Banner
Der Internet Explorer bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität. The browser you're using is only limited functionable.


Sonntag, 04. Januar 2015, 01:30 MEZ

Sturm, Starkniederschläg, Kälte

Mittelmeerraum, Südosteuropa

28.12.2014 - 01.01.2015


Schnee in Reggio Calabria
31.12.2014

Quelle: youreporter.it


Außergewöhnliche Kälte, heftige Schneefälle und starke Windböen machten nach Weihnachten 2014 vielen Teilen Süd- und Südosteuropas zu schaffen. Von Südosteuropa bis nach Nordafrika lagen die Temperaturen verbreitet über 10 K unter dem langjährigen Mittel. In Italien und Griechenland schneite es zum Teil bis an die Mittelmeerküste herunter. Ursache der heftigen Wettererscheinungen war Sturmtief "Hiltrud", an dessen Rückseite sehr kalte Luft aus Nordosteuropa auf direktem Weg in den Mittelmeerraum gelenkt wurde.



Wetterlage und Entwicklung

Vor Weihnachten 2014 herrschte ein überwiegend zonales Strömungsmuster über Europa vor. Zwischen hohem Luftdruck über dem Mittelmeerraum und tiefem Luftdruck über Nordeuropa wurden in breitem Strom milde Luftmassen vom Atlantik auf den Kontinent transportiert. An Weihnachten stellte sich die Wetterlage jedoch grundlegend um. Über dem Nordatlantik baute sich ein mächtiger Höhenrücken auf, dessen Amplitude sich bis nach Grönland erstreckte. Im Gegensatz dazu vergrößerte über dem europäischen Kontinent ein Langwellentrog seine Amplitude bis nach Nordafrika. In der daraus resultierenden nordwestlichen Höhenströmung über Westeuropa entwickelte sich am 26.12. westlich der Britischen Inseln vorderseitig eines eingelagerten Kurzwellentroges Sturmtief "Hiltrud", das sich bis zum 28.12. über das westliche Mitteleuropa und die Alpen hinweg in den zentralen Mittelmeerraum verlagerte. "Hiltrud" brachte am 27.12. über Mitteleuropa bereits vielerorts Sturmböen und Schneefälle mit sich (siehe auch vorangegangener Artikel). Rückseitig von Tief "Hiltrud" flossen ab dem 28.12. kontinentale Kaltluftmassen aus Nordosteuropa auf direktem Weg in den zentralen Mittelmeerraum.

500-hPa-Geopotential u. Bodendruck, 850-hPa-Temperatur u. Geopotential
Quellen: wetter3.de
28.12., 12 UTC 29.12., 12 UTC 30.12., 12 UTC 31.12., 12 UTC 01.01., 12 UTC

Durch die massive Kaltluftadvektion im zentralen Mittelmeerraum amplifizierte sich der Trog weiter und reichte am 31.12 mit seiner Achse bis in den Süden Libyens. "Hiltrud" zog als Sturmtief vorderseitig des Troges mit der Höhenströmung von Italien über Griechenland und Bulgarien nordostwärts bis in den Süden Russlands. Vorderseitig des mit Kaltluft gefüllten Höhentroges bildete sich an der Grenze zur deutlich milderen Luft über dem östlichen Mittelmeer eine Tiefdruckrinne aus, an der es von Algerien über Italien und Griechenland hinweg bis in die Schwarzmeerregion bis ins neue Jahr immer wieder zu heftigen Niederschlagsereignissen und Sturm kam.

Satellitenbilder (vis) | Quelle:F. Valk
28.12., 12 UTC 29.12., 12 UTC 30.12., 12 UTC 31.12., 12 UTC 01.01., 12 UTC

Außergewöhnliche Kälte und Schneefälle am Mittelmeer

Abw. Tmax vom Mittel am 31.12.
© Wettergefahren-Fruehwarnung
Zum 31.12. waren weite Teile Südosteuropas sowie Nordafrikas von einer außergewöhnlichen Kälteanomalie überdeckt. Vielerorts lagen die Temperaturen mehr als 10 K unter dem langjährigen Mittel. Vom 29.12. bis 01.01. herrschte auf der gesamten Balkanhalbinsel von den Küstenregionen abgesehen verbreitet leichter bis mäßiger Dauerfrost. Selbst an den Küsten, wie an der Adria, lagen die Höchstwerte nur wenige Kelvin über dem Gefrierpunkt, obwohl das Meer noch Wassertemperaturen um 15 °C vorweisen konnte. So stieg das Thermometer am 30.12 in Ancona (I) an der Adria nur auf 1,9 °C. Nachts herrschte an der Adria sowie an der Ägäis sogar unmittelbar an den Küsten zum Teil leichter Frost. In der Nacht zum 31.12 und in der Silvesternacht wurden verbreitet die tiefsten Temperaturen verzeichnet. Auf dem Balkan sanken die Temperaturen im Landesinneren in der Neujahrsnacht verbreitet unter -15 Grad. Örtlich wurden sogar Temperaturen unter -20 Grad gemessen. In Leskovac/Serbia beispielsweise ging die Temperatur am Neujahrsmorgen auf -21,9 °C zurück. In Luqa auf Malta wurde in der Nacht zum 01.01. ein Tiefstwert von 2,1 °C gemessen. Seit 1988 sanken die Temperaturen im Dezember auf Malta nicht mehr unter 4 Grad.

