Mitte Juni 2016 bildeten sich in den zentralen und östlichen Landesteilen der USA kräftige Gewitter.
Dabei wurden gerade in Illinois zahlreiche Tornados beobachtet. Zwei EF2 Tornados verursachten
größere Schäden, einige Menschen wurden leicht verletzt. Neben den Tornados kam es auch zu großem Hagel und
kräftigen Windböen. Schwere Sturmböen und teilweise auch Orkanböen sorgten hauptsächlich für umgestürzte Bäume
und führten zu Schäden an Häusern und der Infrastruktur. Am 23.06. waren vor allem West Virginia, Kentucky und
Virginia betroffen. Auch hier bildeten sich wieder schwere Gewitter. In West Virginia sorgte sehr kräftiger
Regen für Überschwemmungen. Viele Menschen wurden durch die Wassermassen in ihren Häusern
eingeschlossen. In Verbindung mit den Überschwemmungen kamen 24 Menschen in West Virginia ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung
Mitte Juni 2016 befanden sich über dem Südwesten der USA sehr warme Luftmassen. Die Temperaturen erreichten
um 30 °C in 850 hPa. Am Boden wurden zwischen 45 °C und 50 °C gemessen. Phoenix in Arizona verzeichnete
am 19.06. eine Höchsttemperatur von 47,8 °C. Der Jetstream
lag an jenen Tagen über dem Norden der USA. In der kräftigen südwestlichen Höhenströmung wanderte ein Kurzwellentrog am 19.06. und 20.06. ostwärts
und ließ ein Tiefdruckgebiet mit Kerndruck von unter 980 hPa über dem Nordosten von Kanada entstehen.
Rückseitig des Tiefs dehnte sich ein Höhenrücken über dem Westen der USA weit nach Norden aus,
sodass die sehr warme Luft aus dem Südwesten in den Nordosten des Landes advehiert wurde.
Ausgehend von einem Höhentief vor der Küste des Bundesstaates Washington im Nordwesten verlagerte sich
ein Kurzwellentrog in der Folge an der Rückseite des Höhenrückens nach Osten. Eine
schnelle Verlagerung des Trogs in der kräftigen westlichen Höhenströmung sorgte dafür,
dass die Trogachse binnen zwei Tage bereits die Ostküste der USA erreichte. Sehr warme Luft wurde
trogvorderseitig mit dem Höhenrücken nach Norden transportiert. In Nebraska konnte am 22.06. beim
Radiosondenaufstieg um 12 UTC in Omaha eine Temperatur von 32 °C in 850 hPa gemessen werden.
Dies ist ein ungewöhnlich hoher Wert für eine Station, die relativ weit im Norden der USA liegt.
In den vergangenen 70 Jahren verzeichnete Omaha in 850 hPa keine höhere Temperatur als an diesem 22.06.2016. Am Boden
entstand in dieser Region aufgrund von Hebung in der mittleren Troposphäre ein Bodentief mit
einem Kerndruck von unter 1005 hPa. Die Luftmasse östlich des Troges war
nicht nur sehr warm sondern auch feucht. Dazu lag eine sehr labile Schichtung vor (CAPE Werte zwischen
2000 J/kg und 3000 J/kg). Das Bodentief schwächte sich mit der Verlagerung
nach Osten etwas ab.
Kräftige Gewitter bildeten sich am 22.06. in den Bundesstaaten Illinois,
Indiana, Michigan und Ohio. Am 23.06. lag das Zentrum der schweren Gewitter etwas weiter östlich.
Vor allem in West Virginia kam es zu Überschwemmungen in Folge kräftiger Regenfälle.
500-hPa-Geopotential/Bodendruck, 850-hPa-Pseudopotentielle Temperatur und CAPE|
Quelle: Wetter3
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23.06.2016, 00 UTC |
23.06.2016, 12 UTC |
24.06.2016, 00 UTC |
24.06.2016, 12 UTC |
EF2-Tornados am 22.06. in Illinois
In der Nacht und am Morgen des 22.06. zog ein Regengebiet über den Bundesstaat Illinois. Dies führte dazu,
dass sich am Nachmittag des 22.06. die Bildung von Gewittern verzögerte. Erst gegen 19 Uhr Ortszeit
entwickelten sich im Nordwesten von Illinois fast zeitgleich mehrere Gewitterzellen. Vertikale Richtungsscherung
des Horizontalwindes (siehe Radiosondenaufstieg) sorgte für günstige Bedingungen zur Ausbildung von
Superzellen. Zwischen 19 und 21 Uhr gab es zahlreiche Meldungen von kleineren Torndados. Etwas weiter nördlich
bildeten sich auch in Michigan heftige Gewitter. Die Gewitter schlossen sich in den folgenden Stunden
mehr und mehr zu einer Gewitterlinie zusammen. Diese reichte vom Osten Illinois über Indiana bis nach Ohio.
