Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.


Sonntag 03. Mai 2015, 17:00 MESZ


Zyklon "Quang", East-Coast-Low

Australien

01.05.2015


Satellitenbild
"Quang" und East-Coast Low
im Westen bzw. Osten Australiens
01.05.2015
Quelle: NOAA NNVL


Ende April entwickelte sich zum Ende der tropischen Wirbelsturmsaison über dem südlichen Indischen Ozean nochmals ein Zyklon. Der Zyklon namens "Quang" war nicht nur durch seine Intensität besonders, sondern auch durch das späte Auftreten. "Quang" reifte zu einem Wirbelsturm der Kategorie 4 heran und ging am 1. Mai nahe Learmonth (Western Australia) abgeschwächt an Land. Starkregen und Gewitter brachten in dieser Jahreszeit sonst eher trockenen Region ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen. Das Gebiet um Learmonth hatte bereits Mitte März mit Sturm und Überflutungen durch Zyklon "Olwyn" zu kämpfen.
Im Osten Australiens sorgte (wie bereits gut eine Woche zuvor) ein East-Coast-Low für heftige Gewitter und sintflutartige Regenfälle, die zu Überflutungen führten. Mancherorts kamen binnen weniger Stunden über 200 mm zusammen.



500-hPa-Geopotential mit Bodendruck, Quelle: Wetter3.de
29.04.2015, 00 UTC 30.04.2015, 00 UTC 01.05.2015, 00 UTC 02.05.2015, 00 UTC

Zyklon "Quang"

Seinen Ursprung hatte der tropische Wirbelsturm am 28.04. südlich von Indonesien und nordwestlich von Australien. Zunächst steuerte er als tropisches Tief südwestwärts und intensivierte sich zu einem Tropensturm. Über dem rund 29 °C warmen Wasser fand "Quang" bei geringer vertikaler Windscherung gute Entwicklungsvoraussetzungen vor. Der Zyklon schwenkte auf eine südöstliche Richtung erreichte am 30.04. über dem Indischen Ozean zum Ende der tropischen Wirbelsturmsaison mit Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala seinen Höhepunkt.
Modellprognosen prognostizierten noch wenige Tage zuvor eine wesentlich schächere Entwicklung. Während des Höhepunkts ermittelte das Joint Typhoon Warning Center (JTWC) Mittelwinde (1-min-Mittel) von 115 kt (213 km/h) und Spitzenwindgeschwindigkeiten bis 140 kt (259 km/h). Das australische Bureau of Meteorology (BoM) hingegen analysierte 105 kt (195 km/h) im 10-min-Mittel.

Zyklon "Quang": Satelliten- und Radarbilder, Quellen: NASA Worldview, BoM
29.04.2015 30.04.2015 01.05.2015 30.04.2015, 21:00 UTC 01.05.2015, 03:20 UTC

Anschließend schwächte sich "Quang" rasch ab und zog mit einer Verlagerungsgeschwindigkeit von rund 25 km/h wird auf die Küste Western Australias zu. Für die Abschächung waren niedrigere Wassertemperaturen (um 26 °C), höhere vertikale Windscherung und die Advektion trockener Luftmassen verantwortlich. Letzteres sorgte dafür, dass der Zyklon nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt wurde, weil weniger Kondensationswärme zur Verfügung stand. Als Zyklon der Kategorie 1 auf der australischen Skala ging "Quang" schließlich am Morgen (UTC) des 01.05. zwischen Onslow und Carnarvon an Land. Nach Landgang löste sich "Quang" reibungsbedingt rasch auf.
Informationen zur Einteilung der australischen Skala finden Sie hier.
Die betroffenen Gebiete Western Australias waren von Starkregen, Gewittern und Sturmböen bis 100 km/h betroffen. Im langjährigen Maimittel fallen in der Region normalerweise nur 20-50 mm Regen. BoM-Analysen zufolge fielen durch "Quang" lokal über 100 mm Regen. Gemessen wurden in Exmouth Town am 01.05. insgesamt 84,0 mm, in Onslow Airport 41,8 mm. Zuvor zeigten die Niederschlagsprognosen erhebliche Unterschiede auf: Laut GFS-Prognosen waren binnen 24 Stunden lokal 60-80 mm berechnet, nach eTRaP hätten es sogar 200-300 mm werden können.
Von Überflutungen und umgestürzten Bäumen wurde berichtet. In Exmouth waren vorübergehend mindestens 1.000 Menschen ohne Strom. Die von dem Zyklon betroffenen Gebiete wurden bereits Mitte März von Zyklon "Olwyn" heimgesucht, der mit Orkanböen und fast 250 mm Regen Überschwemmungen und Schäden nach sich zog, die Anfang Mai immer erkennbar waren.

