Dienstag, 02. Juni 2015, 00:30 MESZ
Extreme Hitze Indien Mai 2015 Maximaltemperaturen 17.- 23.05.2015 Quelle: cpc.ncep.noaa.gov |
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Im Mai 2015 kam es in Indien zu einer der schwersten Hitzewellen in der Geschichte Indiens. Vielerorts wurde die 45-Grad-Marke geknackt. In Allahabad zeigte das Thermometer am 24.05. 47,7 °C an. Noch heißer wurde es mit Temperaturen bis zu 49,5 °C in Nawabshah in Pakistan. Bislang kamen in Indien durch die extreme Hitze etwa 2200 Menschen ums Leben. Nur im Jahr 1998 starben mit über 2500 Todesopfern noch mehr Menschen.
Alljährliche Hitzewelle vor dem Beginn des Sommermonsuns in Indien Extreme Hitze mit Höchsttemperaturen über 40 Grad ist in Indien im Frühsommer nichts Ungewöhnliches. Zu dieser Zeit befindet sich Indien noch im Bereich des nördlichen absinkenden Astes der Hadley-Zelle. Großräumiges Absinken, sowie die fast senkrecht stehende Sonne heizen den Indischen Subkontinent stark auf und ermöglichen nicht selten Temperaturen um 45 Grad. Im Mai und Juni erreicht die Hitze meist ihren Höhepunkt und in der Folge baut sich über dem Kontinent thermisch bedingt ein Hitzetief auf, in dessen Bereich die Luftmassen konvergieren und dann zum Aufsteigen gezwungen werden. Aus Südwesten strömen feuchtwarme maritime Luftmassen vom Indischen Ozean nach und über Indien beginnt der Südwestmonsun, der die extreme Hitze häufig verbunden mit sintflutartigen Regenfällen beendet. Der Südwestmonsun setzt in der Regel Anfang Juni über dem Süden Indiens ein und breitet sich im Laufe des Monats nordwärts aus, bis er schließlich zum Monatsende etwa die Grenzgebiete zu Pakistan erreicht.
Vielerorts Temperaturen über 45 Grad In diesem Jahr stiegen die Temperaturen zum Ende der zweiten Maidekade, sowie in der dritten Maidekade in weiten Teilen Indiens noch deutlich über die ohnehin schon sehr hohen langjährigen Mittelwerte. Zum Teil wurden an einzelnen Tagen Temperaturabweichungen von über 5 K vom langjährigen Mittel beobachtet. Selbst über den ganzen Tag gemittelt lagen die Temperaturen zum Teil nur knapp unter 40 Grad. Tagsüber stiegen die Temperaturen auf lokal über 47 Grad, wie etwa mit 47,7 °C am 24.05. in Allahabad. In der Indischen Hauptstadt Neu-Delhi überschreitt die Temperatur vom 25. bis zum 27. Mai an 3 Tagen in Folge die 45-Grad-Marke (45,5 °C am 25.05, 45,5 °C am 26.05. und 45,0 °C am 27.05.). Die bisher höchste gemessene Temperatur in Indien von 50,6 °C in Alwar wurde jedoch nicht erreicht. Noch heißer als in Indien wurde es in Pakistan. Dort wurden in Nawabshah am 24.05. 49,5 °C gemessen. Nachts ging die Temperatur dagegen an einigen Stationen nicht unter 30 Grad zurück. So wurde beispielsweise an der Station Kota Aerodrome zuletzt am 18.05. ein Tiefstwert unter 30 Grad gemessen. In der Nacht zum 29.05. sank die Temperatur dort sogar nur auf 33,5 °C ab.
Solch hohe Temperaturen sind für den menschlichen Körper eine sehr große Belastung. Durch sehr hohe Luftfeuchtigkeit kam es besonders in den Küstenregionen des Landes zu einer noch deutlich höheren Hitzebelastung. Dort wurden häufig Taupunkte von über 25 Grad verzeichnet. Der Taupunkt ist ein Maß für die Luftfeuchte und bezeichnet die Temperatur, bei der ein Luftpaket unter Abkühlen Sättigung erreichen würde und der darin enthaltene Wasserdampf beginnt zu kondensieren. An einem schwül-heißen Tag in Deutschland werden üblicherweise Taupunktstemperaturen um 20 Grad verzeichnet, in Bhubaneshwar im indischen Bundesstaat Odisha wurde am 26.05. um 09 UTC ein Taupunkt von 28,8 °C registriert. Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, umso geringer ist die Verdunstung an der Hautoberfläche, wodurch üblicherweise Wärme vom Körper weggeführt wird.
Hitzewelle fordert bislang etwa 2200 Todesopfer In Folge extremer Hitze sterben in Indien durch Dehydrierung oder Hitzschlag jährlich zahlreiche Menschen. So kamen dort seit 1990 etwa 20.000 Menschen ums Leben. Viele Krankenhäuser sind bereits mit Hitzekranken überlaufen und in diesem Jahr stieg die Zahl der Todesopfer auf bislang etwa 2200. (Stand: 01.06.2015, Quelle: International Business Times). Besonders betroffen waren die Bundesstaaten Andhra Pradesh und Telangana im Südosten des Landes. Lediglich im Jahr 1998 kamen mit 2541 Todesopfern in Indien noch mehr Menschen ums Leben als in diesem Jahr. Mit dem Andauern der Hitze im Juni kann diese Zahl jedoch möglicherweise noch überschritten werden. Weltweit reiht sich die diesjährige Hitzewelle in Indien, was die Anzahl der Todesopfer angeht, auf Platz 5 in der Geschichte ein. Die weltweit tödlichste Hitzewelle war der Rekordsommer 2003 in Europa mit insgesamt 71.310 Toten (Quelle: wunderground.de, EM-DAT). Neben den zahlreichen Todesfällen führten die hohen Temperaturen in einigen Landesteilen vorrübergehend zu Stromausfällen, da das Stromnetz der immer größer werdenden Anzahl an Klimaanlagen nicht gewachsen war.
Text: MB 02. Juni 2015 |