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Mittwoch, 06. Mai 2015, 17:45 MESZ



Starkregen

südliches Mitteleuropa, Westalpen

01.-03.05.2015


Überflutungen an der Donau in Oberschwaben
03.05.2015
© Marco Kaschuba


In den ersten Maitagen 2015 kam im Osten Frankreichs, in der Schweiz, sowie im Süden Deutschlands viel Regen vom Himmel. Zunächst fiel am 1. Mai im Bereich einer Tiefdruckrinne entlang einer Luftmassengrenze zum Teil ergiebiger Dauerregen. Am 3. Mai wurden mit der Warmfront von Tief "Yvo I" neue Regenfälle herangeführt. In den Schweizer Alpen summierten sich die Niederschlagsmengen in 3 Tagen lokal auf über 200 mm. Zahlreiche Flüsse und Bäche führten Hochwasser und ließen mehrere Keller volllaufen. Straßen sowie die Bahnstrecke Bern - Freiburg waren durch Erdrutsche vorrübergehend blockiert.



Wetterlage und Entwicklung

Zum Monatswechsel lag der Westalpenraum unter einer strammen zonal gerichteten Höhenströmung. Ein Starkwindband (Jetstreak) erstreckte sich in der Nacht zum ersten Mai im 300 hPa-Niveau in Ost-West-Richtung vom Atlantik bis in den Westen Frankreichs, ein weiteres verlief von der Nordsee über Deutschland hinweg bis ins östliche Mitteleuropa. Starke Divergenz am nördlichen Ausgang des erstgenannten Jetstreaks sowie am südlichen Eingang des zweitgenannten induzierte durch das Auseinanderströmen der Luft in der Höhe über Frankreich Druckfall am Boden und es bildete sich eine Tiefdruckrinne aus, die sich vom Ostatlantik bis in den Alpenraum erstreckte.

500 hPa-Geopotential/Bodendruck, Bodendruckanalyse mit Fronten und Satellitenbilder (vis) | Quellen: wetter3.de, sat.dundee.ac.uk
30.04.2015, 12 UTC 01.05.2015, 12 UTC 02.05.2015, 12 UTC 03.05.2015, 12 UTC

Die Kaltfront eines weiteren Tiefdruckkomplexes "Xenophon" über Skandinavien erreichte am Abend des 30. April den Süden Deutschlands. Gleichzeitig wurden vorderseitig der bereits genannten Tiefdruckrinne "Yvo" feuchtwarme Luftmassen vom subtropischen Beriech des Nordatlantiks bis zu den Alpen geführt und vom Westen Frankreichs bis in den Süden Deutschlands bildete sich am 1. Mai eine quasi stationäre Luftmassengrenze aus, die die feuchtwarme Luft im Süden von kühlerer Luft im Norden trennte. Positive Schichtdickenadvektion sowie mit der Höhe zunehmender Advektion positiver Wirbelstärke auf der Vorderseite eines Kurzwellentroges, der am Abend des 1. Mai auf den Alpenraum übergriff, führten zu großräumiger Hebung und besonders auf der feucht warmen Seite des Frontenzuges gingen vom Westen Frankreichs bis in den Alpenraum und den Süden Deutschlands länger anhaltende zum Teil intensive Regenfälle nieder. Nördlich einer Line vom Saarland bis ins Südliche Oberfranken blieb es dagegen weitgehend trocken.
Durch großräumiges Absinken unter einem flachen Höhenrücken hörten die Niederschläge am 2. Mai vorübergehend auf. Hinter dem Höhenrücken drehte die Höhenströmung zum 03. Mai zunehmend auf südwestliche Richtung und vorderseitig eines neuen Troges, der in der Nacht zum 03. Mai auf Westeuropa übergriff, sorgten Hebungsprozesse erneut für Niederschläge. Bereits am Nachmittag des 02. Mai setzten über Frankreich im Vorfeld der Warmfront, von Tief "Yvo I", das sich westlich der Britischen Inseln eingedreht hatte, Regenfälle ein, die in der Nacht zum 3. Mai auf den Süden Deutschlands und den westlichen Alpenraum übergriffen. Im Laufe des 3. Mai kam die Warmfront nordostwärts voran und die Regenfälle breiteten sich auch auf den Rest Deutschlands aus. Im Vorfeld der schleifenden Kaltfront entwickelten sich am Abend über dem Osten Frankreichs, der Schweiz sowie im Südwesten Deutschlands noch einzelne zum Teil kräftige Schauer, bevor die Niederschläge im westlichen Alpenraum und im Süden Deutschlands im Laufe des 4. Mai großräumig aufhörten.