Zyklon "Quang": Windfelder, Quelle: NOAA SSD
30.04.2015, 06 UTC 30.04.2015, 18 UTC 01.05.2015, 06 UTC

Einordnung

Das Besondere an "Quang" war vor allem die Intensität und der Zeitpunkt. Die australische Zyklonsaison geht offiziell von 01. November bis 30. April - während des Landgangs befand sich "Quang" somit außerhalb der Zyklonsaison. Ungewöhnlich ist nicht nur der Zeitpunkt an sich, sondern auch die hohe Intensität des Wirbelsturms zu diesem späten Zeitpunkt. Nach BoM-Angaben liegt "Quang" in der australischen Wirbelsturmsaison 2014/2015 auf Platz 2 nur knapp hinter Marcia (maximale 10-min-Mittelwinde von 205 km/h). Das Auftreten von tropischen Wirbelstürmen außerhalb der offiziellen Saison geschieht selten. Zyklon "Herbie" im Jahr 1988 verzeichnete am 18.05. 10-min-Mittelwinde bis 45 mph (72 km/h). "Herbie" schwächte sich ab und die Windgeschwindigkeiten reichten während des Landgangs am 21.05. nicht mehr für den Status einer tropischen Drepression aus. Am 09.05.2002 erreichte "Errol" mit Mittelwinden von 35 kt (65 km/h) Kategorie 1 auf der australischen Skala (Tropensturm auf der amerikanischen Skala) und überquerte die Kokosinseln. Noch deutlich später erreichte am 09.07. der Wirbelsturm "Lindsay" mit Kategorie 1 (australische Skala) über dem offenen Meer seinen Höhepunkt. "Quang" ist damit der erste tropische Wirbelsturm späteste aufgetretene Wirbelsturm westlich Australiens seit "Errol" und der erste Zyklon (Kategorie 1 auf der australischen Skala), der im Mai eines Jahres auf den australischen Kontinent traf.

East-Coast-Low

Ähnlich wie schon Ende April hat ein sogenanntes East-Coast-Low kräftige Gewitter mit Sturmböen und sintflutartige Regenfälle im Osten Australiens gebracht. Infolge eines Cut-Off-Vorgangs bildete sich über dem Südosten Australiens ein eigenständiges Höhentief aus, das auch am Boden niedrigen Luftdruck zur Folge hatte. Das Druckgebilde wanderte nordostwärts und beeinflusste Teile der Ostküste Australiens. Betroffen waren vor allem der Nordosten New South Wales' und der Südosten Queenslands.
Fast 300 mm Regen sorgten für Überschwemmungen und Ausuferungen. In Caboolture, nördlich von Brisbane, sollen sogar 333 mm Regen binnen 24 Stunden gefallen sein, davon 277 mm innerhalb von drei Stunden. Brisbane City verzeichnete 183 mm Regen - die höchste Tagessumme in einem Mai seit Aufzeichnungsbeginn und außerdem der nasseste Tag seit 26 Jahren.
Im Südosten Queenslands gingen binnen 5 Stunden über 4.000 Notrufe ein, 58 Menschen mussten aus den Fluten gerettet werden. Über 30.000 Haushalte waren ohne Strom, weil zahlreiche Bäume auf Stromleitungen stürzten und Blitzschläge und Überflutungen Schäden anrichteten. Mindestens 5 Menschen kamen ums Leben, nachdem drei Autos von den Fluten mitgerissen wurden.

East-Coast-Low: Satelliten- und Radarbilder, Quellen: NASA Worldview, BoM
30.04.2015 01.05.2015 01.05.2015, 01:54 UTC 01.05.2015, 06:36 UTC 01.05.2015, 10:24 UTC


Track von "Quang", 24-h-Niederschlag Australien, mittlerer Mainiederschlag, 24-h-Niederschlagssummen
© TSR © BoM © BoM Datenquelle: BoM



Text: SB
03. Mai 2015



Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu