In den ersten Maitagen 2015 kam im Osten Frankreichs, in der Schweiz, sowie im Süden Deutschlands viel Regen vom Himmel.
Zunächst fiel am 1. Mai im Bereich einer Tiefdruckrinne entlang einer Luftmassengrenze zum Teil ergiebiger Dauerregen. Am
3. Mai wurden mit der Warmfront von Tief "Yvo I" neue Regenfälle herangeführt. In den Schweizer Alpen summierten sich die
Niederschlagsmengen in 3 Tagen lokal auf über 200 mm. Zahlreiche Flüsse und Bäche führten Hochwasser und ließen mehrere
Keller volllaufen. Straßen sowie die Bahnstrecke Bern - Freiburg waren durch Erdrutsche vorrübergehend blockiert.
Wetterlage und Entwicklung
Zum Monatswechsel lag der Westalpenraum unter einer strammen zonal gerichteten Höhenströmung. Ein Starkwindband (Jetstreak)
erstreckte sich in der Nacht zum ersten Mai im 300 hPa-Niveau in Ost-West-Richtung vom Atlantik bis in den Westen Frankreichs,
ein weiteres verlief von der Nordsee über Deutschland hinweg bis ins östliche Mitteleuropa. Starke Divergenz am nördlichen
Ausgang des erstgenannten Jetstreaks sowie am südlichen Eingang des zweitgenannten induzierte durch das Auseinanderströmen
der Luft in der Höhe über Frankreich Druckfall am Boden und es bildete sich eine Tiefdruckrinne aus, die sich vom Ostatlantik
bis in den Alpenraum erstreckte.
500 hPa-Geopotential/Bodendruck, Bodendruckanalyse mit Fronten und Satellitenbilder (vis) |
Quellen: wetter3.de, sat.dundee.ac.uk
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30.04.2015, 12 UTC |
01.05.2015, 12 UTC |
02.05.2015, 12 UTC |
03.05.2015, 12 UTC |
Die Kaltfront eines weiteren Tiefdruckkomplexes "Xenophon" über Skandinavien erreichte am Abend des 30. April den Süden
Deutschlands. Gleichzeitig wurden vorderseitig der bereits genannten Tiefdruckrinne "Yvo" feuchtwarme Luftmassen vom
subtropischen Beriech des Nordatlantiks bis zu den Alpen geführt und vom Westen Frankreichs bis in den Süden Deutschlands
bildete sich am 1. Mai eine quasi stationäre Luftmassengrenze aus, die die feuchtwarme Luft im Süden von kühlerer Luft im
Norden trennte. Positive Schichtdickenadvektion sowie mit der Höhe zunehmender Advektion positiver Wirbelstärke auf der
Vorderseite eines Kurzwellentroges, der am Abend des 1. Mai auf den Alpenraum übergriff, führten zu großräumiger Hebung und
besonders auf der feucht warmen Seite des Frontenzuges gingen vom Westen Frankreichs bis in den Alpenraum und den Süden
Deutschlands länger anhaltende zum Teil intensive Regenfälle nieder. Nördlich einer Line vom Saarland bis ins Südliche
Oberfranken blieb es dagegen weitgehend trocken.
Durch großräumiges Absinken unter einem flachen Höhenrücken hörten die Niederschläge am 2. Mai vorübergehend auf. Hinter dem
Höhenrücken drehte die Höhenströmung zum 03. Mai zunehmend auf südwestliche Richtung und vorderseitig eines neuen Troges, der
in der Nacht zum 03. Mai auf Westeuropa übergriff, sorgten Hebungsprozesse erneut für Niederschläge. Bereits am Nachmittag
des 02. Mai setzten über Frankreich im Vorfeld der Warmfront, von Tief "Yvo I", das sich westlich der Britischen Inseln
eingedreht hatte, Regenfälle ein, die in der Nacht zum 3. Mai auf den Süden Deutschlands und den westlichen Alpenraum
übergriffen. Im Laufe des 3. Mai kam die Warmfront nordostwärts voran und die Regenfälle breiteten sich auch auf den Rest
Deutschlands aus. Im Vorfeld der schleifenden Kaltfront entwickelten sich am Abend über dem Osten Frankreichs, der Schweiz
sowie im Südwesten Deutschlands noch einzelne zum Teil kräftige Schauer, bevor die Niederschläge im westlichen Alpenraum und
im Süden Deutschlands im Laufe des 4. Mai großräumig aufhörten.
Weitere Analysekarten |
Quelle:
wetter3.de
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300 hPa Wind + Divergenz, 01.05., 06 UTC |
Schichtdickenadvektion, 01.05., 06 UTC |
300 hPa Vorticityadvektion, 01.05., 18 UTC |
Große Niederschlagsmengen im Weststau der Gebirge
Bis zum 04.05., 06 UTC fielen vom Osten Frankreichs bis in den äußersten Süden Deutschlands innerhalb 72 Stunden verbreitet
zwischen 50 und 100 mm Niederschlag. Noch deutlich mehr regnete es mit der westlichen Anströmung verstärkt durch orographische
Effekte im Weststau der Gebirge, wie etwa dem Südschwarzwald, dem Schweizer Jura oder den Westalpen. Auf dem Feldberg im
Schwarzwald kamen innerhalb 72 Stunden 145,6 mm, in den Schweizer Alpen wurden im gleichen Zeitraum lokal sogar knapp über
200 mm gemessen.
