Montag, 16. März 2015, 20:40 MEZ Tropische Wirbelstürme "Pam" und "Olwyn" Vanuatu-Inseln bzw. West-Australien 12. - 13.03.2015 Zyklone "Pam" und "Olwyn" und Tropensturm "Nathan" am 13.03.2015 Quelle: nnvl.noaa.gov/view |
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Zu Beginn der zweiten Märzdekade 2015 herrschte im Pazifik rege Wirbelsturmaktivität. Zyklon "Pam", der die höchste Wirbelsturmkategorie 5 erreichte, suchte die Vanuatu-Inseln heim und richtete schwere Schäden an. Nach heftigen Orkanböen und sintflutartigen Regenfällen wurden in der Hauptstadt Port Vila 90 % aller Häuser zerstört oder beschädigt. Mindestens 24 Menschen kamen ums Leben, wegen des zusammengebrochenen Kommunikationsnetzes sind jedoch weitaus mehr Tote zu befürchten. Der Wirbelsturm gilt als schwerste Naturkatastrophe der Vanuatu-Inseln in der jüngeren Vergangenheit. Zur gleichen Zeit waren über dem Pazifischen Ozean zwei weitere tropische Wirbelstürme aktiv: Tropensturm "Bavi", und Tropensturm "Nathan". Zudem wütete im Westen Australiens der Zyklon "Olwyn", der mit Kategorie 2 vom Indik kommend auf die Westküste des Bundesstaats Western Australias traf. Dort fiel im normalerweise trockenen März binnen 24 Stunden fast das 4-fache der üblichen Märzniederschlagsmenge.
Auswirkungen des Super-Zyklons "Pam" (Vanuatu-Inseln) Vanuatu ist ein aus 83 Inseln bestehender (davon 67 bewohnt) souveräner Inselstaat im Südpazifik. Die vanuatuischen Inseln befinden sich mit ihren rund 250.000 Einwohnern etwa 2000 Kilometer nordöstlich von Australien. Pazifikbewohner sind zwar immer wieder von tropischen Wirbelstürmen betroffen und wissen damit umzugehen. Zyklonen der höchsten Wirbelsturmkategorie können allerdings auch sie nicht gewachsen sein, zumal Vanuatu zu den ärmsten Nationen der Welt gehört und die infrastrukturellen Standards bei weitem nicht mit den europäischen vergleichbar sind. Vanuatu lag beim Weltrisikoindex 2014, der die Risiken und Kapazitäten zur Bewältigung von Naturkatastrophen berücksichtigt, auf dem traurigen ersten Platz (zum Vergleich: Deutschland auf Platz 147 von 171) der gefährdetsten Regionen weltweit (Quelle: Spiegel Online). Dieses Ranking sollte sich im März 2015 bestätigen. Leichtere Schäden traten auch in den Nachbaarstaaten der Solomon-Inseln und Neukaledoniens auf. "Pam", als wohl stärkster jemals registierter Zyklon im Südpazifik, hinterließ auf Vanuatu eine Spur der Verwüstung. Auf seinem Entwicklungshöhepunkt war "Pam" einer von erst zehn Zyklonen der höchsten Kategorie 5, die seit 1970 vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) östlich von Australien aufgenommen wurden. Der für das Seegebiet zuständige Wetterdienst Fiji Meteorological Service schätzte den tiefsten Kerndruck von "Pam" auf 896 hPa. Damit ist der Zyklon nach "Zoe" im Jahr 2002 (890 hPa) vom Luftdruck her der zweitintensivste tropische Wirbelsturm im Südpazifik. Außerdem war "Pam" neben "Zoe" der erst zweite Zyklon seit mindestens 45 Jahren, der östlich von Australien mit Kategorie 5 an Land ging (Quelle: wunderground.com). Für Vanuatu sind die Auswirkungen enorm. Prozentual sind mehr Menschen betroffen als von Super-Taifun "Haiyan" auf den Philippinen im November 2013. In der Hauptstadt Vanuatus, der 47.000-Einwohner-Stadt Port Vila, wurden über 90 % der Häuser beschädigt oder zerstört. Zu rund 80 Inseln war zeitweise jeglicher Kontakt abgebrochen. Mindestens 103.000 Menschen waren allein auf Vanuatu von "Pam" betroffen, wahrscheinlich haben über 100.000 Menschen ihr Obdach verloren. Spitzenwindböen über 300 km/h zerstörten unter anderem Häuser, knickten Stromleitungen um und entwurzelten Bäume. Heftige Regenfälle führten zu Überschwemmungen und Überflutungen, die