Weitere Analysekarten | Quelle: wetter3.de
300 hPa Wind + Divergenz, 01.05., 06 UTC Schichtdickenadvektion, 01.05., 06 UTC 300 hPa Vorticityadvektion, 01.05., 18 UTC

Große Niederschlagsmengen im Weststau der Gebirge

72-stündige Niederschlagssumme in
Baden-Württemberg bis 03.05., 15 UTC
© HVZ Baden-Württemberg
Bis zum 04.05., 06 UTC fielen vom Osten Frankreichs bis in den äußersten Süden Deutschlands innerhalb 72 Stunden verbreitet zwischen 50 und 100 mm Niederschlag. Noch deutlich mehr regnete es mit der westlichen Anströmung verstärkt durch orographische Effekte im Weststau der Gebirge, wie etwa dem Südschwarzwald, dem Schweizer Jura oder den Westalpen. Auf dem Feldberg im Schwarzwald kamen innerhalb 72 Stunden 145,6 mm, in den Schweizer Alpen wurden im gleichen Zeitraum lokal sogar knapp über 200 mm gemessen. Dort fielen lokal Niederschlagsmengen im Rekordbereich. Mit einer 24-stündigen Niederschlagsmenge von 115 mm bis zum 2. Mai, 05:40 UTC stellte beispielsweise die Station Morgins im Unterwallis (Messbeginn: 1975) einen neuen 24-stündigen Niederschlagsrekord auf. Dort wurde bis zum 04.05. mit 210,1 mm auch die höchste 3-Tages-Summe seit Messbeginn verzeichnet. In Magglingen in der Region Biel wurde bis zum 2. Mai, 05:40 UTC mit 99 mm die zweit höchste 24-stündige Niederschlagssumme seit Messbeginn 1966 registriert.

24-stündige Niederschlagsmengen bis zum jeweiligen Zeitpunkt | Quelle: DWD/Javamap,
02.05., 06 UTC 03.05., 06 UTC 04.05., 06 UTC

24-h-Niederschlagssummen > 65 mm bis 02.05.2015, 06 UTC
72-h-Niederschlagssummen bis 04.05.2015, 06 UTC
Datenquellen: DWD/ Javamap, MeteoSchweiz
Ort Niederschlagssumme
La Dole (CH)
Grand Bornand (F)
Grenchen (CH)
Chateau d'Oex (CH)
Wynau (C)
Adelboden (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Bernau-Goldbach (BW)
Chasseral (CH)
Montana (CH)
Sankt Blasien-Menzenschwand (BW)
Todtmoos (BW)
Napf (CH)
Bullet / La Fretaz (CH)
Dachsberg-Wolpadingen (BW)
99,7 mm
88,1 mm
84,1 mm
79,2 mm
76,6 mm
75,4 mm
74,9 mm
74,9 mm
74,5 mm
72,5 mm
70,9 mm
69,0 mm
69,0 mm
66,9 mm
65,2 mm
Ort Niederschlagssumme
Morgins (CH)
Champéry (CH)
Emosson (CH)
Derborence (CH)
Salanfe (CH)
Tsanfleuron (CH)
La Dôle (CH)
Magglingen (CH)
Feldberg/Schwarzwald (BW)
Leukerbad (CH)
Anzère (Montana) (CH)
210.1 mm
203.6 mm
200.1 mm
195.3 mm
170.9 mm
162.4 mm
158.8 mm
149.3 mm
145,6 mm
142.4 mm
141.7 mm

Hochwasser besonders an kleineren Flüssen und Bächen

Durch die großflächigen und länger anhaltenden Regenfälle und eine sehr hohe Schneefallgrenze von über 2500 - 3000 m in den Alpen schwollen besonders kleine Flüsse und Bäche vorübergehend stark an. In Bayern überschritten einzelne Flüsse am Morgen des 2. Mai vorübergehend Meldestufe 3 (z.B. Günz, Mindel, Zusam), in Baden-Württemberg führten einzelne kleinere Flüsse 10-jähriges Hochwasser (z.B. Pfaffenrieder Bach). Auch die Pegel größerer Flüsse reagierten auf die Regenmengen. Beispielsweise verzeichnete die obere Donau sowie der Rhein einen deutlichen Anstieg des Pegels (siehe Diagramme). Zwischen Rheinfelden und Schleuse Kembs (F) musste die Schifffahrt vorübergehend eingestellt werden. Hochwasser führten auch zahlreiche Flüsse in der Schweiz. Angespannt war die Situation dort besonders an der Aare im Kanton Bern. So überschritt die Aare in Bern Schönau die höchste Meldestufe 5. In Thun, unterhalb des Thunersees wurde die zweithöchste Meldestufe 4 überschritten. In Genf stellte die Arve mit einem Durchfluss von über 865 Kubikmeter pro Sekunde einen neuen Rekord seit Messbeginn auf. Während das Hochwasser in Deutschland kaum Schäden anrichtete, liefen in der Schweiz zahlreiche Keller voll. Mehrere Straßenzüge wegen Überflutungen unpassierbar. Die Bahnstrecke zwischen Bern und Freiburg sowie einzelne Straßen musste in Folge von Erdrutschen vorübergehend gesperrt werden (Quelle: NZZ).

Auswahl einzlner Pegelstände aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz | Quellen: HND Bayern, HVZ Baden-Württemberg, BAFU,
vigicrues.ecologie.gouv.fr
Fischach - Schmutter Kelheim - Donau Maximiliansau - Rhein Konstanz - Bodensee
Dingy-St-Clair - Fier Motz - Fier Bern, Schönau - Aare Genf, Bout du Monde - Arve


Text: MB
06. März 2015


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