Dort fielen lokal Niederschlagsmengen im Rekordbereich. Mit einer 24-stündigen Niederschlagsmenge von 115 mm bis zum 2. Mai,
05:40 UTC stellte beispielsweise die Station Morgins im Unterwallis (Messbeginn: 1975) einen neuen 24-stündigen
Niederschlagsrekord auf. Dort wurde bis zum 04.05. mit 210,1 mm auch die höchste 3-Tages-Summe seit Messbeginn verzeichnet.
In Magglingen in der Region Biel wurde bis zum 2. Mai, 05:40 UTC mit 99 mm die zweit höchste 24-stündige Niederschlagssumme
seit Messbeginn 1966 registriert.
24-stündige Niederschlagsmengen bis zum jeweiligen Zeitpunkt |
Quelle:
DWD/Javamap,
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02.05., 06 UTC |
03.05., 06 UTC |
04.05., 06 UTC |
24-h-Niederschlagssummen > 65 mm bis 02.05.2015, 06 UTC
72-h-Niederschlagssummen bis 04.05.2015, 06 UTC
Datenquellen:
DWD/ Javamap,
MeteoSchweiz
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Ort |
Niederschlagssumme |
La Dole (CH)
Grand Bornand (F)
Grenchen (CH)
Chateau d'Oex (CH)
Wynau (C)
Adelboden (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Bernau-Goldbach (BW)
Chasseral (CH)
Montana (CH)
Sankt Blasien-Menzenschwand (BW)
Todtmoos (BW)
Napf (CH)
Bullet / La Fretaz (CH)
Dachsberg-Wolpadingen (BW)
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99,7 mm
88,1 mm
84,1 mm
79,2 mm
76,6 mm
75,4 mm
74,9 mm
74,9 mm
74,5 mm
72,5 mm
70,9 mm
69,0 mm
69,0 mm
66,9 mm
65,2 mm
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Ort |
Niederschlagssumme |
Morgins (CH)
Champéry (CH)
Emosson (CH)
Derborence (CH)
Salanfe (CH)
Tsanfleuron (CH)
La Dôle (CH)
Magglingen (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Leukerbad (CH)
Anzère (Montana) (CH)
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210.1 mm
203.6 mm
200.1 mm
195.3 mm
170.9 mm
162.4 mm
158.8 mm
149.3 mm
145,6 mm
142.4 mm
141.7 mm
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Hochwasser besonders an kleineren Flüssen und Bächen
Durch die großflächigen und länger anhaltenden Regenfälle und eine sehr hohe Schneefallgrenze von über 2500 - 3000 m in den
Alpen schwollen besonders kleine Flüsse und Bäche vorübergehend stark an. In Bayern überschritten einzelne Flüsse am Morgen
des 2. Mai vorübergehend Meldestufe 3 (z.B. Günz, Mindel, Zusam), in Baden-Württemberg führten einzelne kleinere Flüsse
10-jähriges Hochwasser (z.B. Pfaffenrieder Bach). Auch die Pegel größerer Flüsse reagierten auf die Regenmengen.
Beispielsweise verzeichnete die obere Donau sowie der Rhein einen deutlichen Anstieg des Pegels (siehe Diagramme).
Zwischen Rheinfelden und Schleuse Kembs (F) musste die Schifffahrt vorübergehend eingestellt werden. Hochwasser
führten auch zahlreiche Flüsse in der Schweiz. Angespannt war die Situation dort besonders an der Aare im Kanton Bern.
So überschritt die Aare in Bern Schönau die höchste Meldestufe 5. In Thun, unterhalb des Thunersees wurde die zweithöchste
Meldestufe 4 überschritten. In Genf stellte die Arve mit einem Durchfluss von über 865 Kubikmeter pro Sekunde einen neuen
Rekord seit Messbeginn auf. Während das Hochwasser in Deutschland kaum Schäden anrichtete, liefen in der Schweiz zahlreiche
Keller voll. Mehrere Straßenzüge wegen Überflutungen unpassierbar. Die Bahnstrecke zwischen Bern und Freiburg sowie einzelne
Straßen musste in Folge von Erdrutschen vorübergehend gesperrt werden (Quelle: NZZ).
Auswahl einzlner Pegelstände aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz |
Quellen:
HND Bayern,
HVZ Baden-Württemberg,
BAFU,
vigicrues.ecologie.gouv.fr
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Fischach - Schmutter |
Kelheim - Donau |
Maximiliansau - Rhein |
Konstanz - Bodensee |
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Dingy-St-Clair - Fier |
Motz - Fier |
Bern, Schönau - Aare |
Genf, Bout du Monde - Arve |
Text: MB 06. März 2015
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