Straßen unpassierbar machten und Brücken mitrissen. In Pekoa fielen bis 13.03., 06 UTC binnen 24 Stunden beipsielsweise 167,0 mm Regen. Für den Folgetag stehen keine Messdaten zur Verfügung, wahrscheinlich aufgrund der Schäden infolge des Zyklons. An der Küste türmten sich die Wellen bis zu 8 Meter hoch und zogen schwere Schäden nach sich. Boote wurden mitgerissen, Felder wurden verwüstet. Das Kommunikations- und Stromnetz brach vielerorts vollständig zusammen. Sämtliche Schulen mussten nach Zerstörungen geschlossen werden, Krankenhäuser wurden schwer beschädigt und die Notunterkünfte waren rasch mit über 3.300 Menschen belegt. Den Bewohnern stand weder Strom noch fließendes Trinkwasser zur Verfügung. Wegen den landwirtschaftlichen Verwüstungen wurde tausenden Menschen die Nahrungsgrundlage genommen. Die Regierung Vanuatus rief den Notstand aus. Mindestens 24 Menschen verloren infolge des Super-Zyklons ihr Leben (Stand: 16.03.2015, Quelle: UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs), dutzende weitere Todesopfer werden befürchtet, weil das Ausmaß (Stand: 16.03.2015) der Katastrophe weiterhin unklar ist. Humanitäre Hilfe für sämtliche betroffenen Inseln war aufgrund der Zerstörungen zunächst nicht möglich. Am 15.03. erreichten den Flughafen von Port Vila erste Hilfsgüter mit Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Etliche Nationen haben sich an Hilfspaketen beteiligt.
Auswirkungen des Zyklons "Olwyn" (West-Australien) "Olwyn"s Windfeld wies im Osten des Sturmzentrums (auf der Seite des Festlands) die höchsten Geschwindigkeiten auf. Bei Landgang an der Westküste des Bundesstaats Western Australias erreichte der Zyklon Kategorie 2. Ein Winprofiler am Flughafen von Carnarvon nahm nach Angaben des BoM Windböen bis 185 km/h in etwa 3000 Fuß Höhe (914 Meter) auf. Ebenfalls in Carnarvon wurden am 13.03. um 13:25 Lokalzeit Orkanböen von 146 km/h gemessen, in Learmonth bereits um 01:26 Lokalzeit Windböen bis 180 km/h. Im März ist es üblicherweise in der Südhälfte Western Australias sehr trocken. Im Norden der von "Olwyn" betroffenen Regionen im Westen Western Australias fallen im langjährigen Märzmittel 50-100 mm Niederschlag, weiter südlich sind es dagegen verbreitet nur 10-25 mm. In Learmonth Airport (WA) kamen von 01. bis 14.03. insgesamt 246,8 mm Regen vom Himmel, davon 141,8 mm in 24 Stunden (bis 13.03., 06 UTC) (Datenquelle: BoM). Im Mittel aller Märzmonate seit 1945 sind dort lediglich 38,5 mm zu erwarten. Innerhalb eines Tages fielen damit 368 % des langjährigen Märzmittels und bis 14.03. betrug die gefallene Niederschlagsmenge sogar 641 % des März-Normalwerts. Heftige Windböen und Starkregenfälle sorgten für einige Schäden. Besonders betroffen war beispielsweise der Ort Carnarvon (ca. 4.500 Einwohner). Dort wurden sämtliche Bananenplantagen dem Erdboden gleich gemacht und hunderte Häuser beschädigt. Tausende Menschen wurden von der Stromversorgung abgeschnitten, zeitweise fiel die Wasserversorgung aus. Die Schäden an Landwirtschaft und Infrastruktur belaufen sich auf mindestens 100 Mio. AUD (72 Mio. Euro) (Quelle: au.news.yahoo.com). Die Region hatte schon in den vergangenen Jahre mehrfach mit Naturextremen zu kämpfen. Dürren, Buschfeuer, Heuschreckenplagen und Überflutungen machten der dortigen Landwirtschaft immer wieder zu schaffen. Im äußersten Norden des australischen Bundesstaats Queensland machte sich der Tropensturm "Nathan" mit sintflutartigen Regenfällen bemerkbar. Beispielsweise in Weipa (QLD) summierten sich die Mengen binnen 24 Stunden (bis 13.03., 06 UTC) auf 246,2 mm. Es kam zu Überflutungen, die aufgrund der gering besiedelten Region glücklicherweise kaum Auswirkungen hatten.
Text: SB 16. März 2015 |