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Samstag, 16. Januar 2016 23.10 MEZ


Tropischer Wirbelsturm
Alex

Azoren

14.-15.01.2016


Satellitenbild, 14.01.2016, 13.00 UTC
Quelle: Nasa Earth Observatory

Mitte Januar 2016 bildete sich über dem Atlantik Hurrikan "Alex" und erreichte am 15.01. als tropischer Sturm die Azoren. Er wurde zum stärksten Sturm der jemals auf dem Nordatlantik im Januar beobachtet wurde. Außerdem war er der erste Hurrikan seit 1955, der im Januar auf dem Atlantik vorkam und erst der zweite Hurrikan überhaupt, der sich im Januar bilden konnte. Vor dem Erreichen der Azoren schwächte sich "Alex" ab, die Windgeschwindigkeiten und Regenmengen waren geringer als zunächst erwartet. Es entstanden keine größeren Schäden.


Entstehung aus einem außertropischen Tief

Hurrikan "Alex" bekam seinen Namen am 14. Januar, als das System über dem Ostatlantik vermehrt tropische Eigenschaften aufwies. Die weitere Intensivierung machte "Alex" zum Hurrikan der Kategorie 1 und zum stärksten Hurrikan, der jemals im Januar auf dem Atlantik vorkam. Der eigentliche Beginn der Hurrikansaison im Atlantik ist im Juni, nur alle 10 Jahre bilden sich Stürme im Schnitt schon früher. In der Regel entstehen sie dann im Monat Mai. "Alex" ist somit als tropisches System im Monat Januar für den Atlantik sehr ungewöhnlich. Darüber hinaus erreichte er am 15. Januar auch die Azoren. Für die Inselgruppe ist eine tropische Sturmaktivität selbst in der Hurrikansaison eher selten, der Landfall eines Sturms im Januar damit etwas außergewöhnliches. "Alex" entstand aus einem außertropischen Tiefdruckgebiet, das sich am 9. Januar östlich der USA über dem Atlantik bildete.

500 hPa Geopotential und Bodendruck (oben), 850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck (unten), Nordamerika | Quelle: wetter3
07.01.2016, 00 UTC 08.01.2016, 00 UTC 09.01.2016, 00 UTC

Das Tiefdruckgebiet formierte sich am 07. Januar östlich vom Florida. Ein weit nach Süden bis in den Golf von Mexiko reichender Höhentrog sorgte bereits am Vortag für kräftige Regenfälle über der Karibik. Dieses Gebiet hochreichender Konvektion bewegte sich in der Folge weiter nach Nordosten. Am 8. und 9. Januar sank dann der Bodendruck auf Werte unter 1000 hPa. Das Tief ist in seiner Entstehung zwar außertropisch, dennoch fällt bei seiner Entstehung der warme Kern und die südliche Lage in der Nähe der Subtropen auf.

500 hPa Geopotential und Bodendruck (oben), 850 hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck (unten), Atlantik | Quelle: wetter3
10.01.2016, 00 UTC 11.01.2016, 00 UTC 12.01.2016, 00 UTC

In einer südöstlichen Zugbahn bezog das System zwischen dem 10. und 12. Januar Luftmassen aus dem Nordatlantik in die Zirkulation mit ein. Aufgrund der vorhandenen Baroklinität verstärkte sich das Tief weiter und erreichte einen Bodendruck von unter 990 hPa. Wie für ein außertropisches System typisch, lassen sich Warm- und Kaltfronten erkennen. Das Tief befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits über einem Teil des Atlantiks mit Wassertemperaturen von ca. 20 - 22 °C.

Meerestemperaturen Atlantik, 15.01.2016
© Levi Cowan / Tropicaltidbits.com
Zwar lagen die Wassertemperaturen in der Region ca. 1 - 2 °C über den normalen Werten, eine Entwicklung eines tropischen Wirbelsturms lassen üblicherweise nur Meerestemperaturen von über 26,5 °C zu. Da das Tief nicht in die Westwindzirkulation eingeschlossen wurde, konnte es sich weiter nach Südosten in die Subtropen fortbewegen. Das System verlor mehr und mehr seinen außertropischen Charakter, Warm- und Kaltfront waren nicht mehr erkennbar. Daher wurde das Tief am Mittwoch 13. Januar um 21.00 UTC als subtropischer Sturm eingestuft und bekam den Namen "Alex". Eine kräftige Intensivierung zu einem Hurrikan der Kategorie 1 nur 24 Stunden später war dennoch zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.

Entwicklung zum Hurrikan und Überquerung der Azoren

Entscheidend für die Intensivierung zum Hurrikan waren die Temperaturen in der oberen Troposphäre im Bereich des Sturms am 14. Januar. An der Ostseite eines Troges gelegen folgte "Alex" einer nördlichen Zugbahn in Richtung der Inseln der Azoren. In diesem Gebiet herrschten durch den weit nach Süden reichenden Trog in der Höhe kältere Temperaturen als für diese Region gewöhnlich. Temperaturen von - 60 °C in 200 hPa sorgten für eine instabile Schichtung und ließen hochreichende Konvektion zu. Um 9.00 UTC am 14. Januar wurde "Alex" als erster tropischer Sturm der Saison eingestuft. In relativ kurzer Zeit verstärkte er sich weiter zu einem Hurrikan der Kategorie 1 mit einem ausgebildeteten Auge in der Mitte. Die symmetrischen Strukturen eines tropischen Wirbelsturms waren zu diesem Zeitpunkt sehr gut erkennbar. Die mittleren Winde wurden auf 140 km/h, der tiefste Bodendruck auf 981 hPa geschätzt. Damit hatte sich "Alex" trotz Wassertemperaturen von nur 20°C zu einem Hurrikan verstärkt.

Satellitenbilder | Quellen: CIMSS Tropical Cyclone Group, National Hurricane Center
14.01.2016, 07.00 UTC 14.01.2016, 17.45 UTC 15.01.2016, 05.45 UTC 15.01.2016, 15.00 UTC

Zugbahn von "Alex"
© Tropical Storm Risk
Nachdem zunächst vorhergesagt wurde, dass Hurrikan "Alex" die Azoren als Hurrikan der Kategorie 1 erreichen würde, schwächte sich der Sturm in der Folge am Abend des 14.1. aufgrund des kalten Meerwassers und erhöhter vertikaler Windscherung etwas ab. Auf den Satellitenbildern ist sehr gut das Auseinanderbrechen der "Eye-Wall" erkennbar. Bei Wassertemperaturen von lediglich 16°C um die Azoren ist diese Entwicklung allerdings nicht sehr verwunderliich. Einen sehr großen Anteil an der Stärke eines tropischen Wirbelsturm haben die Meeresoberflächentemperaturen. Bei 16 °C steht dem System nicht mehr genügend Energie zur Verfügung. Die erhöhte vertikale Windscherung führt dazu, dass der obere Teil der hochreichenden Konvektion durch die stärkeren Höhenwinde abgeweht wird und die Gewittersysteme damit nicht mehr so weit nach oben reichen. Dies bewirkt eine Abschwächung des Sturms. Am 14.1 überquerte "Alex" die Azoreninsel Terceira. Insgesamt blieben die Windgeschwindigkeiten und Regenmengen auf den Inseln der Azoren unter den am Tag zuvor vorhergesagten Werten. Es fielen bis 100 mm Regen in 24 Stunden, die stärksten Windböen erreichten 100 km/h. Von den Azoren wurden nur kleinere Zerstörungen gemeldet. Einige Bäume wurden entwurzelt und Häuser waren zeitweise ohne Strom. Durch den Regen kam es zu kleineren örtlichen Überflutungen. In der Folge bewegte sich "Alex" weiter nach Norden und wurde am Samstag 16. Januar in ein außertropisches Tiefdrucksystem umgewandelt.

