Donnerstag, 26. Mai 2016, 22:00 MESZ
Heftige Gewitter Mitteleuropa 21. - 23.05.2016 Gewitterzelle bei Rüthen, 22.05.2016 Quelle: Sturmjäger NRW |
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Zu Beginn der dritten Maidekade stellte sich in Mitteleuropa die erste sommerliche Gewitterlage mit vereinzelten Unwettern ein. Zugleich stieg die Temperatur in Deutschland am 22.05. zum ersten Mal in diesem Jahr über die 30 °C-Marke. In einer südwestlichen Strömung gelangte subtropische Warmluft in Richtung Mitteleuropa und im Vorfeld einer Kaltfront entstanden am 21.05. zunächst über Frankreich, am 22.05. auch über Deutschland zum Teil heftige Gewitter. Während im Südwesten bereits kühlere Luft einfloss, gingen am 23.05. über dem Nordosten Deutschlands erneut heftige Gewitter nieder. Hagel, Starkregen, Sturm und Blitzschlag verursachten lokal schwere Schäden.
Wetterlage und Entwicklung Am 21.05. war die Großwetterlage über Europa bestimmt von einem Rücken, der sich vom westlichen Mittelmeer bis zum Baltikum erstreckte und einem Trog über dem östlichen Nordatlantik. Mit einer südwestlichen Strömung, die sich zwischen hohem Luftdruck über dem westlichen Mittelmeerraum und dem östlichen Mitteleuropa und dem Tiefdruckkomplex "Barbara" mit seinem Zentrum nördlich der Britischen Inseln einstellte, gelangte zunehmend wärmere Luft in Richtung Mitteleuropa. Am 22.05. lagen die Temperaturen im 850 hPa-Niveau (etwa 1500 m) über dem Osten Deutschlands zum Teil über 15 °C, sodass von Bayern über Thüringen und Sachsen-Anhalt bis ins östliche Niedersachsen zum ersten Mal in diesem Jahr örtlich Höchstwerte über 30 °C gemessen wurden. An der Station Jena (Sternwarte) stieg die Temperatur bis auf 31,4 °C. Von Westen kam der Höhentrog jedoch langsam ostwärts voran und am Boden erfasste die Kaltfront von Tief "Barbara" im Laufe des 21.05. von Westen zunächst Frankreich, am 22.05. lag die Front etwa unmittelbar vor der Westgrenze Deutschlands. Vor der Front labilisierte sich die Atmosphäre zunehmend und am 21.05. entstanden zunächst über Frankreich, am 22.05. auch über Deutschland vereinzelt heftige Gewitter. Zum 23.05. schloss sich der Höhentrog über Frankreich in seinem Südteil ab und das resultierende Höhentief verlagerte sich bis zum 24.05. über den Alpenraum hinweg Richtung Balkan. Die Kaltfront kam in ihrem Südteil rasch ostwärts voran, sodass im Südwesten Deutschlands kaum noch Höchstwerte über 15 °C erreicht wurden. Im Norden blieb die Front dagegen nahezu stationär und der Nordosten Deutschlands blieb im Bereich einer Tiefdruckrinne weiterhin im Zustrom warmer und zunehmend feuchter Luft aus Südosten. Ein weiteres Tief bildete sich im Lee der Alpen über dem Golf von Genua und im Bereich großräumiger Hebung induziert durch das Höhentief stellten sich im Alpenraum länger anhaltende Regenfälle ein. In der kalten Luft sank die Schneefallgrenze dort vorübergehend zum Teil unter 1500 Meter, sodass es sogar in höher gelegenen Tälern wieder weiß wurde.
Gewitter über Frankreich am 21.05.2016
Gewitter über Deutschland am 22.05.2016
Gewitter im Osten und Nordosten Deutschlands am 23.05.2016 Am 23. Mai beschränkte sich die Gewittertätigkeit auf den Osten und Nordosten Deutschlands. Diese Gebiete lagen weiterhin im Zustrom warmer und feuchter labil geschichteter Luft und die Temperatur stieg Richtung Oder erneut an die 30 °C (Manschnow: 30,0 °C). Erste kräftige Gewitter entwickelten sich am Nachmittag zuerst über Tschechien sowie über dem Osten Bayerns, die sich schnell zu einem größeren Gewitterkomplex, einem mesoscale convective system (MCS) zusammenschlossen. Dieser zog in den Abendstunden Nordwärts über Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg hinweg bis in den Westen Mecklenburg-Vorpommerns. Weitere einzelne Gewitter entwickelten sich zuvor auch noch über Schleswig-Holstein, Hamburg und dem Nordosten Niedersachsens. Starkregen sorgte lokal für Überflutungen und Erdrutsche. Vielerorts liefen in der Nordosthälfte zahlreiche Keller voll. Davon betroffen war auch die Stadt Hamburg. Die Bahnstrecke Dresden - Prag wurde von einem Erdrutsch erfasst und musste vorübergehend gesperrt werden. Schäden durch Hagel traten vor allem im Raum Bautzen auf. Im Salzenforst nahe Bautzen wurden bis zu 5 cm große Hagelkörner beobachtet. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern brannte ein Haus nach einem Blitzschlag komplett nieder. In Dresden fiel durch das Gewitter vorübergehend der Strom aus.
Text: MB 26. Mai 2016 |