Orkantief "Henry" ("Norkys") sorgte am 1. und 2. Februar für Orkanböen an
den Küsten Großbritanniens. Auch größere Städte im Norden der Inseln erreichten
orkanartige Böen. Es gab Behinderungen im Zug- und Straßenverkehr, zahlreiche
Brücken mussten gesperrt werden. Meterhohe Wellen erreichten die Küstengebiete,
es kam zu örtlichen Überflutungen. Über 10.000 Haushalte waren kurzzeitig ohne Strom.
Wetterlage und Entwicklung
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500 hPa mit Bodendruck Amerika am 29.01., 00 UTC
© Wetter3
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Sturmtief "Henry" oder "Norkys", wie es im deutschen Sprachraum heißt, entstand
bereits am 29. Januar vor der Küste von Florida östlich des nordamerikanischen
Kontinents. Ein weit nach Süden bis in den Bundesstaat Alabama reichender Langwellentrog lag Ende Januar über dem Osten der USA. An dessen Vorderseite kam es zu Hebung
in der mittleren Troposphäre, am Boden konnte ein Bodentief entstehen. Innerhalb
eines Tages sank der Bodendruck von 1005 hPa um mehr als 35 hPa auf unter 970 hPa.
Das Tiefdruckgebiet verlagerte sich in einer nordöstlichen Zugbahn entlang der
Ostküste der USA in Richtung Neufundland. An der Vorderseite wurden sehr warme
und feuchte Luftmassen subtropischem und tropischem Ursprungs weit nach Norden
transportiert. So lag die 10°C Isotherme am 30. Januar vor der Küste von Neufundland.
In der Folge schwächte sich das Tief zunächst ab, der Bodendruck lag am 31. Januar
bei 980 hPa. Ein schnell nach Osten ziehender Kurzwellentrog sorgte in der weiteren
Entwicklung dafür, dass sich Tief "Henry" nochmals verstärken konnte und am
Morgen des 1. Februars seinen Höhepunkt mit einem Bodendruck von unter 950 hPa erreichte.
Die britischen Inseln lagen erst ab dem Nachmittag des 1. Februars bis zum Morgen des
2. Februars im Windfeld des Sturms. Sie bekamen somit nicht die volle
Wucht des Sturms ab, da er sich bereits langsam abschwächte und eine relativ geringe Verlagerungsgeschwindigkeit
aufwieß. Neben der Druckdifferenz spielt auch die
Verlagerungsgeschwindigkeit eines Tiefdruckgebiets eine Rolle für die auftretenden Spitzenböen.
500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, 850 hPa-pseudopotentielle Temperatur und 300 hPa Wind u. Divergenz (links: 500 hPa-Vertikalbewegung) |
Quelle: Wetter3 |
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30.01.2016, 00 UTC |
31.01.2016, 00 UTC |
01.02.2016, 00 UTC |
02.02.2016, 00 UTC |
Satellitenbilder | Quelle: Sat24,
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01.02.2016, 10:00 UTC |
01.02.2016, 15:00 UTC |
01.02.2016, 20:00 UTC |
02.02.2015, 01:00 UTC |
Auswirkungen des Sturms
An der Westküste von Schottland, Irland und Nordirland traten die stärksten Windböen im Flachland auf.
Die Orkanstärke wurde in allen drei Ländern erreicht. Auch an der Ostküste Englands konnte in Loftus
mit 120 km/h eine Orkanböe gemessen werden. Die Hochlagen Schottlands vermeldeten extreme Orkanböen,
Cairngorm Summit sogar eine Böe von 239 km/h. Auch die größeren Städte im Norden und Westen von
Großbritannien wurden zum Teil durch orkanartige Böen getroffen. Glasgow kam auf 107 km/h, am Dubliner
Flughafen wehte der Wind ebenfalls orkanartig mit Böen von bis zu 104 km/h. Durch den Wind kam es zu umgestürzten
Bäumen, zahlreiche Brücken und Straßen mussten in Schottland gesperrt werden. Über 2000 Haushalte waren
am 2. Februar immer noch ohne Strom, nachdem bereits 9000 Haushalte wieder an das Stromnetz angeschlossen
werden konnten. Durch den langen Weg des Sturms über den Atlantik konnten sich die Wellen meterhoch auftürmen
und trafen die Küste von Irland und Schottland mit voller Wucht. Sie erreichten Höhen von 10 m bis 15 m.
Neben dem Wind kam es vor allem in Schottland auch zu Regenfällen, die über 20 Warnungen vor Hochwasser
zu Folge hatten.
Am 2. Februar zog der Sturm weiter nach Osten in Richtung Norwegen. Seine Kaltfront erfasste weite Teile
von Mitteleuropa. Vor allem durch heftigen Wind kam es in Norddeutschland zu Behinderungen im Zugverkehr,
in Hamburg sorgten die Sturmböen für eine kleine Sturmflut. Es kam an den Küsten zu orkanartigen Böen,
weiter im Landesinnern konnten schwere Sturmböen gemessen werden.
Spitzenböen Flachland bis 200m (links) und Hochlagen (rechts) vom 01.02. und 02.02. in Großbritannien
Datenquelle: DWD Java Map |
Ort |
Land |
Spitzenböe |
South Uist Range (6m)
Malin Head (20m)
Stornoway (8m)
Tiree Island (12m)
Fair Isle (68m)
Lusa/Skye (18m)
Magilligan (6m)
Loftus (158m)
Inverbervie (134m)
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Schottland
Irland
Schottland
Schottland
Schottland
Schottland
Nordirland
England
Schottland
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144 km/h
130 km/h
130 km/h
126 km/h
126 km/h
124 km/h
120 km/h
120 km/h
117 km/h
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Ort |
Land |
Spitzenböe |
Cairngorm Summit (1237m)
Aonach Mor (1130m)
Bealach Na Ba (732m)
Glen Ogle (564m)
Great Dun Fell (847m)
Loch Glascarnoch (269m)
Drumalbin (245m)
Connaught AP (203m)
Lake Yrnwy (360m)
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Schottland
Schottland
Schottland
Schottland
England
Schottland
Schottland
Irland
Wales
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239 km/h
193 km/h
187 km/h
174 km/h
165 km/h
133 km/h
120 km/h
115 km/h
113 km/h
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Text: JW 03. Februar 2016
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