Besonderheiten von Hurrikan "Alex"

Anomalien der Meeresober- -
flächentemperatur am 15.01.2016
© National Hurricane Center
Selbst in der Hurrikansasion von Juni - Oktober sind Wirbelstürme, die die Azoren erreichen eine Seltenheit. Umso bemerkenswerter ist es, dass Hurrikan "Alex" die Inselgruppe als tropischer Sturm im Monat Januar erreichen konnte. Nur sehr wenige Stürme konnten sich in den letzten 150 Jahren im ersten Monat des Jahres bilden. Der letzte Hurrikan im Januar formierte sich im Jahre 1938. Hurrikan "Alex" war sogar mit mittleren Winden von 140 km/h der stärkste jemals im Januar auf dem Atlantik aufgezeichnete Wirbelsturm. Auch sein Entstehungsgebiet im Nordosten des Atlantiks ist unüblich für tropische Wirbelstürme. Nur Hurrikan Vince im Jahr 2005 bildete sich noch weiter im Nordosten. Bedenkt man die sehr niedrigen Wassertemperaturen (20-22°C) bei der Intensivierung von "Alex", so ist die Ausbildung eines abgeschlossenen Auges mit symmetrischer Augenwand am 14. Januar ein außerordentliches Ereignis. Wassertemperaturen, die östlich der USA um ca. 2 °C - 4 °C über dem Durschnitt liegen sorgten dafür, dass "Alex" zwischen dem 7. und 12. Januar zunächst als außertropisches Tief entstand und eine entsprechende Zugbahn einnahm. Nur dadurch konnte er am 13. Januar so weit nach Süden vordringen, um eine Entwicklung zu einem tropischen Tief zu ermöglichen. Tropische Wirbelstürme entwickeln sich im Allgemeinen nicht ohne eine Anfangsstörung. Diese Anfangsstörung war durch das weit nach Süden vorgedrungene außertropische Tiefdrucksystem gegeben. Die erhöhten Wassertemperaturen östlich der US-Küste können mit dem Klimawandel und dem außergewöhnlich warmen Jahr 2015 zusammenhängen. Es ist fraglich, ob das Tief auch ohne diese Temperaturanomalien in den Bereich, in dem es sich zum tropischen Wirbelsturm weinterentwickeln konnte, vorgestoßen wäre.

Hurrikan "Pali" im Zentralpazifik

Neben Hurrikan "Alex" machte auch Hurrikan "Pali" in der vergangenen Woche Schlagzeilen und brach einige Rekorde als Hurrikan im Ostpazifik. Bisher hat sich kein Hurrikan im Ostpazifik so früh wie "Pali" im Kalenderjahr gebildet. Aufgrund des diesjährigen El-Nino Ereignisses im Pazifik liegen die Wassertemperaturen dort 2 - 3 °C über den normalen Werten. Dies hat zur Entstehung von "Pali" beigetragen. Neben der ungewühnlichen Entstehungszeit ist auch der Entstehungsort für einen Hurrikan im Ostpazifik untypisch. "Pali" formierte sich nur wenige Breitengrade vom Äquator entfernt und bewegte sich in der Folge sogar in Richtung der südlichen Halbkugel. Er kam bis auf 2 °N, bevor seine weitere Zugbahn ihn wieder nach Norden führte. Noch nie kam ein tropischer Sturm in der westlichen Hemmisphäre so nah an den Äquator wie Hurrikan "Pali". Normalerweise bilden sich Stürme weiter entfernt vom Äquator und bewegen sich auch nur selten auf jenen zu. "Pali" erreichte am 12. Januar die Kategorie 2 auf der Saffir-Simpson Skala, bevor er sich relativ schnell wieder abschwächte.

Hurrikan Pali 11.1.2016 22.30 UTC
Quelle: NASA
Track Hurrikan Pali (rot) im Vergleich
Quelle: NASA
SST - Anomalien Ostpazifik
Quelle: National Hurricane Center


Text: JW
16. Januar 2016



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