Kräftige Regenfälle in Verbindung mit mehreren tropischen Tiefdruckgebieten führten im Südosten
Indiens zu verheerenden Überschwemmungen historischen Ausmaßes. Betroffen war besonders der
Bundesstaat Tamil Nadu, darunter auch die Metropolregion Chennai in der mehr als 8 Millionen
Menschen leben. Mehr als 400 Menschen kamen durch die Überflutungen ums Leben.
Klimatologie
Die ITCZ, die innertropische Konvergenzzone, arbeitet sich in den nordhemisphärischen
Sommermonaten besonders über Indien aufgrund der sich im Vergleich zu den Ozeanen stärker
erwärmenden Landmassen weit nach Norden vor und über Indien setzt der Südwestmonsun ein.
Mit dem Südwestmonsun, der etwa von Juni bis September andauert, werden feuchtwarme Luftmassen
vom Indischen Ozean auf den Indischen Subkontinent transportiert und in den meisten Landesteilen
Indiens kommt es häufig zu starken, von Gewittern begleiteten Niederschlägen. Ein Großteil der
Jahresniederschläge fällt in weiten Teilen Indiens zwischen Juni und September.
Im nordhemisphärischen Winterhalbjahr dagegen baut sich über dem asiatischen Kontinent
ein kontinentales Kältehoch auf und die ITCZ verlagert sich nach Süden. Trockene Luftmassen
vom asiatischen Kontinent strömen mit dem Nordostpassat auf den Indischen Subkontinent und
verbreitet fallen nur geringe Niederschlagsmengen. Eine Ausnahme stellt hier der äußerste
Südosten des Landes dar. Hier strömt die Luft mit dem Nordostpassat zuvor über den knapp 30 °C
warmen Golf von Bengalen und kann somit viel Feuchtigkeit aufnehmen. Zudem liegt der Südosten
Indiens und Sri Lanka noch im Bereich tropischer Tiefdruckgebiete, wo die Luftmassen konvergieren,
was nicht selten hochreichende Konvektion zur Folge hat.
Wetterlage und Entwicklung
In diesem Jahr wurde der Südosten Indiens im November sowie Anfang Dezember immer wieder von
außergewöhnlich heftigen Niederschlagsereignissen im Zusammenhang mit kleinräumigen tropischen
Tiefs heimgesucht. Besonders waren die am Golf von Bengalen gelegenen Bundesstaaten Andhra
Pradesh und Tamil Nadu betroffen. An der Station Madras beispielsweise fiel im November mehr
als das 3-fache des üblichen Monatsniederschlages. Bis zu 2 K höhere Meeresoberflächentemperaturen
im Golf von Bengalen begünstigte die Konvektive Aktivität im Südosten Indiens. Überdurchschnittlich
viel Niederschlag fiel etwa ab dem 08. November, als sich vor der Küste des Bundesstaates Tamil
Nadu die tropische Depression BOB 03 ausbildete, die bereits am Tag darauf die Küste des
Bundesstates nahe Puducherry überquerte. In Cuddalore (Tamil Nadu) fielen bis zum
10.11., 00 UTC 255,0 mm in 48 Stunden. Die Station Madras registrierte im gleichen Zeitraum
238,0 mm.
Ein weiteres tropisches Tief verlagerte sich vom 14.11. bis zum 16.11. von Sri Lanka an der
indischen Ostküste nordwärts. Dabei registrierte etwa die Station Madras bis
zum 16.11., 00 UTC 268,0 mm in nur 24 Stunden.
Weitere konvektive Systeme brachten am 30.11. und in den ersten Dezembertagen weitere
schwere Regenfälle mit sich. Bis zum 02.12., 00 UTC fielen in Madras 374,0 mm in nur
24 Stunden. An der Station Cuddalore summierten sich die Niederschläge
vom 30.11. bis 05.12 auf 632,0 mm. Innerhalb 30 Tagen fielen in Madras
bis zum 06.12., 00 UTC 1606,5 mm, in Cuddalore 1414,5 mm Niederschlag (Quelle: Ogimet).
Satellitenbilder an ausgewählten Tagen ab dem 08.11.2015 | Quelle: F. Valk |
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08.11.2015, 18 UTC |
09.11.2015, 18 UTC |
10.11.2015, 18 UTC |
14.11.2015, 18 UTC |
15.11.2015, 18 UTC |
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16.11.2015, 18 UTC |
22.11.2015, 18 UTC |
29.11.2015, 18 UTC |
01.12.2015, 18 UTC |
02.12.2015, 18 UTC |
Auswirkungen
Die enormen Regenmengen seit Anfang November hatten besonders in Teilen von Tamil Nadu
Überschwemmungen von historischem Ausmaß zur Folge. Besonders Betroffen war die Metropole
Chennai, die zu großen Teilen überschwemmt wurde. Im Großraum Chennai leben insgesamt mehr
als 8 Millionen Menschen. Tausende Häuser wurden überflutet und für mehr als 3 Millionen Menschen
brach die grundlegende Versorgung von Strom und Trinkwasser zusammen. Auch der Flughafen Chennai
musste vom 02.12 bis zum 06.12. wegen Überflutungen geschlossen werden. (Quellen: theguardian, Bloomberg Business)
In den Fluten im November und Dezember kamen bislang mehr als 400 Menschen ums Leben. Allein im
Bundesstaat Tamil Nadu wird von 325 Toten berichtet (Stand: 05.12., Quelle: presstv.ir
), in Andhra Pradesh kamen bereits 81 Menschen
ums Leben (Stand: 04.12., Quelle: THE HINDU).
7-tägiger Niederschlag bis 03.12., 01 UTC (links) und 30 tägige Niederschläge bis 04.12 an ausgewöhlten Stationen | Quellen: Nasa TRMM, NOAA CPC |
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Madras |
Cuddalore |
Text: MB 06. Dezember 2015
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