Sonntag 26. April 2015, 00:15 MESZ Starkniederschlag/Kälte Australien 20. - 22.04.2015 Wolken des East-Coast-Lows Südost-Australien 21.04.2015 Quelle: NASA Worldview |
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Während Mitte April hierzulande der Frühling in Gang kommt, steht die Südhalbkugel mitten im Herbst. In Australien betrugen die März-Temperaturanomalien gegenüber dem langjährigen Mittel nach einem warmen Spätsommermonat bis zu 5 K, vor allem in der Nordosthälfte Australiens. Im April mussten die spätsommerlichen Temperaturen zugunsten kalter Luft weichen. Ein sogenanntes East-Coast-Low verursachte heftige Starkregenfälle und schwere Gewitter mit Regenmengen von lokal über 300 mm binnen 24 Stunden. Betroffen von Überflutungen und Sturmschäden waren besonders einige Küstenregionen von New South Wales. Mindestens 3 Menschen kamen ums Leben.
Wetterlage und Entwicklung Ein kleines, aber intensives Tiefdruckgebiet setzte sich im Verlauf des Aprils über dem Südosten Australiens fest. Ein sogenanntes East-Coast-Low ähnelt von den Auswirkungen her einem Tropensturm. Sowohl die Genese als auch die Eigenschaft eines solchen recht seltenen Tiefs unterscheidet sich allerdings von typischen tropischen Stürmen. Verantwortlich für die Ausbildung des Tiefs war ein Cut-Off-Vorgang, bei dem ein eigenständiges Höhentief von einem langwelligen Trog abtropfte und nordwärts zog. Auch im Bodendruckfeld war dieses Gebilde mit niedrigen Luftdruckwerten erkennbar. In der Höhe dominierte kalte Luft antarktischen Ursprungs. Die Luftmassen erfuhren über dem warmen Ozean eine starke Labilisierung der Atmosphärenschichtung. In Verbindung mit Hebungsvorgängen im Bereich des Tiefs wurde dadurch die Ausbildung unwetterartiger Wettererscheinungen ermöglicht. Das Tief bewegte sich kaum von der Stelle und etablierte eine anhaltend gewitterträchtige Wetterlage, die unwetterartige Gewitter initiierte.
Zu Beginn der zweiten Aprildekade entwickelten sich insbesondere an der Küste im Osten und Südosten Australiens regional schwere Gewitter. Kräftige Druckgradienten auf recht kleinem Raum führten zu Sturm- und Orkanböen. Unwetter suchten einige Küstenbereiche New South Wales und den Großraum Sydney heim. Besonders betroffen war das Hunter Valley. Heftiger Starkregen und sintflutartige Regenfälle führten zu Überschwemmungen, Sturmböen verursachten Schäden. Am 21.04. maßen einige Stationen des BoM-Messnetzes über 150 mm Niederschlag, am meisten Regen kam an der Station Gostwyck Bridge (NSW) mit 299,5 mm in 24 Stunden bis 09 Uhr Lokalzeit vom Himmel. In Maitland (NSW) fielen bis 22.04., 09 Uhr Lokalzeit binnen 24 Stunden 307,5 mm Regen, etliche andere Stationen registrierten Summen zwischen 100 und 200 mm. Unter anderem der Paterson River führte Hochwasser der höchsten Stufe (Major Flooding). Auf dem Meer führten heftige Wind mit Böen bis 130 km/h zu Wellen, die Höhen bis zu 11 m erreichten. Die in der Nähe Sydneys gelegene Station Wattamolla AWS meldete am Vormittag (Ortszeit) des 21.04. Orkanböen bis 135 km/h, ebenso wie Nobbys Head (Newcastle) und Norah Head (Central Coast). Am 22.04. betrugen die Spitzenböen 115 km/h (orkanartige Böen) in Wattamolla.
Im Ort Dungog nördlich von Sydney erforderten die Unwetter mindestens 3 Menschenleben. Insgesamt waren über 200.000 Haushalte ohne Strom. Das Bureau of Meteorology (BoM) hat ermittelt, dass derart kräftige Unwetter in der Region seltener als alle 30 Jahre auftreten. Rückseitig eines Höhentroges gelangte kalte Luft nordwärts. Über dem Westen Australiens hatte sich eine ungewöhnliche Kälteanomalie etabliert. Temperaturabweichungen von bis zu 15 K gegenüber den langjährigen Höchsttemperaturen im April hatten einen der kältesten Apriltage der vergangenen 20 Jahre zur Folge. Die bisher tiefste Höchsttemperatur im April wurde am 28. April 2008 auf dem Mount Hotham (1849 m) mit -3,2 °C gemessen. Diese geriet allerdings nicht in Gefahr. Immerhin wurden für den 21. April in 3,8 % des australischen Gebietes die tiefsten Höchsttemperaturen seit Aufzeichnungsbeginn analysiert, in Western Australia waren es sogar 10,9 % der Landesfläche. Am 22.04. zog das Tiefdrucksystem allmählich südostwärts, woraufhin sich das Wetter beruhigte.
Text: SB 25. April 2015 |