hurrikan der Kategorie 1 eingestuft, nachdem der Sturm mittlere Windgeschwindigkeiten von 120 km/h
und einen Bodendruck von 988 hPa aufwies. Hoch reichende Gewitterzellen an der Nordseite des Hurrikans konnten zu diesem Zeitpunkt
beobachtet werden. "Hermine" bildete im Zentrum für einige Stunden ein gut erkennbares Auge und eine Augenwand ("eyewall") aus.
Auf dem Radarbild sind die Regengebiete nördlich des Zentrums ebenso wie das regenfreie Zentrum gut erkennbar. Aufgrund
des sehr warmen Wassers im Golf von Mexiko transportierte Hurrikan "Hermine" große Mengen an Wasserdampf an die Küste
von Florida. Es konnten zum Teil sehr hohe Werte für das ausfallbare Wasser in Verbindung mit Hermine gemessen werden.
Am 01.09. wurden bis zu 74 mm analysiert.
Druck- und Windfeld, Satellitenbilder, Radarbilder, Ausfallbares Wasser und Wasserdampf Transport
| Quellen: SPC NOAA, GOES NASA
,SSD NOAA |
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01.09.2016, 00 UTC |
01.09.2016, 05 UTC |
01.09.2016, 15 UTC |
01.09.2016, 20 UTC |
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01.09.2016, 04:30 UTC |
01.09.2016, 15:15 UTC |
01.09.2016, 19:15 UTC |
01.09.2016, 22:15 UTC |
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01.09.2016, 16 UTC |
01.09.2016, 21 UTC |
01.09.2016, 19 UTC |
01.09.2016, 19 UTC |
Landfall in Florida am 02.09.
Die rasche Intensivierung kurz vor dem Landfall lässt vermuten, dass bei etwas günstigeren
Umgebungsbedingungen Hurrikan "Hermine" wahrscheinlich als Major Hurrikan die Küste erreicht
hätte. Am 02.09. um 05.30 UTC machte der Sturm als Kategorie 1 Hurrikan mit einem Bodendruck
von ca. 984 hPa und Mittelwinden von 130 km/h Landfall in St. Marks im Bundesstaat Florida.
Eine private Wetterstation am Alligator Point maß eine Böe von 126 km/h als der Hurrikan
das meist unbewohnte Gebiet im Norden Floridas traf. Die Regengebiete hatten zu diesem Zeitpunkt
bereits Georgia erreicht. Aufgrund eines Höhentrogs über der Osthälfte der USA und einer damit
verbundenen mäßigen Höhenströmung kam "Hermine" relativ schnell nach Nordosten voran. Über Land
schwächte sich der Sturm erwartungsgemäß ab. Die stärksten Regenfälle verlagerten sich im Laufe des
Tages in Richtung der Carolinas und lagen vor allem an der Nordostseite von "Hermine". Auch die stärksten
Winde traten zu diesem Zeitpunkt in diesem Gebiet auf. Vor allem an der Atlantikküste konnten dabei
in North und South Carolina örtlich schwere Sturmböen aufgezeichnet werden.
Bodendruck und Windfeld, Satellitenbilder, Radarbilder und 24-h Niederschlag am 02.09. | Quellen: SPC NOAA, GOES NASA
,SSD NOAA, Water Weather |
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02.09.2016, 00 UTC |
02.09.2016, 05 UTC |
02.09.2016, 17 UTC |
03.09.2016, 00 UTC |
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02.09.2016, 00:55 UTC |
02.09.2016, 07:30 UTC |
02.09.2016, 16:45 UTC |
02.09.2016, 19:30 UTC |
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02.09.2016, 01 UTC |
02.09.2016, 05:30 UTC |
02.09.2016, 17:30 UTC |
24-h RR bis 02.09 12 UTC |
Im Norden von Florida und dem Süden Georgias konnte bis zum 02.09. um 12 UTC binnen
24 Stunden verbreitet über 100 mm und örtlich über 200 mm Niederschlag gemessen werden. In Florida
hatte es bereits an den Tagen zuvor kräftig geregnet, sodass innerhalb von vier Tagen zum Teil über 300 mm
zusammenkam. In Baskin fielen sogar 479,8 mm in diesem Zeitraum. Die Regenfälle ließen
die Flusspegel im Westen rasch ansteigen, sodass an einigen Flüssen die zweithöchste Warnstufe erreicht wurde.
Neben den Regenfällen verursachte vor allem die Sturmflut an der West- und Nordküste Floridas Überschwemmungen.
Eine Flut von bis zu 3 m Höhe (siehe Grafik aus Cedar) sorgte verbreitet für Schäden in küstennähe. Dazu
kam es durch zahlreiche umgestürzte Bäume zu Stromausfällen, die in Florida 325 000 Menschen betrafen. Ein
Mann starb durch einen umgestürzten Baum.
Pegelstände ausgewählter Flüsse in Florida | Quelle: Water Weather |
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Alafia River in Lithia |
Anclote River in Elfers |
Little Manatee in Wimauma |
Überquerung von Georgia und der beiden Carolinas als tropischer Sturm
Durch die Interaktion mit einer Kaltfront über der Osthälfte der USA wandelte sich "Hermine"
am 03.09. zu einem außertropischen Sturm um. Auf den Satellitenbildern ist die asymmetrische
Struktur gut ersichtlich. Kräftige Regenfälle und Windböen sorgten auch in Georgia und den
beiden Carolinas für Schäden durch umgestürzte Bäume und Überschwemmungen. Vor allem
an der Küste von North Carolina kamen zwischen 150 mm und 300 mm binnen 24 Stunden zusammen.
2 Menschen starben in Verbindung mit dem Sturm in diesen Bundesstaaten. Auch an der Küste
von Virginia kam es zu Überschwemmungen. Ursache war neben den kräftigen Regenfällen auch hier
zum Teil eine durch den Sturm ausgelöste Sturmflut. Im weiteren Verlauf hielt
sich das System als außertropisches Tiefdruckgebiet vor der Ostküste der USA. Hoher Wellengang
in Verbindung mit dem Tief kostete zwei Fischern auf Long Island am 5. September das Leben.
Hurrikan "Hermine" war der erste Hurrikan
seit Hurrikan Wilma im Jahre 2005, der die Küste von Florida erreichte.
Schwierigkeiten ergaben sich in der Vorhersage der Zugbahn nach dem 03.09. Vor allem die langsame
Verlagerung lässt die Wahrscheinlichkeit für eine von der Vorhersage abweichende Zugbahn steigen.
So verlagerte sich der Sturm etwas weiter nach Osten als zunächst erwartet wurde und stellte nur
eine kleine Gefahr für den Nordosten der USA dar.
Bodendruck und Windfeld, Satellitenbilder, Radarbilder und 24-h Niederschlag am 02.09. | Quellen: SPC NOAA, GOES NASA
,Water Weather |
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03.09.2016, 05 UTC |
03.09.2016, 15 UTC |
03.09.2016, 20 UTC |
04.09.2016, 03 UTC |
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03.09.2016, 00:15 UTC |
03.09.2016, 08:37 UTC |
03.09.2016, 14:45 UTC |
04.09.2016, 03:30 UTC |
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03.09.2016, 00:30 UTC |
03.09.2016, 06:00 UTC |
03.09.2016, 15:45 UTC |
24-h RR bis 03.09 12 UTC |
Pegelstände ausgewählter Flüsse, 7-d Niederschlag und Sturmdaten | Quelle: Water Weather
, Unisys Weather | ,
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Chesapeake Bay |
Oyster (Virginia) |
7-d RR bis 04.09. 12 UTC |
Sturmdaten Hermine |
Ausgewählte Regenmengen von 30.08. 12 UTC bis 04.09. 14 UTC
Datenquellen: WPC NOAA
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Ort |
Bundesstaat |
Regenmenge |
Baskin 1 SSE
Largo
Cedar Island Raws
Dunedin
Seminole 1 NNE
Myrtle Beach AFB
Holiday 2 NE
Belhaven
Saint Petersburg 2 N
Port Richie
Marshallberg
Oldsmar
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Florida
Florida
North Carolina
Florida
Florida
South Carolina
Florida
North Carolina
Florida
Florida
North Carolina
Florida
|
479,8 mm
387,9 mm
338,8 mm
313,2 mm
272,5 mm
252,2 mm
250,0 mm
249,2 mm
235,5 mm
221,0 mm
218,2 mm
217,4 mm
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Ort |
Bundesstaat |
Regenmenge |
Gum Neck Coop
Ellenton 1 SE
MC Entire Ang Base
Bradenton 1 WSW
Surfside Beach
Maple Hill 7 NE
Manteo 1 WNW
Cove City 6 ESE
Morehead City 1.4 NNW
Fairfield Raws
Holiday Island 1 W
Alma/Bacon Co. Arpt
|
North Carolina
Florida
South Carolina
Florida
South Carolina
North Carolina
North Carolina
North Carolina
North Carolina
North Carolina
Virginia
Georgia
|
212,1 mm
210,6 mm
210,1 mm
198,6 mm
195,1 mm
194,3 mm
193,5 mm
192,3 mm
190,0 mm
186,4 mm
165,1 mm
161,8 mm
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Ort |
Bundesstaat |
Böe |
Indian Shore Beach
Keaton Beach
Tallahassee
Elizabeth City
St.Petersburg Airport
Clearwater Beach
Folly Island
Dewees Island
Norfolk Airport
Shaw Air Force Base
Apalachicola
Brunswick
|
Florida
Florida
Florida
North Carolina
Florida
Florida
South Carolina
South Carolina
Virginia
South Carolina
Florida
Georgia
|
121 km/h
108 km/h
103 km/h
100 km/h
100 km/h
100 km/h
95 km/h
93 km/h
89 km/h
87 km/h
85 km/h
85 km/h
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Text: JW 07. September 2016
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