Im Osten von Illinois trafen zwei EF2-Tornados gegen 23 Uhr Ortszeit die Kleinstädte Seneca und Pontiac.
Dabei wurden einige Menschen leicht verletzt. Die Tornados
erreichten geschätzte Windgeschwindigkeiten zwischen 180 km/h und 200 km/h
und richteten Schäden an Häusern, Autos und und der Infrastruktur an. Außer in den lokal auftretenden Tornados
kam es beim Aufziehen der Gewitter zu sehr kräftigen Windböen. Mit der Verlagerung der Gewitterlinie
nach Südosten registrierten einige Messstationen schwere Sturmböen und Orkanböen. Dabei wurden Bäume entwurzelt,
Strommasten und ein Radiomasten konnten den Böen nicht standhalten. Auch hier wurden einige Dächer von Häusern abgedeckt.
Weiter im Südosten bildeten sich einzelne kräftige Gewitter über North Carolina und brachten Hagel und Sturmböen mit sich.
In Minnesota konnte Hagel mit einem Durchmesser von ca. 7 cm beobachtet werden.
Radarbilder Nordost USA 22.06.2016 (Ortszeit) |
Quellee:
NOAA SPC
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23.06.2016, 00:00 UTC |
23.06.2016, 04:00 UTC |
23.06.2016, 07:00 UTC |
Satellitenbild, 24-h-Niederschlagskarte und Extremereignisse-Karte 22.06.2016 (Ortszeit) |
Quellen: goes.gsfc.nasa.gov/,
NOAA SPC,
NOAA NOHRSC
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22.06.2016, 20:37 UTC |
24-h-Regenmenge bis 23.06.2016, 06 UTC |
Sturm-/Hagel-/Tornadoereignisse 22.06.2016 |
Überschwemmungen in West Virginia am 23.06.
Mit dem langsamen Verlagern des Bodentiefs nach Osten kam auch die Gewitterlinie in der Nacht zum 23.06.
in Richtung der Ostküste der USA voran. Dabei regnete es vor allem kräftig in West Virginia und Virginia.
Schäden gab es durch umgestürzte Bäume aufgrund von Sturmböen, die an vielen Orten in Verbindung
mit den Gewittern auftraten.
Am 23.06. bildeten sich bereits am Vormittag neue Gewitter, die in einer östlichen Zugbahn
West Virginia erreichten. Das Bodentief lag zu diesem Zeitpunkt mit einem Kerndruck von 1010 hPa
über Indiana und Ohio. Die Umgesbungsbedingen für die Entstehung von kräftigen
Gewittern waren auch an diesem Tag gegeben. Westlich des konvektiven Systems, das am Morgen und
zur Mittagszeit über West Virginia zog, konnten in der feuchtwarmen Luft um ca. 15 Uhr
Ortszeit in einer Linie vom südlichen Illinois bis nach West Virginia neue Gewitter entstehen.
Dabei wurde in West Virginia Hagel mit Durchmessern von ca. 5 cm beobachtet.
Nachdem die Gewitter in der Nacht zuvor zumeist von West nach Ost zogen, verlagerten
sich die konvektiven Systeme ab dem Nachmittag nach Süden. So schlossen sich
die Gewitter mehr und mehr zu einer Gewitterlinie zusammen. Kräftige Windböen verursachten
Schäden durch umgestürzte Bäume von Kentucky über West Virginia bis nach Virginia.
Großer Hagel wurde vor allem in Virginia und später auch in North Carolina beobachtet.
Die Hagelkörner erreichten einen Durchmesser von ca. 7 cm. Am Abend schwächten sich die
Gewitter dann mehr und mehr ab. Die Lebensdauer war deutlich geringer als noch am Vortag,
als die Zellen bis zum nächsten Morgen aktiv waren.
Heftige Starkregenfälle verbunden mit den Gewittern sorgten in West Virginia für chaotische Zustände.
Innerhalb von 24 Stunden fielen örtlich bis zu 200 mm an Niederschlag.
Durch die Wassermassen kamen insgesamt 24 Menschen ums Leben. Das Ereignis ist damit das mit
den drittmeisten Todesfällen in der Geschichte des Bundesstaates West Virginia.
Radarbilder Nordost USA 22.06.2016 (Ortszeit) |
Quellee:
NOAA SPC
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23.06.2016, 20:00 UTC |
23.06.2016, 23:00 UTC |
24.06.2016, 02:00 UTC |
Satellitenbild, 24-h-Niederschlagskarte und Extremereignisse-Karte 23.06.2016 (Ortszeit) |
Quellen: goes.gsfc.nasa.gov/,
NOAA SPC,
NOAA NOHRSC
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23.06.2016, 20:25 UTC |
24-h-Regenmenge bis 24.06.2016, 06 UTC |
Sturm-/Hagel-/Tornadoereignisse 23.06.2016 |
Text: JW 26. Juni 2016
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