Starke Hebungsvorgänge an den Fronten von Tief "Hiiltrud" führten ab dem 28.12 zunächst von Italien bis nach Griechenland, am 29.12. auch von Bulgarien bis in die Ukraine zu heftigen Niederschlägen. Auf der warmen Seite des Tiefs fiel meist Regen, während der Niederschlag auf der kalten Seite zum Teil bis in tiefe Lagen als Schnee fiel. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest beispielsweise lagen am Morgen des 30.12. 31 cm Schnee,
Schneehöhen am 01.01.2015
© DWD/Javamap
Vom 30.12. bis zu 01.01. führten Hebungsvorgänge vorderseitig des umfangreichen Höhentroges im Bereich der sich ausbildenden Tiefdruckrinne vom Norden Algeriens über den Süden Italiens und Griechenland bis in die Türkei zum Teil zu heftigen Niederschlägen. Das noch um etwa 15 °C warme Mittelmeer verleite der Atmosphäre unter der hochreichend kalten Luftmasse zusätzliche Labilität, sodass die Niederschläge oft konvektiv verstärkt einhergingen. Große Regenmengen kamen auf der Insel Kreta zusammen. An der Station Souda Airport / Kreta fielen bis 01.01., 06 UTC 234,9 mm in 48 h, davon 182,8 mm in den letzten 24 h. In Teilen Griechenlands und Italiens fiel bis an die Küste herab Schnee. Beispielsweise meldete die Station Padova (15 m) nahe Venedig am 01.01. eine Schneehöhe von 3 cm, Gjirokasta (194 m) im Süden Albaniens registrierte am gleichen Morgen 14 cm Schnee und in Tripolis (652 m) auf der Peloponnes lagen 5 cm Schnee. Auch in den Vororten Athens schneite es. In der griechischen Hauptstadt wurden beheizte Räume zum Schutz für Obdachlose eingerichtet.

Tiefsttemperaturen (oben) und Höchsttemperaturen (unten)
Quellen: DWD/Javamap
29.12 30.12 31.12 01.01

Lake-Effekt-Schnee an der Adria

Satellitenbild (vis) am 30.12.
© EOSDIS Worldview
Entlang der italienischen Adriaküste machte sich ein Phänomen bemerkbar, das man hauptsächlich aus der Region der großen Seen in den USA kennt, der sogenannte Lake-Effekt. Strömt sehr kalte Luft über relativ warmen Wasserflächen, (etwa 15 °C an der Adria), entsteht eine sehr labile Schichtung mit einer hohen vertikalen Temperaturabnahme (im 850 hPa-Niveau waren es zwischen -10 und -15 Grad). Durch Konvektion entstehen Wolkenstraßen, die mit heftigen Schneeschauern und ergiebigen Neuschneemengen einhergehen. An der Adria kam der Lakeeffekt jedoch deutlich schwächer zum Tragen als Mitte November 2014 an den großen Seen in den USA (siehe auch Artikel). Das liegt daran, dass die Kaltluft aus Nordost, über die Adria strich und somit nur eine vergleichsweise kurze Strecke (etwa 150 km) über dem Wasser zurücklegte. Damit konnte die Luft deutlich weniger Feuchtigkeit aufnehmen als Mitte November in den USA, wo die Strömung parallel zur Längsachse des Sees verlief und die Luft somit mehrere Hundert Kilometer über die Wasseroberfläche strömte. Dennoch kamen in den Bergregionen Süditaliens zum Teil mehr als 40 cm Schnee zusammen. Auch an der Küste konnte sich örtlich eine Schneedecke ausbilden. An der Station Campobasso (807 m) summierte sich der Schnee am Neujahrsmorgen auf 45 cm, in Amendola (60 m) lagen am Silvestermorgen 4 cm Schnee.

Vielerorts Sturm-, örtlich auch Orkanböen

Zwischen Tief "Hiltrud" und einem nachrückenden Hochdruckgebiet über West- und Mitteleuropa baute sich am 28.- und 29.12. besonders an der Westflanke von Tief "Hiltrud" ein starker Druckgradient auf. Somit traten vielerorts starke Windböen auf. Die stärksten Böen ereigneten sich auf den Berggipfeln sowie entlang der kroatischen Mittelmeerküste. An den Stationen Makarska und Split (Marian) wehte der Wind in der Nacht zum 29.12. in Böen bis 144 km/h, Dubrovnik meldete Böen bis 115 km/h. Mit der sich neu bildenden Tiefdruckrinne über dem östlichen Mittelmeerraum baute sich über dem Balkan und der Ägäis vom 30.12. bis 01.01. erneut ein starker Druckgradient auf, der mit einer strammen östlichen bis nordöstlichen Strömung einherging. Auf den Berggipfeln des Balkans und an der kroatischen Adriaküste wehte der Wind in Böen zum Teil abermals in Orkanstärke. Mit Böen bis 98 km/h an der Station Skyros / Skyros Isl. traten an Silvester auch über der Ägäis schwere Sturmböen auf. In Verbindung mit den tiefen Temperaturen und den Schneefällen begünstigten die starken Winde die Ausbildung von Schneeverwehungen.

Schnee in Acquaviva delle fonti
© youreporter.it
Schnee in Palermo am 31.12.2014
© youreporter.it
Schnee in Alberobello
© youreporter.it


Text: MB
04. Januar 2015


Visit us at
Facebook:

Information on warning levels and icons used
Information on meteoalarm.eu