Montag, 25. Januar 2015, 15:30 MEZ
gefrierender Regen Deutschland 22.01.-23.01.2015 Eisglätte in Karlsruhe am 23.01.2016, 01:35 Uhr MEZ © Marcel Buchholz |
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In der Nacht von 22. auf den 23. Januar 2016 stellte sich in weitern Teilen Deutschlands eine gefährliche Glatteissituation ein. Nachdem sich in der Woche vom 15. bis zum 22. 01. kalte Polarluft mit Schnee und Frost vor allem in Mittel-, Nord- und Osteuropa durchgesetzt hatte, gelangte ab dem 22.01. vorderseitig von Tief "Iris" bei Island zunächst in höheren Luftschichten wieder mildere Atlantikluft nach Mitteleuropa. Bodennah hielt sich die Kaltluft jedoch bei nur schwachem Wind zäh und einsetzender Regen sorgte in der Nacht zum 23.01. bei immer noch frostigen Temperaturen für Glatteis. Es kam zu zahlreichen Verkehrsunfällen sowie Behinderungen im Flugverkehr. Im hessischen Büdigen kam bei einem Verkehrsunfall eine Person ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung Mitte Januar stellte sich vorübergehend ein sehr winterlicher Witterungsabschnitt mit Schnee und Frost ein, der in der Nacht zum 23.01. mit einer gefährlichen Glatteissituation zu Ende ging. Die Konstellation aus einem Rücken, der sich über den östlichen Nordatlantik bis nach Grönland erstreckte und einem Trog, dessen Amplitude sich über Mitteleuropa bis in den Norden Afrikas ausdehnte ermöglichten zur Monatsmitte die Zufuhr polarer Kaltluft über weite Teile Europas. Tief "Emma"
Der Rücken, der sich zuvor bis nach Grönland erstreckte verlagerte sich zum 22.01. langsam ostwärts und das Hoch über Mitteleuropa wich am 22.01. langsam Richtung Balkan zurück. Somit konnten atlantische Tiefausläufer von Westen wieder mit deutlich milderer Luft auf den Kontinent übergreifen. Während sich die kalte Luft über Deutschland am 22.01. bei nur schwachem Wind in den unteren Luftschichten zäh hielt, machte sich die mildere Luft bereits in höheren Luftschichten bemerkbar. Neben großräumiger Schichtdickenadvektion durch die Milderung in der Höhe sorgte ein hereinschwenkender Kurzwellentrog auf seiner Vorderseite für dynamischen Hebungsantrieb und mit einem bereits okkludierten Frontenzug griff ab den Abendstunden von Westen ein Niederschlagsgebiet auf Deutschland über.
Gefrierender Regen in weiten Teilen Deutschlands
Das Niederschlagsgebiet erreichte die Westgrenze Deutschlands am 22.01. etwa zum 18 Z-Termin. Zu diesem Zeitpunkt lag die Temperatur vom Westen Nordrhein-Westfalens abgesehen verbreitet noch im frostigen Bereich während im 850 hPa-Niveau bereits Werte bis +5 °C vorherrschten. Der Vertikalschnitt links bei 50 °N zeigt eindrucksvoll die bodennahe Kaltluftschicht über Deutschland während sich von Westen in einer Höhe etwa zwischen 925 hPa und 800 hPa bereits positive Temperaturen durchgesetzt hatten. Im Laufe der Nacht griffen die Niederschläge ostwärts aus und erreichten bis zum Morgen auch die Oder. In weiten Teilen Deutschlands, von Schleswig-Holstein bis nach Bayern und Baden-Württemberg wurde es spiegelglatt. Während sich zum Morgen hin rückseitig des Frontenzuges die milde Luft bis zum Boden durchsetzten konnte, womit die Temperatur im Westen in den Plusbereich stieg, sickerte in der Höhe aus Nordwesten wieder etwas kältere Luft ein, sodass die Niederschläge über der Osthälfte zunächst als Schnee niedergingen. Eine Neuschneehöhe von 8 cm meldete um 06 UTC beispielsweise die Station Halle-Döllnitz. Die Niederschläge zogen am 23.01. im Laufe des Tages nach Osten ab und es fiel nur noch stellenwese etwas Sprühregen. Bei steigender Temperatur entspannte sich die Glättesituation in den meisten Teilen Deutschlands. Lediglich im Südosten Bayerns, sowie Richtung Usedom wurden am Abend noch Werte unter 0 °C gemessen.
Auswirkungen Glatteisbedingt kam es in der Nacht zum 23.01, bundesweit zu hunderten Verkehrsunfällen. Autobahnen mussten zeitwiese gesperrt werden. Im hessischen Büdingen kam bei einem Verkehrsunfall eine Person ums Leben. Der Glatteisregen sorgte auch im Flugverkehr für Beeinträchtigungen. Beispielsweise verspäteten sich am Flughafen Frankfurt zahlreiche Flüge, am Flughafen München mussten rund 40 Flüge gestrichen werden. Aufgrund der Glatteissituation wurde am 23.01. im Stadtgebiet München keine Post ausgeliefert.
Text: MB 25. Januar 2016 |